Re: (Technik) Axe-Fx - im Live-Einsatz


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Beitrag von Friedlieb vom Juli 24. 2007 um 18:14:16:

Als Antwort zu: Re: (Technik) Axe-Fx geschrieben von Unbekannter Nörgler am Juli 24. 2007 um 13:27:36:

Hi,

vorweg: da ich das Teil immer noch nicht selbst gespielt habe, kann ich mich nur auf meine Live-Erfahrungen mit dem Pod beziehen, wenn es um "Direct Injection" geht. Das nur vorweg.

: Anscheinend scheint niemand so *richtig* die (aus meiner Sicht) *wahre* Anwendung eines solchen Gerätes (trifft auch für andere Modeller zu) in Betracht zu ziehen:

: - nix Endstufe, nix Box, dafür
: - direkt in eine gute Fullrange-Aktiv-(evtl. Monitor)-Box oder
: - direkt in die P.A., dann über die Monitore oder inEar-System zurück


Das ist sicher eine der Anwendungen, aber nicht die einzige und ganz sicher nicht die einzig "wahre". Der Erbauer des Geräts spielt nach eigener Aussage das Ding über eine Endstufe und eine Gitarrenbox, ohne Speakersimulation, und dann noch je Location mit Speakersimulation direkt ins Pult.

: Die "doppelte Färbung", die eine Endstufe samt Box-Mikrofon jedem (!) Modeller mit eigener Simulation dieser Gerätschaften quasi aufpresst macht doch den genialen Hintergedanken der Geräte zunichte,

Da hast Du im Prinzip recht. Aber man kann ja schon bei einfachen Modelern die Speakersimulation separat ausschalten. Und dann hat man nur einmal "Färbung".

: und dann "nur" noch ein programmierbares Multi-FX benutzt

Naja, und einen Preamp.

: Wer den angenehmen und gewohnten "Druck" seines Ams/Stacks missen kann hat dafür dann den Tonmann zum Freund,

Ich bin ein großer Freund der Direkteinspritzung, unter anderem deshalb. Weil ich gerne Tonleute zum Freund habe. Aber wir sollten hier natürlich auch Ross und Reiter nennen, d.h. die Nachteile der verschiedenen Ansätze nicht verschweigen.

Die Vorteile der Direkteinspritzung und Nachteile der Gitarrenbox-mit-Mikro-Geschichte kann man hier nachlesen. Aber für viele Leute hat die Direkteinspritzung (ob nun per IEM oder klassisch gemonitort) auch Nachteile:

1. "Der Druck einer 4x12er in der Nierengegend ist durch nichts zu ersetzen."

2. Der Sound ist völlig anders.

Zum letztgenannten Thema muß ich etwas ausholen: Irgendwas mit Speakersimulation direkt ins Pult gespielt klingt nicht wie ein Gitarrenamp. Vielmehr klingt das so, wie ein per Mikrofon abgenommener Gitarrenamp sich im Kontrollraum des Studios anhört. Das muß man sich klar machen.
Jede Speakersimulation simuliert auch ein Mikro gleich mit. Dadurch klingt Direkteinspritzung immer ein bißchen "Hifi-mäßig". Weil es der Sound ist, den man von Aufnahmen kennt.
Kaum jemand hat seinen Lieblingsgitarrist mal pur mit Amp im Raum gehört. Fast immer ist auch ein Mikro beteiligt, ob bei der CD-Aufnahme oder bei Live-Events. Sogar wenn man den Frequenzgang einer gitarrenbox messtechnisch erfassen will, ist ein Mikro im Spiel - weil man die Signale ja erst mal irgendwie einfangen muß.

Und so klingt eine Gitarre mit Speaker-Simulation eben mehr nach einer "aufgenommenen" Gitarre als nach einer "Gitarre mit Amp im Raum".

Wie oben schon gesagt, für viele ist das ein Nachteil, weil es halt ungewohnt klingt. Es gibt aber auch Leute, die es für einen Vorteil halten, weil sie halt so eine präzisen Eindruck davon bekommen, wie das Publikum die Gitarre hört. Ich selbst hatte mich recht schnell dran gewöhnt.


Beim Axe-Fx steht nun geschrieben, daß man beides haben kann: den Druck und Sound der Gitarrenbox, und die Direkteinspritzung ebenso. Die Box ohne Speakersimulation (um den von Dir beschriebenen Effekt der "doppelten Färbung" zu verhindern), und die Direkteinspritzung mit. Natürlich wird das beides dann unterschiedlich klingen. Aber dieser Effekt wird wohl eher in die Richtung gehen, als ob hinter der Bühne heimlich eine andere Box abgenommen werden würde als die, über die man spielt. Ich bin sehr gespannt, ob das auch alles so funktionieren wird.


Keep rockin'
Friedlieb (Bekanter Nichtnörgler)


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