Re: (Exkurs) Die professionellsten Veranstalter und das wenigste Publikum


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Beitrag von Oly vom August 30. 2001 um 09:25:44:

Als Antwort zu: Re: (Exkurs) Die professionellsten Veranstalter und das wenigste Publikum geschrieben von Friedlieb am August 30. 2001 um 07:56:04:

Auch schöne Story - und ein paar Mal selbst so erlebt.

Ich finde es halt immer wieder verwunderlich, wie oft selbst "professionelle" Veranstalter vergessen, Werbung zu machen oder sich im Vorfeld erkundigen, was zu diesem Zeitpunkt sonst noch im Umkreis los ist.

Im Mai isses uns auch mal wieder passiert: Im Januar fing es an, daß der Veranstalter (Arbeitergesangsverein, 100 jähriges Bestehen, 4-tätiges Fest mit Umzug usw.) uns aufforderte folgende Sachen zu schicken: Poster, Pressefotos, Pressematerial, Bandschriftzug als eps-Datei und, und, und. (Nebenbei sei angemerkt, daß das Fest genau 1,5 km neben dem Heimatort unserer Band stattfand - es gibt eigentlich nur wenig Leute, die uns hier NICHT kennen :-))))

Im März kam dann die Anfrage: "Das sind ja nur alte Bilder von euch - gibts da nix neues?" In Anbetracht der Sachlage, daß als Gage schon ein paar Tausender ausgemacht waren, haben wir dann sogar noch ein paar neue Bilder gemacht - man will ja den Kunden zufrieden stellen. Um den Kunden noch mehr zufriedenzustellen, haben wir zwei Wochen vor dem Gig sogar mal versucht, zu proben - Versuch deshalb, weil bis der letzte kam, mußte der erste schon wieder gehen :-)))

Ok - jetzt ein kurzer Zeitsprung - Tag des Auftritts - wir fahren auf den Festplatz: 4000 Personen Zelt, Riesenbühne, fette PA, Techniker mit wenig Ahnung, Veranstalter komplett ahnungslos. "Wo ist denn die Gästeliste?" - "Sowas gibts bei uns nicht!" - "Steht abba im Vertrag" - "Moment" - was folgte war eine (ich hab Zeugen dafür) eilig zusammengerufene außerordentliche Hauptversammlung des Vereinsvorstandes, mit dem Beschluß, pro Bandmitglied einen Gast zuzulassen. (Hinzufügen möchte ich, daß solche Festveranstaltungen hier bei uns in der Gegend grundsätzlich ohne Eintritt stattfinden - nur bei dieser Veranstaltung meinte man, 17,00 DM verlangen zu müssen.)

Weiter gehts - eine Längsseite des Zeltes war nahezu komplett als Getränkeausschank eingerichtet - dort standen ungefähr 'ne halbe Stunde vor Konzertbeginn ca. 40 Bedienstete und an das Hauptzelt selbst war noch ein Extrazelt für die Essensausgabe angebaut worden - auch da ca. 20 Bedienstete. An den zwei Computerkassen der Essensausgabe saßen verdiente Mitglieder des Vereins, denen man leider im Vorfeld die Schulung an diesen Kassen untersagte - was dazu führte, daß man länger an dieser Kasse stand, um seine Currywurst mit Pommes zu bezahlen, als der Vorgang des Bratens, Frittierens und Essens derselbigen Speise gedauert hat.

Naja - lange Rede kurzer Sinn - etwa fünf Minuten vor dem Auftritt waren schon 4 zahlende Gäste da und im Laufe des Abends kamen so kleckerweise noch 50 dazu - sah geil aus - ein nahezu komplett leeres Riesenzelt, bei dem mehr Leute hinter der Theke als vorne dran standen.

Was war geschehen? Wieder Zeitsprung - diesmal zurück in die Zeit März, April, Mai: Wir (und die zwei anderen Bands, die an diesem Abend noch spielten) hatten ja haufenweise Werbematerial, nach Anforderung, an den Veranstalter geschickt - jetzt fragen wir uns allerdings heute noch: was ist damit passiert? Die einzig wahrnehmbare Werbung waren DIN A 4 große, schweinchenrosane Zettel, mit Text in Schriftgröße 12 Punkt, die man vereinzelt an irgendwelche Straßenlampen geklebt hatte - um die Gefahr des Überklebens zu minimieren, wurden diese auch erst ungefähr 2 Tage vor dem Fest verklebt und in der Spalte "Veranstaltungen" fand man nach langem Suchen unter den hundert anderen Veranstaltungen den Text:"xx. Mai - xx Mai. 100 jähriges Bestehen Arbeitergesangsverein Münster". (Es sei noch angemerkt, daß auch an den anderen Tagen dieses Festes die Besucherzahl eher marginale Werte angenommen hatte - es hat halt keiner gewußt.

Leider ist es uns so oder so ähnlich in den über 20 Jahren in denen ich live spiele immer mal wieder passiert - manche Veranstalter glauben wohl fest daran, daß ihre Veranstaltung voodoomäßig oder per Telepathie den Leuten bekannt gemacht wird. (Glücklicherweise gibt es aber auch andere :-)))

Das waren jetzt meine (ma' nachrechnen) 2,45 Euro zu dem Thema - Gruß

Oly


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