Erfahrungsbericht Damage Control Liquid Blues und Solid Metal
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Beitrag von Jochen vom November 29. 2006 um 17:05:59:
Tachchen,
ich hatte es ja die Tage schon hier angedeutet, ich teste seit einiger Zeit die beiden neuen Röhrenverzerrer von Damage Control: Liquid Blues und Solid Metal.
Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte, so sehen sie aus:

Bevor ich nun näher auf die beiden eingehe, könnt ja schonmal reinhören wie sie klingen während Ihr weiterlest, denn ich war gestern im Studio und hier ist schonmal ein link zu einem Soundfile, das ich dort aufgenommen habe:
Soundfile Les Paul mit Liquid Blues und Solid Metal in Marshall JTM45 - mp3
Ihr hört meine Les Paul (mit Duncan Seth Lover Pickups), über meinen Marshall JTM45 und meiner Celestion 4x12 mit Rola G12M25 Blackbacks.
Die Gitarre ging zuerst in den Liquid Blues, von da in den Solid Metal und dann in den Marshall, der bei gebrückten Kanälen noch clean eingestellt war. in Logic kamen dann noch etwas Reverb und Delay dazu.
Aufgenommen habe ich das mit meinem uralten Sennheiser Mikro, dem 403:

Die ersten 34 Sekunden sind nur die Paula mit dem JTM45, dann kommt der Liquid Blues ins Spiel und ab 3:46 übernimmt der Solid Metal.
So, nun weiter im Text:
Liquid Blues und Solid Metal sind Röhrenverzerrer in Class-A Technik, der Liquid Blues geht als Overdrive durch, der Solid Metal deckt die härtere Schiene ab und führt als Bezeichnung Distortion. Sie arbeiten jeweils mit 2 ECC83/12AX7 Röhren.
Sie verfügen über True Bypass und sind somit gegen Verluste im Signalweg bestens gefeit.
Das Gehäuse von Liquid Blues und Solid Metal ist identisch mit dem des Womanizers oder Demonizers, es ist also aus Metall, superstabil und auch recht schwer, wieder mal etwas mehr als 1,5 kg pro Gerät. Aus meiner Langzeiterfahrung mit Womanizer und Demonizer kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, daß die Geräte gut was wegstecken können, ich habe bisher überhaupt keine Probleme mit ihnen gehabt und sie wurden beileibe nicht immer mit Samthandschuhen angefasst.
Auffälligste Unterschiede sind die neuen Farben: der Liquid Blues kommt in einem satten Blues-Blau, der Solid Metal in einem ebenso intensivem Feuerrot.
Dann sind da natürlich als auffälliges Merkmal noch die neuen Potiknöpfe, die zwar meiner Meinung nach nicht so schön sind wie die Metallknöpfe, aber sie sind auch unter ungünstigen Bedingungen auf dunklen Bühnen oder im Proberaum einwandfrei abzulesen, von daher ist das ein großes Plus für mich. Liquid Blues und Solid Metal (ab nun LQB und SLM) sollen ihren Dienst vor dem Amp in Proberäumen und auf Bühnen verrichten und dafür ist es wichtig gute optische Kontrolle zu haben und das ist diesmal voll gelungen.
An Anschlüssen gibt es jeweils einen Eingang, einen Ausgang und den Anschluß für das mitgelieferte Netzteil. Neu ist die Remotebuchse, die die Fernbedienung der beiden Geräte per handelsüblichem Doppelfußschalter ermöglicht, so kann man sie bei Bedarf auch im Rack in einer Rackschublade unterbringen.
Während Womanizer und Demonizer als Recordinggeräte ausgelegt sind, die man alternativ auch vor einem Amp benutzen kann, ist es bei LQB und SLM anders: sie sind allein für den Gebrauch vor einem Amp desingned worden.
Hier sehe ich auch den großen Vorteil dieser beiden Geräte.
Ich habe es ja schon oft gesagt, für mich sind die beiden ****nizer die momentan besten Geräte für Direct-Recording. Man kann sie ja aber auch durch den Amp-Out vor seinen Amp packen und auch so gute Sounds erreichen. Aber ich finde, daß man da schon ein Weilchen an den Reglern drehen muß, die Vielseitigkeit die beim Recording unbezahlbar ist, macht es vielleicht etwas schwieriger, sie schnell auf den eigenen Amp abzustimmen. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Die doppelten Klangregelungen (vor und hinter den Röhrenstufen) bei den ****nizern sind ideal, um Sounds zu "bauen" aber bei LQB und SLM ist man vor einem Amp einfach schneller am Ziel. Sie sind dadurch natürlich nicht ganz so vielseitig, aber wenn man z.B. mit seinem Amp zufrieden ist, dann ist man einfach viel schneller am Ziel, denn sie sind sehr praxisorientiert abgestimmt. Um es kurz zu machen: ich habe nichts an Regelmöglichkeiten vermisst.
