Re: (Technik) Musik und Sport
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Beitrag von Der Felix vom Januar 03. 2004 um 18:57:10:
Als Antwort zu: (Technik) Musik und Sport geschrieben von Matthias am Januar 03. 2004 um 17:59:41:
Moin Matthias,
Ich frage mich jetzt, ob wir als Instrumentalisten nicht in ähnlicher Form regelmäßig mal eine Auszeit von Virtuosität, Geschwindigkeit und technisch anspruchsvollem Spiel nehmen sollten, um ausschließlich Kraft und Ausdauer zu trainieren. Hat da schonmal einer drüber nachgedacht?
Ja. Ich. Unter anderem. Ich dachte mir, wie man denn diese Bewegungen, die man beim Gitarrenspiel ausführt, üben kann. Recht schnell fiel mir auf, daß das ganz einfach ist - durch Gitarrespielen. It's that easy!!
um ausschließlich Kraft und Ausdauer zu trainieren.
Wozu soll das gut sein?
Mal ganz im ernst, wenn auch leicht übertrieben: Wenn ich schneller/filigraner Gitarrespielen können will, dann gehe ich nicht in's Fitnessstudio auf die Hantelbank. Weniger übertrieben: Diese Handgeräte, "Megagrip" oder wie die Dinger heissen, sind im Wesentlichen auch Käse. Es geht um die exakte Bewegung, und die bekommst Du nur beim Gitarrespielen hin.
Willst Du denn "kräftiger" Gitarre spielen? Die Saiten tiefer in die Bundstäbchen hauen? Das Halsholz auswringen? Einen Marathon hinlegen?
(folgendes muss man Dir doch eigentlich nicht erzählen) Um zu üben musst Du lediglich wissen, wofür. Einfach so bringt nix. Und wenn Du Dir dann ein Ziel gesetz hast, meinetwegen das Solo von "Jump", dann gibt es keine bessere Übugun, als das einfach zu spielen. Langsam anfangend und schneller werdend. Das ist der wichtigste Punkt. Ein Fussballer, der schneller laufen möchte läuft ja auch nicht einfach vom einen Tag auf den andere doppelt so schnell und stolpert dabei ständig, sondern er trainiert sein Tempo langsam immer weiter, immer auf dem Level, den er gerade beherrscht.
Kraft mag dem Fussballer helfen, den Ball nicht mehr am Torwart vorbei, sondern durch ihn hindurch zu schiessen, und Ausdauer hilft ihm sicher um... ausdauernder zu werden, aber was soll der gemeine Instrumentalist damit anfangen? Klar, im Blasinstrumentenbereich ist das sicher eine etwas andere Geschichte, so einer Trompete überhaupt einen Ton zu entlocken ist anstrengend genug, da mag Ausdauertraining in gewissem Maße vonnöten sein. Aber unsereiner, der so'n paar Drähte drückt, der tut doch nun kein körperlich hoch belastendes Werk. Oder? Und das eigentliche Training, das jeden Musiker letztlich zum wirklichen Herrscher über sein Instrument macht, ist das des Gehörs. Wenn Die Verbindung Bauch->gedachter Ton->Gehirn->Finger->Sound zeitlich minimiert wurde, also wenn Du ohne nachzudenken _weisst_ welcher Ton als nächstes dahingehört und wo exakt dieser auf dem Instrument liegt, dann isses relativ wurscht, ob Du 1000 Töne pro Sekunde mit 12kg Anpressdruck spielen kannst. Alles andere ist doch Satenwichser- und Effekthascherei (ohne Zweifel auch mal ganz witzig, aber wie viele dderartiger Soli haben Dich je berührt?)
Also bitte kein Aufschrei aus der Fraktion der "Hauptsache das Feeling stimmt"-Spieler, ja?
Habe ich vermieden :-)
Grüße Felix
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