Rocktron Purple Haze, Octavia & Co.


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Beitrag von Harvey vom Dezember 17. 2001 um 20:38:03:

Als Antwort zu: Re: (Nicht wichtig) Rocktron Tsunami Surf-Tremolo Bypass Rauschen Mist ! geschrieben von Bootsy am Dezember 17. 2001 um 15:51:10:

Hi !

Bekommst du aus dem Teil einen vernünftigen Sound heraus?

Ach, die Vernunft ...

Für welche Sounds oder in welcher Situation setzt du es ein?

Für die kleine Exstase zwischendurch ;-))).

Das Ding MUSS auch psychedelisch klingen, sonst ist es kaputt - das Purple Haze ist eine modernere Weiterentwicklung des Octavia von Roger Mayer , das Jimi z.B. in "Machine Gun" (Live at the Fillmore East, 1970) benutzt hat.

Neben dem Mayer-Octavia gibt´s noch einige andere (Fox Tone Machine, Tychobrahe Octavia, Voodoo Lab Proctavia, Fulltone Octafuzz, Fulltone Ultimate Octave, Danelectro French Toast etc.) - in diesem früheren Thread steht was darüber.

Ein Octavia erzeugt nicht nur wie ein Oktavider einfach eine zusätzliche Oktave über dem gespielten Ton - der Oktavton ist mehr oder weniger verzerrt und durchläuft eine Art Ringmodulator, dadurch wird der Parallelton relativ unberechenbar. Der Effekt ist in erster Linie für Single-Notes geeignet - Powerchords gehen vielleicht noch in bestimmten Lagen, mit dem einen Gerät mehr, dem anderen weniger.

Zwischen Gitarre und einen glasklaren Amp geschaltet, klingt ein Octavia eher wie ein heiserer Papagei durch ein kaputtes Megaphon - aber vor einem crunchenden Röhrenamp (kein Hi-Gain), evtl mit ein bißchen Fuzz davor, Halspickup, evtl. Volume-Regler an der Gitarre leicht zurückgedreht (egal ob Single-Coils oder Humbucker) und so ab dem 10. Bund aufwärts gespielt, klingt es richtig schön hysterisch, so Richtung "schreiende extraterristische Lebensform", wenn Dir das was sagt. Der Effekt ist sehr von der Spielweise abhängig, speziell vom variablen Anschlag.

Ein neueres Beispiel für einen gemäßigten RM-Octavia-Einsatz wäre "Blue On Black" von Kenny Wayne Scheppert - noch abgedrehtere, synthesizer-artige Sounds findest Du z.B. bei "Borg Sex" von Joe Satriani (Fulltone Ultimate Octave).

Das "Purple Haze" ist kein Clone der Vintage-Geräte, sondern eine tatsächliche Weiterentwicklung. Neben der oberen Octave kannst Du auch eine darunterliegende erzeugen und die beiden mit einem Mix-Regler stufenlos überblenden. Ist die unter ganz weggedreht, klingt es fast wie die alten Octavias, im umgekehrten Fall gibt es sägende Parallel-Bässe, wie sie Jeff Beck früher schon mal in früheren Zeiten eingesetzt hat (Album "Wired" oder auf den Platten mit Jan Hammer).

Dazu noch zwei EQ-Regler, einen für die Ausgangslautstärke und einen für die Zerr-Intensität (also Fuzz inclusive, man muß keinen mehr davorschalten) - das bieten die alten Teile nicht.

Die Vintage-Octavias arbeiten zudem mit Germanium-Transistoren, die nicht nur stark auf Temperaturschwankungen reagieren, sondern auch auf die Art des Eingangssignals - ist es niederohmig wie bei aktiven Pickups oder einem vorgeschalteten Effektgerät mit Buffer-Amp, klingt es völlig anders (meist schriller) als bei hochohmigem Eingangssignal. Außerdem sind die Dinger sehr empfindlich gegen Magnetfeld-Einstreuungen, empfangen gerne Radio Moskau etc, das ist beim Purple Haze alles kein Thema.

Trotzdem ist das Teil bei "Hendrix-Puristen" nie ein Hit geworden - hat denen wahrscheinlich zu wenig Nebengeräusche -, dafür aber bei manchen New-Metal-Freaks mit tiefergestimmtem 7-Saiter, die schalten das Teil wahrscheinlich nie aus.

Cheerio, Harvey



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