Re: (Philosophie) Tips zum Üben gesucht


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Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom Februar 27. 2012 um 18:19:13:

Als Antwort zu: (Philosophie) Tips zum Üben gesucht geschrieben von JVStoffel am Februar 27. 2012 um 17:28:40:

Guten Spätnachmittag, lieber Stoffel,

mit deiner Dreifach-Frage rührst du an die Grundfesten der verschiedenen Gitarristen-Typen, will mir scheinen:

: Variante 1: Soll ich mir nun Stücke raussuchen und komplett draufschaffen z.B. die Hendrix Klassiker wie "the wind cries mary" oder so
: Variante 2: einfach selbst auf AJs dudeln und solange dudeln bis sich gefällige Melodielinien ergeben und diese dann hegen und pflegen und weiterentwickeln...
: Variante 3: Erweitern des Lickrepertoires in verschiedenen Lagen


...und es bleibt zu hoffen, dass außer mir noch viele andere antworten. Du bist nämlich wahrscheinlich bei weitem nicht der Einzige, der sich ungefähr in diesem Stadium diese Frage stellt.

Ich persönlich bin überhaupt kein Fan von Variante 1. Die ist nur dafür gut, wenn du auf unseren Sessions mitspielen willst. Aber wer will das schon? Ich empfehle dir hier, konsequent meinen Weg zu gehen und dann, wenn die Anderen ein Stück spielen, schnell noch ein Bier zu zapfen (bzw. bei längeren Stücken, wie Child in Time, eben 2).

Bleiben Variante 2 und 3, die sich ja insofern ähneln, als dass sie eher die autistische Tatort-Variante sind. Das ist schon mal gut. Mich dünkt, der Unterschied zwischen 2 und 3 liegt vor allem darin, dass Nr. drei mehr *Arbeit* bedeutet? Das wäre ein gewichtiges Argument für Nr. zwei!

Bei mir hat das Gitarrespielen über Jahrzehnte im reinen Rumdudeln bestanden (und ich bin aus einer Generation, die schon gedudelt hat, als es noch keine Aussenjams gab). Das war die Zeit, in der Boris Becker Wimbledon und den Davis Cup gewonnen hat, und ich bin vorm Fernseher gesessen und habe gedudelt. War, im Rückblick, eine Klasse-Zeit, und das gilt für Boris wie für mich gleichermaßen.

Ich hätte natürlich mit den Varianten 1 oder3 besser werden können, oder zumindest schneller besser oder was auch immer. Aber was hätte das gebracht? Genau: auch nichts. (Darüber singt ihr doch die ganze Zeit in eurer komischen Lederhosen-Band: Warum fragst du überhaupt?)

(Das war übrigens auch der Fehler in dem - an und für sich sehr beeindruckenden - Steve-Vai-Video, was hier neulich verlinkt wurde, und ist überhaupt das Problem mit diesen ganzen utilitaristischen Amerikanern: dass sie die meisten Wege nur unter Zielsetzungen angehen. Aber egal.)

Fazit: Dudeln ist gut. Damit kann man sich sogar noch selbst überraschen! Ich optiere, nach dieser reiflichen Überlegung, für Nr. 2.

Viele Grüße aus Dudelhofen,

(und bei dem Tatort von gestern hätte man spätestens in den letzten 20 Minuten wirklich lieber Gitarrengedudel gehabt, finde ich....)

Michael




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