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(Meinung) Es muß sein

Hallo zusammen!

Ich würde mich mal gerne zu etwas auslassen, was mir doch ab und zu mal passiert und mich doch auch schonmal ein wenig auf die Palme bringen kann: "Aber davon hast du ja keine Ahnung/kannst du ja keine Ahnung von haben".
So. Diese und ähnliche Sprüche kriegt man schon oft zu hören. Da erzählt mir der nette Mann auf dem Flohmarkt, während ich so in der Plattenkiste wühle und mal 'ne Audience Scheibe rausziehe was davon, wie toll die Musik früher war, und wie toll doch die Musiker waren und heute doch alles so nach Plastik klingt, und garnicht mehr handgemacht ist, sondern nur noch am Coimputer gemacht, und die Jugend nicht weiß was sie verpasst und ach so ignorant ist. Ja klar sage ich, hast ja recht. In der Tat sehe ich es so, dass es früher in der Breite bessere Musik gab. Meine persönlcihe Meinung. Und dann frage ich doch mal, ob er auch Bands wie Gäa oder Arcadium auch so toll fände wie ich. Und dann? "Keine Ahnung wer das ist". Natürlich nicht, ist zwar alt aber speziell. Und dann nochmal nett sein, und sagen, ja früher, früher da war das Gefühl ja auch noch anders, da war ja noch Protest gegen Eltern unbd deren Schlagermusik, das waren noch Zeiten und der Geist von 68 erst, ja klar. Natürlich Zustimmung. Aber mal im Ernst: Da denke ich mir doch, damals war die Mucke neu, aufregend, anders meinetwegen auch noch Rebellion gegen irgendwas, und alles was alt war fand man halt spießig (wenn's nicht gerade Blues war,-)): Papa zu konservativ und Mama nich' locker genug. Naja, und jetzt kommt ein mittlerweile ergrauter Alt68er o.ä. an, und drückt mir denselben Quatsch auf, den er früher auch nicht gut fand: Früher war alles besser. Toll, seine Meinung, aber die ist dann so gefestigt, dass er heutzugae im unübersichtlichen Plattenladen das Heil in der Vertrautheit sucht und sich für neuere Musik kaum interessiert, weil's ja eh nur schlechter sein kann. Natürlich, muß es ja auch. Das Gefühl von 1970 als man die gerade erschienene "DP in Rock" zum ersten Mal anhört kann ich natürlich nicht nachempfinden, weil ich eben noch nicht gelebt habe damals, sondern erst 24 Jahre später mit dem Gefühl, das man etwas Aufregendes entdeckt hat, das schon jeder kennt . Und das Gefühl kann eben der Jugendliche von damals jetzt aber auch nicht haben, wenn ich mir die neue RHCP reinziehe. Und trotzdem fühlt sich besagter Mitt40er (das ist jetzt um Gottes Willen nichts gegen Mitt40er im Allgemeinen und hier schon gar nicht,-)) irgendwie überlegen, warum auch immer. Dabei bin ich doch Im Vorteil oder was? Och mir kann seine ganzen Platten aus seiner Jugendzeit die ihn über die Jahre beeinflußt haben innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums anhören, dann noch sowas wie Krautrock antun mit dem Scheiß den man damals schon nicht verstanden hat(Amon Düül, Guru Guru? Also ehrlich!), Zeitsprung zurück zum juten Robert Johnson und Gary Davis, Charlie Parker nehmen wir auch noch, Mr. Monk auch und ab geht's zu Humble Pie, Allman Bros. etc.pp.
So schön. Und selbst wenn man sich einigermaßen im Allergröbsten Überblick verschafft hat, also ein wenig mitreden kann, kann man's doch nicht, weil man eben nicht so alt ist und das nich miterlebt hat. Schön. Also? Neckermann -Katalog von damals holen, Bude nach Abbildungen einrichten, Schlaghose her, Haare wachsen lassen und sich mal für eine Woche jeden Tag einen durchziehen. Und? Super, die Musik hört sich genauso an, für mich. Und zwar immernoch genausogut für mich mit meinen anderen Einflüssen und Werdegängen. aber trotzdem anders, als wenn ich damals gelebt hätte. Und? GUT SO!!
Dann natürlich auch schön: Man nehme den hochgeschätzen Herrn Reußenzehn( auch hier NUR als Beispiel, nix gegen Reu!): Der kann auch mal eben im väterlichen Leichtsinn eine ganze Generation für nicht ganz helle erklären, weil sie doch seine Produkte nicht gut finden. Denkt er. Erklärt dann noch warum sie so toll sind, aber dass ja trotzdem niemand schnallen kann, der nicht schon seit Ewigkeiten spielt. Denkt er. Es ist aber m.E. dann doch so, dass z.b. meine Bandkollegen, auch weit über 40 den namen Reußenzehn noch nie jehört haben, und dann doch eher sowas wie ENGL, Marshall oder Line6 spielen, obwohl auch von der Musik her eigentlich die Klientel eines Herrn Reußenzehns. Warum? Auch deren Idole spielen kein Reußenzehn, sondern Marshall oder Fender, oderoderoder. Und für jemanden der halt NuRock liebt, wird wohl Mesa Boogie das Maß der Dinge sein, weil eben von solchen Bands gespielt. Warum das? Schubladendenken. Ich darf mal sagen, dass ich Reußenzehn Sachen von der Philosophie her ganz toll finde, aber meine, dass sie für sich nicht gut klingen. Dann heißt es immer wieder, die klingen erst im Zusammenhang gut. Hat man auf der letzten Session gehört. Na und? Ich bin halt jung und hol mir etwas, das auch in Zimmerlautstärke abzerrt und abfeiert in Vollröhre. Später kann ich immer noch umsteigen. Später. Wichtiger Aspekt: Zeit. Es wird einem keine Zeit gelassen. Man muß genau jetzt und überhaupt das Equipment und die bevorzugte Musik von sog. Kennern (Mitt40er wie gehabt, wie gehabt,-)) toll finden. Und wenn nicht? Tja, klar, ignorante Jugend, hat ja keine Ahnung.
Solche Leute passieren mir wirklich, und das nicht selten. Nicht hier im Forum, aber im Musikladen auf'm Flohmarkt und eigentlich immer dort, wo amn sich erdreistet als Jugendlicher was von Rory Gallagher zu spielen. Warum?
Tja, mußte ich jetzt mal loswerden, ist aber nicht böse gemeint, nur eine Feststellung halt.

Re: (Meinung) Es muß sein

hi jonas,

ärger dich nicht - du kannst es eh nicht ändern. mein standardsatz zu dem thema:"alter ist kein verdienst." alt wird jeder trottel von ganz alleine - da brauch sich keiner was drauf einbilden. dummerweise tun's jedoch gerade meist die, die dazu noch den geringsten grund haben.

gruß falk

Re: (Meinung) Es muß sein

Hi Jonas,
das, was Dir da immer wieder unter die Nase gerieben wird, passiert(e) sogar denen, die diese Sprüche klopfen. Nur: deren Gedächtnis ist zu kurz, um sich daran zu erinnern bzw. sie gehören zu der bewundernswerten Sorte Zeitgenossen, die sich wohl an alles erinnern, es aber freundlicherweise der jüngeren Generationen auch antun wollen. (Aus welchen Gründen auch immer, was weiss ich...) Tröstend kann ich Dir sagen: das wird Dir geschehen, bis Du älter bist als alle anderen und gegen diese Wir-Sind-Selbst-Bei-Minus-20-Grad-Mit-Holzpantinen-Zur-Schule-Gegangen-Typen hilft nur eins: ignoriere sie und lass sie Dir den Buckel runterrutschen (je nach Bedarf auch Schlimmeres :-)) ).

Gruss
Micha

Re: (Meinung) Es muß sein

Watt gegen Mitt-Vierziger? Pass auf, ey ... :-))

Ich bin noch gerade eben Mitt-Vierziger, ab Ende des Monats nicht mehr. Aber ich bin kein '68er', da war ich noch zu jung, habe nur damals mitbekommen, wie Benno erschossen wurde, die Stories mit dem Schah, Miniröcke und die Beatles-Singles. Nein, verklären wollte ich diese Zeit nicht, es war nicht alles besser. 'Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren', das galt damals noch mehr als heute. Mein Vater war kein Spießer, er war strammer Sozialdemokrat und Gewerkschaftler, trat für Toleranz und Offenheit ein. Auch die Sozialdemokraten von heute sind nicht mehr die von 1970.

Trotzdem zurück zur Frage: was war denn damals so anders? Und was war besser? Diese Frage ist oft diskutiert worden, hier im Forum, in der Raucherecke im Office, beim Grillen mit den Nachbarn. Und ich denke, es gibt doch Antworten, nur glaube ich auch, dass einige Leute sie nicht verstehen werden. Meine Kiddies würden sie auch nicht verstehen.

Ad 1) Wir haben uns unsere Musik hart erkämpfen müssen. Heute Airplay-fähige Sachen waren damals akustische Staatsverbrechen. Jimi, Led Zeppelin, Cream, Ten Years After, Nice, ein bisschen Feedback und eine Lead-Gitarre mit saftigem Gain reichten als Provokation für die Erwachsenen. Es gab keine allmächtige Industrie, die uns die Klamotten in den Arsch schob und die uns hinterher lief. Wir haben kämpfen müssen, gegen Widerstände, die den Jungs und Mädchens von heute unbekannt sind.

