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(Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hallo liebe ASler,
an einem regnerischen Freitag morgen gehen einem ja die merkwürdigsten Dinge durch den Kopf. Ich habe gerade damit zu kämpfen, daß ich, als alter (Sack, hehe) rhythmusorientierter Gitarrist nun als einziger Gitarrist in meiner Band spiele, und zunehmend die Rufe lauter werden, ich solle doch mal den ein oder anderen Solopart einbauen... *argh* :-) Bislang habe ich mich mit mehr oder weniger strukturiertem Pentatonik-Gedudel über Wasser gehalten, die ein oder andere Major-Skala war auch schonmal dabei. Irgendwie klingt das aber alles gleich (nein, nein, jetzt nicht mit "Stil" daherkommen :-). Also, Ihr Fuddler vor dem Herrn da draussen, wie geht Ihr an Solos ran? Angenommen, es soll ein Solo über eine Strophe und einen Refrain hinweg gespielt werden, und die (grundsätzlichen) Akkorde sind:
Strophe: e C G G / e C G G / A G-F e C / e C G G
Refrain: D e C C / D e C C / D e C C / C C C D-C-e
Also, ich möchte jetzt keine Linie von Euch wissen, sondern nur, wie Ihr strategisch vorgeht (?), um eine schöne Sololinie über diese Folge hinzubekommen.
Also, schon mal vielen Dank, und denkt nicht allzu schlecht von mir ;-)
rumble on
Tom(2)

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hallo @Tom(2)
: und zunehmend die Rufe lauter werden, ich solle doch mal den ein oder anderen Solopart einbauen... *argh* :-)
Erste Hilfe Maßnahme: Band wechseln oder einen Arzt rufen!!

:Bislang habe ich mich mit mehr oder weniger strukturiertem Pentatonik-Gedudel über Wasser gehalten, die ein oder andere Major-Skala war auch schonmal dabei. Irgendwie klingt das aber alles gleich (nein, nein, jetzt nicht mit "Stil" daherkommen :-). Also, Ihr Fuddler vor dem Herrn da draussen, wie geht Ihr an Solos ran?

Das Problem kenn' ich nur zu gut. Die klassische Bluestonleiter plus Chuck-Berry-Varriation haben jahrelang mein komplettes Repertoire an Fuddelein ausgemacht. Und da ich ein fauler Sack bin, kamen weder Lehrbuch noch gut gemeinte Ratschläge in Frage. Das Problem löste sich eigentlich erst durch einen Zufall: Als ich began mit Opentunings zu experimentieren war es nämlich plötzlich aus mit den Standard Licks. Keine Note lag mehr da wo sie vorher lag. Klar, ich hätt' mir jetzt die Mühe machen können die eine Scale, die ich konnte, mühsam auf die Opentunings zu "übersetzen", aber der Zufall wollte es anders....
Als "Gewohnheitstier" hab' ich natürlich alle Licks, die man sich so im Laufe der Zeit als feste Bewegungsmuster angewöhnt, auch mal über alle möglichen Tunings probiert, ohne Rücksicht auf tonale Gerechtigkeit. Und genau das gab den ersten "Aha" Kick... irgendwie klang das nämlich "interessant". Nicht das da was auf anhieb passen wollte, aber die Kombination als Altbekanntem (Bewegungsmuster der linken Hand) und "verstimmten" Saiten eröffnete zumindest eine unbekannte Melodienwelt. Plötzlich brachte es wieder Spaß zu experimentieren...

Die Moral der Geschicht? Trenn' dich von alten Ideen und probier's, ohne Rücksicht auf Hörverluste, mit Neuem. Die Sachen, die man eh beherrscht (oder die einen beherrschen) fließen eh wieder mit ins Spiel ein. Und wenn alles nicht hilft: Finde den _einen_ Ton, der sich gnadenlos durch den Solopart fräst, näher dich bedrohlich dem Lautsprecher, lasse es fiepen das das Herz hüpft und schau glücklich dabei aus.

slide on ...
bO²gie

NC: www.retroheadz.de

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Tom(2)

Du sprichst ein zentralen Thema an. Mir geht es auch nur allzuoft so, das ich mich beim Solo nicht von Penta's löse und mir mein Spiel zu langweilg vorkommt.
In letzter Zeit komme ich aber einer sehr wichtigen Einsicht immer näher: Das Spielen in der Band und das Üben und Weiterentwickeln sind zwei Dinge die besser getrennt von einander Behandelt werden.

