Hallo liebe Leute,

ich hab' mich ja in letzter Zeit etwas rar gemacht...
Grund war, daß ich so seit Weihnachten an einer Vorstufe bastele und nun endlich mitteilen kann: Ende, Fertich (vorerst).

So sieht's aus:




Auch wenn alle sagen, dass die Rackzeit längst vorbei ist: ich steh' nach wie vor auf 19"-Zeugs...

Für die technisch Interessierten:

Das Ding (PR-2) heißt so, weil's mein dritter Versuch eines Preamps ist (Binäriker beginnen das Zählen ja bei null...). Ich hab' halt 3 Stück (immer 2 gebaut und dann aus den "Goodies" einen dritten gemacht - nennt man wohl "incremental prototyping).
Vor fast einem Jahr (ziemlich genau um Weihnachten rum) hab' ich angefangen, mich mit der Materie zu beschäftigen. Pate dieses Gerätes ist (man sieht's kaum :-) ) der Soldano X88r.
Bei diesem habe ich das grundsätzliche Design entliehen - die Schaltung entspricht diesem zu XX %.

Meine Modifikationen:

• 
  Alle Katodenwiderstände sind "nur" noch 1k5 - somit gibt's ab der ersten Stufe mehr Gain, allerdings wirken sich die "Eigenheiten" der Röhren auch mehr aus. So hat dann schon der RHY-Kanal auf 1/2-Gain mehr Dampft als ein JCM900...
  


• 
  Im Lead-Channel gibt's als Bright-Switch das, was Soldano "Warren Haynes-Mod" nennt - also ein Zuschalten des Bright-Kondensators.
  


• Das Mid-Poti ist auf 50k vergrößert, was "scooping" vereinfacht (der "alte" Regelbereich liegt jetzt eher im oberen Drittel)
  


• 
  Der Clean-Kanal ist geboosted und hat eine "halb-Fender/halb Marshall"-Klangregelung
  


• 
  Die "signifikanten" Rörhren (hier: die, die in der Verstärkergette entweder vorn liegen ioder viel Gain bringen) werden mit Gleichstrom geheizt.
  

Die Shape-Schalter sollten ursprünglich eine Verschiebung der Mittenabsenkung (wie beim Ampeg VL...) bewirken, sind aber nun nicht mehr angeschlossen.

Was soll ich sagen... Bin hin und weg...
Das Grundkonzept von Michael S. ist schon ziemlich gut... Für so High-Gain-Luder wie mich ist das Ganze in geboosteter Form optimal. Für die POD- und V-Amp-user (obwohl ich selbst so Dinger hab'): Vergesst alles, was sie Euch erzählen... Nur übersteuerte Röhrenverstärker klingen wie übersteuerte Röhrenverstärker... Allerdings können diese auch nicht alles - wer "den" Heavy-Sound sucht sollte div. Halbleiter bemühen (das bitte als wertungsfrei ansehen !!!).

Leider habe ich nicht die Möglichkeit, Euch das Ergebnis meine Bemühungen audiophil zu präsentieren, nur soviel: Ich hab' mir im letzen Jahr zu Vergleichszwecken einen Soldano SP77, eine Engl 520, einen Yamaha DG1000, einen JMP1, einen 9001 und einen PSA-1 besorgt - die sind inzwischen alle jenseits von eBay...

Warum poste ich das hier überhaupt:
Vielleicht gibt's noch mehr so Bekloppte wie mich -> Bitte meldet euch - bin an jeglichem Erfahrungsaustausch interessiert!

Es grüßt

Andy

Hi,

ich gehöre innerhalb der Aussensaiter-Gemeinde wohl zu den eher selten vertretenen Homo Gainiens (nicht mit "Genius" verwechseln ;-) ). Also nicht nur und in letzter Zeit auch gerne abseits davon, aber ohne HiGain würde ich wohl nicht in meiner Band spielen etc pp bla bla, und schließlich sind die 80er Hartfels- bis Metallerscheinungen Schuld daran, daß ich überhaupt mit dem ganzen Spaß angefangen habe.

Langer Rede kurzer Sinn: ich finde 19"-er eigentlich völlig unsexy. Allerdings finde ich Selbstbauprojekte total geil. Und was Du da gebastelt hast, sieht sehr sehr professionell aus. Ich wäre ja auch schon mal fast bei einer Soldano Vorstufe schwach geworden. Und Dein Werk erinnert mich ein bisschen an das Teil (ich kann mich nicht mehr erinnern, wie das Vieh hieß...).

