Re: (Gitarre) (S)taub, Blut, Span und Tränen
Beitrag von Jonas vom November 30. 2020 um 11:03:45:
Als Antwort zu: Re: (Gitarre) (S)taub, Blut, Span und Tränen geschrieben von manuel am November 30. 2020 um 10:34:04:
Hallo Manuel,
Die Idee von dem thermisch behandelten Ahorn ist ja erstmal nicht schlecht, man will die Struktur stabiliseren, die Harze kristallisieren lassen und auch den Zucker. Um das ordentlich zu machen muss man aber ein wenig auf Sauerstoff, Druck, Dauern und Temperatur achten (bei Ruokongas kann man da eine Abhandlung zu lesen, ganz interessant, in Finnland forschen die da schon lange dran anscheinend).
Wenn man das Zeug nur in den Ofen schiebt, dann sieht es zwar auch so hübsch karamellig aus,wie das gerade en vogue ist, aber u.U. hat man das Ziel der Stabilität bzw. Beruhigung nicht erreicht. Dann ist der Hals eher bröselig. Und so ist meiner. Den habe ich zwar vom Fachhandel, aber ich denke, da wird man nur "optisch" geröstet haben, jedenfalls ist das Holz schon sehr trocken und brittle, ich hoffe, dass das statisch alles gut geht. Bislang sieht es gut aus, aber so richtig toll ist das vom Gefühl nicht.
In Japan gibt es lustigerweise eine Art und Weise Holz haltbar zu machen, indem man es außen abfackelt und dann die Oxidschicht vorsichtig runterbürstet und dann mit Leinöl o.ä. versiegelt. Sieht toll aus und funzt, also, durch Hitze Holz haltbar und stabil machen ist kein Voodoo und lange bekannt, aber es geht wie immer ums Detail.
Dafür riecht der gebackene Ahorn echt nach Karamell beim Aufsägen, das ist schon angenehmer, als der Kotzegeruch vom Ovangkol z.B. :-)
Bauen tue ich nur für mich, das würde ich auch anders nicht machen wollen. Ich habe ja seit 20 Jahren mit der Kundschaft in diesem Bereich zu tun und solange es um Produkte geht, wo mein Herz nicht drin steckt ist das auch alles okay mit den Marotten und Befindlichkeiten. Aber wenn ich mir vorstelle so manche Diskussionen führen zu müssen wegen etwas, wo mein Herzblut drin steckt, neee, echt, so viel kann man mir dafür nicht bezahlen. Ich weiß, dass das nur einen kleinen Teil der Kundschaft ausmachen würde, aber der würde mir vollkommen reichen, es mir zu versauen.
In 1 1/2 Stunden bin ich auch im Ausland, wenn man der traditionellen Städtefeindschaft zwischen meinem Wohnort und Arbeitsort glauben schenken darf.
Alles Gute!
Jonas
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