Re: dampf ablassen - Gerhard Schöne, anyone?Re: dampf ablassen - Gerhard Schöne, anyone?


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Beitrag von Tom(2) vom Juli 07. 2002 um 10:59:44:

Als Antwort zu: Re: dampf ablassen - Gerhard Schöne, anyone? geschrieben von groby am Juli 07. 2002 um 09:59:28:

Fünf Soldaten auf der Bude. Vier sind sofort dicke Freunde.
Nur der fünfte ist ne Pfeife, das steht fest.
Alle waren schon blau, nur er nicht, hat von Fußball keine Ahnung.
Abends liegt er mit nem Buch in seinem Nest.
Täglich schreibt die Pfeife Briefe und kriegt Post aus anderen Ländern.
Alle prahlen mit ihren Weibern, nur er schweigt.
Er versaut die ganze Stimmung, wenn sie Witze sich erzählen.
Es wird Zeit, dass man ihm mal die Meinung geigt!
Sonntagnacht, die Pfeife schläft schon. Unsre Vier sind stockbesoffen.
In der Dunkelheit zerren sie ihn aus dem Bett.
Eine Flasche braunen Fusel flößen sie ihm ein und lachen.
Und sein Buch wird eingeschmiert mit Stiefelfett.


das... ist... gut. sehr gut. es erinnert mich n meine eigene bundeswehrzeit. das ist genau, was (nicht nur) beim bund funktioniert... habe ich selbst erlebt, und mit erschrecken festgestellt, WIE sehr man (ich) sich danach sehnt, in der gemeinschaft aufzugehen, anerkannt zu werden... das system "grundausbildung" in der bundeswehr (und eben nicht nur dort) basiert genau darauf - der einzelne zählt nicht, die gemeinschaft zählt. wobei hier von aussen festgelegt ist, wer die gemeinschaft ist und welchem zweck sie dient.
Durch den völlig absurden druck, den ausbilder aufbauen, das ständige "was du machst ist eh scheisse" gefühl, das einem vor allem in den ersten wochen vermittlelt wird, das ständige erinnern an "hier gehts aber anders zu" und die dann folgenden subtilen macht- und belohnungsspielchen, wird das ego gebrochen, bzw werden einem die persönlichen koordinaten verschoben, so dass man auf einmal jeden scheiss mitmacht, nur um am wochenende frei zu haben. perfide wird, dass dabei der gruppenzwang instrumentalisiert wird - tanzt einer aus der reihe, ist die ganze gruppe - hier: die stube - dran, d.h. die vermeindlichen "kameraden" (zweckgemeinschaft) sorgen schon dafür, dass alles nach plan verläuft.
Ich hätte nie für möglich gehalten, wie man (ich) sich verändert, sobald einem das normale bezugssytem (freunde, elternhaus, schule) weggezogen wird, und durch ein völlig neues ersetzt wird - der tagesablauf innerhalb der grundausbildung unter der woche, wo es klar ist, dass es zunächst auch kein "entkommen" gibt. die meisten (auch ich) versuchten sich mit demsystem zu arrangieren, und ich denke, dass ist auch das, was im "normalen" alltag funktioniert.
nicht aus der reihe tanzen, bloss nicht auffallen und sich seine bestätigung über das "funktionieren" innerhalb dieses systems und der damit verbundenen belohnung (gesellschaftliche anerkennnung, materielle güter - mein haus, mein auto meine frau...) zu holen.
bitter, bitter.
Mittlerweile bin ich froh, dass ich die erfahrungen bei und mit der bundeswehr sammeln konnte, mir ist in der zeit und danach so einiges klar geworden über "den autoritären charakter" und die folgen...
früher habe ich an der stelle immer darauf hingewiesen, dass ich nachträglich verweigert habe, aber das ist/war letztlich auch nichts anderes, als um anerkennung meiner entscheidungen gegenüber mir wichtigen menschen zu heischen - same procedure as before nur mit anderem publikum.
ich denke, niemand, wirklich niemand ist frei von solchen überlegungen und bedürfnissen. das wissen darum ist der entscheidende punkt...





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