Ad 2) Es gab auch kein Musik Produktiv und Thomann, vernünftige Instrumente und Amps waren für uns Schüler in unendlicher Reichweite. Eine gebrauchte SG kostete so um die 1800 Schleifen (DM, natürlich), eine gebrauchte Tele bekam man manchmal für 1500 Mack. Was zu bekommen war, für uns bezahlbar, waren Hertiecaster und Grundig Blackface. Auch hier mussten wir kämpfen, um Minimal-Ausstattung. 1.917 Lehrbücher für Gitarre/Bass? Peter Bursch, ein paar handgeschriebene Transkriptionen gab es. Das Internet existierte noch nicht. Ethernet kam auf, in den Labors der US Army. Wir lebten und arbeiteten im Untergrund, saßen mit unseren Instrumenten in der Sinn-Passage, am Sonntag, weil es keine Proberäume gab.

Ad 3) Die heute 20-Jährigen leben in einer Gesellschaft, die einerseits relativ frei und tolerant, aber auch abgestumpft und gleichgültig ist, es gehört so zusammen. Vergleiche ich die Situation heute zwischen mir und meinen Kindern, und damals zwischen mir und meinen Eltern, trotz aller relativen Freiheiten meinerseits: was sind das für arme Schweine heute. Es gibt nichts mehr zu erkämpfen, alles ist clean and convenient, alles verfübar, alles machbar. Provozieren? Wie denn noch? Back to the music, wie kommt man denn aus dem gleichmachenden Schleim heraus? Slipknot, Rammstein, Marilyn Manson (ist das richtig so?), da muss man schon erheblichen Aufwand treiben, und musikalisch verdammt nahe der Bankrotterklärung sein, um noch aufzufallen, noch zu provozieren. Ihr Jungs lebt in einem Vakuum, Ihr wisst es nur nicht. Weil Ihr nichts anderes kennt. Da müssen wir Eltern uns auch an die Nase packen, aber was sollten wir tun? (Altbekannter Satz, nicht?)

Ad 4) Gibt es sie noch heute, die gute, handgemachte Musik? Jawoll, Sir! Aber ganz versteckt, nicht leicht zu finden. Sie ist modern, aktuell, auf den Stand der Technik. Meine letzten Favoriten: Niacin, Magellan, Spock's Beard, Liquid Tension Experiment, Steve Morse Band, Transatlantic, ich brauche nur den Magna Carta-Katalog durchzugehen. ProgRock ist nicht tot, im Gegenteil, er ist lebendiger denn je. Die letzte Scheibe von Mark Knopfler, Sailing To Philadelphia ist in meine persönlichen Top Ten aufgenommen, erst vor kurzem. Neben Carpet Crawlers und Lucky Man, Bridge Over Troubled Water. Aaaaaaaber .... die AS-Altsäcke mögen mir verzeihen, dass ich das wieder auf bringe, das alles wird zugematscht von Tittney Spears und arschwackelnden und tittenschwingenden Tussis, herumhüppenden DJs und Rappern, die mental noch nicht über die Grenze ihres Bundeslandes herausgekommen sind. Diese Industrie, die alles glatt bügelt, wo es nur um die schnelle Mark geht, und darum, den Kiddies den letzten Euro aus den Taschen zu lutschen, das bringt uns Altsäcke so in Rage!

~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-

Und so komme ich zum Fazit. Wenn Leute meiner Generation von den alten Zeiten schwärmen, dann ist das für Jugendliche heute nicht zu verstehen. So wie wir unsere Oldies nicht verstanden haben. Wir konnten auch nicht nachvollziehen, was diese Kriegsgeneration mit gemacht hat, das Grauen des Krieges ist für uns eine unbekannte Welt. Ich hoffe für uns alle, das das so auch bleibt.

Jede Generation hat es irgendwo einfacher als die vorherige. Wir besser als unsere Eltern, Ihr besser als wir. Aber schaut man wirklich dahinter, was denn besser? Dass uns immer mehr aus der Hand genommen wird, wir immer unmündiger gehalten werden? Stimmvieh, Konsumenten, Zielpublikum, marketing targetgroups, A/B/C-Klassen-Werbung, Gen-optimierte Tomaten und Kinder, Hormone im Nutella und BSE im Straußenfleisch, da sehnt man sich manchmal wieder danach, die alten Probleme zu haben, wo kriege ich einen Satz neuer Saiten her, die ECL86 in meinem Gitarren-Radio ist hin, und es ist Samstag 13:01H. Ihr habt es nicht einfacher als wir, nicht wirklich, ich möchte nicht in Eurer Haut stecken. Ich kriege noch meine volle Rente, seht man zu, wo Ihr dann bleibt. Und wie Ihr die Megatonnen Atom-Müll und die Ozon-Löcher in den Griff kriegt. Und wenn Ihr uns schon so auf den Sack geht, was werdet Ihr erst mal einen Trouble mit Eurem Nachwuchs haben, noch verzogener und egozentrisch, noch konsum-orientierter und schlaffer. Ich laufe in der Woche mindestens 20km und kann 80 Situps hintereinander. Wisst Ihr noch, was Situps sind? :-))

Und zuletzt: dürfen wir nicht auch ein bisschen neidisch sein, wir Mittvierziger? Dass Ihr es so easy habt, dass Ihr nicht zu kämpfen braucht, dass man heute noch Samstags um 15:30h neue Saiten bekommt? Dass Ihr Teles und Paulas spielt, und keine Les Karstadt und Loewe Opta Amps?

Und doch, da kann ich mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen: Ihr wisst gar nicht, was Euch entgeht, Ihr Rotärsche .... ;-))

In diesem Sinne, und nix für ungut,

Rainer

Re: (Meinung) Es muß sein

Tröstend kann ich Dir sagen: das wird Dir geschehen, bis Du älter bist als alle anderen und gegen diese Wir-Sind-Selbst-Bei-Minus-20-Grad-Mit-Holzpantinen-Zur-Schule-Gegangen-Typen hilft nur eins: ignoriere sie und lass sie Dir den Buckel runterrutschen (je nach Bedarf auch Schlimmeres :-)) ).

Da triffst Du aus meiner Sicht genau den Punkt, Micha. Ihr kämpft nicht, 'rutsch mir den Buckel runter', ignorieren, nicht hin sehen, laufen lassen.

Kämpfen solltet Ihr! Verteidigt Euch doch mal! Getz ma' Butter bei die Fische! :-))

Rainer

Re: (Meinung) Es muß sein

Yo Jonas,

Rainer hat recht- kämpfen. Auf Deine Art, also vielleicht so: Wenn das dir das nächste mal einer dieser Typen, die ganz offensichtlich den Zug der Zeit verpaßt haben, auf den Sack geht, schau ihn bloß streng an und SINGE: See the blind man, shooting at the world....

Das ist nur eine kleine Geste, aber ich glaube, daß wirkt.

Juergen,
dem allerdings auch ältere Musik besser gefällt, als viel von dem heutigen Zeug

Re: (Meinung) Es muß sein - Jawoll!! :-)

: Ihr kämpft nicht, 'rutsch mir den Buckel runter', ignorieren, nicht hin sehen, laufen lassen.

Wenn der Kampf lohnt, dann nur zu! Allerdings, die vielen selbsgefälligen Früh-vergreisten sollen von mir aus sich selber dozieren. Dennen tue ich nicht noch einen Gefallen und überlass’ das grosszügig Anderen. :-))

Gruss
Micha

Re: (Meinung) Es muß sein

Hi Jonas,

Das hat vor etwa 2.650 Jahren der griechische Philosoph Heraklit mit einem Gleichnis auf den Punkt gebracht: ein Badender kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, weil in der Zwischenzeit sich sowohl der Fluss wie der Badende verändert haben. Will heißen: Zeiten und Erlebnisse sind einmalig und nicht reproduzierbar, und was der Mensch als Heranwachsender hört, prägt ihn und bildet die Maßstäbe für sein restliches Leben. Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Zeit um 1970 und heute gibt es allerdings: Die Musik, die Teeniefummelparties, der erste Sex waren nicht selbstverständlich und geduldet, sondern ein Politikum und eine konspirative Veranstaltung. Diesen Zustand zu romantisieren oder sich gar ein Ei drauf zu pellen ist ganz offensichtlich albern, aber es gehört untrennbar zu meinen Erfahrungen und ich möchte es auch nicht missen. Ob die analogen Erfahrungen der Kids von heute, die von den Eltern mit der Ermahnung zur Love-Parade geschickt werden, sich kein mieses Dope andrehen zu lassen und die Gummis nicht zu vergessen, im Vergleich dazu banal oder ähnlich aufregend sind, kann ich nicht nachvollziehen und will ich deswegen nicht beurteilen.

Schöne Grüße, Mathias (Jg. 1953, der mit Grausen der Love-Parade entgegensieht und über Fluchtmöglichkeiten nachdenkt).

Re: (Meinung) Es muß sein - Jawoll!! :-)

Wenn der Kampf lohnt, dann nur zu! Allerdings, die vielen selbsgefälligen Früh-vergreisten sollen von mir aus sich selber dozieren. Dennen tue ich nicht noch einen Gefallen und überlass’ das grosszügig Anderen. :-))

Woraus schliesst Du, dass Dir jemand an die Pelle will? Ist das nicht auch selbstgefällig? Könnte es auch sein, dass diese Frühvergreisten auch im positven Sinne den Austausch mit Euch suchen? Warum seid Ihr so dünnhäutig?

