(Musik Messe) 3. Messebericht


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Beitrag von bO²gie vom April 15. 2000 um 10:30:43:

Um gleich mit dem Standardsatz anzufangen: Was wirklich "Neues" gab's auch dieses Jahr nicht in Frankfurt zu sehen. Aber solang wie ich die Messe kenne (ich glaub' dieses war meine 9. oder 10. Messe), haben sich Sensationen und Innovationen (zumindest im Saiteninstrumentbereich) immer schon rah gemacht. Nichtsdestotrotz kann man auf der Messe sicher immer das eine oder andere interessante Teil entdecken.

"Zielsicher" (frei nach Friedlieb) viel mir erstmal auf, das die Halbakustik-JaTzgitarre wieder Konjunktur hat. Mein persönliches Lieblingsstück war eine Duesenberg in feinstem (leicht vergilbten) FiestaRed/GretschOrange. Schön waren natürlich auch wie immer die Gretsches (deren US Dollarpreise mich allerdings von Jahr zu Jahr mehr irritieren). Durchaus lieblich auch die neuen DeArmonds (die nebenbei auch den Guild-Gummibandminibass wieder reaktivierten). Auffällig war, das die vielen lustigen NoName Koreaner zwar zahlenmäßig abgenommen haben, dafür aber umso originelleres Zeugs anboten. U.a. ein kultiger Stand mit allen Trash Kopien die das Herz begehrt (von Supro bis Hagström Look-a-likes). Bei Fender konnte ich mir eine Träne der Enttäuschung nicht verkneifen. 2 Tote und ein Untoter wurden mit Relic Modellen geehrt. Das Rory Gallagher Model sieht bei näherem Hinsehen ziemlich lieblos gefakt aus (das konnte der Custom Shop schon mal besser). Das Muffy Waters Telemodel sieht zwar deutlich leckerer aus, aber 8.900,-- (wenn ich das richtig verstanden hab???) ist frech. Und dann das Kiff Riffhard Model .... da muß man doch glatt selbst zum Bohrhammer greifen um die sinnlose tiefe E Mechanik abzubauen. Wo wir dann schon bei den Solidbodies sind. Mein persönlicher Favorite war eine Nik Huber Mini LesPaul mit 2 Mini P-90's. 100 prozentiger Haben-wollen-Faktor. Würd' sich gut neben meiner Chiquita machen. Btw: Ich hab lange keine sooooooo guten Lackierungen mehr gesehen wie bei Nik Huber. Super Handwerk! Kultig und gut auch die Reverend Gitarren (und endlich gibt es auch eine Reverend in superfies(ta)red). Weniger Interessantes hab' ich im Acoustic Bereich gefunden (muß aber auch zugeben das ich da wenig gezielt gesucht habe). Superschön (und erstaunlich günstig) sind die italienischen Musikalia Gitarren & Mandolinen. Besonders die Weissenborn Style Instrumente sind für jeden Slider ein Leckerbissen. Ich hab' die Gitarren vorher nur auf Bildern gesehen (Heinz Rebellius hat ja einen Narren an den Musikalias gefressen und bietet öfters Weisseborn Style Musikalias im GuitarDome an ... und nun weiß ich auch warum er so auf die Teile abfährt). Ich hät' mir gern auch noch die neue Godin E-Mandoline angeschaut, aber der neue Godin Vertrieb zog es vor nur Akai und Jackson auszustellen. Robert und Patrick Godin waren jedenfalls nicht wirklich davon begeistert.

Und wo wir schon bei den Enttäuschungen sind: Nix Godin aber dafür hatte ich das "Vergnügen" einen Mitarbeiter von Heermusic (oder war's NOSE? ...jedenfalls ex Islermusic) kennenzulernen. Ich hab' mich mal tumb als nichtsahnender Musikus ausgegeben und bekam auf meine Fragen nichts als laue Luft zu Antwort. Hätte ich ernsthaft ein Kaufinteresse gehabt, hätte ich es spätestens nach dem Gespräch verloren. Nun mag ich durch die Islergeschichte voreingenommen sein, aber auch andere bestätigten mir diesen Eindruck. Schönstes Zitat: "[...] ist scheinbar das personifizierte Minuszeichen".

Die Entäuschung auf dem Line6 Stand hielt sich wiederum in Grenzen. Über die Art der Präsentation wurde ja schon in vorigen Beiträgen eingegangen und die kann ich leider nur bestätigen. "Hausbacken" nennt man sowas wohl. Ich hatte dann noch einen längeren Talk mit Sean Malroy (seines Zeichens AR & PR Mann für Line6 in England). Smart und ami-typisch äußerte er sich sehr positiv zu Jacques Isler (die beiden kennen sich auch schon etwas länger) und trotzdem wurde mit handfesten Infos (bezüglich Line6 Support/Vertrieb Deutschland und warum nicht mit Isler) geschickt hinterm Berg gehalten. Ok, ich hatte auch nicht erwartet, das ich an Line6 Interna komme, aber ich hätte zumindest erwartet das Line6 sich eine halbwegs logische Erklärung zur Messe zurechtlegt. Ich habe trotzdem den Eindruck, das Line6 die Sache mit der "deutschen Frage" zumindest im Auge hat. Sean war gut informiert über die Diskusionsbeiträge in den deutschen Musikmessageboards und schon von daher war die ganze Diskussion bisher nicht umsonst. Wie sich Line6 letztendlich verhält oder entscheidet mag auf einem anderen Blatt stehen. Zuhören können sie jedenfalls und das erscheint mir schon mal respektabel.

So, noch was zu meckern? Jau, in den letzten Jahr wurde es ja schon mehr und mehr zum Trend bei vielen größeren Austellern: Cool sein und ja keine verbindlichen Infos geben. Und bloss nicht kundenfreundlich sein. In diesem Jahr schien man es sich vielerorts noch einfacher zu machen: Generell nicht freundlich sein, war da dann die Devise. Positive Ausnahmen gab's natürlich auch (nur dann meist bei den kleineren Ausstellern oder auch am G&B Stand oder in der Sitzecke vom SOLO). Der Award für den gemütlichsten Stand geht dann auch ans SOLO (klasse Polstermöbel aus der Caritas Sammlung?) und der "Award for being supernett und verteiling süditaliänische Süßigkeiten und waffenscheinpflichtigen Likör" geht an die Familie Leone von Musikalia.

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bO²gie


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