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Demnächst: CORDUROY bei Musik am Fluss, Blauer Steg, Frankfurt Rödelheim am Samstag, den 25. Mai 2024, gegen 18:00 Uhr.

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Sommerkurs

Hallo,
ich habe letzte Woche einen Sommerkurs für Gitarre an einer privaten Musikschule in Bayern mitgemacht. Leider entsprach der Kurs nicht so ganz meinen Vorstellungen. Friedlieb meinte am vergangenen Samstag zu mir, dass ich darüber einen Erfahrungsbericht hier im Forum schreiben solle, denn dafür wäre das Forum da. Ich habe meine Erlebnisse meinem Freund in Berlin gemailt, der auch Interessen an dem Workshop hatte, aber aus Zeitmangel nicht mitfahren konnte. Damit ich nicht alle Formulierungen neu erfinden muss, vielleicht ein Auszug aus meinem Brief an ihn:

"....der Kurs in Aschaffenburg, vergiss es! Die denken auch nur daran, dass Geld verdient wird. Ich war erstaunt, dass unser Gitarren-Dozent das mal kurz auch einfach so formulierte. Es sei ihm egal, ob jemand was lernt oder am zweiten Tag nach Hause fährt, Hauptsache er hat die Kursgebühr bezahlt! So einfach ist das! Ist ihm wohl unbedacht heraus gerutscht!

Direkt am ersten Tag wurde den Gitarren-Teilnehmern ein Blatt Noten vor die Nase gehalten mit der Aufforderung nach diesen Noten zu spielen. Ich bin es ja gewohnt, dass neben Noten immer auch eine Tab darunter präsentiert wird, nix davon. Der erste Tag war somit wirklich ernüchternd. Des Weiteren die Songauswahl von 'Blue Bossa', 'Mercy, Mercy, Mercy' (Zawinul) und 'Summertime' von Gershwin ließ jeden, der Rockmusik mag, doch eher trist aus der Wäsche schauen. Einer Gruppe platze der Kragen, die schafften sich schnell von Judas Priest 'Braking The Law' drauf, sehr zum Missfallen der Gitarren-, Drum, Bass- und Gesangs-Lehrer, die wohl so eher auf jazzige Stücke stehen...

Unser zugeteilte Git-Dozent war mit Sicherheit ein Ass in seinem Metier, ein Absolvent der GIT in Los Angeles, aber er dudelte in Affengeschwindigkeit auf seiner Klampfe, was einen noch mehr hinunterzog. Freilich waren die Dozenten gerade dann schon zu Hause, als wir für unseren Song (Summertime) gerade die Voicings der einzelnen Akkorde in mühevoller Kleinarbeit zusammen bastelten, weil sie nirgendwo standen. Natürlich konnten wir beide Gitarristen in dieser Gruppe am nächsten Tag sämtliche Voicings und Rhythmuspatterns über den Haufen werfen, da sie nicht den Vorstellungen des Dozenten entsprachen. Das zog uns so richtig nach unten. Die Sängerin wollte in Anwesenheit dieses Lehrers keinen einzigen Ton mehr singen. Die einzige Rettung war das Coaching eines amerikanischen Dozenten, David Becker aus Wuppertal, der uns wieder aufrichtete, aber der war nur für einen Nachmittag da gewesen. Das Recording unseres Songs im XXXXXXXXXX-Studio war natürlich eine mittlere Katastrophe und der Mix war wirklich bescheiden, d.h. auch lustlos und fast nicht vorhanden. Selbst bei meinem eigenen Homerecording mixe ich beispielsweise ein Solo etwas lauter ab als den Background! Die CD wurde heute morgen mal kurz während des Unterrichts gebrannt und ohne Cover einfach so da zum Mitnehmen hingelegt. Sehr liebevoll das Ganze!

Der Musik-theoretische Teil war entsprechend für Leute, die ohnehin schon ein geballtes Wissen an diesem Thema hatten. Ehrlich, was nutzt mir das Herunterbeten sämtlicher Kirchentonleitern, dorisch, aeolisch, phrygisch etc. in der richtigen Reihenfolge? Und weiter so, dass man wirklich die Lust am Musikmachen verliert....

Echt, ich mag gar keine Gitarre mehr ansehen. Dieser Kurs ist ein einziger Fehler gewesen und ein teurer noch dazu. Ich denke, ich hätte mehr gelernt wenn ich eine meiner Lehrvideos in der Woche durchgearbeitet hätte.