:(nein, nein, jetzt nicht mit "Stil" daherkommen :-). Also, :Ihr Fuddler vor dem Herrn da draussen, wie geht Ihr an :Solos ran
Ich gehe davon aus das du nicht nur eine Lösung für ein bestimmtes Problem suchst sondern nach einem grundsätlichen und fundierten Weg der Verbesserung suchst.

Ich glaube das interessantes spiel nicht nur von vielen unterschiedlichen Tönen abhängt sondern vielmehr vom eigenen (inneren) Gehör. Das erklärt für mich auch die Frage warum unterschiedliche Menschen mit demselben Tonmaterial (Pentatonik) von langweilig und abgedroschen bis supergeil klingen.
Ich habe auch selbst schon desöfteren die Erfahrung gemacht, das nach einer längern Übungsphase in der Ich mich mit Tonleitern, Harmonielehre, etc. beschäftigt habe, die alte Pentatonik bei mir wieder viel frischer Klang.
Ein Beispiel: Ich habe mich vor etlichen Jahren im Unterricht mit George Benson's Affirmation beschäftigt. Melodie gelernt, Begleitung geübt, dann habe ich mir die Akkorde angeschaut und dachte: "hey mann das muss doch mit (die Akkorde weiß ich im moment nicht, daher muß ich raten) Bb Pentatonik auch klappen". Gesagt getan, Sequenzer angeschmissen losgespiel und ... umpf.
Bei der nächsten Unterrichtsstunde habe dann meinen Gitarrenlehrer gefragt was denn nun machen müsste seine Antwort war "dann müssen wir uns mal mit Aeolisch beschäftigen". Die nächsten Wochen waren nun damit ausgefüllt die Aeolische Tonleiter in allen Lagen und Variationen rauf, runter, vorwärts, rückwärts, hintern kopf..(ok war gelogen) zu üben. Irgendwann hatte ich das ganze dann aber satt hab meinen Sequenzer angeschmissen fand von G.Benson das File Affirmation. Da habe ich mir die Akkorde angeschaut und dachte: "hey mann das muss doch mit (die Akkorde weiß ich im moment nicht, daher muß ich raten) Bb Pentatonik auch klappen". Gesagt getan, Sequenzer angeschmissen losgespielt und ... Aha, na also geht doch!

Nun bin ich der Meinung, das wennn man sein Solospiel verbessern möchte, man in erster Linie sein Gehör verbessern muß.
Dazu gibt es nun diverse Hilfsmittel.
Zum beispiel die Stufentheorie. Du gehst also von der C-Dur Tonleiter aus und spielst die Tonleiter einmal von c bic c. Dann von d bis d und so weiter. Die von c bis c, klar, klingt nach c-dur. Die von d bis d klingt nach d-moll7 (dorisch) und als letztes Beispiel die von g bis g klingt nach G-Dur7 (Mixolydisch). Ich habe schon eine ganze weile gebraucht um diesen Unterschied höhren zu können. Das Ohr braucht wohl eine Weile (und ist ja auch trainierbar wie eine Stimme) um das zu erkennen. Wennn man es durch ständiges "daran erinnern" (Tonleitern üben) trainiert hört man es irgendwann und ganz nebenbei wird die Figerfertigkeit auch noch enorm Trainiert.

Das überträgt sich dann natürlich auch auf das Solospiel. Denn wenn dein Gehör eine neue Klangfarbe erkennen gelernt hat kommen automatisch neue Ideen beim Solo und auch die althergebrachten Pentatoniken spielt man dann interessanter.

Nun sollte man aber nicht versuchen diese Übungsarbeit in der Band zu Präsentieren und somit ist es sehr wichtig hier den Schnitt zu machen, loslassen vom Üben zu hause und sich nicht unter druck setzten ist die Deviese. Versuche mit den Dir zur verfügung stehenden Mitteln ein interessantes Solo zu spielen (besser wird es eh im laufe der Zeit da du ja an der Erweiterung deiner Mittel arbeitest).
Versuch einen Spannungsbogen aufzubauen und das Solo einem klaren Ende zuzuführen.

Der beste Tipp den ich je erhalten habe: Sing die Solo's mit!!!!

Es geht nicht darum die Töne perfekt zu Intonieren sondern klare Melodien zu finden.
Dadurch werden linien für den Zuhöhrer besser nachvollziehbar und Aussagekräftiger. In dem ganzen Lärm geht das eh unter, das man deine Stimme nicht mehr höhrt, deinem Spiel wird man es aber ganz bestimmt anhören können!

