Re: Jetz' ma' langsam ...
[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]
Beitrag von bO²gie vom April 05. 2000 um 03:43:20:
Als Antwort zu: Re: Jetz' ma' langsam ... geschrieben von Pepe am April 05. 2000 um 01:39:04:
Hi ho Pepe - :Mich würde es schon interessieren, was die Gemüter so erhitzt, und ob das auch von einem objektiven Standpunkt (quasi Aussenseiter) noch so eine schlimme Story ist. Ich hoffe, jetzt ist klar, wo bei mir die Probleme mit diesem Thread liegen - jedenfalls nicht bei euch. Wie bei sovielen Dingen im Leben ist es wohl Ansichtssache ob etwas "schlimm" oder nicht schlimm ist. Für mich stellt sich auch garnicht so sehr die Frage nach dem "objektiven" Standpunkt. Anhand der Line6 Geschichte läßt sich ja auch schön zeigen, das es mindestens 2 objektive Standpunkte gibt. Je nach Sicht und Betrachter sind beide Standpunkte zueinander konträr. Ich versuch einfach mal meine Sichtweise darzulegen: Dazu hol ich mal ein kleines Stück aus. Vor einigen Jahren war ich auf der NAMM Show in Anaheim und da stellte im Mittelgang zwischen zwei Hallen eine kleine Firma von lustigen Freaks einen digitalen Amp vor. Das Ding nannte sich AxSys oder so ähnlich und sah ziemlich unlecker aus. Nun behaupteten diese Freaks das in kurzer Zeit der Vakkum Tube die Luft ausgeht und Line6's TubeTone Modeling das nächste große Ding sei. Alle lachten die Freaks aus, aber still und heimlich befürchteten alle das diese lustigen Freaks Recht haben könnten. U.a. wußte man nämlich damals schon das gute Röhren immer schwieriger zu bekommen sein werden .... To cut a long story short: Line6 schaffte es, Dank eines klasse Entwicklerteams, tollen innovativen Produkten, exellenten Werbestrategen und einer gehörigen Portion Selbstbewußtseins den USA Markt innerhalb relativ kurzer Zeit für sich zu gewinnen. Wie auch immer, in USA lief's prächtig an, nur der Rest der Welt stand mal wieder ziemlich ungläubig und zögernd da. Und da gab es da noch diesen Schweizer Vertriebsmenschen namens Jacques Isler. Jacques und Marcus Ryle (das Entwicklermastermind bei Line6) kennen sich schon ohne Ende lang, noch aus Zeiten wo Isler den Oberheim Vetrieb hatte, Marcus Ryle als Wunderkind bei Oberheim galt und die Cowboys noch auf Dinosauriern zu den Gigs ritten. Jedenfalls ergab es sich so, das Jacques sagte: "Ich packe meine Siebensachen, ziehe nach Deutschland und versuche alles dran zu setzen das Line6 auch hier groß wird." ... Anfangs war die Situation für Line6 auf dem deutschen Markt alles andere als rosig. Nichts ist schlimmer für die deutschen Händler als etwas zu verkaufen was sie nicht kennen. Wenn sie auch noch ein Risiko eingehen sollen und in wirtschaftlich schlechten Zeiten etwas zu verkaufen das sie nicht kennen, dann wird's ganz eng. In übrigen Europa sah die Situation ähnlich aus. Niemand hat sich wirklich an das Thema Line6 rangetraut. Nun, Isler ließ sich davon nicht beirren und schaffte es tatsächlich Line6 zu etablieren. Jetzt mag man sagen: "Klar, interessante Produktlinie, die mußte sich ja durchsetzen. Selbstgänger, da muß man nicht viel für tun". Seltsam ist dann allerdings das sich Line6, neben dem USA Markt, eigentlich nur in Europa, und da wiederum eigentlich nur so richtig in Deutschland durchsetzen konnte. Meiner Meinung nach hängt dieser Erfolg elementar mit dem außerordentlichen Einsatz von Islermusic zusammen. Insgesamt