Re: (der kleine explodierte) weiche frequenzen


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Beitrag von ullli vom Oktober 07. 2003 um 11:51:42:

Als Antwort zu: Re: (der kleine pütz) weiche frequenzen geschrieben von falk am Oktober 07. 2003 um 08:33:21:

Oooooh dear... da hast Du dem ullli aber jetzt ein rotes Tuch vor den Monitor gehaengt!!!

Wenn es fuer Dich bei Monitoren in erster Linie um Lautstaerke geht - warum benutzt ihr dann ueberhaupt Monitore auf der Buehne - dreht doech die PA einfach weiter auf!

Ok, das ist jetzt typische ullli-Polemik, aber wenn es ein Glied gibt in der Audio-Kette, wo der Klang wirklich die Musik macht, dann sind es doch die Buehnenmonitore. Die Diskussion hatten wir hier ja auch schon haeufiger, aber wenn ich eine Tour plane (-n taete, was lange nicht mehr vorkam) dann werden 40% des Etats fuer den Buehnensound veranlagt - bei kleinen Produktionen mehr. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich mit den Zahlen was anfangen kann, die günther jongliert, und andere nicht. Sondern mit Ohren und Erfahrung. Wobei meine sicherlich nicht so gut / gross sind wie die von anderen Musikschaffenden...

Ein Buehnenmonitor soll doch dem Musiker eine Selbstkontrolle ermoeglichen (die Gitarristen, die sich ihr Feedback aus dem Monitor holen, bleiben hier mal eben aussen vor). Kontrolle bedingt ja ein gutes Gefuehl fuer das, was da kommt, und das wiederum erfordert ein Signal das so sauber wie moeglich ist.

Ich habe den Tatbestand selber haeufig genug erlebt - eine Band spielt mit "Mumpf" auf der Buehne und grooved nicht, naechstes mal hat's ein gutes Moni System, und es sitzt alles wunderbar. Der gleiche Club, die gleiche PA, aehnliche Fan-Struktur (hauptsaechlich Kohlenstoff und Wasser, aeh, nein, ich schweife ab) - gutes Monitoring hilft wirklich einer Band, das beste zu geben.

Dabei sind die Lautstaerkeunterschiede frappierend gewesen. Beim ersten Konzert waren die Monitore (Grosse aber billige Endstufen, Ein-Wege und Zwei-Wege Bruellwuerfel mit Weiche a la "Kuechenbank") bruellaut, nur so konnte man erreichen, das jeder sich selber hoeren konnte (es waren ein paar sehr leise gemischte Spuren dabei). Die Musiker waren in der Pause schon genervt und hatten Kopfschmerzen. Aber sie konnten sich hoeren. Beim zweiten Gig gab es aktive Monitore mit guten Weichen, und obwohl sich keiner beschwerte ueber mangelnde Kontrolle war es auf der Buehne so leise, dass ich beim obligatorischen Mitten-im-Song-Drum-Mikro-wieder-hinstellen echt verbluefft war.

So oder aehnlich habe ich das mehrmals erlebt, und die Bands haben sich gewoehnlich einen feuchten Kehricht um meine Technik geschert - aber bedankt haben sie sich in der Regel immer, wenn ich sie zu den Mehrausgaben fuer gute Monitore ueberredet habe (bei groesseren Produktionen waechst das ja rapide, weil ein gutes Mischpult fuer Monitore eben auch sein muss...).

Da sind billige Weichen auch nur ein Problem, denn die E-Weiche liegt parallel mit einer anderen, naemlich dem Gehause, jedes Gehause "weicht" so auf eigene Faust mit. Und die Speaker muessen zusamen passen, und die Abstrahlrichtung muss auch richtig sein. Wieso? Das kann man ganz leicht darstellen:

Nimm eine ungenuegend passende Weiche, und beide Lautsprecher kriegen ein wenig vom gleichen Signal. Evtl. sogar noch mit Verzoegerungen in einem Weg. Dann noch mit einer unsauberen Abstrahlung und was entsteht ist ein sogenannter "Kammfilter-Effekt" - bestimmte Frequenzen sind an einem Punkt extrem gut zu kriegen - nur wenige Zentimeter daneben aber nicht mehr. Oder aber es gibt grosse Loecher des "Empfanges" in verschiedenen Abstaenden. Nun gibt es aber nur sehr wenige Musiker, die sich beim Mucken nicht bewegen. Als Ergebnis hast Du also so etwas wie ein politisches Programm auf Radio3, welches staendig von Radio Moskau ueberlagert wird und ab und an auch nur rauscht. Bloss dass Dein Ueberleben in der Verhandlung spaeter davon abhaengt dass Du den Sachverhalt ganz genau bergeifst.

Klar, das Lauterdrehen hier nur die Panik foerdert, nicht aber das Verstaendnis. Finde ich. Kann ja jeder fuer sich anders empfinden. Oder Punk spielen. Aber jeder Band, die eine gute Performance im handgemachten Musikbetrieb geben will, kann ich ein hochwertiges Monitorsystem nur sehr empfehlen. Deutlich wichtiger als eine gute PA! Selbst wenn das Publikum nicht redet, betrunken ist oder voellig verliebt - durch indirekten Schall im Raum und die anderen Menschen drumherum haben die viel weniger hohe Qulaitaetsanforderungen als ihr auf der Buehne!!

Uebrigens sind diese Dinge so wirksam, dass gute Ein-Wege Boxen in der Regel einem mittelmaessigen Zwe-Wege-Geraet deutlich ueberlegen ist, selbst wenn die hoechsten paar kHz nicht mituebertragen werden. Monitorboxen auf linearen Frequenzgang hin zu kaufen ist voellig absurd. Was zaehlt ist eine gute Stimm-Verstaendlichkeit und Verzerrungsfreiheit fuer Transienten (also die Bassdrum, z.B.)

Wenn schon Zwei-Wege, dann koaxial, so wie Tannoy frueher baute - das hat dann im Test allerdings schon wieder derartig gute Buehnensounds zu Tage gebracht, dass ich dafuer beinahe meine Grossmutter verkauft haette - bloss hatte ich keine mehr zu verkaufen...

So, Dampf abgelassen, nur noch 240+ eMails zu lesen, gut Ton!
ullli



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