So, das war es erst Mal von dieser großen Enttäuschung."

So, das war der Brief. Ich weiß, ich bin nicht der größten Musiker einer, und ich habe auch massive Schwierigkeiten mit der Harmonielehre und dem Notenlesen. Dies war nicht mein erster Sommerkurs, denn ich hatte schon drei bei der SRG in Offenbach. Die ersten beiden haben sehr viel Spaß gemacht, und ich habe auch immer viel dabei gelernt. Gut, beim letzten Mal lief leider einiges dort schief, weshalb ich die andere Schule einmal ausprobieren wollte. Die SRG ist mittlerweile auch verboten teuer geworden (mein erster kostete DM290, der diesjährige sollte €360 kosten, eine Steigerung von mehr als 100%, was wohl doch etwas zu viel war, nicht nur für mich, denn nach meinen Infos kam der SRG-Krus in diesem Jahr wegen Teilnehmermangel nicht zu stande.

Für weitere Infos stehe ich gerne Rede und Antwort.

Gruß an alle, und ich denke, ich werde die Lust am Gitarre spielen doch nicht richtig verlieren.

Helmut

Re: Sommerkurs

Hi,

lass dich nicht unterkriegen! Leider hört man von so was immer wieder mal und ein Informationsaustausch hilft anderen nicht den gleichen Fehler zu begehen. Ich würde das Institut ruhig beim Namen nennen. Bei manchen Workshops hat man einfach das Gefühl, man wäre besser zu Hause geblieben und hätte sich an den Füßen gespielt.

Gruß

Marcello

Re: Sommerkurs

Hallo Helmut,

schade, daß der Kurs nicht so gut war. Ich habe auch schon mal drangedacht, meinen arg engen spielerischen Horizont auf ähnliche Weise zu erweitern. Am liebsten auf einer kleinen Mittelmeerinsel, die mit "F" beginnt, da geht das nämlich auch. Aber Dein Beispiel klingt eher abschreckend...


Gruß an alle, und ich denke, ich werde die Lust am Gitarre spielen doch nicht richtig verlieren. Recht so: Rock ´n´ Roll.:


Juergen


Re: Sommerkurs (Nachtrag)

: Hat diese Veranstaltung irgendwas mit Ingolstadt und einem gewissen Nick zu tun?
Hallo Jürgen,

Nein, nicht dass ich wüsste. Die Schule ist in Aschaffenburg und dort fand auch der Sommerkurs statt. Bei Nick fällt mir nur der Gitarrenbauer Nick Huber ein, der übrigens bei eben diesem von mir gescholtenen Gitarren-Dozenten Gitarren-Unterricht nehmen soll... der Arme!!!

Gruß
Helmut


Re: Sommerkurs

Hi Helmut,

erstmal vielen Dank für Deinen aufschlußreichen Bericht, auch wenn ich den schon mündlich von Dir gehört hatte.

: Friedlieb meinte am vergangenen Samstag zu mir, dass ich darüber einen Erfahrungsbericht hier im Forum schreiben solle, denn dafür wäre das Forum da.

Ja, genau, damit man nämlich auch mal die andere Seite sieht, also alles was jenseits der Reklameversprechen liegt. Und da wir reklamefrei sind, brauchen wir da auch keine Rücksicht auf Anzeigenkunden zu legen, insofern sind wir der gedruckten Presse einen riesigen Schritt voraus.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Sommerkurs

Hallo Helmut,

ich habe auch schon einige Erfahrung an "Sommerkursen" oder mehrtägigen bis einwöchigen Workshops. Ich hab mal gegoogelt nach ein paar schlüssel-Begriffen aus Deinem Posting und bin auf das Prospekt/Flyer zu Deinem Sommerkurs im pdf-Format gestoßen.


Leider entsprach der Kurs nicht so ganz meinen Vorstellungen.

Das überrascht mich angesichts des Flyers gar nicht. Da ist nur von 1 Woche Musikmachen und Spaß die Rede. Kein Wort über:
- Musikstile, die bei dem Kurs vorherrschen. Da die Geschmäcker auch unter Musikern sehr verschieden sind, sollte der Veranstalter sich dazu vorher äußern
- die Dozenten des Kurses. Das ist sehr seltsam, normalerweise werden die Dozenten eingehend vorgestellt, dann kann man/frau sich auch selber informieren, aus welcher Ecke der Musik die Dozenten kommen.