Mit LQB und SLM hatte ich ruck zuck tolle Sounds vor meinen Amps. Der LQB sollte den Grundsound des JTM45 nicht großartig verändern, sondern einfach nur bewirken, das es so klingt, als würde ich den Marshall weiter aufreissen und das kann er wunderbar. Eine Spur mehr Frische dazu? Kein Problem, nur Treble etwas weiter aufdrehen und gut ist. Mit dem SLM wollte ich dann einen singenden Leadsound und auch das klappt vorzüglich.
Nun zu den Geräten im Detail:
Liquid Blues
Eingeschaltet wird er über den linken Schalter "Engage" (True Bypass), mit dem rechten Fußschalter "Nuclear" kann man nochmal 10 dB an Boost "on top" dazupacken, das bewirkt je nach Einstellung der anderen Regler und/oder des nachfolgenden Amps, entweder einen guten Lautstärkeschub (für das Solo z.B.) oder mehr Verzerrung.
An Reglern finden wir:
Level: regelt die Ausgangslautstärke und kann bei höheren Einstellungen den nachfolgenden Amp gut anblasen, bzw. auch ins Schwitzen bringen
Drive: regelt die Verzerrung, hier geht es von Clean bis Blues in sämtlichen Schattierungen
Opto Comp: wie bei Womanizer und Demonizer bietet der LQB den Opto Kompressor, der wunderbar funktioniert und bis zu 20 dB an Compression bietet, aber nie unangenehm durch z.B. Pumpen oder starke Nebengeräusche auffällt. Der Kompressor liegt weit vorne im Signalweg und ist stark soundfördernd, einer der Dreh und Angelpunkte schon bei den ****nizern. Hier gibt es ein weites Feld von absolut keiner Kompression, also purer Dynamik, bis zu einer wunderbaren Verdichtung des Signals, die in laaaaangem Sustain endet, zahlreiche Möglichkeiten. Mehr Kompression bedeutet auch mehr Gain und eine weichere Verzerrung. Mir persönlich fiel es nie leichter mit einem Kompressor so überzeugende Ergebnisse zu erzielen, wie bei Womanizer, Demonizer und LQB.
Clarity: Hiermit kann man das unverzerrte (aber evtl. schon komprimierte - je nach Stellung des Opto Kompressors, denn der liegt ja deshalb weit vorne im Signalweg) Signal mit dem verzerrten Ton mischen. Ein wirklich wunderbares Feature, welches bewirkt, daß auch das verzerrte Signal wunderbar artikuliert und präsent bleibt. Übrigens auch perfekt um den Anschlag und die generelle Ansprache hervorzuheben. Ganz klar mein Lieblingsfeature neben dem Opto Comp.
Treble: Regelt die Höhen und ist in der Abstimmung sehr gut gelungen. Es können reichlich Höhen hinzugefügt werden, sie sind aber nie schrill.
Solid Metal
Der SLM wird auch über den linken Schalter "Engage" (True Bypass) eingeschaltet, der "Nuclear"-Schalter bewirkt hier 20 dB an Boost. Die zusätzlichen 10 dB im Vergleich zum LQB sind bei der Auslegung des SLM als Distortion mehr als willkommen.
An Reglern finden wir:
Level: regelt die Ausgangslautstärke. Auch hier kann man den nachfolgenden Amp anblasen, aber beim SLM wird man wohl mehr mit den hohen Gainreserven "spielen". :-)
Drive: regelt die Verzerrung. Es ist mehr als reichlich Gain vorhanden. Viel Gain.
Treble: Höhenregler zur feinfühligen Einstellung der Höhen. Wenn man mit dem Scoop-Regler arbeitet, empfiehlt es sich die Höhen nachzujustieren. Wer es hart und böse will, der bemüht diesen Regler zusammen mit dem Scoop Regler in höhere Regionen.
Bass: laut Damage Control ist der Bassregler auf die Resonanzfrequenz von Lautsprechern abgestimmt. Es funktioniert wirklich, mit diesem Bassregler kann man enormen Punch hinzufügen ohne Mulm zu erzeugen. Sehr gelungen.
