Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?


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Beitrag von lutz kieselbach vom Juli 07. 2000 um 13:34:02:

Als Antwort zu: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran? geschrieben von Tom(2) am Juli 07. 2000 um 10:04:20:

Hi Tom(2)

Du sprichst ein zentralen Thema an. Mir geht es auch nur allzuoft so, das ich mich beim Solo nicht von Penta's löse und mir mein Spiel zu langweilg vorkommt.
In letzter Zeit komme ich aber einer sehr wichtigen Einsicht immer näher: Das Spielen in der Band und das Üben und Weiterentwickeln sind zwei Dinge die besser getrennt von einander Behandelt werden.

:(nein, nein, jetzt nicht mit "Stil" daherkommen :-). Also, :Ihr Fuddler vor dem Herrn da draussen, wie geht Ihr an :Solos ran
Ich gehe davon aus das du nicht nur eine Lösung für ein bestimmtes Problem suchst sondern nach einem grundsätlichen und fundierten Weg der Verbesserung suchst.

Ich glaube das interessantes spiel nicht nur von vielen unterschiedlichen Tönen abhängt sondern vielmehr vom eigenen (inneren) Gehör. Das erklärt für mich auch die Frage warum unterschiedliche Menschen mit demselben Tonmaterial (Pentatonik) von langweilig und abgedroschen bis supergeil klingen.
Ich habe auch selbst schon desöfteren die Erfahrung gemacht, das nach einer längern Übungsphase in der Ich mich mit Tonleitern, Harmonielehre, etc. beschäftigt habe, die alte Pentatonik bei mir wieder viel frischer Klang.
Ein Beispiel: Ich habe mich vor etlichen Jahren im Unterricht mit George Benson's Affirmation beschäftigt. Melodie gelernt, Begleitung geübt, dann habe ich mir die Akkorde angeschaut und dachte: "hey mann das muss doch mit (die Akkorde weiß ich im moment nicht, daher muß ich raten) Bb Pentatonik auch klappen". Gesagt getan, Sequenzer angeschmissen losgespiel und ... umpf.
Bei der nächsten Unterrichtsstunde habe dann meinen Gitarrenlehrer gefragt was denn nun machen müsste seine Antwort war "dann müssen wir uns mal mit Aeolisch beschäftigen". Die nächsten Wochen waren nun damit ausgefüllt die Aeolische Tonleiter in allen Lagen und Variationen rauf, runter, vorwärts, rückwärts, hintern kopf..(ok war gelogen) zu üben. Irgendwann hatte ich das ganze dann aber satt hab meinen Sequenzer angeschmissen fand von G.Benson das File Affirmation. Da habe ich mir die Akkorde angeschaut und dachte: "hey mann das muss doch mit (die Akkorde weiß ich im moment nicht, daher muß ich raten) Bb Pentatonik auch klappen". Gesagt getan, Sequenzer angeschmissen losgespielt und ... Aha, na also geht doch!

Nun bin ich der Meinung, das wennn man sein Solospiel verbessern möchte, man in erster Linie sein Gehör verbessern muß.
Dazu gibt es nun diverse Hilfsmittel.
Zum beispiel die Stufentheorie. Du gehst also von der C-Dur Tonleiter aus und spielst die Tonleiter einmal von c bic c. Dann von d bis d und so weiter. Die von c bis c, klar, klingt nach c-dur. Die von d bis d klingt nach d-moll7 (dorisch) und als letztes Beispiel die von g bis g klingt nach G-Dur7 (Mixolydisch). Ich habe schon eine ganze weile gebraucht um diesen Unterschied höhren zu können. Das Ohr braucht wohl eine Weile (und ist ja auch trainierbar wie eine Stimme) um das zu erkennen. Wennn man es durch ständiges "daran erinnern" (Tonleitern üben) trainiert hört man es irgendwann und ganz nebenbei wird die Figerfertigkeit auch noch enorm Trainiert.

Das überträgt sich dann natürlich auch auf das Solospiel. Denn wenn dein Gehör eine neue Klangfarbe erkennen gelernt hat kommen automatisch neue Ideen beim Solo und auch die althergebrachten Pentatoniken spielt man dann interessanter.

Nun sollte man aber nicht versuchen diese Übungsarbeit in der Band zu Präsentieren und somit ist es sehr wichtig hier den Schnitt zu machen, loslassen vom Üben zu hause und sich nicht unter druck setzten ist die Deviese. Versuche mit den Dir zur verfügung stehenden Mitteln ein interessantes Solo zu spielen (besser wird es eh im laufe der Zeit da du ja an der Erweiterung deiner Mittel arbeitest).
Versuch einen Spannungsbogen aufzubauen und das Solo einem klaren Ende zuzuführen.

Der beste Tipp den ich je erhalten habe: Sing die Solo's mit!!!!

Es geht nicht darum die Töne perfekt zu Intonieren sondern klare Melodien zu finden.
Dadurch werden linien für den Zuhöhrer besser nachvollziehbar und Aussagekräftiger. In dem ganzen Lärm geht das eh unter, das man deine Stimme nicht mehr höhrt, deinem Spiel wird man es aber ganz bestimmt anhören können!

Gruß Lutz


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