Gruß Lutz

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

: Als ich began mit Opentunings zu experimentieren war es nämlich plötzlich aus mit den Standard Licks. Keine Note lag mehr da wo sie vorher lag.

Da befindest Du Dich übrigens in guter Gesellschaft. Adrian Belew macht das offenbar von Zeit zu Zeit ebenso, daß er z.B. eine Saite seiner Gitarre um einen Halb- oder Ganzton verstimmt, um so auf neue Ideen zu kommen, weil dann natürlich alle SKalenfingersätze und Akkordgriffe sich ändern.
Ich hab's da leichter, ich muß nur von den Melodie- auf die Baßsaiten wechseln, schon hab ich eine neue Stimmung ;-)

Johannes

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Tom!

: Strophe: e C G G / e C G G / A G-F e C / e C G G
: Refrain: D e C C / D e C C / D e C C / C C C D-C-e

ähhhja... Was ist hier denn jetzt Molle und was nich... öhm, is ja auch egal...! :-)

Also bei bir gibt es 3(einhalb) unterschiedliche Einteilungen für ein Solo:


  1. melodiös
  2. rockig
  3. shredden

Erstmal versuche ich herauszufinden, was das Lied braucht.
Melodiöse Sachen benutze ich dann meisten für Balladen und andere ruhigen Stücke. Da achte ich immer darauf nicht zu viele Noten zu spielen, mehr auf Phrasierung, weniger auf Technik (also mehr Slides, vorsichtige Bendings und sehr bedachter Anschlag...) und vor allem auf die Harmonien zu achten.

Bei rockigen Solos (Die die am meisten gespielt werden) geht es dann schon mehr an die Patterns (Pentatonik usw...). Mehr Technik (Hammer, Pull-Of, dreckigere Bendings). Zumindest achte ich schon nicht mehr so genau darauf ob jeder einzelne Ton 100%ig korrekt ist.

Dann kommt die lustigste und seltenste Abteilung. Das Shredden!! Läßt sich leider nur selten einsetzen. Außer du bist in einer Band, die eine Britney-Spears-Parodie einplant... ;-))
Zumindest achte ich da fast nur noch auf Geschwindigkeit und Schoweffekt (Haufenweise Tappings, Sweeps (wenn man se kann...), Hochgeschwindigkeit-Pickings, chromatische Schweinereien...). Harmonisch arbeite ich da auch nur noch mit Patterns und Standard-Licks (bei der Geschwindigkeit kann man ja nicht mehr denken)...

Tatsache ist, je schneller du spielst, umso weniger mußt du auf Harmonien achten...

Das ist mein Ergebnis dieser Betrachtungsweise... ;-)))

Zu dem ersten (also harmonisches Melodiespiel) könnte ich zwar noch was sagen.. Das geht dann aber shcon wieder zu tief in die Harmonie-Lehre!

Gruß Benjamin

Gruß Benjamin

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Lutz,

vielen Dank für Deinen Reply... die Trennung zwischen Bandprobe/üben und "für die Technik was tun" (ich nenns jetzt mal so vereinfachend) ist auf jeden Fall wichtig, keine Frage. Es ist nur (oft) so, dass ich, auch wenn ich alleine Dudele/Übe, zwar in meinen Grenzen immer besser werde (was die "manuelle" Technik angeht), die Zeit der grossen Entdeckungen auf dem Hals im Moment anscheinend vorbei ist (ich habe das Gefuehl, ich drehe mich im Kreis und spiele mehr oder weniger das gleiche, nur in anderen Tonlagen, vereinfacht gesagt). Die Ideen, wie zB von BO2gie, mit anderen Tunings zu operieren, um aus dem gewohnten Trott heraus zu kommen, halte ich zwar für interesant, aber irgendwie denbke ich, das selbst im Standard-Tuning noch soviel drinsteckt, was ich noch nicht entdeckt habe (?!).

: Der beste Tipp den ich je erhalten habe: Sing die Solo's mit!!!!

Das klingt interessant... mache ich (summend) sowieso, wenn ich nach einer Melodie suche... allerdings klingt dann doch wieder alles so bekannt/gleich...

