Re: Rechtschreibreform
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Beitrag von Hokey vom August 10. 2004 um 10:05:16:
Als Antwort zu: Re: Rechtschreibreform geschrieben von knorke am August 09. 2004 um 23:43:09:
Mal angenommen, man würde sich dazu entschließen, in der deutschen Notation statt dem "H" das "international" übliche "B" zu verwenden, weil es logischer ist, die Noten nach dem Alphabet zu bezeichnen: CDEFGABC. Kontroverse Diskussion natürlich vorprogrammiert ... würde es IRGENDEINER verdammte Note in irgendeinem Stück die Freiheit musikalischen Ausdrucks nehmen oder irgendwo auch nur die geringste Veränderung am tradierten Liedgut bewirken?
Naja, das hinkt. Weil Deinem "B" oder "H" keine Bedeutung beigemessen wird. Es ist ein Code, der beliebig austauschbar ist, weil ihm keine semantische (inhaltliche) Bedeutung beigemessen wird. Wir könnten genauso gut auch Zahlen anstelle von Buchstaben oder andere abstrakte Zeichen (C=Kreis, D=Quadrat, E=Dreieck,...) zur Darstellung der Notation nehmen. Oder auch Fliegendreck auf Papier mit fünf Linien... In der Sprache aber kommt es zu Bedeutungsverschiebungen, wenn man sie willkürlich nach starren Regeln ändert. Nehmen wir z.B. die neue Getrenntschreibung. Da wird "ein mundvoll Asche" zu einem "Mund voll Asche". Wenn das nicht die Bedeutung verändert, dann weiß ich wirklich nicht...und in diesem Sinne wird die Sprache tatsächlich eingeschränkt. Und auch das Sprachverständnis. Stell Dir vor, Menschen, die nur die neue Schreibweise kennen, lesen bei Goethe später von einem "Mund voll Asche". Was müssen die denken, wie krank Goethe gewesen sein muss...
Wir Normalsterblichen, die die Notation oder die Sprache lernen, wünschen uns nur eine EINDEUTIGE Regelung ... und die wirklichen Freien, die virtuosen Künstler, lachen sich sowieso darüber schlapp.
Ich denke, sie muss nicht eindeutig sein, aber logisch. Das obige "mundvoll"-Beispiel ist nach einer eindeutigen Regel getroffen, die leider in vielen Fällen unlogisch ist. Als Normalsterblicher wünsche ich mir eigentlich nur, dass eine Expertenkommission in der Lage ist, nach fünf Jahren ihre Fehler einzugestehen und diese zu revidieren. Ist ja schließlich nicht alles schlecht, an der neuen Rechtschreibung - in vielen Belangen finde ich sie sehr gelungen und wirklich einfacher. Aber wenn daraus grobe Missverständnisse in der Bedeutung von Worten entstehen, taugt sie nicht, weil Sprache ja schließlich genau dem Zweck dient, eindeutige Inhalte zu vermitteln.
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