Scoop: dünnt, wie beim Demonizer, im Uhrzeigersinn gedreht den Mittebereich aus. Einfach gesagt: je mehr dieser Regler nach rechts gedreht wird, desto mehr klingt es nach aktuellen Metal Sounds.
Den Opto Comp habe ich übrigens beim SLM nicht vermisst, es steht so viel Gain zur Verfügung und irgendwann kommt dann eh die Kompression der Röhren ins Spiel, da war es nur logisch hier auf den Kompressor zu verzichten.
So, nun gibt es abschließend noch was auf die Ohren.
Hier sind sämtliche Soundfiles, die ich bisher mit LQB und SLM aufgenommen habe.
Soundfiles:
Soundfile Les Paul mit Liquid Blues und Solid Metal in Marshall JTM45 - mp3 - das ist das Soundfile, weches schon oben verlinkt ist
Soundfile Thinline Tele mit Womanizer und Liquid Blues ab 1:08 - mp3 - hier dient der Womanizer als Amp- und Mikro-Simulation
Soundfile Les Paul mit Womanizer, Liquid Blues und Solid Metal - mp3 - wieder die Les Paul mit dem Womanizer, ab 0:24 hört Ihr den LQB, ab 1:47 dann den SLM - die elektrische Rhythmusgitarre ist die Thinline Tele mit dem Womanizer
Soundfile Les Paul mit Womanizer, Liquid Blues und Solid Metal - aussenjam #65 - mp3 - mein Beitrag zum aussenjam #65, mehr dazu findet Ihr hier
Soundfile Thinline Tele mit Womanizer, Liquid Blues und Solid Metal - aussenjam #65 alternativer take mit anderer Gitarre - mp3 - noch eine Version zum aussenjam #65, hier mit der Thinline Tele gespielt: Thinline Tele mit Womanizer bis 0:49, LQB bis 2:41 (zwischendurch Änderungen am Clarity Regler) und ab 2:41 dann der SLM
Mein Fazit: Die beiden neuen "kleinen" Damage Control Geräte machen einen wirklich großartigen Job vor dem Gitarrenamp. Übrigens auch am Kitty Hawk und vor zottel-zwo war das Ergebnis hervorragend. Die Sounds sind beeindruckend gut, die Möglichkeiten groß, die Handhabung einfach, die Verarbeitung bietet keinen Anlaß zur Kritik und man ist sehr schnell am Ziel.
Am Liquid Blues liebe ich besonders, daß ich mit ihm den Grundsound meines JTM45 unangetastet lassen kann. Ich kann ihn so einstellen, daß es so klingt, als würde ich den Marshall einfach nur weiter aufreissen. Die Dynamik bleibt wollständig erhalten, kann aber auch durch den Opto Comp gezielt verändert werden. Mit dem LQB kann ich bluesige Soli spielen oder aber auch ein ordentliches Rhythmusbrett abliefern.
Und der Solid Metal liefert dann alles wenn mehr Gain gefragt ist, einen fetten Solosound, oder auch einen sich wirklich ohne Probleme durchsetzenden Solosound trotz nachgeschaltetem Reverb und Delay oder aber auch wirklich heavy Rhythmussounds.
Es funktioniert sogar beide gleichzeitig eingeschaltet zu lassen, dann muß man keine großartigen Stepptänze aufführen.
Im Bandeinsatz haben sich beide übrigens sehr gut bewährt, die Tage bei der Probe mit meiner alten Band hat das so gut geklungen, daß ich sagen kann, daß ich noch keinen besseren Sound bisher im Proberaum hatte und: wir waren uns dabei einig. :-)
Für den Recordingbereich sind sie nicht gedacht, dafür gibt es ja Womanizer und Demonizer, es sei denn, man nimmt mit einem richtigen Amp auf, dann können sie natürlich die Palette an Sounds enorm erweitern und auch verbessern. Ich habe hier auch nur die meisten Soundfiles mit dem Womanizer aufgenommen, weil dessen Speakersimutaion so gut und einfach zu handhaben ist und hervorragende Ergebnisse liefert; ich wollte einfach mal aufzeigen, was so im LQB und SLM steckt und man kann noch viel mehr mit ihnen anstellen. Was da an modernen Metal-Sounds im SLM steckt ist irrsinnig und ich habe hier noch nicht mal an der Oberfläche gekratzt. Vielleicht ergibt sich ja mal die Möglichkeit bei einem passenden Backingtrack.
Soweit erstmal, viele Grüße
Jochen
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