Tom(2)

Retroheadz

Hi Bo2gie,
bei den Headz ;-) war schon gestern und habe mich angemeldet; allerdings meldet mir der Chat immer: Nick nicht vergeben, obwohl ich mich als Tom(2) mit Passwort schon 2x angemeldet habe. Jetzt probiere ichs mal als Jehova, ätsch :-)

Tom(2)

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Tom,

anderer Vorschlag: wenn Du das Gefühl hast, immer das selbe zu spielen und Dich im Kreis zu drehen, mach mal Pause von der Gitarre, spiel mal was anderes - oder gar nix. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich nach solchen Pausen oft frische Ideen bekomme, weil dann die eingschliffenen Bewegungsmuster und Automatismen erstmal vergessen sind. Wie Du das Deiner Band beibringen kannst, wenn Du auf einmal mit einer Tuba anrückst, kann ich Dir leider auch nicht sagen ;-)

Gruß,
Johannes

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Tom(2)

Wenn du tonale Horizonterweiterungen erreichen möchtest gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten. Wie die Stufentherorie funktioniert habe ich ja kurz erklärt. (eine Skalentabelle für 6 der 7 Modes in allen Positionen findest du auf meiner Homepage unter Workshops). Nun kannst du diese Idee auch noch weiter spinnen:
Als erstes betrachtest du die 6te stufe (bei C-Dur also von a bis a, Am Aeolisch)als die erste Stufe. Die ist ja nun Moll und wenn du den Klang nun ein bisschen mehr in richtung einer 1ten stufe bringen willst was liegt da näher als aus der kleinen 7 eine maj 7 zu machen (da die 1 stufe also von c bis c auch eine maj 7 enthält).
Somit erhälst du die harmonische Molltonleiter( a h c d e f g# a).
Hier machst du nun wieder das gleiche Spiel, als Beispiel A Melodisch Moll von e bis e (e f g# a h c d e) ergibt e HM5, eine Dur7 Tonleiter.
Um den Klang kennenzulernen mach dir ein Begleitband, welches E7 dudelt und probiere darüber oder versuch sie in einem E-Blues aus (Aber besser erst zu Hause bis es klappt).

Eine Anwendungsmöglichkeit auf der Dur-Skala basierend:
Die Tonleitern von d, e, und a sind alle Moll7 Tonleitern die sich nur durch unterschiedliche 9nen und 6ten definieren.
Nun sucht du dir 3 Durskalen die du so spielst, das sich daraus die 3 Moll7 Tonleitern ergeben:
1. C-Dur von d bis d (Dorisch)
2. Bb-Dur von d bis d (Phrygisch)
3. F-Dur von d bis d (Aeolisch)
Begleitband dm7, und dann immer 4 Takte d-dorisch, d-phrygisch, d-aeolisch.

Gruß Lutz

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Tom!

...das gleiche Problem hatte ich vor ungefähr 20 Jahren, wo ich leidlich Rythmusgitarre spielen konnte aber das Solieren nie auf den Pin bekam. Ich hab das Problem dadurch gelöst, daß ich damals auf Bass umgestiegen bin ;-)))

..Spaß beiseite, es hat mir auf Dauer nichts genützt, denn in der Zwischenzeit mußte (bzw. wollte) ich auch mal als Bassist an Solos ran. Meine „Strategie“ beim Solieren besteht darin, daß ich aufgrund meiner spieltechnischen Grenzen erst gar nicht versuche ,virtuos zu klingen. Ich setzte mir als Minimalziel, durch so eine Akkordfolge durchzukommen, ohne daß es in den Ohren kratzt. Ich spiele nur so schnell, daß ich die Sache noch unter Kontrolle habe.

Wenn ich so eine Akkordfolge vor mir habe, denke ich nicht von Takt zu Takt sondern mache mir im Geiste „Pakete“ von jeweils 4 Takten. Innerhalb eines solchen Päckchens ist es dann einfacher eine flüssige Linie zu spielen. Ich schaue mir die Akkorde in den einzelnen Takten an und überlege mir welche Skala dazu passen könnte. Wenn da zum Beispiel die Akkorde C, am, dm, G7 kommen ist es sehr wahrscheinlich, daß eine trivial C-Dur Skala paßt, etc. Komme ich aufgrund der Akkorde nicht auf den Trichter welche Skala nun paßt, spiele ich die einzelnen Akkorde erstmal als Arpeggios. Im genannten Beispiel wären das

Für C: die Töne c, e, g
Für am: die Töne a, c, e
Für dm: die Töne d, f, a
Für G: die Töne g, h, d, f

Wenn ich nun alle so ermittelten Töne „zusammenzähle“, habe ich das Tonmaterial, das zu meinem Paket von 4 Takten paßt. Auch bei den schrägsten Akkordverbindungen kommt auf diese Weise so etwas wie ein Skala zusammen. Da paßt dann auch nicht jeder Ton auf jeden Akkord der Folge – da muß man halt noch rumprobieren.