Ganz prinzipiell erinnert mich Dein Geschoß an die Vorstufe meines Engl-Topteils (Sava120). So wie Du es beschreibst, könnte ich mich an "meine" Kanäle 2-4 erinnert fühlen. Jedenfalls Sachen, die ich in meinem musikalischen "Alltag" auf jeden Fall brauche. Für mich geht nix über viele brauchbare Amp-Sounds (na ja, viele, bei mir sinds sechs von 14 möglichen), dafür lasse ich jedes Effektgerät stehen (und deswegen habe ich "nur" noch ein Delay und einen Chorus an meiner "großen" Anlage)...

Nur übersteuerte Röhrenverstärker klingen wie übersteuerte Röhrenverstärker...
Noch hast Du Recht. Vor 6-7 Jahren hätte ich gesagt, Du hast uneingeschränkt Recht. Aber es tut sich eine Menge auf dem digitalen Acker. Ich denke mal, im Gesamtmix hört kein Durchschnittshörer mehr raus, ob der Gitarrenklang von Röhren, Transen, ICs oder Heinzelmännchen produziert wird. Und wenn doch, läßt man noch ein Röhrenemulatorplugin von SteinbergLogicVSTProTools drüber laufen, und dann glaube ich von mir ganz ganz ehrlich, daß ich nicht mehr wüßte, welcher Sound nun Tube ist und welcher nicht.

Davon abgesehen habe ich schon viele Bands mit grottigem Sound gehört, deren Saitenklänge röhrenverstärkt waren (live UND Studio). Und einige bemerkenswert gut klingende Truppen, bei denen nur so ein digitales Vox-Pedal auf dem Boden stand... Oder ein Digidings in eine Transenendstufe. Aber wenns die Leute drauf haben...

Don't get me wrong, ich liebe meine beiden Tubenamps (und ich tu mich schwerer, über meine digitale Blechkiste etwas in den Rechner aufzunehmen). Ich freue mich auch 2x die Woche darauf, im Proberaum die Sicherung im Stromkasten auf "AN" zu schalten und meinem Röhrentop beim Vorheizen beizuwohnen. Aber das ist _mein_ Ding. Wenn jemand schnell einen Studio-Job von mir wollte, würde ich wahrscheinlich mit einem POD anreisen. Aber was fasel ich da so lange herum, ich würd Deine Röhrenvorstufe echt gerne mal live erleben. Aus welcher Ecke kommst Du? Spielst Du in einer Band? Habt Ihr dann evtl mal in NRW Gigs?

Allerdings können diese auch nicht alles - wer "den" Heavy-Sound sucht sollte div. Halbleiter bemühen (das bitte als wertungsfrei ansehen !!!)

...hm, ich finde meinen Sound bei Bedarf schon recht heavy. Meine Erfahrung: lieber weniger Vorstufengain, dafür die Endstufe ordentlich kacheln lassen. Und mit Halbleitern hab ich eher für die sanfte Overdrive-Fraktion experimentiert (es gibt einen sehr schönen Mod von Herrn Keeley (den Preis finde ich unverschämt hoch, der Mehrpreis zum Boss beträgt aufs Material runtergerechnet ein paar wenige EUs, und vor nicht all zu langer Zeit war die Schaltung sogar öffentlich ;-))) ) für den Boss SD-1 Super Overdrive, da wird u.a. an einer Stelle ein Germaniumtransistor "als Diode" eingebaut; das klingt sehr fein, hab ich mir sogar von Bluesern sagen lassen). Allerdings sind die meisten Heavy-Pedale auf Silizium-Halbleiterbasis, da hast Du Recht (das und evtl. noch ein ordentlicher EQ). Rammstein oder Fear Factory auf Vollröhre stelle ich mir schwierig vor (oder Pantera, oder keine Ahnung, was "_der_ Heavy-Sound" ist...)

Ansonsten sollte man von selber drauf kommen, daß extrem "scooped" nur im Wohnzimmer gut klingt, im Proberaum allerdings jede Durchsetzbarkeit im Sound vernichtet wird (ich meine damit die Frequenz-"Badewanne").

So, das soll reichen, genug Gefasel. Wenn Du mal auf eine Session kommst, spiele ich die Schüssel sehr gerne mal an.

Gruß
burke

(dem man nach den letzten AS-Jams gar nicht mehr glauben mag, daß es aus der Heavy-Ecke kommt... aber das ist mir ganz recht so)