Re: (Sonstiges) Kleine unterstützung für einen Theorie Beginner


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Beitrag von Michael@Jacuzzi vom April 01. 2003 um 19:07:18:

Als Antwort zu: Re: (Sonstiges) Kleine unterstützung für einen Theorie Beginner geschrieben von Tobi am April 01. 2003 um 18:15:25:

Hihihi, das wird ja n lustiger Fred. Hoffentlich sagt noch ma wer anders was dazu, sonst können wirs auch über email machen (oder gehen 1 Bier trinken & nehmen das Klavier mit).

Also Stück für Stück, zuerst du:


: Also ich schau einfach meine Akkordfolge an, bestimme daran
: die Tonart (Quintenzirkel) und dann schaue wie welche Terz(groß od. klein) im Verhältnis zur Tonika rauskommt, richtig?

Jetzt ich:

Da ist irgendein ein kleiner Wurm drin: Für mich ist die Tonika die Tonart. Einfach das tonale Zentrum, der Grundton oder wie du's sonst noch nennen willst. (Oft der erste Akkord, fast immer der letzte, meist der häufigste. Singen hilft.) Zumindest brauch ich zum Rausfinden der Tonart kein Quintenzirkeltraining. Hat da nix mit zu tun. Na ja, und dann zwei Töne rauf, da ist meine Terz. Einfache Sache.

Und wieder du:

: Puh, das Prinzip des Quintfalls kenn ich leider gar nicht,
: bzw. es sagt mir nichts. Aber das mit den Kadenzen hab ich mir bei "just chords" durchgelesen, war allerdings anfangs ein bisschen verwirrend umfangreich. :)
: Vierklänge benutze/benutzte ich bisher eigentlich recht selten.

Wieder mois:

Wegen des Quintfalls mach dir mal keine Sorgen. Traditionelle Jazzharmoniestrukturen sind in vielen Fällen auf Quintfall aufgebaut, d.h. nur, dass man immer ne Quint abwärts marschiert. Wenn du dir II - V - I anschaust und in Rechnung stellst, dass die II auch als IX gedacht werden kann, siehst du's: die II fällt eine Quint zur V, und die purzelt zur I. (Erweitert ist das dann: III - VI - II - V - I. Ist aber nur ein Beispiel und nicht essential. Vergiss es erst mal wieder.)

Jetzt du wieder:

: ... lege ich mir
: die C-Dur Tonleiter zu Grunde.
: Bei einem Song den ich schreiben will stellt sich aber aufgrund der Akkorde(Powerchords) und Vorzeichen heraus das
: es sich um G-Dur handelt also: G A H C D E F# G,

So, also wenn das die Skala ist, die sich aus deinen Akkorden ergibt, dann ist das ja schon mal ein Schritt. Besteht auf den ersten Blick auch kein Anlass, beim Solieren was dran zu ändern. Mir scheint eher, dass du nicht weißt, was deine Tonart (das tonale Zentrum, siehe oben) ist. C oder G? Hier gibts ja, wie immer, sieben Alternativen, denn jeder Ton könnte - rein theoretisch - das Zentrum sein: denkbar wären z. B.: C, dann wär's lydisch (halt ich für unwahrscheinlich), g-ionisch (wesentlich wahrscheinlicher), d-mixo, etc. oder im krassesten Fall f#-lokrisch (ausgeschlossen).

Ich tipp jetzt einfach mal, dein Stück soll in g sein. Dann wärs normalerweise eine g-ionische Tonleiter, die aber viel zu friedlich klingt (hatte ich ja im letzten Beitrag schon mal erwähnt). Ich spiel über Dur viel mixo und muss dann halt mit der Sept (f oder f#) 1 bisschen aufpassen.

Jetzt wieder du:

: Ok jetzt sehe ich, sehe ich das vom "G" (der Tonika) ausgehend, die Terz eine große ist (das "H") und da ich ja jetzt definitiv weiß das es sich um Dur handelt,
: sage ich: "OK - action - her mit der Mixolydischen" ;)
: die Mixolydische Tonleiter hat aber doch ein etwas anderes Bildungs-schema als die G-Dur Tonleiter, nämlich
: w w h w w h w (w=ganztonschritt; h=halbtonschritt), was mach ich jetzt? bzw. was sagt mir das?
: Ich nehme an es sagt direkt aus welche Töne für das Solo oder Interlude verwendet werden können(richtig?)
: und das wären "G A B C D E F G", aber jetzt bin ich ganz verwirrt *g*, eh jetzt ist ja kein "F#" mehr drin.

So jetzt wieder ich:

Du hast alles richtig erkannt, nur in dem Augenblick, wo du dich für g-mixo entschieden hast, kommst du zur kleinen Sept, dem f. Bei ionisch wärs ein f# gewesen, das sich ja auch aus deinen Akkorden ergeben hätte. Das heißt, deine Mixolydische geht so lang klar, wie du nicht (zu sehr) mit eben diesen jeweiligen Akkorden ins Gehege kommst. Wenn ich mir deine angenommenen g-Dur Akkorde mal so vorstelle, schätze ich, das f# taucht bei dir in erster Linie dann auf, wenn du nen D-Dur (die Dominante spielst). Jetzt hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du spielst den Puristen und wechselst, von G-mixo auf g-ionisch, um das f# statt des f zu kriegen. Das wäre zwar vom diatonischen Standpunkt her richtig, aber nur die zweitbeste Alternative: denn wenn du beim f bleibst, vergisst du die theorie, nennst's einfach "blue note" (und zwar sowohl von d als auch von g her gedacht), nudelst einfach weiter & freust dich über die Dissonanz. Damit bin ich wieder beim obigen Ausspruch: über Dur viel mixo, und bei der Sept (dem f) 1 bisschen aufpassen.

Im Übrigen: Eine Kirchentonleiter zu beherrschen, also zu wissen, wie klingt eine große Terz, die kleine Sept etc, das ist viel mehr als sieben KirchenTonl. runterzunudeln und das tonale Zentrum nicht zu kennen (respektive dem Hörer nicht deutlich zu machen, wo es ist). Spiel/komponier doch einfach mal mit dem f drin und schau wie's klingt. (Natürlich immer nur unter der Voraussetzung, dass ich mich oben nicht getäuscht habe und G tatsächlich deine Grundtonart/Tonika/tonales Zentrum ist.


Su much for the moment, jetzt habbich Probe.

Gruß, Michael.

(Vielleicht sollten wir die hier nicht über Gebühr nerven und wirklich mal ne Mail schreiben: michael@funkme.de)


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