Re: (Filosofie) Wann ist man musikalisch?Beitrag von Friedlieb vom Dezember 21. 1999 um 21:37:23: Als Antwort zu: Re: (Filosofie) Wann ist man musikalisch? geschrieben von Pepe am Dezember 21. 1999 um 10:19:49: Hi Pepe, : Tach Peaclov (wann kommen die englischen Wochen? :-) )! frühestens, wenn keiner mehr damit rechnet. ;-) : Einspruch. Gut. Dann kann das ja ein interessanter Thread werden. : Sicher wirst du besser, je mehr du übst, aber ich glaube, daß es bei jedem Menschen so eine Art musikalische Grenze gibt, die nicht durch Üben überschritten werden kann. Diese Grenze liegt nicht im technischen Bereich, sondern im ... naja ... musikalischen. Das hast Du hervorragend ausgedrückt. Das könnte gut sein, daß es sowas tatsächlich gibt. Bei mir ist diese Grenze übrigens im Fleißbereich. Während meiner heißesten Phase habe ich drei Stunden täglich geübt, jetzt bin ich bei im Schnitt 15 Minuten konzentriertem Üben. Darüber hinaus spiele ich natürlich auch noch so ein bißchen dies und das. Das ist meine Grenze, die ich aus Faulheit und Zeitmangel nicht überschreiten kann... : Wie jeder weiß, gibt es Flitzefingergitarristen wie Sand am Meer; die spielen dann in irgendwelchen Proberaumpalästen (ausrangierte Bunker etc.) in mehr oder minder talentierten HardRock-/Metal-Bands (AckerAckerAckerAcker ...). Und in Musikläden, sehr laut, während man gerade versucht, die Nuancen zwischen zwei Boxen rauszuhören. ;-) : Beispiel: Das Solo von "I Could Have Lied" von den Chili Peppers kann selbst ich einigermaßen spielen, soll heißen, es ist technisch ziemlich anspruchslos. Trotzdem sagen die meisten Musiker, die ich kenne, daß es eins der schönsten Soli ist, das sie kennen. Vielleicht schaffen es einige der Flitzefingergitarristen es nicht einmal annähernd, das Gefühl hinzukriegen. Gefühl ist ein gutes Stichwort. Was hat Gefühl mit Technik zu tun? Wieviel Technik braucht man, um Gefühl ausdrücken zu können? Wieviele technische Mängel kann man mit der "Ausrede" Gefühl ausbügeln? Gerade das von Dir benannte Solo kommt mir vor wie absichtlich un-perfekt gespielt. So dieser Neil-Young-Effekt. Das Solo von Like a Hurricane ist auch so eins. Total viel Gefühl, und scheiß auf die Technik. Ein weiteres Beispiel ist das Solo von Easy von den Commodores. Unheimlich schöne Melodie, obwohl total einfach. Die Cover-Version von Faith no More bringt dann das ganze nochmal ne satte Ladung dreckiger. Einfach toll. : Noch'n Beispiel: Ich mag den guten alten 70er Punk aus London. Guns'n'Roses offenbar auch, und so nahmen sie seinerzeit eine Coverplatte auf. Ich tat nun den großen Fehler begehen, mir diese Platte zuzulegen, zumal G'n'R ja nicht gerade als die schlechtesten Musiker gelten. Aber glaubst du, daß auf der ganzen Platte auch nur ein Fitzelchen Punk zu finden war? Du meinst den Spaghette-Zwischenfall? Die hab ich auch, und ich finde sie gut. Gerade dieses Since I don't have you. Ich gebe Dir recht, daß es keine Punk-Platte ist; mich stört das aber nicht. Muß ja auch keine sein, um zu gefallen. : Verwirrter Rede kurzer Sinn: Musikalität ist die Fähigkeit, seine Gefühle/Gedanken so aufs Instrumentenbedienfeld zu übertragen, daß die Zuhörer möglichst viel von den Gedanken/Gefühlen mitkriegen. Schön gesagt. : Technik, die man durch Üben kriegt, hilft dabei, aber das Musikgefühl ist unersetzlich. Ist es nicht so, daß man auch Musikgefühl durch Üben erlangen kann? Durch viel Üben? Oder braucht man die Technik nur, um das Gefühl freisetzen zu können? Also ich hab zumindest sehr viele musikalische Ideen, die ich aber nicht umsetzen kann, weil mir das technische Können dazu fehlt. : Ich vergleiche das mal mit dem Witzeerzählen: Du kannst so viele Brüller kennen, wie du willst, aber wenn du sie nicht erzählen kannst, hilft's nix. Stimmt. Ich persönlich erzähle eh nicht gerne Witze von der Stange. Das ist für mich wie Humor nach Kochrezept. Ich höre mir gern Witze an, aber ich finde, daß Humor mehr ist als das Nacherzählen witziger Dinge, die sich jemand anders ausgedacht hat. Vielleicht ist es mit der Musik genauso... Fiep jaulin'
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