Re: (Mal wieder...) Studiomonitore


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Beitrag von Rainer Hain vom September 24. 2001 um 03:10:35:

Als Antwort zu: (Mal wieder...) Studiomonitore geschrieben von Der Felix am September 22. 2001 um 23:46:36:

Schwieriges Thema ;-)

Zunächst muss man mal festhalten, dass es für einen Studiomonitor nicht nur die Aufgabe "Mix" gibt.
Einen großen Teil der Zeit verbringt man mit lästigen Dingen wie dem Abhören auf Fehler (technisch und musikalisch). Da muss ein Monitor erlauben, die Fehler überhaupt zu beurteilen ("dröhnt der Monitor oder die Marshall-Box" darf eben KEINE Frage sein) und er muss ermüdungsfreies Hören ermöglichen. Das geht mit Hifi-Lautsprechern schon mal nicht, der verbogene Frequenzgang ermüdet die Ohren und irgendwann hörst Du die Probleme Deiner Mikropositionen nicht mehr.

Für solche Dinge kann der Monitor gar nicht neutral genug sein, jede Betonung eines Frequenzbereiches ermüdet und kann Probleme verdecken.

Was den Mix anbetrifft:
Da kommt's vor allem auf eine Eigenschaft an: Es muss, wenn es auf dem Monitor gut klingt, auch überall gut klingen. Da kämst Du mit Hifi-Boxen schon an die Grenze. Die haben fast alle eine Bass- und Höhenanhebung, nur: Alle an einer anderen Stelle. Wenn Du da auf einer Box mischst - sagen wir auf einer, die gewaltige Bässe hat - nimmst Du am Pult automatisch die Bässe zurück. Spielst Du den Mix auf einer anderen Anlage ab, werden Dir genau diese Bässe fehlen.

Ich habe z.B. früher zum Homerecording auf einem Paar JBL Control One gemischt, da ich die - mangels Erfahrung - in einem Studio gesehen und gleich gekauft hatte - waren schließlich billig. Diese Boxen haben recht ausgeprägte Mitten aber naturgemäß kaum Bass. Also hatten meine Mischungen immer viel zu viel Bässe und kaum Mitten. So etwas dann über eine typische HIFI-Anlage gehört und der Effekt multipliziert sich.

Die Beliebtheit der NS10 (oder ganz früher: Auratone) lag auch daran, dass sie die Eigenschaft hatten: Obwohl die Box eigentlich grottenschlecht ist, klingen Dinge, die dort gut klingen, auch woanders gut.

Trotzdem benutzen viele Leute NS10, Autoradio etc. eher zur Kontrolle. Wenn man mischt, muss man ja auch evtl. Problemfälle (Klassiker: Bass und Bassdrum, aber auch die Marshall-Box) beseitigen, Mulm klären und das Stereobild aufbauen. Und da ist dann auch wieder eine neutrale Box gefragt.

DEN einen, amtlichen Studiomonitor gibt es daher auch nicht. Obwohl der Trend scheinbar schon weg von der großen, sündhaft teuren "Wand" weg geht, hin zu Mid- und Nearfieldmonitoren. Bob Clearmountain z.B. benutzt die großen Studioabhören schon lange nicht mehr, eben auch weil er sich häufiger von dem "großen" Sound hat täuschen lassen. Mischfehler passieren diesen Leuten - sympathischerweise - auch ;-))


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