(Gitarre) Neu abgerichtet - Bericht


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Beitrag von gypsy vom Mai 30. 2006 um 13:04:59:

Hallo zusammen,

möchte gern eine gute und für mich interessante Erfahrung an Euch weitergeben.

Gestern Im Chat ging es um die flachen Bünde einer ES. Auf der letzten Session hatte ich die Gelegenheit, Peters Gibson mal anzuspielen die, bis auf den Korpus, meiner Lucille sehr ähnlich ist. Zumindest beim Hals sollte man das meinen. Ist aber nicht so.
Peters ES hat extrem flache Jumbobünde. Ich dachte, dass durch mehrmaliges Abrichten, also Feilen, die Bünde so flach geworden sind und das gute Stück eigentlich neu bundiert werden müsste. :-)) Ließ sich aber klasse spielen. Besser als meine Lucille.

Wir sprachen über selber abfeilen, was ich mir aber nicht zutraue. Schon gar nicht bei DIESER Gitarre! Peter gab mir einen Kontakt in Aachen. Ein Gitarrenbauer. - Herr K aus A. Ich verzichte hier bewusst auf die Nennung von Namen und Adresse. :-)) Wen es interessiert, der kann ja fragen.

Bin also noch gestern Abend nach Aachen gefahren, auch um das Instrument mal durchsehen zu lassen. Ich habe es vor 2 Jahren in einem bekannten Kölner Musiklager, - Ach ihr wisst schon wo, gekauft. Also Stangenware.

Herr K aus A hielt mir zunächst ein Mustergriffbrett mit verschiedenen Bünden vor die Nase. "Wie ich es denn gern hätte".
Dann ging es ans Vermessen. Mit einem Richtmaß prüfte er die Bünde.
Bund 14H zu hoch, Bund 12E flach, Bund .... wie beim Zahnarzt bei der Gebissuntersuchung. Dabei stellte er fest, das Bund 14 nicht sauber saß. Was er gemacht hat weis ich nicht, aber das Thema war ratz fatz erledigt.

Dann die Saiten runter. OK, waren ohnehin reif dafür.

Den Hals am Trussrod erst mal gerade gestellt und das Ganze eingespannt. Dann wurde der richtige Schleifklotz herausgesucht und mit geeignetem Schleifmittel bespannt. Interessant, was der Mann da an Werkzeugen benutzt. Nix zum Selbermachen.

Jetzt ging es ans Schleifen. Und immer wieder das Richtmaß oder Richtlatte oder wie dieses lange Eisenteil heißt. Man sah damit auch die kleinste Abweichung.

Die Gitarre sah aus! Das ganze Griffbrett voll mit silbernem Schleifstaub. Irgendwann war Herr K aus A zufrieden mit dem was er sah. Mir war eher komisch zu Mute, wie meine gute Lucille mittlerweile aussah. :-))

Dann kam er mit einer "Bundfeile". Das ist wieder so ein Spezialwerkzeug mit einem Innenradius der zur gewünschten Bundstärke passt. Wieder ging es ans Feilen. Jetzt war nicht mehr das Eisenteil das Maß der Dinge, sondern er fühlte jetzt immer wieder die Bund-enden mit den Fingerspitzen ab. Der Staub legte sich.

Als er dann den Staub vollends entfernt und das Griffbrett neu geölt hatte, verflogen meine Bedenken.

Er griff zu einer Poliermaschine und polierte damit das Griffbrett bis dass die Bundstäbchen so richtig schön glänzten. Sah schon wieder ganz passabel aus das Ganze. *Schweiß abwisch*

Neue Saiten aufgezogen und neu eingestellt. Dabei ging die Brücke um einiges runter. Es hat nichts mehr geschnarrt oder so. Der Klang war ohne AMP sogar schon anders als vorher. Einfach sauberer.

Zu guter Letzt hat er die PU's noch optimal eingestellt und ich erkenn meine Klampfe kaum wieder.

Er hat 2 Stunden dran gearbeitet und der Preis war OK. Im Ergebnis würde ich sogar sagen, das Geld war bestens angelegt.

Wenn so ein Fachmann, wie Herr K aus A, mit einer Gitarre fertig ist, erkennt man sie nicht wieder. Ich hab es nicht für möglich gehalten was der Mann da rausgeholt hat.

Zuhause, an meinem Amp, habe ich erstmal das ganze Ausmaß der Aktion wahrgenommen. Die 50EUR waren gut angelegt.

Als ich bei ihm der Werkstatt war, hab ich mich etwas umgesehen. Eine prähistorische Gibson mit zu kleinen F-Löchern gab es da, Diverse andere Raritäten, eine historische Strat wurde gerade wieder reanimiert, eine Andere lackiert und - das war der Gipfel, eine nagelneue Gibson SG wurde neu bundiert! Auf die Frage, was dieser Snobismus den solle, grinste er breit und hielt mir die SG mal näher vors Auge. Was ich denn davon hielte? Er zeigte den Apfelsinenhautlack. Oder davon? Es ging um die Fräsung der Kopfplatte. Und die Bundierung war so was von schlecht, dass der Händler die Ketarre neu bundieren ließ. Jawohl, der Händler!
Das könne aber überall mal vorkommen. In so einem Falle geht man halt zu Herrn K aus A. :-)))

Es war also nicht nur für meine Lucille eine deutliche Verbesserung, sondern für mich auch sehr interessant.

Grüße Frank


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