Re: (Philosophie) musikalische Leichenfledderei
[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]
Beitrag von The stooge vom September 23. 2000 um 22:13:30:
Als Antwort zu: Re: (Philosophie) musikalische Leichenfledderei geschrieben von Harvey am September 23. 2000 um 10:23:35:
Hi Jungs, Erst mal herzliche Dank für Eure Antworten, insbesondere Harvey für den kulturgeschichtlichen Rundumschlag und v.a. für den Ausflug in den Freudianismus :-))). In Ergänzung nur noch ein paar Fallbeispeile. Natürlich ist Nachspielen nicht nur erlaubt, sondern es wertet gerade das auf was nachgespielt wird: Hey Joe oder All along the Watchtower sind einfach gute Stücke. Und als man Jazzradio Berlin noch hören konnte, haben sie mal einen ganzen Abend mit 'Coverversionen' von Summertime bestritten. Ich habe mich keinen Augenblick dabei gelangweilt. [Anm.: Da ich Kenny G. aus dem derzeitigen Tagesprogramm von Jazzradio nicht kenne, kann er eigentlich soooo schlecht nicht sein ;-)] Ein zwiespältiges Gefühl hatte ich dagegen bei den Blues-Abenteuern von Gary Moore, der mich dort eigentlich nur überzeugte, wenn er den rausgelassen hat, wofür ich ihn immer geliebt habe: den irischen Hardrocker; der Rest war mir zu nah an den Vorbeildern, und da höre ich doch lieber gleich Albert King, Albert Collins, oder SRV. (Ähnlich ging's mir mit Claptons from the Cradle: zu nah an seinen Vorbildern.) But who the fuck is Randy Hansen? Ein weiteres Beispiel für Leichenfledderei, über die ich mich geärgert habe, ist die postume Beatles Aufnahme, die ich musikalisch so banal fand, dass ich den Titel schon wieder vergessen habe; John Lennon wird seine Gründe gehabt haben, diese uninspirierte Aufnahme NICHT zu veröffentlichen. Aber um mal kurz in die Top Ten vorzustoßen, sind sich die restlichen drei Herren Schwerverdiener nicht zu schade; damit sind sie (insbesondere Ringo und George) in meiner Achtung heftig gesunken. Vor ein paaar Jahren kam eine CD mit alten Aufnahmen von Janis Joplin auf den Markt (auch hier habe ich den Titel schnellstens verdrängt). Die wunderbar sympathische Anarchotruppe "Big Brother and the Holding Company" war von Studiomusikern à la Toto ersetzt worden, die sich seit längerem erfolgreich bemühen, den Namen "Westcoast" zu ruinieren. Den Jungspunden ist's egal - wenn sie's überhaupt registrieren - , der Gelegenheitskonsument merkt's nicht, nur die Altfans ärgern sich einmal mehr - aber wieder ist die schnelle Mark zwar mit dem Namen, aber in Wirklichkeit auf Kosten von Leuten gemacht, die sich nicht mehr wehren können. Und mehr verlange ich gar nicht, als dass man, was sie zu sagen hatten, verdammt noch mal respektiert und nicht verfälscht. Ein letztes Beispiel am Rande: Das nachgelassene Romanfragment von Raymond Chandler "The Poodle Springs Story" ist tatsächlich zu Ende geschrieben worden, von Graham Parker. Es ist bemerkenswert beschissen, wie nicht anders zu erwarten. Gruß'n Blues, stooge
verfasste Antworten:
Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.
|