Re: (Gitarrenbuch) Kennt einer ne gute Jazz-Schule???


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Beitrag von SerrArris vom April 20. 2004 um 23:02:56:

Als Antwort zu: (Gitarrenbuch) Kennt einer ne gute Jazz-Schule??? geschrieben von feko am April 20. 2004 um 22:00:10:

Servus!

Um es gleich vorwegzunehmen: Im Laufe dieses Threads wird irgendjemand das Buch von Sagmeister "Jazzgitarre" empfehlen - ich kann das nicht, d.h. nicht für Jazzstarter befürworten.
Die Vorteile dieses Buches liegen zwar auf der Hand (mal ganz rationell und auf deine Anforderungen eingegangen):
Im Jazz wichtige Themen werden umfangreich behandelt. Das wären z.B. Die Durscala, II-V-I Verbindungen, Improvisationstechniken etc.
Zu den wichtigen Themen gibt's Beispieltracks, wo man hört, wie das ganze klingen soll (die sind wirklich gut! - nicht, wie so oft auf beiligenden CDs in einem Irssinstempo, sondern auch für den, naja, Gerade-Fortgeschrittener-Geworden Gitarristen nachvollziehbar).
Warum kann ich dieses Werk dann nicht empfehlen? (P.S.: Ich lerne selber seit 1,5 Jahren Jazzgitarre und kaufte mir auch zu Anfang dieses Buch)
Die Themen werden auf eine absolut besch... Art und Weise angegangen - so sind das zweite und dritte Kapitel des Buches schon harmonisch & melodisch Moll (was KEIN Jazzer wirklich oft - meistens nie) braucht.
Zweitens erklärt der Herr Sagmeister Basic-Themen (Arrpegios, In-Tune spielen), die für den Start norwendig sind kaum bis gar nicht. Auf Rhytmusfragen geht er ebenfalls nicht ein (was aber gerade als Jazzgitarrist eines der Hauptanliegen sein sollte!) - auf solch Fortgeschrittenenthemen wie Alterieren etc. reitet er allerdings schon recht früh und ausführlich herum, was eigentlich nur zur Verwirrung des Lernwilligen beiträgt. Außerdem bombadiert er den Leser geradezu mit unterschiedlichen Akkordfärbungen/griffen, meist gehäuft, anstatt diese im Laufe seines Lehrwerkes sinnvoll anzubringen. (Hier sei ein Zitat aus dem Buch angebracht: "Für jeden Turnaround stehen somit fünf verschieden Variationen zu Verfügung. Übertragen auf alle vier Turnarounds bedeutet das eine Erweiterung der Akkordrepertoires auf 105 Akkorde" (im 1. der 10 Kapitel, kurz vorm Beispielsong) - noch Fragen?
Mit Sicherheit ist das Buch ein gutes Nachschlagewerk, und der Fortgeschrittene kann einiges lernen, für den Anfänger ist es aber ungeeignet.

Okay, ich seh: deine Frage hab' ich nicht beantwortet. Und einen konkreten Buchtipp habe ich auch nicht, da ich glücklicherweise dann nach dem Fehlschlagt dieses Buches einen wahnsinns guten Lehrer gefunden habe, der mich inzwischen schon tief in die Gefilde des Jazz geführt hat. Das wäre vielleicht die beste Möglichkeit - ein Lehrer (ist aber mitunter ein Geldproblem - gute Jazzgitarrenlehrer kosten ein Heidengeld. Ich hab' mir seitdem kein neues Equipment mehr leisten können und meinen CD-Käufe auch größtenteils einstellen müssen). Was vor allem in Sachen Rhytmus was bringt: Viel hören, z.B. Wes Montomery, Pat Metheny, Mike Stern... aber auch Bossa (Jobim) - vieeel Swing (z.B. Franky Boy - es geht ja nicht ausschließlich um die Gitarre, sondern ums Feeling) - und versuchen, anhand des Realbooks und einiger einfachen Stücke diese "Feelings" umzusetzen (für den Anfang geeignet: "Blue Bossa", "All of me", "Autumn Leaves" oder modale Stücke wie "Impressions", "So what") - das wichtigste (und Übungsbedürftigste) ist sicherlich, ein gutes ternäres Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Es ist also (leider) viel Selbststudium angesagt - und der Lehrer wäre wirklich von Vorteil.

Viele Grüße,
Markus


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