Re: (Daumenpicks) Wofür eigentlich?
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Beitrag von Michael vom November 23. 2002 um 15:39:54:
Als Antwort zu: (Daumenpicks) Wofür eigentlich? geschrieben von Oli am November 23. 2002 um 13:30:45:
Hallo,
die Vorteile der Daumen-/Fingerpicks liegen vor allen Dingen darin, dass es lauter, perkussiver wird. Versuche mal bei einer normalen akustischen Session (um dich herum nur Leute, die mit Plektrum auf ihren Dingern spielen) nur mit Fingernägeln oder gar Fingerkuppen gespielter Gitarre noch gehört zu werden....
Es sind aber zunächst noch ein paar andere Sachen in Betrachtung zu ziehen: 1) welche Art von Musik willst Du auf der Akustischen machen, bzw. auf was für einer Gitarre spielst Du ? Grundsätzlich tabu für Picks sind Gitarren mit Nylon-Saiten (klingt einfach nur krank). Da gibt es nur die Möglichkeit mit den Nägeln (oder mit den Kuppen, falls die Hornhaut irgendwann mal so weit ist) zu spielen. Die Nagelpflege (wie feil ich sie, etc.) ist nicht so ganz ohne. In einer der letzten Ausgaben vom Akustik-Magazin ist ein sehr ausführlicher Artikel über dieses Thema. Auch Archtops (akustisch oder verstärkt gespielt), falls es in Richtung Joe Pass etc. gehen sollte, klingen mit Picks auch etwas merkwürdig. Die Sachen kann man, wenn man verstärkt spielt, auch sehr gut nur mit den Fingerkuppen spielen. Wenden wir uns also den "normalen" Steelstrings zu: Falls Du vorhast, Solofingerstylestücke (was fürn Wort...!) zu spielen, ist es ausreichend mit den Nägeln zu spielen. Mit Fingerkuppen gespielte Steelstrings klingen mir einfach zu dumpf. Wenn's denn in Richtung Blues etc. geht oder darum mit anderen zusammen rein akustisch mal loszujammen, dann sind Picks schon angesagt.
Die Vorteile sind: 1) man braucht keine Arbeit in Nagelpflege (bzw. Hornhautpflege bei Spiel mit den Kuppen) zu stecken 2) grössere Lautstärke 3) perkussivere Spielweise möglich (z.B. Anschlag von abgedämpften Saiten: da kann man groovemässig einiges machen...)
Nachteile: 1) nicht zu vermeidende Spielgeräusche bei Metallpicks. Den Anschlag eines Picks auf die Saite hört man halt und wenn die Dinger nicht exakt auf dem Finger sitzen, kann es schon mal zu so merkwürdigen "Schabgeräuschen" beim Spielen kommen. Es gibt natürlich auch Plastikpicks (auch von Dunlop), bei denen kaum noch was zu hören ist (klingen mir aber zu weich). 2) man sollte nicht als Fingerpickinganfänger mit diesen Picks beginnen. Es ist besser, die technische Grundausbildung in Sachen Picking mit Nägeln gemacht zu haben, um ein besseres Gefühl zu bekommen 3) der Kontakt zur Saite ist nicht so gegeben, wie bei anderen Techniken (eher etwas indirekt) 4) latent vorhandene Gefahr die Dinger beim Spielen zu verlieren (verschwinden dann meistens im Korpus, was bei Livesachen dann doch einen gewissen Heiterkeitsausbruch seitens des Publikums hervorruft). Kommt aber im Laufe der Zeit eigentlich kaum mehr vor, denn die Picks wachsen gewissermassen mit dem Finger zusammen. Man muss sie halt gut andrücken, dann gehts eigentlich immer gut.
Bei den Fingerpicks gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Varianten: 1) sie liegen an der Fingerkuppe an (wie z.B. die Dunlops) und werden am (bzw. kurz unterhalb) Nagel aussen zusammengedrückt. 2) sie sind so eine Art Verlängerung des Nagels (genau umgekehrt wie bei 1). Diese Version hat aber einen grundsätzlichen Nachteil: mal so geschwind mit der Aussensaite der Fingernägel über die Saiten strummen, ist da nicht mehr (Bob Brozman hat ein paar sehr schöne Rolls im Programm). Denn dabei ziehe ich mir diese Art von Picks garantiert vom Finger... Falls ich aber nur "reines" Picking machen will, kann man sie in Betracht ziehen
Daumenpicks und Basslastigkeit: überhaupt kein Problem (jeder Plektrumspieler, der kräftig Rhythmus arbeitet, haut mehr Bassaiten auf einmal an, als ein Pickspieler...)
Hersteller und Marken: schwierige Sache. Denn nach meiner Erfahrung müssen sich Picks erst mal "einspielen". Das fällt vor allem bei Metallpicks auf. Wenn ich neue nehme klingt es erst mal anders, die fühlen sich noch zu "starr" an (nicht einfach zu beschreiben...). Eigentlich gibt es da keine grossartigen Unterschiede (ausser im Preis). Der Sound ist abhängig von der Stärke (Starrheit) der Picks, von dem Anschlag, den ich als Spieler habe und von der Gitarre. Bei drei getesteten Daumenpicks (Dunlop, Kyser, D'Andrea) war soundmässig (alle drei waren in etwa gleich stark) eigentlich kein Unterschied zu hören, nachdem alle auf einigermassen gleiche Länge gefeilt waren, denn da liegt der Hase im Pfeffer. Ist wie beim Plektrum: es klingt anders, je nachdem wie ich das Ding halte (ganz weit an der Spitze, oder ganz hinten). Je länger der Daumenpick, desto "dünner" der Sound..
Pick on...
Michael
PS: Alle obigen Aussagen sind natürlich rein subjektiv und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich bin halt ein überzeugter Triebtäter was die Benutzung von Daumen-, bzw. Fingerpicks anbelangt. Als Daumenpick spiele ich Dunlop-Pastik M, als Fingerpicks Dunlop-Metall, .013-Stärke).
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