Re: (Meinung) Wo geht es hin in Sachen E-Gitarre?


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Beitrag von Jonas vom Juli 13. 2012 um 20:53:41:

Als Antwort zu: (Meinung) Wo geht es hin in Sachen E-Gitarre? geschrieben von diet am Juli 13. 2012 um 03:19:37:

Moin Diet!

Au weia, die E-Gitarre....jeder Mensch weiß doch, dass die wichtigere Erfindung der E-Bass war, das war nämlich eine Neuentwicklung, ein neues Instrument, ohne das unsere heutige Musik sehr viel anders aussähe. Bass-Abteilungs-Arbeit zeigt offensichtlich Wirkung bei mir :-)

Die Sache mit der Innovation ist ja nun heute auch nicht mehr so einfach. Zum einen haben die großen Innovatoren der letzten Jahrzehnte ja nun auch brach liegendes Land beackert, da könnte man durchaus nachdenken, ob es nur daran lag, dass die Innovatoren eben so innovativ waren oder einfach nur deswegen, weil es auf der Hand lag und sie zufällig die ersten waren die sich das geile Zeug leisten konnten und eben auch spielen konnten.

Es wurde ja schon geschrieben, gute Musik bleibt gut, auch über Jahrhunderte. Unsere Definition von guter Musik und deren Variantenreichtum ist in den letzten Jahren sehr viel verfeinerter geworden.Zudem ist Musik auch massenzugänglicher und somit auch in ihrer Wahrnehmung vielschichtiger geworden, denke ich.

Und ein "Problem" von heute: gutes Equipment kann sich jeder leisten, Zugang zu Lernliteratur ist kostenlos online möglich, man muß sich nichts mehr erarbeiten. Hat Vor und Nachteile. Zum einen gibt es definitiv eine größerer Anzahl an Leuten, die ihr Instrument auf einem hohen Level spielen können als noch vor 30 Jahren (freche Behauptung meinerseits :-)). Zum anderen haben wir heute die Möglichkeit all unser musikalisches Tun mit ein paar Mausclicks dem Volk unterzujubeln, dass es kracht. Und aufnehmen, das kann auch jeder zu Hause mittlerweile in anständigen  bis zu sehr professionellen Ergebnissen.

Und trotz der Masse an Qualität und der Möglichkeit sich selbst zu vertrieben udn zu promoten und zu vervielfältigen was die eigene Musik angeht hat man den Eindruck, dass da nichts großes mehr kommt.

Aber das ist vielleicht nicht trotzdem so, sondern deswegen. Ich habe so unendlich viel Musik sofort greifbar, anseh- und hörbar, dass ich mich gar nicht konzentrieren kann auf irgendwen oder irgendwas. Es plätschert. Mal bleibt was hängen, aber es ist mir meist zu mühselig dem hinterherzuforschen, die Masse erschlägt einen.

Das ist wie mit Information: will ich was wissen, google ich. Und dann kann ich 3 Jahre verbingen zu einem Thema zig Meinungen zu lesen und werde meine Meinung dadurch mehr al 1x ändern. Man ist sich nicht sicher.

Ich wünschte mir manchmal, dass es wieder so wäre wie früher, das Aufnahmen teuer sind, CD Pressungen unbezahlbar, man nur nen Vertrag bekommt mit Connections, oder wegen Können, was ein A&R beurteilt. Da wird dann immer noch dieselbe Ausschußquote wie früher bei rumkommen, aber in der Gesamtzahl der Künstler unter Vertrag oder solchen, die man medial wahrnimmt würde rapide was verändert: es würden weniger. Denke ich. Und so kann ich meine Wahl besser treffen, mehr auf das hören,w as ein Künstler macht, es besser beurteilen, Größe entdecken.

Da draußen laufen tausende Leute rum, die mich "flashen" (Danke Thomas :-)) würden, manche treffe ich auf der Straße, manche im Laden, manche bei Youtube, you name it. Nur die werden eben nicht alle lecker mit Medienmacht präsentiert, bzw. haben Medienorgane auch imo nicht mehr diese meinungsbildende Macht, wie früher, wenn im Rolling Stone vielleicht stand "größter Gitarrist nach Bud Spencer".

Zudem ist Musikzu leicht verfügbar und oft genug störend, weil man überall beschallt wird. Jeder hat einen mp3 Player etc.etc., das ist einfach nix besonderes mehr Musik mit sich tragen und hören zu können. Man trifft sich auch nicht mehr zum Platten hören, weil der Kumpel ne Scheibe hat, die man selber nicht kaufen konnte oder nicht mehr bekommen hat, das passiert nicht mehr, Musik hat irgendwie diesen Zauber, diese kleine Exklusivität verloren, die mich früher dazu gebracht hat, dass mal selber machen zu wollen, oder die mir den Soundtrack für einen Sommer gegeben hat an den ich mich bis heute gerne erinnern kann. Man hat einfach nicht mehr das Gefühl etwas entdecken zu können,w as man nur selber entdeckt hat in einem Künstler, weil Millionen Leute ihren Senf bei YT oder sonstwo dazu schreiben und/oder twittern. Da wird dann versucht sachlich zu argumentieren warum dies oder jenes geil ist, anstatt sich ein paar zu schnappen, Kumpels einzuladen, eine Scheibe oder 2 zu genießen und dann angeitert darüber zu philosophieren, warum einem die Mucke gerade so wahnsinnig ins Hirn/Bein/Herz gegangen ist.

Man analysiert das lieber zu Tode, bei Gitarristen (ja, auch bei andern, aber nicht so arg, oder?) am liebsten noch mit 20km Equipmentergüssen. Mir muß keiner sagen, warum dies oder jenes geil ist, ist mir Hupe. Ich höre mir gerne an, warum mein Kumpel dies oder jenes geil findet, aber nicht, warum ich das geil finden muß.

Aber zumindest mir ist der Spaß an Musik vergangen, das Suchen macht mir keinen echten Spaß, das lesen darüber macht mich müde, also mache ich es lieber selber, mit der Musik im Kopf und im Herzen, die ich von klein auf verinnerlicht habe. Und das ist dann oft genug die eigene. Auch cool.

Ahso, ich gebe natürlich auch mal nen Tip ab von wegen, wo es hingeht und so. Nein, eigentlich nicht, ich schreibe mal 2 Sachen, die ich geil fand:

Barkmarket - Invisible Cow

Two Gallants - Waves of Grain

Alles Gute!




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