Re: (Philosophie) Neutral auf der Bühne.


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Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom November 21. 2008 um 11:31:05:

Als Antwort zu: (Philosophie) Neutral auf der Bühne. geschrieben von Chico Tarde am November 21. 2008 um 07:37:46:



Lieber Martin,


: Hallo Leidenschaftsgenossen,


geile Anrede, und so geht's ja auch weiter:



: Um die eigenen Zuhörer emotional berühren zu wollen, sollte man die eigenen Emotionen nicht zur Schau stellen. Denn damit sagt man zum einen, dass man dem Material nicht vertraut, zum anderen zeigt man, dass es im Grunde um einen selber geht und nicht um den Song, und das ist die grösste Illusion, die sich ein Musiker m. E. machen kann.

Geiler Gedanke. Ich bin hin und weg. Kann ich auch sofort auf mich selber anwenden. Wenn ich Musik mache, kann man in meinem Gesicht jeden Ton mitlesen, da habe ich keinerlei Kontrolle drüber, und ehrlich gesagt, nervt mich das schon immer furchtbar. Zappa hingegen: Alles Distanz, Beherrschung, Kontrolle. Und man hört es eben auch.



: Wenn man eine gewisse Distanz zwischen seiner Person und der Musik nicht bewahren kann, hat man bereits verloren. Pathos wird einen nur lächerlich machen, denn jeder wird instinktiv wissen: Der Musiker möchte eine bestimmte Reaktion hervorrufen und seine Zuhörer emotional manipulieren.

Das ist, glaube ich, nicht ganz richtig. Zur Schau gestellte Emotion ist meistens keine bewusst eingesetzte Manipulation, sondern wahrscheinlich eher so eine Art Selbstläufer (Beherrschungsmangel).




: Man hat aber nur eine reelle Chance: Dem Publikum die Wahl lassen, wie es sich zum Dargebotenen verhalten kann, und das geht nur durch eine gewisse persönliche Neutralität dem Material gegenüber.

Das leuchtet mir wieder vollständig ein. Ist allerdings auch ein sehr theoretischer Ansatz (womit ich ihn aber keinesfalls abwerten möchte).




Alles andere kann leicht ins Peinliche lappen, und eine Lektion sollte sich jeder Musiker sowieso immer ganz vorne ins Heft schreiben: Unterschätze Dein Publikum nicht. Niemals.

Im Ernst? Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen schnöselig, aber besteht bei den meisten Publikums (Publikumsen? Pupslika?) nicht eher die Gefahr, sie zu überschätzen?




Wie auch immer. Für mich jedenfalls einer der vielsagendsten Beiträge der letzten Jahre.

Gruß,

Michael




NP: Roy Hargrove, Liquid Streets


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