Re: (Exkurs) Die professionellsten Veranstalter und das wenigste Publikum


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Beitrag von Friedlieb vom August 30. 2001 um 07:56:04:

Als Antwort zu: Re: (Exkurs) Die lustigsten Veranstalter geschrieben von Winni am August 29. 2001 um 15:42:30:

Hi zusammen,

: Schöne Story

schrieb Winni und das hab ich in den letzten Tagen immer wieder gedacht, wenn ich die Geschichten in dem Thread hier las. Der Aussensaiter an sich neigt ja dazu, im Vierteljahresrhytmus einen Thread zu dem Thema vom Zaun zu brechen, und bisher gab es kaum Wiederholungen der Gig-Beschreibungen an sich. In schätzungsweise zwei, drei Jahren werden wir alle sämtliche Konzerte der anderen kennengelernt haben. ;-)

Hier mein eklatantestes Mißverhältnis von Professionalität und Publikums-Fülle:

Ein Aids-Solidaritäts-Festival, 1996, ziemlich große Halle. Alles sehr professionell vorbereitet und durchgezogen. Catering vom Feinsten, da waren extra für die Bands draußen so Container aufgestellt worden. So 30 Menschen vom Schlage Werner/Brösels Rocker-Boss, Mitglieder einer fröhlichen Biker-Truppe, waren als Ordner engagiert worden und hingen da rum. Bevor wir, frisch eingetroffen, beim Aufbau noch den ersten Fuß auf die Bühne setzen konnten, kam ein sehr engagierter Stage-Manager angewieselt, stellte sich vor, fragte nach Sonderwünschen, delegierte ein paar der kräftigen BornToBeWildies zum Equipment schleppen, besorgte in Null-Zeit Dreifachstecker und Gaffa und versuchte, alle Wünsche von unseren Augen abzulesen. Allergeilst. Daß da eine fette und wohlklingende PA bereits am Vortag komplett aufgebaut und getestet worden war, brauch ich glaub ich gar nicht erst erwähnen. Alles in allem fantastisch professionell vorbereitet.

Es kamen dann sagen wir mal 25 zahlende Gäste an dem Abend. Die Band vor uns spielte so Avant-Garde-Fahrstuhl-Musik, und das war auch nicht gerade das, was die Leute in der Halle gehalten hätte. Es gab aber draußen lecker Essens-Stände und so gingen die nicht ganz weg von dem Platz und blieben uns als Publikum erhalten. Irgendwie war offenbar nicht ausreichend plakatiert worden (bzw. auch Teil einer professionellen Vorbereitung) oder sonstwas war los (vielleicht dachte die Dorfjugend, man dürfte nur mit Aids dahin kommen), jedenfalls blieb der große Publikumsandrang aus und die anwesenden vielleicht 50 Leute verloren sich in der großen Halle.

Der Veranstalter war den Tränen nah. Junger Kerl, Student, hatte tierisch Kohle aufgenommen für das Projekt und stand nun vor dem Ruin. Wir haben daraufhin auf unsere vereinbarte Gage verzichtet (wie glaub ich die meisten anderen Bands auch), ein paar Mark Spritgeld bekommen, haben unser Set gespielt, super Ton, den Leuten und uns gefiel es, zwei Zugaben glaub ich, und sind dann mit gemischten Gefühlen wie nur selten wieder abgedampft. Auch das ist Rock'n'Roll.


Keep rockin'
Friedlieb


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