Re: Grundlagen I (war: (Gitarre) Blues-Spiel)


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Beitrag von Clem vom Dezember 29. 2000 um 14:33:29:

Als Antwort zu: Re: (Gitarre) Blues-Spiel geschrieben von Chicago am Dezember 27. 2000 um 21:56:21:

Hi Chicago!

: Hmm . . . ich weiß nur, dass von c zu d ein Ganzton ist, aber von e zu f nur ein Halbton (warum .. keine Ahnung). Und das Halbtöne weniger . . hmm "Unterschied" zum Ausgangston machen, als Ganztöne. Entschuldige vielmals . . ich bin eben einfach kein musiker *schäm*

Kein Grund sich zu schämen! War doch alles korrekt! Der "Unterschied" ist messbar und in Verhältnissen darstellbar - das ist aber alles völlig unmusikalisch und für die Praxis eher wertlos.

Grob gesagt: Nimm irgendeinen Ton, zähle 12 Bünde weiter und du erhälst einen Ton, der verdammt ähnlich aber anders, eher etwas "dünner" und "höher" klingt. Nehmen wir mal an du greifst den ersten Bund der dicksten - der tiefen E-Saite - dann handelt es sich dabei um ein "F". 12 Bünde höher nennt man es wieder "F". Den Abstand zwichen zwei Tönen nennt man Intervall. In diesem Falle - also von "F" zu "F" - heißt das Intervall Oktave. Physikalisch gesehen bedeutet das eine Frequenzverdopplung. Das "F" im ersten Bund der tiefen E-Saite schwingt ca. 87,307 mal in der Sekunden. Das "F", das 12 Bünde höher liegt schwingt doppelt so schnell also ca. 174,614 mal pro Sekunde. Weitere "12 Bünde", die es auf der Gitarre bekanntlich nicht gibt, wäre der Ton wiederum doppelt so hoch.

Übrigens auch der Grund, warum die Gitarre mehrere Saiten hat. Die A-Saite (2. dickste Saite) ist einfach höher gestimmt. da findet man das "F", das sich 2 Oktaven von dem "F" im 1. Bund der tiefen E-Saite befindet, dann im achten Bund.

Diese Oktave kann mit einer unterschiedliche Zahl von Tönen gefüllt werden, die je nach Abstand zueinander als Tonleiter fungiern können. Eine Tonleiter mit 5 einmalig vorkommenden Tönen nennt man Pentatonik (griech. Penta = "5") eine Leiter mit 7 Tönen nennt man Heptatonik (griech. Hepta = "7"). Spielst du alle 12 Töne an, bevor du den Oktavton wieder erreichst, dann nennt man diese aus Halntönen bestehende Leiter "Chromatik" (griech. Chroma = nix 12!!! Chroma heißt "Farbe" - logisch: bunter geht's ja nun wirklich nicht mehr!)

Die hierzulande gut bekannten Leitern "Dur" und "Moll" bestehen aus sieben Tönen (richtig! europäisch musiziert man traditionellerweise heptatonisch). Da somit z.B. die Dur-Tonleiter also nicht chromatisch ist, kann sie ja nicht nur aus Halbtonschritten bestehen. Einige Schritte müssen also größer als der Schritt von inem zum anderen Bund sein.

Und so besteht die Durtonleiter also aus folgenden Schritten (g = Ganzton; h = Halbton):

g g h g g g h
c d e f g a h (c)

... die Töne "c d e f g a h" entsprechen den Anfangsbuchstaben des Alphabets: a b c d e f g

... durch einen Übertragungsfehler eines mittelalterlichen Mönchs (in Ermangelung eines Copy-Shops oder Scanners ;-) ) ist hierzulande aus dem Ton "b" der Ton "h" geworden. (Er hat beim sog. "b quadratum", wohl einen Strich vergessen, der aus einem eckigen ("quadratum") "b" ein "h" macht.)

Kurz: Ein Halbton ist also die Hälfte eines Ganztons oder ein Ganzton das Doppelte eines Halbtons.

: : Sagen dir die musikalischen Symbole "#" und "b" etwas?!

: Raute ist um einen Halbton höher gespielt, glaube ich . . .

;-) Die Raute nennt man in der Musik "Kreuz" und es erhöht in der Tat eine Note um einen halben Ton. Das "b" (jetzt als Vorzeichen, nicht als Ton "b") macht genau das Gegenteil.

Bsp.: "F" + "#" = "F#" (sprich fis) und "F" + "b" = "Fb" (sprich fes). Das gilt mit einer Ausnahme auch für alle anderer Töne, z.B.: cis und ces, gis und ges, ais und as (sprich Ah-is und As - wie "Bube, Dame, König ...")

Die Ausnahme ist mal wieder das Sorgenkind "B": Nehmen wir mal als Basis den Ton "H", dann wird er durch ein Kreuz zum "his". Durch ein "b" (Das Vorzeichen) wird er allerdings zum "B" (Der Ton). Dem Verwirrspiel wird kein Ende gesetzt, nimmt man erst einmal angloamerikanische Literatur zur Hand. Von mittelalterlichen Übertragungsfehlern verschont geblieben, wird in diesen Landen das deutsche "H" mit einem "B", das deutsche "B" jedoch mit einem "Bb" bezeichnet, was zueinander freilich weitaus logischer erscheint, als die deutsche Symbolik.

: : weißt du, was eine Tonleiter ist?!
:
: Zuerst dachte ich "hö, klar" . . . naja so leicht ist´s nicht. Also ich sage mal eine Oktave, also von einem Grundton ausgehend sechs Ganztöne und zwei Halbtöne . . . puh.

Hab ich ja weier oben genauer erklärt - was den europäischen Raum der Kunstmusik angeht, läuft's schon in die richtige Richtung. Aber "Chicago" ist nicht Nore Dame und der Blues kein Konstrukt höfisch finanzierter europäisch theoretischer Entwicklung.

Deshalb grob: Tonmaterial des Blues entspricht eher einer Pentatonik und beinhaltet so gesehen keine Halbtonschritte.

: Also von . . Moment, wie war das noch (oh Mann, wie schwammig) con c zu f müsste eine Sekunde oder Terz sein.
;-) nah dran ... c-f ist eine Quarte.

: Du deprimierst mich

Das will ich nicht - ich will auch nicht angeben oder so. Das Problem ist nur: Ohne die ganze "Theorie" kann ich dir den Blues über ein - in diesem Falle - so unpraktisches Medium, wie die Schriftform nicht erklären.

Blues muss gehört werden, um ihn zu verstehen. Ich kann dir zwar das, was du nicht verstehst oder was du auf eine anderer Art und Weise verstehen lernen möchtest erklären ... aber dazu bedarf es einer Basis.

. . . . ;-) Echt, entschuldige, aber ich weiß echt SEHR wenig über Musik. Ich habe es schon vor zwei Jahren abgegeben, und seitdem nur noch gehört.

Habe ich zu Schulzeiten auch gemacht: Kunst - viertes Prüfungsfach! ;-)

Dennoch - wenn es dir ernst sein sollte - ein paar Literatur Tipps:

Frank Haunschild - Die neue Harmonielehre

Frank Haunschild - Die neue Harmonielehre (Band 2)

Wieland Ziegenrücker - ABC Musik. Allgemeine Musiklehre.

Grüße, Clem


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