Re: (Band) No keyboards, no problems ...


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Beitrag von Rainer Hain vom September 21. 2000 um 20:04:06:

Als Antwort zu: Re: (Band) No keyboards, no problems ... geschrieben von Harvey am September 20. 2000 um 08:38:26:

Am liebsten hätte ich es ja in einem maximal dreiseitigen Lehrbuch, mit Frequenzdiagrammen und kurzen, knappen, Anweisungen wie: "Wenn ein Keyboarder im Raume ist, drehen Sie den Mittenregler Ihres JCM 800 für Power-Chords auf 3,5 und die Höhen auf 10, auch wenn es sich allein scheußlich anhört !" (ich habe aber keinen JCM 800, ich brauche also ein Spezial-Buch).

Es gibt zwar durchaus ein paar Grundlagenbücher, aber Kochrezeptmäßig wirst Du das leider nie finden. Schon alleine die Zerrsounds einer GItarre sind zu unterschiedlich.
Mit der Zeit kommt aber eine Gewisse Erfahrung und man höhrt dem Sound an, wo seine problematischen Frequenzen liegen. Das müssen auch nicht unbedingt tiefe Mitten sein, Keyboards können genausogut im Bereich der Hihat einiges überdecken. Genau wie der Bass die Bassdrum oder umgekehrt.

Deshalb ist ein guter Mix das Produkt von viel Erfahrung. Und ein Mixer muss seinen Job genauso lernen und viel Arbeit investieren, wie ein Musiker auch.

Wenn ich Dich richtig verstehe, gibt es doch meist dann Probleme, wenn sich zwei verschiedene Instrumente in ihrem Frequenzbereich überlagern. Jetzt sind aber doch diese Frequenzen, in denen die Instrumente erklingen, nie völlig von einander isoliert, oder?

Nein, aber in Bereichen, wo sich nichts überlagert und verdeckt, gibts auch keine Probleme. Eine Gitarre hat auch ein paar Frequenzen oberhalb von 8000 Hz, verdeckt aber deshalb nicht die Hihat. Wenn Du mal die Gelegenheit hast, Dir eine Frequenzanalyse von einem Sound anzusehen (mit einem simplen Analyzer), kannst Du das auch sehen. Alle Instrumente haben an bestimmten Frequenzen besonders viel Gehalt (die Kurve sieht da wie ein Berg aus). Wenn da zwei Berge übereinander liegen, dann mulmt es und wird alles zu Brei.

Gibt es also speziell problematische Bereiche - meinetwegen "untere Mitten" (wo liegen die numerisch?)- und kommt es dabei auch auf die Wellenform an (verzerrt oder nicht?)

: Andererseits gibt es aber doch auch den Fall, daß sich zwei Instrumente ergänzen, obwohl sie musikalisch das selbe und auch mit identischem Sound spielen (etwa gedoppelte Gitarrenriffs oder Sololinien, natürlicher Choruseffekt).

: : Ja, das geht gut, weil sie sich frequenzmäßig gar nicht so ähnlich sind, wie sie sich anhören. ;-)
: Der klassische Marshall Powersound (den ich dafür auch hasse) hat nämlich ungeheuer viele Bässe und tiefe Mitten so zwischen 100 und 500 Hz. Eine Hammond über ein Leslie (das im übrigen den Sound macht, nicht die Orgel) hat viel mehr echte Mitten, daher passt das.

: Ich meinte eine über einen verzerrenden Röhrenamp gespielte Hammond mit Leslie, die auch mit einem Gitarren-Brett-Sound harmoniert. Wo liegen denn im Frequenzband die "echten" Mitten ?

: : An Reverb und Delay liegt es nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn alle Instumente durch den gleichen Hall gehen, dann wird es meist matschig. Besser ist es, mehrere "Räume" zu haben, damit kann man Instrumente in der Tiefe staffeln, was auch zur akustischen Trennung beiträgt.

: Ja, wenn alle räumlichen Effekte vom PA-Mischpult aus erzeugt werden, sehe ich das ein. Aber wie ist es mit folgendem Problem: Keyboarder und Gitarrist programmieren für sich selbst Sounds mit Delay/Reverb - von leichter Räumlichkeit ("damit es nicht so trocken klingt") bis hin zu Space-Sounds, klingt allein für sich optimal. Typischer Effekt: Zusammen mit Band gespielt, hört man die Effekte nicht, oder "die Gitarre drückt nicht mehr" usw. - es klingt verwaschen. Also: Verzögerungen raus, trockener gespielt, schon wird´s besser - und für ein Solo mit Riesenraum muß dann der Effekt noch mehr überdreht werden !!??

: Ds hat eigentlich zur Konsequenz, daß man die Programmierung der Multieffekte und die Amp-Einstellungen immer nur zusammen mit der Band vornehmen sollte.

: Ich seh´ schon, ich brauch´ einen Kurs - "Tontechnik für Gitarristen" oder so.

: Ist ja auch typisch: Man übt und spielt jahrelang und kümmert sich bei sich selbst um jede Kleinigkeit ("der analoge Chorus klingt eine Spur wärmer"), was den Sound angeht - und dann ist man live plötzlich gezwungen, mit einem unbekannten oder gar keinem Soundmann zu spielen - bei dem, was dann aus der PA dröhnt, ist die Frage anloger vs. digital-Chorus so was von egal, weil man froh sein kann, daß man überhaupt gehört wird.





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