Direkt am ersten Tag wurde den Gitarren-Teilnehmern ein Blatt Noten vor die Nase gehalten mit der Aufforderung nach diesen Noten zu spielen. Ich bin es ja gewohnt, dass neben Noten immer auch eine Tab darunter präsentiert wird, nix davon. Der erste Tag war somit wirklich ernüchternd.

Mit Tabs hätte ich auch nicht gerechnet. Über Tabs rümpft ein "gelernter" Musiklehrer oder Dozent nach wie vor die Nase.



Des Weiteren die Songauswahl von 'Blue Bossa', 'Mercy, Mercy, Mercy' (Zawinul) und 'Summertime' von Gershwin ließ jeden, der Rockmusik mag, doch eher trist aus der Wäsche schauen. Einer Gruppe platze der Kragen, die schafften sich schnell von Judas Priest 'Braking The Law' drauf, sehr zum Missfallen der Gitarren-, Drum, Bass- und Gesangs-Lehrer, die wohl so eher auf jazzige Stücke stehen...

Ja, die Auswahl der Stücke läßt darauf schließen, auch der Name des Gitarrendozenten (s.unten). Aber das hätte der Veranstalter in seinem Flyer reinschreiben müssen !!!!!!


:
Unser zugeteilte Git-Dozent war mit Sicherheit ein Ass in seinem Metier, ein Absolvent der GIT in Los Angeles, aber er dudelte in Affengeschwindigkeit auf seiner Klampfe, was einen noch mehr hinunterzog.

Ich vermute es war Thomas Langer, der einzige Dozentenname, auf den man aus dem Flyer schließen konnte. Der ist allerdings bekannt als Jazzgitarrist, weniger als Rocker. Was er didaktisch drauf hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber gute Musiker sind nicht unbedingt gute Dozenten.



: Der Musik-theoretische Teil war entsprechend für Leute, die ohnehin schon ein geballtes Wissen an diesem Thema hatten. Ehrlich, was nutzt mir das Herunterbeten sämtlicher Kirchentonleitern, dorisch, aeolisch, phrygisch etc. in der richtigen Reihenfolge? Und weiter so, dass man wirklich die Lust am Musikmachen verliert....

Die Kirchentonarten .... die altbekannte Schafscheiße. Eben hauptsächlich was für Jazzer. Im Flyer steht zwar was von Harmonielehre (zwar nur ganz wenige Stunden), aber das ist für Rocker meistens schon zuviel.



: Echt, ich mag gar keine Gitarre mehr ansehen. Dieser Kurs ist ein einziger Fehler gewesen und ein teurer noch dazu. Ich denke, ich hätte mehr gelernt wenn ich eine meiner Lehrvideos in der Woche durchgearbeitet hätte.

Ist Ich habe schon Erfahrungen von Leuten gehört, die sich auf Workshops, die von 98 % der Teilnehmer als absolut super beurteilt wurden, gar nicht wohlgefühlt haben und die nach 2 Tagen nach Hause gefahren sind. Ich finde, den Kurs in Aschaffenburg pauschal mit "vergiß es" zu bezeichnen, tut ihm möglicherweise Unrecht. Ich war aber selber natürlich noch nicht dort.


Ich kann es gut verstehen, daß Du frustriert bist, weil der Kurs überhaupt nicht Deinen Erwartungen entsprach. Der Kurs war nix für Dich, für andere vielleicht schon. Ist sicher Schuld des Veranstalters, wenn er nicht vorher genau sagt, was geboten wird, ist aber zum Teil auch Deine eigene Schuld, weil Du mit zuwenig Vorinformation hingegangen bist. Hättest Du die Neuland-Themen Notenlesen und Harmonielehre nicht auch als Chance sehen können, was dazuzulernen?
Sorry für meine Klugscheißerei, aber ich hätte den Kurs nicht gebucht, weil mir der Flyer nicht genau genug beschrieben hätte, welche Dozenten mir welche Musik beibringen wollen.

