(Konzert gewesen ist) Blind Guardian live - Phillipshalle Düsseldorf
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Beitrag von Der Felix vom Mai 01. 2002 um 11:27:49:
Moin!
Da war ich im Vorraus einerseits, sehr skeptisch, weil ich BG live in eher schlechter Erinnerung hatte (wobei fairerweise gesagt werden muss, daß die Jungs damals heftig erkältet waren und eh' schon nur 2 richtige Proben vor der Tour hatten), andererseits sehr gespannt wie die denn nun die 13.000 Gitarrenstimmen und 70.000 Gesangsstimmen live umsetzen wollen.
Da schiebe ich einen Einschub ein. Vor ein paar Jahren habe ich Iron Maiden in Essen gesehen. Da bin ich mit dem Auto hingefahren. Und vor der Halle stand der Verkehr still. Nicht etwa, weil Chaos geherrscht hätte, nein, vielmehr, weil die Fans sich vor lauter Höflichkeit gestritten haben, wer denn nun wen vorfahren lassen darf ("Oh, da möchte jemand raus. Na, fahr' ruhig, ich warte gerne..." - "Nein, ohgott, Du möchtest da lang, fahr' bitte, ich lasse Dir gerne den Vortritt..."...). Jaja, die sind schon nett, diese Metaller. Und so fand' ich mich denn leicht ratlos vor dem S-Bahn Ticketautomaten wieder, den Knopf für die billigeste der billigen Ermäßigungen suchen (der in Kniehöhe angebracht ist...), und plötzlich bin ich umringt von 4 hilfsbereiten Metallern, die für mich ungefragt die Knöppe gedrückt haben und mich wortlos in ihren Pulk aufnahmen. So wurde mir auch gleich eine Pilskanne entgegengestreckt. Nett, diese Jungs. Und Mädels.
Jedenfalls spielten bei meiner Ankunft kurz nach 20:00 schon die Leute von "Freedom Call". Die machen so...Hamburg Metal. Klingen also wie Halloween und Gamma Ray. Handwerklich sicherlich gut, für mich aber völlig nichtssagend und emotionslos. Die Halle war trotzdem begeistert, so ist das halt bei kindisch-poppigen Power Metal Melodien. Um 21:10 standen und saßen dann so um die 6500 Leutchen in der Halle. Jetzt weiß ich auch, warum das Ding Phillipshalle heisst. Schnell also runter vom Sitzplatz und rein in die Menge. Das ist doch sonst bei AC/DC auch immer so geil. Hier aber nicht. Komisch. Die Zuschauer stehen wie weggetreten da und nicken aphatisch mit gehschlossenen Augen im Takt. Keine Rock'n'Roll-Stimmung. Also schnell weiter nach vorne. Und schon hat man eine 100000schwänzige Peitsche im Gesicht hängen. Headbangen fand' ich früher immer tierisch idiotisch. Dann habe ich's für mich entdeckt und bange mir seither auch gerne mal gepflegt den Brägen aus'm Kopp. Aber verletzen tu' ich dabei niemanden. Anders als diese Rüpel. Also schnell zur Seite und gut ist's. Obwohl man da unten erstaunlich wenig sieht. Und dann stehen da eben diese Fans, die beim Mitgröhlen den Oberkörper vor und zurück schnellen lassen als müssten sie kotzen. Mit Luftmikrofon. Auch nervig. Und dann wieder diese 100000schwänzige Peitsche mitten in's Gesicht. Das müssen wir aber noch üben. Haare etwas kürzer, dann hängen sie beim Scheißen auch nicht mehr in der Kloschüssel. Und dann bitte etwas mehr Rücksicht. Trotzdem keine Moshpit. Und keiner hüpft. Merkwürdig, komisches Völkchen, diese BG-Fans.
Aber ja, richtig, Blind Guardian. Spielen und singen sich also die Seele aus dem Leib, sind ja technisch auch sehr versiert, das vergisst man häufiger mal. Und ich nenne jetzt mal Hansi Kürsch in einem Atemzug mit Eric Adams und Bruce Dickinson. Erledigt.
Dann kommt "The Bard's Song". Der Sänger kann Pause machen, die Zuschauer singen. Ja, und hinterher gibt es auf einmal über 5 Minuten Applaus und "Guardian"-Chöre für die Band. Die Halle kocht. Das habe ich noch nie erlebt. Die Band wohl auch nicht. Nichtmal bei ihrem "quasi-Exil-Heimspiel". Sprachlos und beinahe geschockt sind die. Wow. Wahn-sinn.
Also jedenfalls kamen die Songs wunderbar rüber, hier un da gab's natürlich überraschungen in den Arrangements, es wurden nur die substantiellsten und die Basisstimmen gespielt. Und gesungen. Ist aber nicht schlimm, weil die Übrigen Stimmen ja vom Publikum übernommen wurden. "Ihr habt die Texte ja auch wieder fein auswendig gelernt, das erspart uns eine Menge Arbeit". Um 23:00 is dann Schluss, es folgt eine Zugabe (3 Songs) und noch eine Zugabe (1 Song). Ab nach draussen, und da stehen dann auch schon Grüppchen an geöffneten Kofferräumen mit lauter Musik. Hat was steinzeitliches... Gegen 2:30 bin ich dank Deutscher Bahn mit allem Luxus, den eine Verspätung so bringt, zu Hause.
Fazit: - Blind Guardian sind live sehr gut - Die Phillipshalle ist eine tolle Sache, ich bevorzuge jedoch wohl eher kleinere Häuser - Es war definitiv zu leise. Zu leise für ER9 und (natürlich) zu laut für ganz ohne - Den ganz langhaarigen Fans sollte man teilweise doch besser aus'm Weg gehen. Das könnte in's Auge gehen. - Nachts fahren sehr schöne Züge, so mit Sitzen, die nebeneinander eine richtig angenehme, huckelfreie Liegefläche ergeben. In voller Felix-Länge. Schön. - Dieser Text hat wenig Substanz :-)
Rock'n'Roll! Felix
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