Re: (Gitarre) Tonabnehmerempfehlung?


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Beitrag von Ingo Z. vom November 20. 2002 um 12:23:55:

Als Antwort zu: Re: (Gitarre) Tonabnehmerempfehlung? geschrieben von Oliver am November 20. 2002 um 11:34:43:


: Erkläre mir, warum klingt eine Strat, wie eine Strat, eine Tele unverwechselbar wie eine Tele und eine LesPaul eben wie eine LesPaul - auch wenn ich auf allen Gitarrentypen den gleichen Saitensatz aufziehe???? (wenn der Klang maßgeblich von den Saiten abhängt)

Weil alle drei Grundtypen von Gitarren z.B. die PU's an unterschiedlichen Positionen der Saiten haben (damit wird das abgenommene Spektrum entscheidend bestimmt !), unterschiedliche Elektroniken durchlaufen und die Tonabnehmer selbst unterschiedlich das Signal beeinflussen. Die klanglichen Unterschiede zwischen verschiedenen Saitenfabrikaten ansich sind bei gleichem Material/Stärke nicht bedeutend. Viele verschiedene Marken kommen eh aus einer Schmiede, das ist auch so eine Form von Marketing, der Schwachsinn geht ja bis hin zu Signature-Saiten. Wenn bestimmte (individuelle) Stärkenabstufungen verwendet werden, ist es ja noch o.k.

Umkehrschluß: Man kann auch eine Strat so ähnlich wie eine Tele klingen lassen, es genügt schon, die originalen Tonabnehmer so zu verschalten, daß der Hals- und Steg-PU eingeschaltet sind (Mitten-PU ausgeschaltet). Wenn man die PU's bei der Strat nun noch so umbaut, daß sie exakt wie bei einer Originalen Tele zu liegen kommen (was ohne Tele-Bridge schwierig werden dürfte), wird das Ergebnis (auch bei einzeln geschalteten PU's) noch besser...

Anfänglich ging es aber darum (erste, bis zur noch sachlichen Diskussion mit boogie): Kann ich in einer beliebigen Strat durch Einbau eines bestimmten PU's den Sound entscheidend beeinflussen und da lautet meine Antwort: Das kann man zwar tun, man sollte jedoch ohne auf die blumigen Klangversprechen der Hersteller zu achten eher einen gut funktionierenden (neutralen) PU einbauen, da das Soundergebnis zum größeren Teil vom Verstärker abhängt und ein PU noch nicht den Klang bestimmen, sondern nur ÜBERTRAGEN soll.

Ich finde es also in den meisten Fällen falsch, ABSOLUT zu sagen, ein PU klingt hell oder dumpf oder gar "rotzig", womit gewisse Klangspektren umschrieben werden sollen. Wie der PU oder besser gesagt, die damit ausgerüstete "Gitarre+Verstärker-Anlage" tatsächlich klingt (bei ein und demselben Spieler), entscheiden viele äußere Faktoren: seine Einbauposition, die Elektronik im Instrument und der verwendete Amp mit seinen vielfältigen Einflüssen auf das Signal und das Schall-Ergebnis, bei passiven Instrumenten auch noch die Kabellänge zwischen Instrument und Verstärker (Parallelkapazität) usw....

: Im Endeffekt kann es mir ja egal sein, was jemand für ne Meinung hat. Es muß ja jeder für sich entscheiden woran er glaubt, hauptsache die Haare liegen und einem selbst gefällt sein eigener Sound.

Genau ! Ich bin ebenso weit davon entfernt, Euch meine Sicht aufzudrängeln.

: welches ist Deiner Ansicht nach das ideale Material, um eine Spitzengitarre zu fertigen?

Eine Spitzen-E-Gitarre ? Das Material und die Konstruktion müssen so beschaffen sein, daß sich die Saitenschwingungen möglichst ohne Korpuseinfluß entfalten können. Also der Korpus bei nicht durchgehendem Hals massiv (Holz, Sperrholz, auch 'Luthite', ein neuartiger, dichter Kunststoff, von mir aus auch Beton, wers mag ;-) Diese Idee werden aber die wenigsten lange halten können.
Bei durchgehendem, sehr festen und steifen Hals ist das Korpusmaterial fast egal: Wieder das Beispiel STEINBERGER: Das war doch eine fantastische Gitarre in den 80-ern, oder ??? Technisch sehr ausgereift, leider unter heutigen Gesichtspunkten nicht sehr schön.

Noch ein Beispiel BASSLINE: Hier wurde der Hals fast doppelt so dick gemacht, wie das eigentliche Griffbrett. (Gitarre und Bass, so in der Drehe 4-6/ 1997)Warum ? Um den Schwingeinfluß des Halses sehr weitgehend zu eliminieren. Noch witziger: Ein zusätzlicher Versteifungssteg zwischen Halsende und Korpus. Sowas verrücktes hab ich bei dem Basser von der Münchener Freiheit gesehen (zugegeben: Das sieht nich aus!). Aber das Ziel ist dasselbe: Eine klangneutrale, nicht schwingfähige Konstruktion zu machen.

Ingo


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