(Live-Review) His Bobness im Industrie-Viertel


[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Rodi vom April 12. 2002 um 10:59:18:

Hallo bOOgie,
hier der eingeforderte Kurzbericht.
Mit einem schwungvollen Opener (guckst Du selber: hier) gings los. Akustische Instrumente, die aber ordentlich Dampf machten. Schon mal gut.
Alle Herren dunkel in edlem Zwirn und mit Schnurrbart (bis auf den langen Charlie Sexton): vor allem der jugendliche Larry Campbell sieht mittlerweile schon fast zum Fürchten aus, Bob diesmal mit Hut (so musste er sich nicht ständing in der Frisur rumfusseln, wie beim letzten Mal), Tony elegant wie stets.
Eine gehörige Portion vom letzten Album wurde aufgetischt, und zwar mit Schmackes! Mittendrin konnte man His Bobness tatsächlich dabei beobachten, wie er verzweifelt bemüht war, sich sein Image als Miese-Laune-Face nicht zu versauen. Allerdings ist es nun doch arg angekratzt. Es blieb nicht bei den üblichen maskenhaften Grinsern, die nur für Bruchteile von Sekunden erscheinen, sondern der alte Kerl hatte echt Mühe, sich das Lachen zu verbeissen. Zum Schluss gab er resigniert auf. *g* (War irgendwie sehr erheitend. Carline hatte die Beobachtung auch gemacht. Der Kerl tut also nur so.)

[Sorry, Guffelpause: Kanne 'spresso leeren... ]

Machen wir's kurz: es war gestern das beste Konzert, dass ich in Berlin und vom Dylan erlebt habe. Man munkelte bereits, es sei das beste, dass er überhaupt in Belin abgelassen hatte.
Sehr dynamisch und abwechslungsreich, die Musiker alle in grossartiger Laune, den Sound und die Stimmung seines letzten Albums sehr gut auf die Bühne übertragen (eher noch schwungvoller), seine Stimme gut geölt - sie passte wieder hervorragend in diese grosse Industrie-Ziegelsteinhalle (die war gerammelt voll). Fast hätte er die Stahlträger der Deckenkonstruktion zersägt. (Seine Stimme war tatsächlich sehr präsent, wie übrigens der Gesamt-Sound, von einem etwas rumpeligen Start abgesehen, recht gut war. Alle Amps mit monstergrossen Kondensator- und Röhren-Mikrophonen versehen und so weiter...)
Zwei Zugabenteile: der erste war obligat und ausgedehnt. Boo Didleys Schüttel-Rhythmus mit Not Fade Away leitete ihn ein, Like A Rolling Stone: packte noch eins drauf, Knockin' On Heavens Door mit einem tollen dreistimmigen Gesang, gediegen: Blowing In The Wind, Abgang. Das könnt's gewesen sein, aber er liess sich nochmal rausbrüllen: mit einem mörderischen Highway 61 Revisited wurde der Deckel zugemacht.

Gruss
Micha

Ach so - er hat etwas überzogen: fast zweieinhalb Stunden. Amüsant: irgendwann tauchte eine weitere Figur auf - sein Oscar, der auf seinem Amp thronte, und auf den Mr. Dylan offensichtlich stolz wie Oskar war. :-)



verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.