Wenn ich mit meinen Kiddies über Themen diskutiere, und wir dort aus verschiedenen Welten sehen, würde ich mir verbitten mir zu unterstellen, ich wollte ihnen nur meine Meinung aufdrücken. Könnte an diesem Austausch nicht etwas Positives für Euch heraus springen?

Rainer

Re: (Meinung) Es muß sein - Jawollja!! :-)

Moment mal. Von den Älteren schlechthin rede ich nicht, sondern von "selbstgefälligen Früh-vergreisten". Die rekrutieren sich gerne aus meiner eigenen Generation. Ich bin btw. Baujahr '60, hänge also mittendrin, unterhalte mich mit den Kindern, denen, die keine mehr sein wollen und den „Alten“, profitiere davon durchaus und habe nicht den Eindruck, dass mir jemand an die Pelle will, die unterm Strich eher zur dickfelligen Sorte zählt. Nicht dass mich jemand missversteht. Grund zur Sorge sollte also nicht bestehen. :-) <--- smiley, very pc-gorrekt

Gruss
Micha

So gucke ich, wenn mir jemand an die Pelle will: :-|
[*g*]

Re: (Meinung) Es muß sein - Jawoll!! :-)

Hi Rainer,

ernsthaftes Thema, trotzdem muß ich nun schmunzeln und zwar deshalb, weil Du von UNS und EUCH sprichst, wo doch Micha auch "gleich" ein Mittvierziger ist, also sozusagen einer von DEINER Generation :-)
Ich denke auch, man muß da einen großen Unterschied machen zwischen Diskutieren und Austausch suchen (dagegen haben sicher auch die wenigsten Jungen etwas einzuwenden) und diesem ewig vorwurfsvollen "Wißt Ihr wie schlecht es uns ging? Und trotzdem haben wir unser Leben gemeistert!" *bahhh* Ist ja richtig, aber soll ich deshalb jetzt meine Waschmaschine wegwerfen und wieder das Waschbrett nehmen?
Ist nur so ein Beispiel, aber wenn ich meinen Mann ein bisschen kenne ;-) dann ist es das was er meint und was er zu überhören sich angewöhnt hat.
Ausserdem, wenn wir "Älteren" oder sagen wir: Eltern unter uns mal ehrlich sind; ganz frei ist davon wohl kaum einer. Auch ich gebe solche Sätze von mir (wenn die Kinder mal wieder zu viel fernsehen) wie: Euer Papa ist auch ohne Fernsehr groß geworden, ohne unter Mangel an Allgemeinbildung zu leiden (ein sehr beliebtes Argument bei den Jungs fürs "Bildungs"fernsehen - aber das ist wieder ein anderes Thema)

Alles etwas verworren, oder? :-)

Viele Grüße
Carline


Re: (Meinung) Es muß sein

: entspannt dich, früher war die vergangenheit auch schon besser ;o)

Tach emil,

nicht nur das. Früher war heute noch morgen. Und morgen ist heute schon gestern. Aber sonst haste Recht.

Bis denn dann.
Jürgi, sich als 1955er auf die Altsackrolle vorbereitend


Re: (Meinung) Es muß sein

Hi jonas,

sehr interessanter Artikel, der mir wieder einmal deutlich macht, dass zwischen den Generationen vieles leichter ginge, wenn man sich auf beiden Seiten bemühen würde, gemeinsame Werte zu finden und darauf aufzubauen. In allen Altersschichten gibt es Leute, die für sich einen Jahrmarkt der Selbstgefälligkeiten zelebrieren. Beobachte es mal eine zeitlang. Irgendwann lachst du drüber. Und das ist besser als Frust-schieben.

Gruß
Jürgi


Re: (Meinung) Es muß sein

: Früher war heute noch morgen. Und morgen ist heute schon gestern.

Und wenn man sich überlegt, was da so Alles zwischen Gestern und Morgen reinzupassen scheint - schon enorm, geradezu unmööchlich. :-))


: Jürgi, sich als 1955er auf die Altsackrolle vorbereitend

Wie lange läuft denn Deine Vorbereitungszeit schon? :-))

fragt grüssend
Micha,

der sich ja auch mal Sorgen machen darf. (Ich Egoist!) *g*


Re: (Meinung) Es muß sein

: : Jürgi, sich als 1955er auf die Altsackrolle vorbereitend
:
: Wie lange läuft denn Deine Vorbereitungszeit schon? :-))


Tach rodi,

ungefähr drei Monate. Ich kann dir aber nicht mehr genau sagen, wann ich erfahren habe, dass ich im Oktober Opa werde. :-)

: der sich ja auch mal Sorgen machen darf.

Sorgen braucht man sich nicht zu machen. Die kommen von alleine.

senile^W viele Grüße
Jürgi


Re: (Meinung) Es muß sein

: dass ich im Oktober Opa werde. :-)

Fein! :-)) Ich gratuliere Dir zu der Vorstellung. Wenn soweit ist, erinnere mich nochmal. *g*

: Sorgen braucht man sich nicht zu machen. Die kommen von alleine.

Weisheit aus Dir spricht!!
Man braucht halt nur auf se aufpassen.
:
: seniles Wochenende, *kicher*

Gruss
Micha

Unsere Blagen entstammen den Jahren '90 und '92, sind männlich und zumindest können sie schon trefflich diskutieren und man hat fast den Eindruck, sie könnten dich schon aufklären (aber sie tun nur so *g*).

Re: (Meinung) Es muß sein

Na, Rainer,
mit diesem Pamphlet über die gute, alte Zeit lass ich Dich nicht ins Wochenende :-))
Du hast mit Sicherheit recht damit, daß die heutige Generation nicht die Probleme hat, die Deine Generation hatte.
Allerdings finde ich das nicht nur positiv.
Richtig ist, die allgemeine Verfügbarkeit Konsumgüter (jeder Form) ist gestiegen. Es gibt heutzutage erschwingliche Instrumente, Drogen werden an jeder Strassenecke angeboten, Sex gehört in jeder Teenie-Beziehung dazu.
Ok, Sex ist nicht in erster Linie Konsumgut :-)))

Allerdings ergeben sich andere Schwierigkeiten .
Adoleszens ist ja immer mit Rebellion und Tabubrüchen verbunden.
Wogegen soll ich heutzutage rebellieren?
Welches Tabu soll ich dieser Tage noch brechen??
Das "Establishment" und das "Spießertum" taugen heute nicht mehr als Feinbilder.
Der Gitarrenmarkt ist genauso knallhart und Gewinnorientiert wie jede andere Branche. Ich kenne Leute, die vor Sparen für die PRS und den Triple XXX (nachdem ja Mesa so langsam out wird, oder so, sie "Metal-Amp"-Thread for further information...) nicht mehr zum Gitarrespielen kommen. Früher hat euch ein Röhrenradio gereicht um euch cool, gut und wichtig zu fühlen, heute kann man sich ohne 100W-Top mit 4x12 eigentlich nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen. Und eine Ibanez ist immer geiler als Beispielsweise eine Marathon, wie geil die auch eigentlich ist.

Will sagen, früher (O Gott, ich kling genau wie meine Oma...) waren die Fronten klarer.
Heute sind die Probleme subtiler. hätte ich als beispielsweise 13-Jähriger 1970 heimlich geraucht, so hätten mich meine danaligen Eltern wahrscheinlich gelyncht.
Rauche ich als "moderner" 13-Jähriger NICHT, werde ich von meiner eigenen Generation als Freak betrachtet. Trage ich ein Batik-T-Shirt, bin ich in erklärungsnöten, warum nicht Adidas draufsteht. Sage ich, ich mag Klassik und Jazz, mag sich keiner mit mir Unterhalten, und auf Parties (Fummelparties gar ;-)))
werde ich nicht eingeladen.
Und heutzutage zu lernen, wo die "Feindbilder" zu suchen sind, gegen die es zu kämpfen lohnt, ist schwierig.

Gut, ich bin keine 13 mehr, aber in der heutigen "WashasteWasbiste"-gesellschaft meiner Generation (BJ 81) fühle ich mich oft völlig fehl am Platze.
Und DU ALTER SACK WILLST MIR EINREDEN ICH HÄTTE ES GUT UND EINFACH????? :-))))))))

stay tuned,
Woody





Eigentlich...

ist das doch sehr einfach. Es gibt Junge die sind im Kopf alt und welche die sind im Kopf jung - und es gibt alte die sind im Kopf alt und welche die sind im Kopf jung.

Probleme gibts wenn jetzt eine junger im Kopf alt auf einen alten im Kopf jung trifft odr wenn ein junger im Kopf jung auf einen alten im Kopf alt trifft und ungekehrt.

Für die Paarungen junger in Kopf jung und Alter im Kopf jung und vice versa sind selten Probleme bekannt geworden.

Also sollte man nur Paarungen vom Type Jung/jung mit Alt/jung in Betracht ziehen, dann kann man sehr geil über RHCP diskutieren und SANTANA und Reussen-10 ist keiner den man so einfach kennen MUSS.

Und früher war sowieso alles besser - auch die Zukunft.

GRuZZ CB

P.S. jaja war eine harte Woche...

Eigentlich...

ist das doch sehr einfach. Es gibt Junge die sind im Kopf alt und welche die sind im Kopf jung - und es gibt alte die sind im Kopf alt und welche die sind im Kopf jung.

Probleme gibts wenn jetzt eine junger im Kopf alt auf einen alten im Kopf jung trifft odr wenn ein junger im Kopf jung auf einen alten im Kopf alt trifft und ungekehrt.

Für die Paarungen junger in Kopf jung und Alter im Kopf jung und vice versa sind selten Probleme bekannt geworden.

