Re: (Philosophie) MP3


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Beitrag von Clem vom Januar 21. 2001 um 23:54:19:

Als Antwort zu: (Philosophie) MP3 geschrieben von Der Felix am Januar 21. 2001 um 20:30:24:

: Betrachte ich ausserdem noch den Schrott, der trotz der angeblichen Not der Labels veröffentlicht wird (und ich meine damit weder die zweimillionste Girl-Band, noch irgendwelche Hip-Hopper oder sonstiges, sondern wirklich z.B. auch rein technisch unwürdige Aufnahmen) sehe ich, daß a) eine Not noch alnge nicht vorhanden ist und b) eine "natürliche Auslese" wie im Unerhaltungssoftwarebereich ganz einfach fehlt!

Da möchte ich dir aber ziemlich heftig widersprechen. Die Musik-Industrie ist eine der ineffizientesten Industrien überhaupt. Die Erfolgsquote soll angeblich bei 10% liegen. Andersherum betrachtet bedeutet das, dass tatsächlich 90% an Produktionen für - im besten Falle - die steuerliche Abschreibung, für Journalisten, Medien allgemein, produziert werden. Warum ist das so?!

Niemand kann im Popmusik-Bereich Erfolg wirklich vorhersagen und diejenigen, die das behaupten lügen oder leiden an gnadenloser Selbstüberschätzung. Für die Verbraucher sieht ein Erfolg den Britney Spears und die Spice Girls haben, zwar wie am Skizzenblock maßgeschneidert aus - doch die Dunkelziffer der Fehl-Produktionen liegt weitaus höher.

In anderen Industrie-Bereichen müssen bei Misserfolg weitaus andere Konsequenzen gezogen werden, wie Opel mal wieder bravourös demonstriert hat.

Im Musik-Business hat man gelernt mit der hohen Misserfolgs-Quote zu leben - denn man muss es.

Zu mp3 nur kurz: Der durchschnittliche Plattenkäufer - und damit meine ich nicht Musiker - kauft, so glaube ich mal einer Statistik entnommen zu haben, pro Jahr ca. 1-2 CDs. Stark interessierte Käufergruppen erwerben um die 9 CDs pro Jahr. Bei mir persönlich dürfte das dank legaler günstiger Bezugquellen noch um Einiges höher liegen.

Meiner Meinung nach - und da müsste ich mir mal eine Studie herbeischaffen - kann man aber zum Bsp. bei den Kiddies von einer Verlagerung sprechen. Meinetwegen werden vielleicht mp3s, Selbstgebranntes, etc. via Napster, Gnutella oder auch klassisch auf dem Pausenhof ausgetauscht. Das ihnen zur Verfügung stehende Geld wird aber dennoch in die Industrie gebuttert. Auch Merchandising-Artikel kosten Geld und können (noch?!) nicht via Napster verbreitet werden - von Konzert-besuchen ganz zu schweigen.

Ich kann mich daran erinnern, zu Schulzeiten nicht allzuviel Geld zur Verfügung gehabt zu haben. Die Entscheidung hieß: Entweder 2 CDs erwerben oder sich mal im Sommer ein Open-Air-Konzert einer Band leisten.

Oder anders ausgedrückt: Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen ... soll doch die Industrie ersteinmal nachweisen, dass a) das zur Verfügung stehende Geld (und die Kiddies sparen das ja wohl kaum für ihre Rente, oder?!) tatsächlich, aufgrund von dreister Verfielfältigung, nicht ausgegeben werden sollte oder b) durch den Wegfall rechtsstrittiger digitaler Verfielfältigungverfahren, auch tatsächlich mehr Geld ausgegeben werden könnte - Das wage ich zu bezweifeln.

Ansonsten laufe ich mit deiner Meinung konform: Die mp3-Qualität ist verglichen mit einer CD schrott. Den enormen Werbewert sollte man aber nicht unterschätzen - ja eher sogar würdigen.

Ich habe so manche Kassettenkopie, im Nachhinein - als ich das Geld dann doch aufbringen konnte - durch ein Original ersetzt, was sicherlich nicht so gewesen wäre, wenn ich mit der Musik nicht durch den Besitz einer Kopie, bereits etwas verbunden hätte.

Wohlgemerkt: Das sind alles keine Argumente mit rechtsanspruch. Den braucht man aber auch nicht, wenn man einen Markt und dessen Fluss von Finanzmitteln, beobachten möchte.

Grüße, Clem




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