Re: (Gitarre) Strat-Voodoo


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Beitrag von ferdi vom November 09. 2008 um 22:55:45:

Als Antwort zu: (Gitarre) Strat-Voodoo geschrieben von erniecaster am November 09. 2008 um 13:28:35:

Hi,

also nach allem, was ich so an Bauteil-Austäuschen so hinter mir habe, schwinge ich mich zu der Behauptung auf, das kein einziges Bauteil einer Strat einen vernachlässigbaren Einfluss auf den Sound hat. Jeder, der mal im Spielbetrieb mit dem Fingernagel über die Trem-Federn kratzt, weiß, dass sich damit sehr wohl Soundeffekte erzeugen lassen. Meine Federn sind alle gedämpft, d.h. ich schneide 50x5x5mm Schaumstoffstreifen und ziehe sie IN die Federn, damit diese eben "tot" klingen. Ungedämpft sorgen die Federn für eine mikroskopische Hallfahne, würde ich sagen.

Der Block hat, weil das Ballend=Saitenende mit voller Spannung eben genau dort ruht, einen maßgeblichen Soundeinfluss und den hört man auch, wie mir besonders beim Wechsel vom tiefer, satter klingenden Callaham auf das leichtgewichtigere Wilkinson VSVC oder wie es heißt - das vintage-Ding - aufgefallen ist.

Selbst die Stützfedern - nichts anderes leitet bei einem schwebenden System die Saitemschwingung in den Korpus - haben ebenfalls einen hörbaren Anteil am Gesamtsound. Jeder, der mal abwechslend so eine Billig-Weichblech-Schraube und eine von Callaham aus gehärtetem Stahl auf einen Fliesenboden hat fallen lassen, weiß das. Die Callaham macht "pliiiiiiiiiiiiiiiiiiing", und das Messprotokoll würde gewiss einen intensiveren Obertongehalt zu Tage fördern. Ich shice auf das Messprotokoll. Was gut klingt, bleibt. Bei mir übrigens nicht das Callaham, sondern das Wilkinson.

Und dass Leo Fender von E-Gitarren im Grunde keine Ahnung hatte, ist ebenso wahr, wie das Jim Marshall im Grunde keine Ahnung von Gitarren-vertsärkern hatte.

So ist das mit Genies: die intuitive Handlungsweise entzieht sich ganz selbstverständlich der Bedingtheit durch die Ratio. Und dass man etwas nicht versteht, ernie, bedeutet gar nichts, außer dass man es eben nicht versteht. Ich weiß zB das lange Anodenbleche bei Vorstufenröhren für einen offeneren Sound führen, dennoch lasse ich eine mit kurzen lachenden Herzens im Amp, wenn sie "richtig" klingt, ob ich das jetzt verstehe oder nicht. Ohr und Bauch entscheiden, nicht der Kopf. Sonst würde ich wohl kaum vier verschiedene EL34-Typen ausprobieren.

Die elektrische Gitarre ist von Schwingungserzeugung mit Fingern, Plektrum und Saiten über Pickups, Hölzer, Hardware, Kabelwege, Effekte, Röhren, Verstärker-Schaltungen sowie Speaker bis hin zum Raumklang ein irrsinnig komplexes System von Nichtlinearitäten. Weiß man, was man tut, kann man durch das Drehen an einzelnen Rädchen in dieser Kette den Sound in die gewünschte Richtung verändern. Richtig kombiniert, kommt ein Bombensound dabei heraus. Baut man einfach mal alle herumliegenden Teile aus der Restekiste zusammen, kann alles zwischen "recht nichtssagend" bis "begeisternd geil" dabei herauskommen.

Sonntäglichen Gruß

ferdi


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