Also sollte man nur Paarungen vom Type Jung/jung mit Alt/jung in Betracht ziehen, dann kann man sehr geil über RHCP diskutieren und SANTANA und Reussen-10 ist keiner den man so einfach kennen MUSS.

Und früher war sowieso alles besser - auch die Zukunft.

GRuZZ CB

P.S. jaja war eine harte Woche...

Widerspruch !!!! (etwas länger)

Hallo Rainer,

als Endvierziger, der all die Irrungen und Wirrungen speziell der siebziger Jahre z.T. in "leitender Funktion", was diverse, manchmal im Rückblick etwas fragwürdige Aktionen (bitte erspart mir detailliertere Erläuterungen) anbelangt, er-,durch- und überlebt hat, kann ich deine Ausführungen nicht unwidersprochen stehen lassen.

zu Ad 1):

"Es gab keine allmächtige Industrie, die uns die Klamotten in den Arsch schob und die uns hinterher lief. Wir haben kämpfen müssen, gegen Widerstände, die den Jungs und Mädchens von heute unbekannt sind."

Sicher gab es diese allmächtige Industrie im Sektor der populären Musik (bitte mal an den Rock'n'Roll-Boom, an Sinatra usw. denken). Wir hatten damals nur Glück, dass die Plattenindustrie im Hinblick dieser neuen Trends in der populären Musik nicht genau wusste, was denn nun beim Publikum ankommen könnte und was nicht, wie lange dieser Rockmusik-Trend anhalten könnte und wie man das Zeug am besten marketingtechnisch verpackt, da es ein wenig schwierig war, genaue Zielgruppenanalysen vorzunehmen (das funktionierte erst, nachdem genau unsere Generation in dieser Industrie beruflich Fuss fasste..).
Kurz gesagt: es wurde halt mal alles produziert, was da war, denn niemand wollte einen Trend verpassen. Gruppen und Einzelkünstler wie Doors, Hendrix, Joplin, Pink Floyd, eigentlich alles, was heute als Klassiker gehandelt wird und gewissermassen zur "Standardliteratur" gezählt wird, ist ausschliesslich nur deshalb auf den Markt geschmissen worden. Die hätten heute alle keine Chance, weil ihre Musik nicht als "marktverträglich" eingeschätzt werden würde. Und (machen wir uns da doch nichts vor): es gab auch furchtbar viel unsäglichen Mist.
Ausserdem brauchten die uns doch gar nicht hinterherlaufen. Das Zeug wurde doch gekauft wie warme Semmeln. Jeder war zufrieden: die Plattenindustrie, die sich (Flops gibts natürlich immer) im grossen und ganzen dumm und dämlich verdiente, wir , die die Musik geliefert bekamen, die wir haben wollten. Allenthalben Friede, Freude, Eierkuchen.
Natürlich ebbt jeder Boom mal ab, wird Mainstream, gesellschaftlich anerkannt und ist mal irgendwann kein Selbstläufer mehr und genau an diesem Punkt kamen dann wir (ich meine natürlich Vertreter genau unserer Generation) ins Spiel, die die Trends, die du so anprangerst erst gestzt haben.
Man sollte auch mal, in Anbetracht dieser Lage, sich Gedanken darüber machen, ob es denn stimmt, dass die Musik früher besser war. Könnte es denn nicht auch sein, dass die wirklich guten Leute überhaupt keine Chance mehr haben, da sie nicht in die Marketingstrategien passen ?

zu Ad 2)

Die Fähigkeit gute Musik zu machen ist glücklicherweise nicht davon abhängig, wie gut die Versorgung von Unterrichtsmaterialien und Equipment ist. Wäre das so, wie erklärst du dir dann Phänomene wie Robert Johnson, Muddy Waters, Louis Armstrong, Charlie Parker, John Coltrane etc. ????
Ich weiss ja nun nicht, in welcher Gegend ihr eure ersten musikalischen Gehversuche gemacht habt, aber Probemöglichkeiten haben wir eigentlich immer gefunden (und wenn's in irgendeiner Scheune war). Sinn-Passagen u.ä. waren eigentlich nur dann angesagt, wenn man mal richtig auf den Putz hauen wollte (quasi als Abenteuerurlaub mit der Polizei als Animateur).

zu Ad 3)

Zitate:
"Wir haben kämpfen müssen..", "Auch hier mussten wir kämpfen..", "Es gibt nichts mehr zu erkämpfen..", "dass Ihr nicht zu kämpfen braucht..", "Provozieren? Wie denn noch?.."

He, was soll das ???? Kämpfen um des Kämpfen willens ? Provozieren, wen, mit welchem Ziel ?

Du hast damals (das entnehme ich jetzt mal deinen Ausführungen, bitte Korrektur, wenn ich falsch liegen sollte), genau das was wir jetzt in unserer Gesellschaft vorfinden, als Ziel deines "Kampfes", deiner "Provokation" gehabt: eine Gesellschaft, die "relativ frei und tolerant" ist, in der (s. auch Ad 2) "alles verfübar, alles machbar" ist. Es ist also doch einiges bewegt worden in den letzten 3 Jahrzehnten, ohne den Jetztzustand als den einzig seeligmachenden preisen zu wollen. Unsere Gesellschaft noch Mitte der 60er war durch das wilhelminische Zeitalter geprägt (Adenauer z.B. war Zeit eines Lebens eigentlich Monarchist). Man konnte damals wacker für eine "bessere" Gesellschaft kämpfen, für mehr Toleranz etc. Wir waren auch (historisch im Rückblick betrachtet) im Recht und hatten den unschätzbaren Vorteil, machbare Alternativen aufzeigen zu können.

Nur: jede Generation steht vor anderen Problemen und muss auch andere Lösungen/andere Alternativen entwickeln. In Anbetracht der heutigen, auch globalen Probleme, vor denen wir stehen (Arbeitslosigkeit,wirtschaftl. Globalisierung, Klimaveränderung, Terrorismus, etc.) lebten wir damals doch auf einer Insel der Glückseligen (globalpolitisch alles im Griff: Kalter Krieg, aber geordnet; wirtschaftlich auch so weit alles in Ordnung; Zukunftsängste irgendwelcher Art: ach was).
Damals musste in unserer Gesellschaft etwas verändert werden, da war "Kämpfen", "Provokation" ein durchaus probates Mittel, nur: müssen die Ziele der damaligen Generation auch die der jetzigen sein ?

Randbemerkung: So wie du dich über "Slipknot, Rammstein, Marilyn Manson" aufregst, taugt das durchaus als Provokation.

zu Ad 4)

"herumhüppenden DJs und Rappern, die mental noch nicht über die Grenze ihres Bundeslandes herausgekommen sind.."

Das sind so die Verallgemeinerungen, die mich komplett auf die Palme bringen. Kannst du dich an die Äusserungen unserer älteren Mitbürgern vor 30 Jahren erinnern ? "Diese Negermusik gehört verboten..., alle Langhaarigen müsste man...., etc." Merkst du eigentlich nicht, dass du genau das gleiche machst ?
Im HipHop, Rap, Techno (Ambience, Trance, etc.) gibt es hervorragende ernstzunehmende Musiker (das Zeug klingt halt ein bischen anders, als du alter Sack das gerne hätten - wie es damals in den Sechzigern anderen alten Säcken gegangen ist :-)). Auch beeinflussen diese Musikstile immer mehr andere Musiker (als eines von vielen Beispielen mal unbedingt anhören: "Khmer" von Nils Petter Molvaer, einem norwegischen Jazztrompeter).

zu Fazit)

"Jede Generation hat es irgendwo einfacher als die vorherige..."

Schlicht falsch. Jede Generation hat andere Probleme, die sie (auch für folgende Generationen) lösen muss.


So, das war's erst mal (ich zieh' schon mal den Kopf ein)

Michael






Re: (Meinung) Jugend heute

Hi gereon!
Schön, daß Du mal die Probleme "unserer" Generation (auch ´81er) ansprichst.
Ich denke, heutige Jugentliche haben es nicht leichter, nicht schwerer als früher. Außerdem verschiebt sich alles immer nur. Was früher Blues, später RnR, Rock und dann Punk war, ist heute Slipnot, Rammstein und Konsorten. Kommerziell war Protest früher auch schon.
Ich denke auch, es ist nicht leicht, sich in der "Leistungs-, Schönheits- und Selbstbewusstseinsgeneration" heutzutage zurecht zu finden. Es ist mehr als leicht, sich selbst als "Loser" zu betrachten, obwohl ja eigentlich die große Mehrheit nicht zu den Idealbildern gehört, bzw. ihnen entspricht.
Gespielte Selbstsicherheit, Neurosen..., da ist es auch kein Wunder, daß sich ein Teil der Leute einfach auf simple Werte stürzt: Spaß haben, auf die Zukunft scheißen, sich keine Gedanken um nichts machen.
Auch das "sich über andere erheben" ist Teil dieses Prinzips. Das hast Du teilweise schon gut erklärt.
Andere werden belächelt, wenn sie Schwächen eingestehen, nicht mitschwimmen... Wer nicht beruflich und sexuell erfolgreich zu sein scheint (oder sich zumindest nicht so ausgibt), wird oft verständnislos belächelt.
Ich möchte wetten, daß wir die Generation mit den schlimmsten Komplexen, Neurosen... sind :-).
Aber, so blöd das auch ist, man muss sich eben irgendwie damit arrangieren. Es sind eben unsere Rahmenbedingungen der heutigen Zeit.
Ich denke, ich hab für mich einen guten Kompromiss zwischen "mitschwimmen" und "drauf scheißen" gefunden. Zudem hab ich zusammen mit einem guten Freund angefangen unseren eigenen Weg zu gehen, egal ob es um Mädels, Studium, Lebenseinstellung etc. geht. Damit fühl ich mich wirklich gut.
Naja, wirrer Text, aber sind meine Eindrücke über unsere Zeit.
Gruß,
Patrick



Re: (Meinung) Es muß sein

Aloha -

: ärger dich nicht - du kannst es eh nicht ändern. mein standardsatz zu dem thema:"alter ist kein verdienst." alt wird jeder trottel von ganz alleine - da brauch sich keiner was drauf einbilden.

