Re: (Band) wieviel Show darf's sein? - Der Tag danach...


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Beitrag von Doc vom April 28. 2002 um 17:46:10:

Als Antwort zu: (Band) wieviel Show darf's sein? geschrieben von Doc am April 26. 2002 um 13:28:45:

Hi Folks!

Nachdem ich jetzt wieder halbwegs ausgeschlafen bin... die Zusammenfassung der gestrigen Nacht (ist etwas länger).

Der Ort: eine kleine Turnhalle, Backsteinwände, sch... Raumverhalten. Catz am Mixer machte das Beste aus der Sache und rettete, was zu retten war. Leider sahen einige Kollegen nicht ein, dass man die eigenen Verstärker auch mal leise stellen kann, damit die gesamte Band über die Anlage geht. Shit happens.

Die erste Band, Musikschule. Eigentlich gar nicht mal schlecht, die Kinder, nur der Lehrer nervte extrem. Er stand als dritter (!) Gitarrist auf der Bühne und nutzte das ganze zur Selbstdarstellung, indem er als einziger in jedem (!) (Cover)Song ein Minutenlanges Solo spielte PLUS langes Instro PLUS langes Extro, so dass z.B. Teenage Dirtbag etwa 6 Minuten lang wurde. Dazu kam, dass er seinen Amp so laut stellte, dass der gar nicht mehr abgenommen wurde und trotzdem jeder im Saal moserte, die Gitarre wäre zu laut. Und er drehte dreimal lauter, beschwerte sich aber über Mikro, dass der Mix so sch... wäre und wenig auf den Monitoren zu hören war (der Witz dabei: in den Spielpausen liefen die Ansagen ausschließlich über die Monitore, so laut waren die). Bandvorstellung (beim Schlagzeuger) "das ist der... sch..., ich hab' den Namen vergessen, aber das ist der Kerl, der in den Proben immer so nervt" (war nicht der genaue Wortlaut, sondern etwas netter von mir wiedergegeben). Und sowas ist Musikschullehrer! Die Jungs von der Band sagten hinterher im Gespräch, dass sie den Typ lieber nicht auf irgendwelche Dinge ansprechen, da er in den Proben ohnehin schon so ausrastet und sie es sich nicht trauen... :-(((

Nach fast 50 Minuten (15 sollten sie spielen) Umbau für die zweite Band. Neu formiert, eigene Songs, schöner Rock, echt cool. Da sie erst seit 5 Wochen proben haben sie auch nur fünf Songs gespielt, war aber klasse und hat richtig Spaß gemacht. Aber auch hier wieder das Problem mit den eigenen Verstärkern, diesmal am Bass. Der wummerte dann nur so durch die Halle und es bestand kaum eine Chance, den Rest der Band drüberzulegen, ohne dass alles koppelte. Machte aber nicht viel, die Stimmung war gut. Ach ja, die Jungs heißen "Rare", falls die in einem Jahr mal bei Euch in der Gegend spielen...

Dritte Band, Schulband. Diesmal war der Gesamtsound gut. Dafür ein neues Problem, die drei Sängerinnen, die tierische Angst vor dem Mikro haten und in Riesenabstand "flüsterten", anders kann man das nicht nennen. Also war der Gesang dort etwas leise, was die Sängerin der letzten Band schon zu Panikattacken verleitete, dass man sie evtl. nicht hören könne. Hammse aber nett gemacht, die Mädels.

Vierte Band, Age Of Onset, also wir. Einige von Euch haben ja schon Beispiele unserer "Kunst" gehört (wen's jetzt interessiert: im Thread "(Songs) Eure Meinung ist gefragt" liegen die Demos). Ist ein eigener Stil. Daraus ergab sich ein großes Problem: mehr als die Hälfte der Leute im Saal waren wegen der letzten Band da, die Hardrock-Covers spielt, ich sag' mal, im "normalen" Cover-Level (druff uff die Bühne, abrocken, egal wie, und alle schon besoffen). Die waren, so dumm sich das jetzt anhört, mit unserer Musik etwas überfordert. Aber wir waren richtig gut, alles hat geklappt, ich habe ALLES (!!!) auswendig gesungen, die Einsätze stimmten, der Sound auch, kurz: die Band war mit ihrer Leistung zufrieden. Okay, nach dem zweiten Song haben wir beschlossen, eine öffentliche Probe abzuhalten und einfach nur für uns, unseren Ex-Sänger (der auf dem Rückweg von Thübingen an die Nordsee es sich nicht nehmen ließ, den Auftritt zu erleben und für das letzte Lied mit auf die Bühne zu gehen) und die drei Leute, denen es gefallen hat zu spielen *g*. Am Ende wußten wir nicht, ob wir zufrieden oder total gefrustet sein sollten. Nach einhelliger Meinung waren wir die musikalisch mit Abstand beste Band des Abends. Und wir waren die Band mit dem wenigsten Beifall.
Von Musikern hochgelobt, vom Publikum weitestgehend ignoriert (obwohl hinterher einige Stimmen aus dem Publikum kamen, dass es vielen gefalen hätte). Ja, es hat Spaß gemacht, es war aber auch sehr ernüchternd. Am treffensten war wohl der Kommentar, dass die Musik super ist, vor allem zum Zuhören (am besten auf CD) und wenn man die Songs daheim ein paar Mal gehört hat, dann geht man auch bei Auftritten richtig mit. Zu "intellektuell", zu wenig vorhersehbar. Da muss man ja zuhören...
Jetzt also der große Kater nach dem Gig. Sollen wir wirklich nochmal auftreten? Wo finden wir das Publikum für unsere Musik? Gibt es das überhaupt? Sollen wir wirklich ein paar Covers mit ins Programm nehmen, nur damit das Publikum was zum mitgrölen hat, auch wenn wir dabei "unsere Seele verkaufen"? Oder sollte es uns reichen, dass wir unsere Musik klasse finden und tierischen Spaß daran haben?
Fragen über Fragen (und dass nach einer sooo langen und feuchten Nacht)...

Viele Grüße
Doc (die keine Angst mehr vor'm "Frontfrau-sein" hat)

NP: Age Of Onset: "A Second of Doubt"



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