Soviel zur Strategie, habe ich mich unverständlich genug ausgedrückt ;-))))))


Gruß
Bernd

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?


Hi,

wirklich nicht leicht eine Antwort zu schreiben, die konkret was nützt. Das, mit dem "die Augen zu machen und den Blues einfach fühlen", ist Gelaber und das, was daran richtig ist, läßt sich hier nicht (und von mir schon gar nicht) vermitteln. Mit Harmonielehre will ich deinem Problem hier auch nicht mehr als nötig zu Leibe rücken. Außerdem hast du ja schon gute Antworten in der Form bekommen.

Klar kommt es immer darauf an, welche Art von Stück mit eiem Solo geschmückt werden soll.
Eine Ballade braucht eben eine gute Melodie, die das Solo auch aufgreifen sollte.
Aber ein weiterer Ansatz, der vielleicht immer ein wenig helfen kann ist meiner Meinung nach das denken in Intervallen.
Man überlege sich warum das, was man immer so spielt langweilig klingt und achte welche Intervalle es sind, an die sich das Ohr eben zu gut gewöhnt hat.
Bei der Pentatonik sind das in den gewohnten Bewegungsmustern der Greifhand eben hauptsächlich Sekunden und Terzen, die man spielt.
Wenn man nun einfach mal größere Intervalle aneinanderreiht ergibt sich daraus oft schon ein interessanter Effekt.

AUch wenn man Läufe entwickeln will, um bspw. flüssig in höhre Lagen zu kommen, ist es oft ganz gut sich ein bestimmtes Intervall zu nehmen und fast nur aus diesem so einen Lauf aufzubauen.

Soviel von mir zum Ansatz in Intervallen zu denken.

und nun nimm dir die schicke Jag. zur Hand und leg los!

auster

NP: Cream - Strange Brew

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Neben dem Opentuning Tipp hätt' ich vielleicht noch etwas allgemein verdaulicheres auf Lager:

Versuch' mal ein Solo auf der Akustikgitarre auszuarbeiten. Im ersten Moment mag man zwar denken: "Da spiel ich doch die gleichen Skalen, wo ist da der Trick?" Akusitikgitarren haben ein ganz anders "Spielverhalten" ... nix Sustain von hier bis in die Ewigkeit, und alles erscheint zuerst etwas steifer, Bendings erfordern mehr Kraft usw. ... Das veränderte Spielumfeld kann auch dazu beitragen, sich langsam von "gewohntem" zu trennen (bzw. ist "trennen" eigentlich das falsche Wort ... "ergänzen" sollte es eigentlich besser treffen). Genauso kann es spannend sein, bestimmte Soli, die man vielleicht bisher immer mit Vollbratze durchgehauen hat, einfach mal im Clean/Chrunch Modus durchzuspielen.

...und wenn das immer noch nicht hilft: Alle Regler auf 11, ran an den Speaker.........

slide on ...
bO²gie

NP: Cliff Barnes | News tonite


Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi!

Endlich sagt´s mal einer!

Auf der unverstärkten Gitarre ist es einfach ein anderes Spielen. Wie immer wieder auch hier mein Flohmarkttipp: Such Dir für ein paar Fünfziger eine windische Archtop deutscher Produktion (Framus, Hoyer, Höfner etc.). Das ist nochmal eine Welt für sich.

Und wenn Du dann "nach hause" auf Deine alte Gitarre zurück kommst, ist alles ganz einfach.

Matthias


N.P. Chris Jones & Steve Baker "Slow Roll"

Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hi Tom(2),

jetzt kommen noch meine 2 Euro zu dem Thema :-)

Ersma kommts bei mir drauf an, wieviel Zeit mir zur Verfügung steht - isses 'n Song bei 'ner Session, wo du adhoc was aus dem Hut zaubern mußt, isses 'n eigenes Stück, eins was nur live gespielt wird, eins was auf CD soll usw.