Groucho Marx schrieb einleitend in seiner Biografie:

"Alt werden ist kein besonderer Verdienst, man muß nur lang genug leben".

slide on ...
bO²gie


Re: (Meinung) Es muß sein

Ich bin über 40 und finde Rammstein, Manson, Eminem etc. ziemlich klasse. Auch im Techno/Trance/Ambient-Bereich z.B. gibt es ganz hervorragende Sachen. Mit Leuten meiner Generation ist es schwierig, musikalisch auf eine Wellenlänge zu kommen, denn die meisten haben spätestens seit 1985 aufgehört, musikalische Entwicklungen zu verfolgen. Und für Leute deiner Generation bin ich ein Grufti. Heul !! Das ist nämlich wirklich schwer - wo sollen Leute wie ich hin ? Zu den 20jährigen in die Disse mag man sich nicht stellen, die ach-die siebziger-Mucke-war-so toll-Fraktion is auch nicht unsere - das ist ein Dilemma!
Nighthawk

Re: Widerspruch !!!! (etwas länger)

Hallo Namensvetter,
prima Wort ins Wochenende! :-)
Bisweilen erwisch ich mich selber: „Was hört Ihr denn da für einen Mist, Jungs!“, wenn sie Knaben wiedermal ihren Mischen-Impossiebel-Soundtrack laufen lassen. Und sag ihnen sogar: dies und das ist doof. Aber ich werd mich hüten, den Missionar zu geben, eingedenk der Tatsache, dass mir im nächsten Augenblick andere Sachen gafallen, als eben zuvor. Man kann Jüngeren (klar, nicht nur denen :-) ) schliesslich mächtig auf den Sender gehen, in dem man ihnen ständig das vor die Nase hält, was einem selber gefällt - da gilt Sparsamkeit.
Und wenn wir alten Säcke mal wieder von unserer Leidenszeit plaudern, müssen wir aufpassen, dass die junge Brut uns nicht missversteht, wo wir doch eigentlich nur über uns selber feixen. Also: treten wir uns selber gelegentlich die eigenen Vorstellungen über den Haufen um halbwegs munter zu bleiben. (Zappa grinste in einem Interview mal sein Gegenüber herrlich an: "I am awake!!")

Gruss
Micha

der am meisten immer noch sich selber misstraut. :-)

Btw: den Unterschied zwischen unserer und der heutigen Jugend bekommen wir eh nicht raus, weil wir uns ständig selber in die Wahrnehmung pfuschen ohne es zu merken. Wie ja auch der Panther reihert.
So, nun aber mit schwungvollem Optimismus ins Wochenende: lest mehr Nietzsche! (Ob die Miss muss?)

Re: (Meinung) Es muß sein

: kommunikation ist nur unter gleichen möglich

Hey Johnson,
nun stifte mal keine Verwirrung! :-)

Gäb es dann überhaupt Kommunikation? Kommunikation ist möglich zwischen denen, die dazu bereit sind, würe ich mal vermuten.

Ausserdem: wer ist schon gleich, oder gar gleicher?

Gruss
Micha

Re: (Meinung) Es muß sein

(Today's Special: Text in Rautenform. Ergab sich zufällig)


Hi, Jonas.

kommunikation ist nur unter gleichen möglich

Ich komme für den Thread etwas spät nach Hause um mitkochen zu wollen.

Aber als teilweisen Kommunikationswissenschaftler interessiert mich, was Du meinst damit.

Sorry. Ich weiß, Du wolltest es in der kryptischen Andeutung lassen. Aber ich kann es nicht deuten.

Keine Sorge, ich habe keine Witterung aufgenommen oder so und will auch in die Diskussionen nicht einsteigen.

Ich will's nur wissen, weil mich Meinungen interessieren.

Gerade im Bereich Kommunikation.

Viele liebe Grüße,

groby

*


Re: (Meinung) Es muß sein

Moin, bo²gie.

Fürwahr. Gottseidank steht mein Posting trotzdem an der richtigen Stelle. Ich beantwortete gerade aus Fiedliebs patentierter und von mir heiß geliebter "Backofen-Thread-View" heraus und hatte den Namensüberblick verloren.

Also Korrektur:



Hi, johnson.

....(etc, s.o.).




Gruß,
groby
*

Re: (Meinung) Es muß sein

Ja genau,

: : (Today's Special: Text in Rautenform. Ergab sich zufällig)
: Sieht aber mächtich apart aus. :-) Fast wie in ein Poesiealbum reingemalt.

erinnerte mich direkt an Heinz Erhardt's genialen Trichter:


Zwei Trichter wandeln durch die Nacht.
Durch ihres Rumpfes verengten Schacht
fließt weißes Mondlicht
still und heiter
auf ihren
Waldweg
u.s.
w.




Keep rockin' (14 oder 40 - egal, Hauptsache Rock)
Friedlieb (Alter-kann-man-sich-nicht-aussuchen-Wochen)

Ist dein Name Programm?

Moin Nighthawk!

Meine Frage hat zwar überhauptnix mit dem Thema zu tun. Aber wenn ich "Nighthawk" sehe, ist mir jede Peinlichkeit egal. Wie kömmst du zu deinem Nick? Könnte da eine gewisse Ketarre amerikanischer Abstammung eine Rolle gespielt haben (Hint: fängt mit "Gib" an und hört mit "son" auf)?

Mankannjamalfragen
Jürgi


Re: (Meinung) Es muß sein

Nabbent johNson,

: denk mal über folgenden satz nach
:
:
kommunikation ist nur unter gleichen möglich
:


Wenn ich darf, hab ich jetzt auch darüber nachgedacht. Mit dem Satz bin ich überhaupt nich einverstanden. Eher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Kommunikation unter Personen möglich ist, die kommunizieren möchten. Gleich müssen die absolut nicht sein. Sie können sogar sehr verschieden sein.

Ich habe zwei Söhne im Alter von 24 und 21 Jahren. Die hatten eine Uroma Jahrgang 1914. Leider ist sie im März 2001 gestorben. Zwischen Omma und Jungens bestand eine lebhafte Kommunikation. Die hielt buchstäblich bis in die letzten Lebensstunden der Uroma an. Warum war das so? Weil beide Seiten bereit waren, über gemeinsame Wege zur Kommunikation nachzudenken. Jeder interessierte sich für den Anderen und für seinen Standpunkt. Jeder versuchte, aus der Frische des Anderen oder aus der Erfahrung des Anderen zu lernen. Jeder war bereit, den konträren Standpunkt des Anderen zu tolerieren.

Die Omma hat im Lauf der Zeit kein NuMetal gehört, die Junx keine Straußwalzer. Aber kommuniziert haben sie. Und beide wurden sie reicher.

Man sagt oft, man müsse "alte Strukturkrusten aufbrechen" um den Weg für Neues freizumachen. Richtig! Allerdings trifft das auf beide Seiten der Kommunikation zu. Auf die der Alten und die der Jungen.

Justmy2pence
Jürgi


Re: (Meinung) Es muß sein - nachschlag #1

...Aber davon hast du ja keine Ahnung/kannst du ja keine Ahnung von haben"...

nabend jonas,

auf meine eigene erfahrung zurückgreifend - nicht nur als musiker - folgende gedanke:

eine freie &/ oder auch unfreie begegnung zweier personen zwecks eines meinungsaustausches wird zumeist als das generationsproblem angesehen & auch so tituliert.

so weit, so gut.

ich bezeichne soeben bennante meinungsaustausch nicht als das problem, sondern als eine situation die man, alters unabhängig, meistert oder auch nicht meistert.

um nicht hiermit in verdacht zu geraten, die patentlösungen anzupreisen, hier auf den punkt gebracht von meinem vater, das ich - noch tief in der pubertät - von ihm hörte ;o)


"der unterschied zwischen theorie und praxis ist in der praxis größer als in der theorie"

in diesem sinne.

emil





Re: (Meinung) Es muß sein

Hi Jonas & the all the others,

nach den vielen großartigen Beiträgen bleibt mir nicht viel zu sagen, aber verkneifen kann ich mir's trotzdem nich'.

"In The Living Years", Mike & the Mechanics - der Text paßt imho recht gut zu diesem Thema. "Ev'ry generation blames the one before ..."
Dazu hat sie grundsätzlich erstmal das Recht, wie ich finde, denn die Vorgänger-Generation hat sie geformt (oder es zumindest versucht) und trägt deshalb auch ein gerüttet' Maß an Verantwortung dafür! Ich hatte das zweifelhafte Glück, daß meine Adoptiveltern eigentlich sogar meine Großeltern-Generation waren - ich bin Baujahr '54, die beiden '07 und '09. Könnt' Ihr Euch sicher vorstellen, wie die mir die Stones, Beatles etc. beigebracht haben, von Deep Purple etc. ganz zu schweigen. Da war schon Chris Andrews mit seinem lasziven Rumgehampel in der ZDF-Hitparade einer von diesen langhaarigen Taugenichtsen (so wie der böse Andreas Baader, dieser Krustschow aus Russland, der Ulbricht, dieser Arafat, dieser Langhans, diese ganzen Hippies, die überall Hasch holen ... - ja, bei Adolf gab's sowas nich', da war sowas im Arbeitshaus!!)