also kein Grund zur Schieflage. Um die Geschichte ein wenig abzukürzen: Aus dem kleine Freakhaufen um Line6 Entwickler Marcus Ryle entwickelte sich in USA schnell eine Company die durchaus weiß wie man Geld macht. Das ansich ist ja auch nichts zwangläufig böses und ich find's allemal besser sich mit digitaler Tubensimulation 'ne goldene Nase zu verdienen als mit Ballerspielen oder Waffenhandel. Doch wie man weiß ist das Streben nach monitärem Erfolg oft von (aus meiner persönlichen Sicht) kurzsichtigen Entscheidungen begleitet. Dabei ist die Entscheidung Line6's zum Direktvertrieb in Europa anzusetzen ja keine grundsätzlich falsche Entscheidung. Außer in Deutschland lief's ja nicht so besonders in Europa und wirklich einzusehen war's ja nicht das das nicht zu ändern sein sollte. Islermusic hat's ja vorgemacht, das es geht. Nun fängt es langsam an kompliziert zu werden. Viele US Firmen "trauen" sich nicht direkt auf den deutschen Markt zu gehen. Das fängt bei unseren restriktiven Gesetzen an und hört bei dem sozialen Sicherungsnetz auf. Besonders "beliebt" ist bei US Firmen auch der deutsche Verordnungswahn. Frag mal bei einem US Röhrenamphersteller nach was er zum Thema CE Norm zu sagen hat. Insgesamt gilt der deutsche Markt nicht gerade als ideales Sprungbrett nach Europa. Line6 hat sich da auch Ami-typisch verhalten und im Oktober letzten Jahres ein Office in London eröffnet. Auf der Line6 Webseite wurde dieses Office als eine Art Unterstützung für die europäischen Distributoren propagiert. Ansich ja ein cleverer Zug. Die Engländer sprechen wenigstens eine verständliche Sprache und als Mittelsmann zwischen Line6 und den Vertrieben in Europa sicher eine gute Möglichkeit einen Direktvertrieb "schonend" zu etablieren. Nun wäre ja folgendes Szenario vorstellbar gewesen: Man setzt sich mit Islermusic in Verbindung und schenkt reinen Wein ein. "Wir planen jetzt einen Direktvertrieb, Basislager England und weil's in Deutschland alles feinst lief machen wir aus Islermusic das Line6-Office Deutschland. Wie wär's? Machen wir's so?". Und Jacques hätte sagen können: "Ja, klasse Idee" oder "Nö, ich bau lieber als eigenständiger Vertrieb was neues auf". Im ersten Fall hätte Line6 den bestmöglichen Partner in Deutschland gehabt und im zweiten Fall einfach Pech. Das Dumme ist nur, das niemand bei Line6 Jacques diese Frage stellte. Statt dessen wurde ihm, mehr oder weniger zwischen Tür und Angel erklärt das er raus ist aus dem Spiel und das man sich bereits nach anderen Partnern in Deutschland umgeschaut hat. Boing. Treffer versenkt. Nun fragt man sich natürlich nach der Logik die dahintersteckt? Eine Antwort auf die Frage muß ich schuldig bleiben, da ich's schlicht nicht verstehe. Auf eine entsprechende eMail an Line6 bekam ich nur eine ausweichende Antwort. Man würde nicht in Europa einen Direktvertrieb etablieren können, wenn im bestlaufenden Markt ein externer Distributor sitzen würde. Dieser wäre dann nämlich auf lange Sicht ob des Kostennachteils chancenlos, die Kunden würden ins anliegende Ausland abwandern u.s.w.... ich hab' zwar in meiner mail keinen solch schwachsinnigen Vorschlag gemacht, aber .... naja, togal. Soweit die Line6/Islermusic Geschichte aus meiner Sicht. Vielleicht hab' ich ja etwas zur Klärung beitragen können? slide on ... bO²gie
verfasste Antworten:
Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.
|