Re: (Sonstiges) Besuch bei Emil
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Beitrag von Sebi vom Oktober 01. 2005 um 19:39:18:
Als Antwort zu: (Sonstiges) Besuch bei Emil geschrieben von ESPedro am Oktober 01. 2005 um 15:29:58:
Hi Peter,
hab zwar (zum Glück) keinen Tinnitus (vielleicht auch "noch" keinen...), aber kann berufsbedingt vielleicht was dazu sagen:
Tinnitus ist in den allermeisten Fällen ein Wahrnehmungsproblem, weniger ein realer "Ton" im Ohr. D.h. die geschädigten Haarzellen im Innenohr bzw. deren Nervenfortsätze machen sich sozusagen ihre eigene Party und feuern munter ins Hirn, was man dann als Ton wahrnimmt. Dies ist im Fall Musiker fast immer ein Problem von zu häufigem und zu langem "Genuß" von lauter Musik. Und je mehr man sein Ohr strapaziert, desto schlimmer wird. Insofern ehrlichgesagt eine ganz schlechte Idee von Vlad, ihn mit noch mehr lauter Musik zu vertreiben, das hilft nur solange die Musik läuft, sonst wirds nur noch viel schlimmer. --> Mit Tinnitus wird's erst recht höchste Eisenbahn, sich einen ordentlichen Gehörschutz zuzulegen. Weiterhin lässt sich aus dem gesagten auch folgern, dass mit einen gegenphasigen "Antiton" nicht viel zu verrichten ist, da ja gar kein realer Ton in Form einer Schwingung vorhanden ist. Was allerdings wirkt (und das auch bei dem vermeintlichen Antiton) ist ein Überlagerungseffekt von Umgebungsgeräusch. Deshalb ist es durchaus möglich, sich mit leiser Hintergrundmusik zum Einschlafen ein bisschen mehr Ruhe zu verschaffen. Dies kann man sich so vorstellen, dass man die Haarzellen gewissermassen mit realen Geräuschen beschäftigt, und sie insofern weniger motiviert sind, selbst Scheiß zu bauen (vielleicht ein bisschen bildhaft :-) ). Leider ist das nicht wirklich dauerhaft "sozialkompatibel" - der Lebenspartner wird sich freuen, die ganze Nacht durch Musik hören zu müssen ;-) Also auch nur eine zeitweilige Lösung
Nun zur Medizinerschelte: da sind die Möglichkeiten wirklich ziemlich dünn gesät. Bisher gibt es keine allgemein akzeptierte Erklärung, wie sich ein Tinnitus im Detail entwickelt. Oft genannt als solche werden Durchblutungsstörungen. Das ist meines Wissens nach auch der einzige Ansatz, wie man "schulmedizinisch" vorgehen kann: Medikamente/Infusionen zur Durchblutungsförderung (eins heisst z.B. Pentoxifyllin). Leider ist die Wirksamkeit ziemlich mäßig, d.h. in vernünftig gemachten Studien zeigt sich, dass da kein großer Unterschied zu Plazebo besteht.
Soweit sogut, aber was nun tun? Das Stichwort ist am ehesten "Wahrnehmungsmodifikation". D.h. man muss den Inhalt seines Kopfes irgendwie drauf trainieren, das ungewünschte Signal aus dem Ohr auszublenden. Man kann sich ablenken, entspannen (wirkt oft wunder), Streß vermeiden etc, um den Fokus seines Hirns wieder vom Tinnitus weg auf die schönen Dinge des Lebens zu lenken (ich weiß - "na toll, das Geschwätz hab ich schon tausendmal gehört", aber das hat schon seinen Grund warums jeder sagt!) Manchmal hilft auch sog. "paradoxe Intervention", d.h. in den unmöglichsten Situationen, in denen man sonst nie einen Tinnitus hatte, versuchen ihn zu hören (aufm Klo, beim Autofahren, Sex etc. ;-) ). Manche wundern sich dann: och, ist ja grad weg das Teil, prächtig - und je häufiger man realisiert, dass er zeitweise gar nicht da ist, desto weniger macht man sich verrückt deswegen (da sind wir dann wieder bei der Entspannung und es geht wieder von vorne los...)
Soweit mein Senf zum Tinnitus ;-)
Viele Grüße,
Sebi
: Liebe Gemeinde, : wie der eine oder andere weiß, schlage ich mich seit geraumer Zeit mit einem Mann im Ohr herum, der Tinnitus heißt.Der wohnt also zur Zeit in meinem linken Ohr und quietscht dort unablässig herum.Besonders, wenn es leise ist, macht er extra viel Krach, so das ich kaum länger als 3 Stunden am Stück schlafen kann. : Unsere hochstudierten Weißkittel betrachten mich inzwischen als "austherapiert" und sitzen kopfschüttelnd vor ihrem Bildschirm und staunen über die "ungewöhnliche Hörkurve".Ich habe den Eindruck inzwischen, das keiner von denen so richtig weiß, mit was sie es da zu tun haben und stochern deshalb mit ihren Therapieen mal mehr, mal weniger planlos im Nebel der Unwissenheit herum. : Ich habe mich deshalb an Emil gewandt und nachgefragt, ob er bereit ist, sich dieses Herrn mal anzunehmen und ihn aus dem Ohr zu vertreiben.Ich habe Emil aus diesem Grunde letzten Sonntag besucht (oder heimgesucht?). Bei ihm hatte ich den Eindruck, er weiß recht genau um was es geht, und ich mache mir doch einiges an Hoffnung, das er mir helfen kann. Er sieht das ganze als mechanisch/physikalisches Problem, das zu lösen ist nach dem Motto: Gift muß mit Gift bekämft werden (ich habe das jetzt recht vereinfacht augedrückt, aber um das jetzt richtig zu erklären würde das Forum wohl zu klein). : Bis ich das Ohrentraining bei Emil beginnen kann, wird wohl noch etwas Zeit vergehen müssen, das ich erstens Zeit bzw. mindesten 10 Tage Urlaub brauche und ich muß noch einige Mücken zusammensparen, da auch der Aufenthalt dort finanziert werden muß und, wenn man schon mal da ist, konnte man ja auch mal die einschlägigen Fachhandel in der Region Wiesbaden,Frankfurt, Mainz, Darmstadt durchstöbern. Da muß dann ja auch die Reseve für eventuelle GAS- Anfälle eingeplant werden. : Aber vielleicht hat ja jemand von euch noch einen Tipp, wie man die Zeit bis dahin nutzen kann, um noch etwas anderes zu probieren, was eventuell etwas Ruhe in den Laden bringt, so das ich vielleicht mal hier und da eine Nacht durchschlafen kann. Soweit mir bekannt ist, bin ich ja nicht der Einzige im Forum, der sich mit so einem Mist herumschlagen muß. : : Dank u well für jeden Senf und 2C. : : ne schöne Jrooß : : Peter
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