Und schon sieht's so aus, als ob ich Euch jetzt ebenso mit meiner Lebensgeschichte beweisen will, daß Ihr alle gar keinen Grund zum Meckern habt - weit gefehlt!

Vor ein paar Jahren fragte mich mein Großer: "Wer is'n der Typ, der da bei Puff Daddy die Gitarre spielt?" Ich fragte zurück: "Wer is'n der Typ, der da bei'm Jimmy Page sei'm Stück singt?"
Klar hab' ich meinen Großen nicht geschulmeistert sondern ihm erklärt, worum sich's dreht (diese Kashmir-Version, Ihr wißt schon!) und daß ich das einfach geil fand, was Puff Daddy und Jimmy da zusammen gemacht haben.

Sicherlich gibt mir das alte Zeugs einen unheimlichen Kick - das Original-"In Zaire", "Born To Be Alive", endlich zugeben können, daß ich The Sweet und Abba geil fand - bei Silence Is Golden hielt ich meine erste wirkliche Jugendliebe im Arm - Mann, das sind einfach Erlebnisse!
Das heißt ja aber um Allah's Willen nicht, daß Ihr "Jungen" (jung is' nur der, der im Herzen jung is'!) nicht mitzureden habt, weil Ihr das nicht kennt!
Erstens: Woher sollt Ihr denn all die alten Schunken kennen?
Und zweitens: Selbst wenn Ihr sie kennt - wie kann ich erwarten, daß Ihr damit das gleiche verbindet wie ich?! Völliger Schwachsinn!

Wie oft hab' ich zu hören bekommen, ich hätte halt keinen Krieg miterlebt - muß ich das, um vor den gestrengen Augen der Sprecher Gnade zu erlangen?! Ja, leckt mich doch am Arsch, aber mehr als nur kreuzweise! Diese blöde Gelalle zeugt lediglich davon, daß die Sprecher für ihre vermeintlichen Erfahrungen beweihräuchert zu werden erwarten - und damit hat sich's!
Wenn ich andere an meinem Leben beteiligen will, spreche ich darüber und weise durchaus darauf hin, daß mein Gegenüber dies und das aufgrund seines Geburtsdatums gar nicht kennen kann - damit verbinde ich aber doch keine Wertung oder verteile gar "Berechtigungen", worüber mein lebensjüngeres Gegenüber reden darf und worüber nicht!

Ich möchte "den Jüngeren" durchaus gerne von "meinen Erlebnissen" berichten, aber das ist dann Erzählung und vielleicht auch 'n bißchen Geschichtsunterricht, mehr nicht.

Diese "Erfahrungs-Klugscheißerei" der "älteren Generation" (wer auch immer das zum Geier sein mag oder sich dazu ernannt hat) kotzt mich vermutlich genauso an wie Dich/Euch. Von solchen Leuten kannst Du wahrscheinlich nicht mehr viel mehr lernen als sich auf Kosten des Unwissens anderer über diese zu erheben.

Das reicht erstmal ...

Cheerion
Hans-Jürgen

Re: (Meinung) Jugend heute

Hi Patrick,
Puuh, ich bin nicht allein :-))

Zitat Rainer: "[...]Es gab keine allmächtige Industrie, die uns die Klamotten in den Arsch schob und die uns hinterher lief[...]"

Das macht es aber auch ganz schön schwierig seinen Arsch jungfräulich zu halten, wenn man auf die aktuellen Klamotten keinen Wert legt.

Das wollte ich noch gesagt haben... :-)

stay tuned,
Woody

PS was hälst Du davon, nächste Woche Dienstag oder Mittwoch mal die angesagten Klampfen und amtlichen Amps abzuchecken? :-))

Re: (Meinung) Jugend heute


: PS was hälst Du davon, nächste Woche Dienstag oder Mittwoch mal die angesagten Klampfen und amtlichen Amps abzuchecken? :-))

Hi Woody!
Mhh, mal schauen. Dienstag geht nicht, da schreib ich ne Klausur. Aber Mittwoch könnte durchaus gehen. Ich kann mich ja nochmal per Mail melden, wenn ich weiß, was los ist, ok?
Ciao,
Viele Grüße,
Patrick

Re: (Meinung) Jugend heute

Hi Ihr beiden,

: Puuh, ich bin nicht allein :-))

Und das zu wissen macht doch immer wieder Mut! Ich stell' mir vor, daß niemand mit irgendwas völlig allein ist - "man" weiß es nur nicht voneinander, d.h. "man" kennt niemanden, dem's genauso geht.
Bloß die Krux is', daß die Suche nach Gleichgesinnten, Mitleidenden etc. recht gefährlich ist, weil es jederzeit zu einem Selbst-Outing bei irgendwem führen kann.

Naja, ergänzen Sie - ohne Hilfsmittel! - folgenden Satz:

Ohne Flei. kein Prei.


Oder: Es bleibt schwierig!

Cheerion
Hans-Jürgen

etwas spät, aber die antwort kommt............

moin groby und alle anderen,

kommunikation ist nur unter gleichen möglich


vorneweg eins:ich habe darauf auch keine antwort,
aber ne menge fragen, die sich einem stellen, wenn
man anfängt darüber nachzudenken......

in der aussage steckt natürlich irgeneine falle drin.
denn was ist eigentlich "gleich" und wo fängt kommunikation
an und wo hört sie auf kommunikation zu sein??????

wenn man sich überlegt, wie vielen menschen man täglich
auf der strasse begegnet, ohne mit denen in kommunikation
zu treten und auch ohne zu wissen, ob kommunikation überhaupt möglich, bzw. erwünscht wäre (egal von welcher
seite), ist doch der anteil der menschen, mit welchen man
WIRKLICH kommuniziert, verschwindend gering........

ist der schritt, überhaupt ein gespräch zu beginnen und
ein feedback zu erhalten, bereits ein quentchen von diesem
"gleich" oder wird erst eine übereinstimmung im gegenstand
des gesprächs, der diskussion, des smalltalks (whatever)
ein gefühl des "gleichseins" lostreten?

oder ist dieses "gleich" nicht vielleicht schon vorhanden,
in der bereitschaft (beginnend mit dem gedanken auf beiden
oder mehreren seiten) in kommunikation zu treten?

wird kommunikation (neben dem ganz banalen spass am quatschen) nicht oft genug angestrebt, mit dem ziel
zu überzeugen, zustimmung zu erhalten, zu lehren oder
dazuzulernen, neugier zu stillen?

wie oft werden gespräche im streit beendet und nie mehr weitergeführt, probleme nie gelöst, ehen geschieden, kriege begonnen, jobs gekündigt, nasen blutig geschlagen

weil kommunikation nur unter gleichen möglich ist???????




Re: Und auch meine Antwort folgt sogleich ...

Hi, Johnson.

(Ich habe mich noch nie für viel Text entschuldigt, oder?
Gut, dann fange ich jetzt auch gar nicht erst damit an.)

ich habe darauf auch keine antwort, aber ne menge fragen, die sich einem stellen, wenn man anfängt darüber nachzudenken....

Hah, jetzt habe ich Dich!

Oben wirfst Du Jonas den Satz hin mit der Hausaufgabe, mal darüber nachzudenken. Jetzt sagst Du mir, dass Du selber auch keine Antwort hast sondern nur Fragen. Was wolltest Du denn Jonas sagen mit einem Spruch der Dir selbst so nebulös erscheint?
Sorry, Das ich Dich jetzt so festknalle, aber es war klar, dass ich drauf anspringen muss.

Ich sehe "Kommunikation" und "Gleichheit" in einem anderen Verhältnis als Du. Deswegen kann ich nicht Satz für Satz auf Deine Antwort eingehen. Aber hier ist meine Auffassung im Fliesstext. Damit erfasse ich hoffentlich auch Deine Punkte besser.

Kommunikation ist, DASS eine Auseinandersetzung geschieht.
Dazu braucht's im Prinzip nur die Kooperationsbereitschaft beider Parteien (Kooperation heisst hier nicht "friedliche Zusammenarbeit", sondern die Bereitschaft, auf Andere zu reagieren. In welcher Form auch immer).
Kommunikative Kooperationsbereitschaft hat der Mensch automatisch. Das ist ein anthropologisches Grundprogramm. Spreche irgendeinen Menschen an einer Bushaltestelle an und derjenige wird sich mit Dir in irgendeiner Form auseinandersetzen.

Die Schwellenangst, Kontakt aufzunehmen mit Fremden ist ein anderes, kulturell gesteuertes Phänomen. Aber wenn Du Kontakt aufnimmst, wird er irgendwie erwidert werden.

Frage also jetzt: WIE geschieht Kommunikation? Auftritt "Gleichheit".

"Gleichheit" ist eine Frage von Macht- und Autoritätsverhalten und von Rollenzuweisung in einem Gespräch.

Es gibt Rollenzuweisungen und Machtgefälle, die sind juristisch vorgegeben (Polizisten oder Richter im Dienst haben eine Vormachtstellung) oder instutionalisiert (z.B. der Vorgesetzte im Betrieb oder Büro) und es gibt Machtgefälle, in die man selber hineinfällt, weil der andere einen in so eine Grube geworfen hat.

