Re: (Gitarre) Stimmt nicht.


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Beitrag von Der Felix vom Februar 26. 2002 um 00:05:12:

Als Antwort zu: (Gitarre) Stimmt nicht. geschrieben von Der Felix am Februar 25. 2002 um 17:36:03:

Tacheles...und gleich 'ne Menge!

Es handelt sich um eine Grass Roots GMX48 Explorer. Grass Roots ist eine Tochter von ESP (welche die Explorer ja nicht mehr bauen dürfen weil wegen Copyright). Das (dass sie die Tochter sind) wird allerdings nirgendwo erwähnt. Diese Gitarre kommt jedenfalls aus Korea.

Eigentlich sollte ich die Klampfe schon vor Weihnachten erhalten haben, die gesamte Leiferung war damals jedoch versaut weil, aufgemerkt, der Steg schief montiert war: Auf einer Seite 2cm (in Worten: Zwei Zentimeter) zu weit hinten. Die gesamte Lieferung also im Arsch. Auf dem gesamten Weg von Korea nach Europa, zum deutschen Vertrieb ("Sound Service" o.ä.) zum Versandhandel hat keine Sau in den Karton geguckt. Nichtmal stichprobenartig. Nun habe ich gehört, daß es in Korea 1 (in Worten: Einen) Mann gibt, der Qualitätskontrolle machen kann, und wenn der eben keine Zeit hat dann fällt Qualitätskontrolle eben weg. Mag ein Gerücht sein, aber sicher ist auch ein Funken Wahrheit dran.

Was sagt uns das? Erstmal gar nichts. Diese Gitarre kam bei mir mit verkehrt herum angelöteten Pickups an (ich schrob dazu schon weiter unten was). Das spricht nicht gerade für den Hersteller, kann aber mal passieren und ist auch schnell behoben, zeigt aber einmal mehr, daß sich um die Qualität der Ware keine Sau kümmert.

Seit Samstag versuche ich das Teil nun zu stimmen. Heute habe ich damit ungefähr 4 Stunden in allen denkbaren Positionen verbracht (könnte ja irgendwelchen Zug oder Druck o.ä. geben). Die Oktavreinheit ist fast i.O., die G-Saite zum Beispiel müsste noch "verlängert" werden, geht aber nicht(!!!)!

Ich habe mehrere Methoden zu stimmen, meist wende ich alle 4 an. Das A nach Stimmgabel stimmen, dann alle Saiten grob in Quarten (bzw. Terz) nach Gehör stimmen, die e-Saite nach dem A, das h nach dem e. Dann evt. nochmal Flageolet 12. Bund/gegriffener 7. auf Saite darunter (also "Unisono"), notfalls nochmal Flageolet 5./7. Bund. Und gelegentlich zur Kontrolle auch mal die althergebrachte Methode 5. Bund gegriffen/Leersaite darunter.

Bei jeder dieser Methoden kommt bei dieser Klampfe was anderes 'raus, nie passt alles zusammen. Nicht nur im Gras-wachsen-hör-Bereich, sondern ausreichend um wirklich scheusslich zu klingen (höre das mp3).

Ich habe meine Methoden alle mehrfach auf anderen Gitarren gegengecheckt (vielleicht liegt's ja an mir, vielleicht einfach nur wahnsinn, aber nach 3 Tagen glaube ich das kaum noch) um sicherzugehen, daß sie stimmen.

Die Gitarre ist nicht nur auf den ersten Blick astrein verarbeitet, das maße ich mir an beurteilen zu können, auch die Bundstäbchen sind am Griffbrett sauberst abgerichtet, es fällt nichts negativ auf.

Rein Subjektiv spielt sich das Instrument wirklich ordentlich, macht spaß, sieht hammergeil aus, ist die Gitarre, die ich immer schon haben wollte nur bisher nie in dieser Optik gefunden habe. Das Ding gefällt mir wirklich ausgezeichnet, es ist also nicht so, daß mich irgendwas stört und ich durch dese Tuning-Geschichte versuchen würde, mir die Gitarre madig zu machen oder versuche mir eine Ausrede "herbeizuführen" das Teil wieder zurückzuschicken. Diese Unstimmigkeit ist schlicht inakzeptabel. Auch wenn ich Jumbo-Bünde nicht gewohnt sein mag: Ich drücke nicht fest und habe darauf geachtet absolut sauber und ohne "Mini-Bending" zu greifen. Nüscht.

Der Tipp eines Bekannten, das Ding doch mal zu einem Fachmann bei Musik Produktiv zu bringen liess mich laut lachen, ihm selbst fiel dann auch ein, daß deren Kompetentester Mann, Ulli soundso, sich ja längst irgendwoanders selbständig gemacht hat. Tatsächlich wäre mein nächster Schritt wirklich, das Instrument mal einem Gitarrenbauer vorzulegen aber um 100km zu fahren fehlt mir momentan der Nerv und ehrlichgesagt auch der Wille, denn die Kohle würde mir nie zurückerstattet, einzige Möglichkeit wäre, die Gitarre mal meinem alten Klavierbaumeister vorzulegen, aber dessen Antwort wäre auch nur "tja, das haben manche Gitarren nunmal, das wird man kaum ändern können". Klar, ein Klavier ist da ja längst nicht so sensibel.

Für 511EUR kann man imho eine Spitzengitarre verlangen, wenigstens eine gute, für 180EUR bekam ich damals eine Pacifica - die stimmt astrein, spielt sich seeeehr gut, sieht ordentlich aus und "passt" einfach - alles, was imho eine Spitzengitarre ausmacht. Die 4350DM für das "Original" von ESP wäre ich nie bereit auszugeben, so viel muss eine Gitarre nicht kosten.

Schlußendlich werde ich die Gitarre zurückschicken müssen - auf Nimmerwiedersehen und ohne Ersatz, was mir schon jetzt weh tut, aber was soll ich mit einer Gitarre, die nichtmal für Punk geeignet wäre?

Oder fällt wem noch eine andere Lösung ein? Ziehe ich irgendwo einen falschen Schluss??

Rock'n'Roll!
Felix


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