Nix für Ungut.
Gruß
Kurt

Re: Sommerkurs

Hallo Kurt
:
: ich habe auch schon einige Erfahrung an "Sommerkursen" oder mehrtägigen bis einwöchigen Workshops.:

Ich ja auch, siehe SRG....

: Mit Tabs hätte ich auch nicht gerechnet. Über Tabs rümpft ein "gelernter" Musiklehrer oder Dozent nach wie vor die Nase.:

hmmmm......, die Jungs von der SRG sind sich jedenfalls nicht für Tabs zu schade. Und deren Dozenten wie Ralf Fiebelkorn, Thomas Rothenberger und Andreas Schulz würde ich als sehr hochkarätitge Profis einschätzen....

: Ich vermute es war Thomas Langer, der einzige Dozentenname, auf den man aus dem Flyer schließen konnte. Der ist allerdings bekannt als Jazzgitarrist, weniger als Rocker. Was er didaktisch drauf hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber gute Musiker sind nicht unbedingt gute Dozenten.:

Nein, der war's nicht gewesen, es war jemand, den sie Rolf nannten, den weiteren Namen habe ich nicht mitbekommen, war mir dann auch irgendwie egal gewesen.


: Ist Ich habe schon Erfahrungen von Leuten gehört, die sich auf Workshops, die von 98 % der Teilnehmer als absolut super beurteilt wurden, gar nicht wohlgefühlt haben und die nach 2 Tagen nach Hause gefahren sind. Ich finde, den Kurs in Aschaffenburg pauschal mit "vergiß es" zu bezeichnen, tut ihm möglicherweise Unrecht. Ich war aber selber natürlich noch nicht dort.:

Wie gesagt, es war ein Auszug einer Mail an meinen Bekannten, und ich bin mir ganz sicher, dass er es ähnlich wie ich empfunden hätte, deshalb das "vergiss es!"....

In der Tat, empfanden nicht alle Teilnehmer so wie ich, aber so wie ich mitbekommen hatte, die meisten doch. D.h. die "Eigengewächse" der Schule, von denen einige dort waren, natürlich weniger, denn sie kennen nichts anderes. Nichtsdestotrotz musste uns beim Herausfinden der Voicings für unseren Song ein Teilnehmer aus der Patsche helfen, der selbst Musiklehrer an einer Grundschule ist. Der schimpfte dann auch, dass das, was wir von ihm verlangen, Aufgabe der nicht anwesenden Dozenten gewesen wäre. Trotzdem, der Zusammenhalt der Gruppe, speziell der einzelnen Bandmitglieder war schon toll, aber das nur indirekt etwas mit der Unterrichtsmethode zu tun!

:... ist aber zum Teil auch Deine eigene Schuld, weil Du mit zuwenig Vorinformation hingegangen bist. Hättest Du die Neuland-Themen Notenlesen und Harmonielehre nicht auch als Chance sehen können, was dazuzulernen?:

Hätte ich zu einem Jazz-Kurs gehen wollen, hätte ich es getan, mit anderen Worten: "Future Music", "populäre Musik" etc.... ich stelle einfach mal die These auf, dass das keine Begriffe für Jazz für mich sind! Hardcore-Jazzer sehen das bestimmt ganz anders als ich!

Du wirst es nicht glauben, aber ich habe sogar ziemlich reges Interesse an Noten lesen und Harmonielehre, ich habe sogar die Bücher von Haunschild in meinem Regal stehen und das erste sogar gelesen... nur muss ich zugeben, dass ich nach ca 30 Seiten dem Thema nicht mehr so ganz folgen kann. Nur, das in 5 Tagen in einem Sommerkurs zu vermitteln, wo es ja, wie Du richtig zitierst, um 'Spaß' und 'Musikmachen ohne Ende' gehen soll, ist doch wohl ein sehr, sehr ehrgeiziges Unterfangen...

: Sorry für meine Klugscheißerei, aber ich hätte den Kurs nicht gebucht, weil mir der Flyer nicht genau genug beschrieben hätte, welche Dozenten mir welche Musik beibringen wollen.:

Das ist schon okay! Hätte so wie ich vorher jemand hier im Forum dazu geschrieben, hätte ich entsprechend anders entschieden. Und wie ich schrieb, waren die ersten beiden Kurse bei der SRG vollkommen okay was Preis/Leistung, Songauswahl, Unterlagen, Engagement der Dozenten etc. betrifft.

Gruß
Helmut