Ein altkluger Plattenverkäufer (das war glaube ich das Ursprungsproblem dieses Threads) behandelt Dich wie einen Milchbubi. Das kann er aber nur, weil Du Dich darauf einlässt! Diese Gesprächsrolle hat er Dir dann aufgezwungen. Das ist trickreich von ihm, denn gerade aus solchen "Milchbubi-Rollen" ist schwer herauszukommen wenn man nicht aufpasst.

Wer sich von einem Plattenverkäufer behandelt fühlt wie ein Kind, kann ja im Gegenzug ihn behandeln wie einen senilen alten Mann. Wenn er ein bisschen unsicher oder labil ist, wird er entrüstet sein. Dann tust Du so, als sei das ein weiterer Beweis für seine Senilität und behandelst ihn milde von oben herab wie einen tatterigen alten Herrn: Schon befindet er sich in der Rolle die Du ihm zugewiesen hast. Damit kannst Du ihn genauso gnadenlos hochkochen wie er Dich vorher madig gemacht hat.

Allerdings geht man zukünftig seine Platten besser woanders kaufen.

Das ist ein Gebiet das mich höllisch interessiert, deswegen kämpfe ich die ganze Zeit dagegen an, hier noch stundenlang herumzuschwadronieren. Aber es reicht glaube ich jetzt.


Gruß,
groby
*

Re: Und auch meine Antwort folgt sogleich ... groby spills the beans.!

Und WEIL ich das Thema "Sprache und Macht" so faszinierend finde und das gerne teile plaudere ich es gleich aus: Auch in meinem Posting sind genug kleine Botschaften drin, die ich verwende um so zu tun, als hätte ICH die grosse Ahnung. Wie der Plattenverkäufer.

Ich habe Dich zunächst auf eine Unaufmerksamkeit in deinem Argument hingewiesen und habe mir dadurch ein Stück Autoritätskuchen genommen. Vorteil groby.

Dann habe ich mit ein paar wichigen Wörtern herumgeworfen, die mich gebildet und belesen wirken lassen sollen. Das heisst nicht, dass ich was RICHTIGES gesagt habe, aber es schüchtert ein.

Und in einem vorhergehenden Posting und im letzten gegen Schluß habe ich darauf hingewiesen, dass ich mich generell mit dem Thema viel beschäftige. Das strahlt die Botschaft aus "Eigentlich bin ICH der Experte und lasse mich nur zum Spass auf Deine Stufe herab!".
Sowas liest man öfters in der Form "Ich versuche es mal mit einfach Worten zu sagen". Heißt: "Ich weiss Bescheid begebe mich auf Dein Niveau herunter!"

Wenn wir uns richtig in den Haare hätten, könnte ich das noch ein bisschen ausbauen. Das habe ich mal mit einem Kerl gemacht, der mich im Grünen angeraunzt hat. Hui, da ging's aber rund anschliessend. Das war sehr lustig. Für mich zumindest.

Deswegen studiere ich Sprache und Kommunikation. Wer Sprache und ihre Mechanismen beherrscht, hat schon halb gewonnen.

Überall.

Im Klassenzimmer gegenüber seinem Lehrer. Im Wahlkampf gegenüber seinem Konkurrenten. Im Plausch mit hochnäsigen Plattenverkäufern.

Wer "gleich" ist und wer Macht hat, ist nicht vorgegeben. Das ergibt sich durch Interaktion. Und wer nicht aufpasst, ist plötzlich ganz schnell nicht mehr "gleich".


Gruß,
groby
*

Re: Widerspruch !!!! (etwas länger)

als Endvierziger, der all die Irrungen und Wirrungen speziell der siebziger Jahre z.T. in "leitender Funktion", was diverse, manchmal im Rückblick etwas fragwürdige Aktionen (bitte erspart mir detailliertere Erläuterungen) anbelangt, er-,durch- und überlebt hat, kann ich deine Ausführungen nicht unwidersprochen stehen lassen.

Das ist prima, Michael, ist doch fein, wie lebendig es in einem so alten Forum noch zugehen kann :-))

Sicher gab es diese allmächtige Industrie im Sektor der populären Musik (bitte mal an den Rock'n'Roll-Boom, an Sinatra usw. denken). Wir hatten damals nur Glück, dass die Plattenindustrie im Hinblick dieser neuen Trends in der populären Musik nicht genau wusste, was denn nun beim Publikum ankommen könnte und was nicht, ...

Und das war unser strategischer Vorteil! Die A&Rs damals tappten im Dunkeln, und wir konnten uns heraussuchen, was uns passte. Wir brauchten nicht in den USA zu ordern, obskure CD-Läden in Kreuzberg zu durchforsten oder uns die Füße platt laufen. Das war einfacher.

Die hätten heute alle keine Chance, weil ihre Musik nicht als "marktverträglich" eingeschätzt werden würde. Und (machen wir uns da doch nichts vor): es gab auch furchtbar viel unsäglichen Mist.

Meinst Du jetzt Wallenstein oder Guru Guru? ;-) Guru Guru war geil.

Ich habe doch gar nicht gesagt, dass die Musik damals besser war! Ich habe stattdessen darauf verwiesen, dass als Beispiel der Progressive Rock heute in viel schillernderen Farben und Varianten daher kommt als in den Siebzigern, wo er angeblich so geblüht hat.

Natürlich ebbt jeder Boom mal ab, wird Mainstream, gesellschaftlich anerkannt und ist mal irgendwann kein Selbstläufer mehr und genau an diesem Punkt kamen dann wir (ich meine natürlich Vertreter genau unserer Generation) ins Spiel, die die Trends, die du so anprangerst erst gestzt haben.

Das war mein Kritikpunkt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verlagerte sich der Ausgangspunkt dieser neuen Trends. Waren es in den früheren Jahren die Jugendlichen, und nicht zuletzt die Musiker, die neue Trends setzten, denen dann die Industrie folgte, setzt heute die Industrie die Trends, und die Konsumenten folgen. Und das finde ich 'verrückt'.

Man sollte auch mal, in Anbetracht dieser Lage, sich Gedanken darüber machen, ob es denn stimmt, dass die Musik früher besser war.

Habe ich nicht gesagt ...

Die Fähigkeit gute Musik zu machen ist glücklicherweise nicht davon abhängig, wie gut die Versorgung von Unterrichtsmaterialien und Equipment ist. Wäre das so, wie erklärst du dir dann Phänomene wie Robert Johnson, Muddy Waters, Louis Armstrong, Charlie Parker, John Coltrane etc. ????

Bei Equipment bin ich teilweise bei Dir. Ob ein guter Song über einen Park G15B kommt, oder über einen EBS-Stack, ist nicht entscheidend für die Güte des Songs. Was allerdings Unterrichts-Material angeht, ist (auch) meine eigene Erfahrung anders. Mich hat die krampfhafte Suche nach simplen Informationen früher genervt. Mit Internet und den großen Musikhäusern ist der Einstieg und das Fortkommen heute einfacher. Ist aber auch keine Garantie.

Ich weiss ja nun nicht, in welcher Gegend ihr eure ersten musikalischen Gehversuche gemacht habt, aber Probemöglichkeiten haben wir eigentlich immer gefunden (und wenn's in irgendeiner Scheune war).

Scheunen gab es im Herzen des Ruhrgebietes leider nicht. Unser einziger Proberaum waren unsere Zimmer, gelegentlich mal ein leerstehendes Haus.

He, was soll das ???? Kämpfen um des Kämpfen willens ? Provozieren, wen, mit welchem Ziel ?

Oder besser gar nicht mehr kämpfen? Laufen lassen? Is-Doch-Egal-Stimmung? Bisher hat jede Generation mit ihren Altvorderen im Clinch gelegen, die eine mehr, die andere weniger. Dabei ging es um persönmliche Freiheiten, um politische Einstellungen und Programme, um andere Musik. Es gäbe vieles, um das es sich auch heute lohnen würde zu kämpfen. Für eine bessere Umwelt mit weniger Dreck und Müll. Stattdessen schleppen die Kiddies tonnenweise River-Cola in Dosen aus dem ALDI (ich hoffe auf den 1.1.2003 :-)). Um eine Abkehr vom Konsum als Gesellschaftsziel, um eine neue Politik, die den Bürger, nicht den Politiker und die Industrie als Kern hat. Man könnte auch dafür kämpfen, dass Kinder wieder Zuwendung und Würdigung im Elternhaus und in der Schule bekommen, dann hätte PISA so nicht ausgesehen, und Erfurt hätte vielleicht nicht so geschehen müssen.

Stattdessen hat sich aus meiner Sicht eine erschreckende Wischi-Waschi-Mentalität ausgebreitet, die letzte Schulpflegschaft ist mir immer noch ein Grauen (man hatte die Idee, aus Kostengründen nicht mehr so viele Atlanten zu kaufen, sondern Lizenzen von Microsoft Encarte zu erwerben und die Kids noch mehr vor den PC zu setzen).

Doch, Michael, ich sehe viele Fronten, an denen hart zu kämpfen wäre, nicht als Selbstzweck. Und ich habe in den letzten Jahren wieder begonnen zu kämpfen, mich deshalb in der Schule engagiert, spreche mit meinen Kindern über diese Themen. Doch die Resonanz ist gering.

Du hast damals (das entnehme ich jetzt mal deinen Ausführungen, bitte Korrektur, wenn ich falsch liegen sollte), genau das was wir jetzt in unserer Gesellschaft vorfinden, als Ziel deines "Kampfes", deiner "Provokation" gehabt: eine Gesellschaft, die "relativ frei und tolerant" ist, in der (s. auch Ad 2) "alles verfübar, alles machbar" ist.