An erster Stelle steht natürlich (für mich) die "Ermittlung" der Tonart - in deinem Beispiel wäre es für die Strophen (einfach ausgedrückt) C-Dur (oder schwieriger ausgedrückt E-phrygisch) - allerdings "passt" der A-Dur nicht so ganz da rein - eigentlich "müßte" es a-moll sein - aber ein "muß" gibts in der Musik ja eigentlich nicht ;-)

Der Refrain wechselt dann nach D-mixolydisch (G-Dur).

Buysevai - kann sein, daß es noch andere Deutungsmöglichkeiten gibt - was ich hier vorschlage, basiert auf meinem theoretischen Halbwissen - was allerdings die andere Hälfte des Halbwissens eines gewissen "Fritz" aus dem Grünen ist, scnr ;-))))

Für den "ersten Schritt" hört sich das zwar kompliziert an - aber mit 'nem bißchen Übung erkennt man die Tonart ganz schnell.

Weiter geht's: was isses für'n Stil? Isses mehr bluesig, rockig, soulig, schlagermäßig, balladesk? Werden die Akkorde gezupft, geschrammelt, riffmäßig gespielt? Triobesetzung, zwei Gitarren, Keyboard dabei oder gar Big Band?

Würdest du mir dieses Akkordschema zur näxten Session vorlegen, würde ich wahrscheinlich mein Glück erstmal mit der Pentaton in E probieren - da kann einem, was "falsche" Töne angeht, relativ wenig passieren.

Meine Vorgehensweise wäre dann, rein gedankenmäßig, folgende:

Wichtig für mich ist es dabei, daß ich die jeweiligen Akkordtöne kenne und ich weiß, wo sie zu finden sind - äußerst wichtig für melodiöse Sachen oder wenn ich "lange" Töne spiele - in deinem Beispiel könnte man z. B. über die ersten beiden Takte den Ton G herrlich lang stehen lassen oder pro Akkordwechsel aus verschiedenen Postion auf das G hochziehen oder 'n bend-release auf das G machen (kommt natürlich aufs Tempo und den Stil s.o. an.)

Wenn du die Akkordtöne kennst, kannst du auch "mal eben" so'n paar "repeating-machine-gun"-Licks einstreuen (Johnny Winter läßt grüßen - oder auch Herr Knopflers Sultans of Schwing :-)) Mal als gaaaaaaanz einfaches Beispiel: Als 16tel Dreiergruppen bilden: über e-moll g e h spielen (also 15 Bund e-Saite, pull-off zum 12. Bund e-Saite, 12-Bund h-Saite) und dann wieder von vorne - übers C das gleiche Schema, nur eben 13. Bund h-Saite und übers G als 2.Ton 10. Bund e-Saite und wieder 12. Bund h-Saite.) Tssss - klingt ganz schön kompliziert, wenn man's schreiben muß :-)))

Etwas was sich auch hervorragend eignet, sind die Longform-Arpeggios - also z.b. das e-moll über 3 (oder mehr) Oktaven. (du bist tonal immer auf der sicheren Seite, es sieht gut aus, und man kommt ruckzuck melodiös in hohe Lagen :-)))

Uuuups - dafür, daß das grade mal "mein" Ansatz für blues-rockige improvisierte Live-Soli war, mach ich jetzt ersma Schluß - weitere Teile folgen (falls man mich nicht auffordert, nie mehr was zu schreiben :-))

Gruß

Oly


Re: (Gitarre) Wie geht Ihr an Solos ran?

Hallo vom Nur-Manchmal-Leser
(und Fast-Nie-Poster),

zur Theorie wurde Einiges gesagt, hier noch eine Kleinigkeit:
* Steht die Songstruktur - wie in Deinem Beispiel - dann (jetzt nich lachen) spiel' ich sie und summe/singe dazu gerne vor mich hin. Für mich ist das relativ effizient, in der Regel habe ich schnell nette Melodiechen heraus, die ich dann auf der Klampfe versuche nachzuempfinden. Diese Melodiechen modifiziere ich gerne ein bisschen während dem Solo und werfe eine handvoll Standardriffs mit rein.
* Was bisher etwas kurz kam: Sounds & Effekte. Kommt ganz drauf an ob's 'ne Ballade oder Hardrock werden soll. Auch der ein oder andere Hieb auf's Fusschalter oder Pedal würzt die Gerichte. Ein kurzer, eher krasser Einwurf oder bisschen bewusst daneben spielen erhöht den Aufmerksamkeitsfaktor.

Das war's 'mal. Überlange Selbstzwecksolos sind eh nicht meine Sache, lieber ab und zu mal nen songdienlichen Farbkleckser.

Gruss
O.J.