Re: (Gitarre) 50s wiring für nicht-Paulas - kleine Ursache, grosse Wirkung


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Beitrag von Jonas vom April 23. 2008 um 12:05:58:

Als Antwort zu: (Gitarre) 50s wiring für nicht-Paulas - kleine Ursache, grosse Wirkung geschrieben von andi-o am April 23. 2008 um 09:14:16:



Hier das echte Review wie es Andi Pipper ürsprünglich schreiben wollte,-)))

Liebe Gläubige,

in meinem letzten Review meiner PRS McCartys schrob ich sinnbefreit, dass die McCartys alles können, was meine Paulas konnten - und noch etwas mehr. Allerdings ist das natürlich völliger Unsinn, denn die Paulas haben diesen gottgegebenen Vorteil; beim Runterregeln des Volume Potis geht da z.B bei meiner Tokai LS150 von "10" auf "2" kontinuierlich einiges von saugut bis göttlich und ohne Klangverlust, der Ton wird nie dumpf, eigentlich auch nicht viel leiser, nur cleaner und ein wenig holziger, kehliger, eben so, wie das nur alte Potis und PIO’s bei alten Paulas können. Nun hatte ich die Paula auf 50s Wiring mitsamt Paper in Oil Kondensatoren umgerüstet - "umgerüstet" ist eigentlich untertrieben, 50s Wiring heisst ja nicht nur dass der Tonkondensator der den Volume- mit dem Tonpoti verbindet, an den Eingang anstatt den Ausgang des Volumepotis angelötet wird, nein, sondern auch, das eine gewisse Luftfeuchte und Tageszeit hierbei eingehalten werden muß und auch Sägespäne müssen in adäquater Menge im Raum sein (hoffentlich habe ich das jetzt euch vollkommenen Elektronik Laien verständlich formuliert).

Die PRS lassen sich ca. von "10" bis "8" regeln, ohne dass der Ton zu sehr verbogen wird, aber selbst da gehen schon einige Höhen flöten, von "8" bis ganz runter wird's dann (zumindest den nicht Jazzern) viel zu dumpf und für jeden komplett unbrauchbar. Die McCartys besitzen keinen Treble-bleed Kondensator, der (wie bei anderen PRS Modellen) die Höhen beim Runterdrehen des Volumes beibehält - diese Treble bleeds machen den Sound aber bei vielen dann Gitarren unangenehm harsch bei abgeregeltem Volumepoti, wie wir alle wissen, früher war eben alles besser. Werksseitig sind die McCartys mit so nem mickrig-bröseligen Scheibchen-Kondensator zum Dumpfmachen ausgerüstet, der natürlich nie und nimmer klingen kann, wie ein NOS Bumble Bee, natürlich nicht.

Die PRS lässt sich natürlich ebenfalls in wenigen Tagen auf 50s Wiring umlöten, und weil ich mit den boutique PIOs, die ich von einem Vintage Guru geschenkt bekam, sehr zufrieden war, dieser aber die Kiste mit den Dingern seit seinem Umzug in die Millionen-Villa von Gary Moore nicht mehr findet ;-) habe ich mir ein Päärchen NOS PIOs über viele Bekannte und einige Connections in der Vintage-Szene in den USA gekauft, wegen günstigem Dollarkurs kostet das Päärchen mit Versand gerade mal 125,00 Euro, und war nach 4 Tagen da! (Den Verkäufer kann ich leider nicht preisgeben, aber er hat eine Menge an diesen NOS Bauteilen zu sehr guten Kursen, die PIOs die ich gekauft habe haben exakt die Spezifikationen der guten 59er Paulas +-10% Toleranz ;-).

Damit ich auch einigermassen objektiv beurteilen konnte, ob das 50s Wiring in der PRS nun der Burner ist, oder nicht, habe ich nicht nur einen vorher-nacher Vergleich gemacht, sondern auch erst eine der McCartys umgebaut und mit der anderen im Originalzustand verglichen. Also mit Nuancen oder Gras-Wachsen-Hören hat das nichts zu tun - der Unterschied ist tatsächlich unüberhörbar. Die PRS "hängt" mit PIO und 50s Wiring total anders am Vol. Poti, der (tonal brauchbare) Regelbereich erweitert sich schlagartig von vorher "10" bis ca. "8" auf jetzt "10" bis ca. "3", der Ton wird beim Runterdrehen nicht sehr viel leiser, aber eben cleaner und bekommt so eine leicht süsse, holzige Komponente, eindeutig ist der sweet spot zu hören samt seiner harmonisch verschränkten Obertöne, wie es eigentlich nur gute alte Les Pauls oder auch meine Les Pauls können. Das Tonpoti, welches ich eigentlich nie benutze, macht nicht mehr dumpfer sondern verschiebt das Mittenspektrum, wie bei einem guten alten Colorsound Wahwah der 1. Serie, bei ganz zugedrehtem Tonpoti kam vorher allenfalls noch ein träges "blobbbb" aus den Speakern, jetzt klingt es so kehlig wie ein zurückgenommenes Wahwah - nicht dass ich das oft brauchen würde, ist aber das, was wir alle an einer alten Paula so lieben.

Interessant ist auch, dass sich der Grundsound der Gitarre(n) auch bei "alles voll auf" total ändert, es wird kehliger, holziger, dafür geht eine Nuance Fett (in den Bässen) verloren, die alles nur breiig gemacht hat - was beim Breitwand Sound der McCartys aber kein Verlust ist, im Gegenteil, ein Gewinn, denn nun klingt die geige erst richtig nach einer guten Les Paul, wenngleich sie nicht ganz den potenten Strahl einer echten 59er erreicht.

Mein Fazit: Wer eine 2-Humbucker-Gitarre besitzt, egal wie die zum Vornamen heisst, sollte das 50s Wiring (unbedingt mit PIO Kondensator) UNBEDINGT mal ausprobieren, für den Kurs von umgerechnet einem Satz Schrauben für einen M-69 und/oder 5 Minuten Arbeit kann man auch aus einer einigermaßen gut klingenden Gitarreeinen echten Killer machen. Jetzt werd' ich mir nochmal ein Päärchen PIOs besorgen, damit ich der Mira auch das 50s Wiring spendieren kann, den Treble bleed Kondensator der Mira werde ich bei der Gelegenheit auch gleich in die Wüste schicken, was Ihr alle tun solltet...




Grüße,

A. Pipper


In der nächsten Folge erkläre ich euch, welcher Oxidationsgrad der Schrauben der Humbucker-Rahmen eure Gitarre noch das letzte Quentchen Obertöne entlockt.



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