Ich fühle mich da eher wie der Zauberlehrling. Genau das, was heute statt findet, ist das, was ich eben nicht wollte. Und ich denke, dass eine Kurskorrektur dringend notwendig ist, die aber nicht von selbst geschieht. Wir brauchen wieder eine erkleckliche Gruppe von Leuten, die Finger in Wunden legt, die laut und unüberhörbar ist. Und eine solche weitere Veränderung wäre Sache der Jugend. Aber was macht die? Steht mit Handies am Ohr in der Stadt rum und trägt ihre Arsch-Hänge-Hosen spazieren.

Das das nicht 100% ist, weiß ich auch. Aber es sind zu wenige für einen Neuansatz. Und ich fürchte, es werden immer weniger.

Wir waren auch (historisch im Rückblick betrachtet) im Recht und hatten den unschätzbaren Vorteil, machbare Alternativen aufzeigen zu können.

Ja, und da triffst Du genau den Punkt! Wir haben Alternativen angeboten, haben gefragt 'Könnte man das nicht auch so machen?'. Wir haben aktiv an einer Veränderung gearbeitet, und haben sie auch erreicht, nur nicht so, wie wie uns das gedacht hatten. Ich pinkle auch beliebig unserer Generation an Bein und Schlimmeren: wir sind es, die unsere Kids so eingelullt haben, die kaufen sich ja Handies und Gameboys nicht vom Taschengeld. Und ich selbst könnte mir manchmal in den Hintern beißen.

Nur: jede Generation steht vor anderen Problemen und muss auch andere Lösungen/andere Alternativen entwickeln.

Tut diese junge Generation das? Sieht mir nicht so aus.

In Anbetracht der heutigen, auch globalen Probleme, vor denen wir stehen (Arbeitslosigkeit,wirtschaftl. Globalisierung, Klimaveränderung, Terrorismus, etc.) lebten wir damals doch auf einer Insel der Glückseligen (globalpolitisch alles im Griff: Kalter Krieg, aber geordnet; wirtschaftlich auch so weit alles in Ordnung; Zukunftsängste irgendwelcher Art: ach was).

Und deshalb gerade. Vielleicht ist es an der Zeit, mal wieder ein bisschen Randale zu machen. Kann ich nur leider nicht, mein Rheuma ... :-))

Damals musste in unserer Gesellschaft etwas verändert werden, da war "Kämpfen", "Provokation" ein durchaus probates Mittel, nur: müssen die Ziele der damaligen Generation auch die der jetzigen sein ?

Nö. Aber was sind deren Ziele? Neue Handygeneration mit Farbdisplay und MP3-Player? Lullis ...

Randbemerkung: So wie du dich über "Slipknot, Rammstein, Marilyn Manson" aufregst, taugt das durchaus als Provokation.

Nur nicht bei denen, die es betreffen würde ...

Kannst du dich an die Äusserungen unserer älteren Mitbürgern vor 30 Jahren erinnern ? "Diese Negermusik gehört verboten..., alle Langhaarigen müsste man...., etc." Merkst du eigentlich nicht, dass du genau das gleiche machst ?

Nein, weil ich nicht die bin. Solange sich mein Sohnemann Platten von Rammstein und Linkin Park holen darf, trifft mich der Vorwurf der Intoleranz nicht wirklich.

Die andere Version, nämlich die endlose und grenzenlose Toleranz und das Wegsehen, wäre keine Alternative. Meinungsäußerung an sich ist noch kein Grund für Unterstellung, genau so wenig wie es ausreichend ist, mir den Holocaust anzuhängen nur weil ich Deutscher bin.

Im HipHop, Rap, Techno (Ambience, Trance, etc.) gibt es hervorragende ernstzunehmende Musiker (das Zeug klingt halt ein bischen anders, als du alter Sack das gerne hätten - wie es damals in den Sechzigern anderen alten Säcken gegangen ist :-)).

Hätte man mit mir diskutiert, wäre es das eine erste Basis gewesen. Hat man aber nicht. Du meinst jetzt aber nicht das, was auf MTV und VIVA so läuft?

Auch beeinflussen diese Musikstile immer mehr andere Musiker (als eines von vielen Beispielen mal unbedingt anhören: "Khmer" von Nils Petter Molvaer, einem norwegischen Jazztrompeter).

Mir bekannt. Ist aber nicht das Gleiche. Beeinflussung ist die eine Geschichte. Simple Übernahme undendloses Nachproduzieren ist eine andere. Zappa und Emerson sind auch beeinflusst worden. Die 17.899te HipHop-Pladde bring aber keine neuen Aspekte mehr.

So, das war's erst mal (ich zieh' schon mal den Kopf ein)

Ich habe keineswegs behauptet, früher wäre alles besser gewesen, nichts lag mir ferner. Was ich gesagt habe (oder wenigstens habe sagen wollen :-)) ist, dass es eine gute Grundlage für eine offene, tolerante Gesellchaft und Musik gegeben hätte. Warum es zu einer gleichgültigen und oberflächlichen Gesellschaft geführt hat, kann auch ich nicht erklären.

Was ich für notwendig halte ist ein Neuorientierung. Die können wir Altsäcke aber nicht mehr gut einleiten, weil unser Zug schon reichlich abgefahren ist. Umso erschreckender finde ich, dass Jugendliche unseren Spuren folgen, die ja nicht ihre eigene sind, statt eigene zu formen.

In einem Punkt tun mir Jugendliche heute besonders leid: die Zuwendung und Beschäftigung mit ihnen, in welcher Form und Richtung auch immer, ob als Kritik oder als langes Gespräch, findet nicht mehr statt. Als Ersatz wird Konsum als Seelentröster angeboten, und die Folgen für die Qualität des Ergebnissen scheinen niemanden ernsthaft zu stören.

Spricht man das aber so an, kriegt man zu hören, man sei intolerant oder hätte den Zug der Zeit verpasst. Das sehe ich nicht so ...

Rainer

Re: Widerspruch !!!! (etwas länger, und jetzt richtig)

als Endvierziger, der all die Irrungen und Wirrungen speziell der siebziger Jahre z.T. in "leitender Funktion", was diverse, manchmal im Rückblick etwas fragwürdige Aktionen (bitte erspart mir detailliertere Erläuterungen) anbelangt, er-,durch- und überlebt hat, kann ich deine Ausführungen nicht unwidersprochen stehen lassen.

Das ist prima, Michael, ist doch fein, wie lebendig es in einem so alten Forum noch zugehen kann :-))

Sicher gab es diese allmächtige Industrie im Sektor der populären Musik (bitte mal an den Rock'n'Roll-Boom, an Sinatra usw. denken). Wir hatten damals nur Glück, dass die Plattenindustrie im Hinblick dieser neuen Trends in der populären Musik nicht genau wusste, was denn nun beim Publikum ankommen könnte und was nicht, ...

Und das war unser strategischer Vorteil! Die A&Rs damals tappten im Dunkeln, und wir konnten uns heraussuchen, was uns passte. Wir brauchten nicht in den USA zu ordern, obskure CD-Läden in Kreuzberg zu durchforsten oder uns die Füße platt laufen. Das war einfacher.

Die hätten heute alle keine Chance, weil ihre Musik nicht als "marktverträglich" eingeschätzt werden würde. Und (machen wir uns da doch nichts vor): es gab auch furchtbar viel unsäglichen Mist.

Meinst Du jetzt Wallenstein oder Guru Guru? ;-) Guru Guru war geil.

Ich habe doch gar nicht gesagt, dass die Musik damals besser war! Ich habe stattdessen darauf verwiesen, dass als Beispiel der Progressive Rock heute in viel schillernderen Farben und Varianten daher kommt als in den Siebzigern, wo er angeblich so geblüht hat.

Natürlich ebbt jeder Boom mal ab, wird Mainstream, gesellschaftlich anerkannt und ist mal irgendwann kein Selbstläufer mehr und genau an diesem Punkt kamen dann wir (ich meine natürlich Vertreter genau unserer Generation) ins Spiel, die die Trends, die du so anprangerst erst gestzt haben.

Das war mein Kritikpunkt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verlagerte sich der Ausgangspunkt dieser neuen Trends. Waren es in den früheren Jahren die Jugendlichen, und nicht zuletzt die Musiker, die neue Trends setzten, denen dann die Industrie folgte, setzt heute die Industrie die Trends, und die Konsumenten folgen. Und das finde ich 'verrückt'.

Man sollte auch mal, in Anbetracht dieser Lage, sich Gedanken darüber machen, ob es denn stimmt, dass die Musik früher besser war.

Habe ich nicht gesagt ...

Die Fähigkeit gute Musik zu machen ist glücklicherweise nicht davon abhängig, wie gut die Versorgung von Unterrichtsmaterialien und Equipment ist. Wäre das so, wie erklärst du dir dann Phänomene wie Robert Johnson, Muddy Waters, Louis Armstrong, Charlie Parker, John Coltrane etc. ????

Bei Equipment bin ich teilweise bei Dir. Ob ein guter Song über einen Park G15B kommt, oder über einen EBS-Stack, ist nicht entscheidend für die Güte des Songs. Was allerdings Unterrichts-Material angeht, ist (auch) meine eigene Erfahrung anders. Mich hat die krampfhafte Suche nach simplen Informationen früher genervt. Mit Internet und den großen Musikhäusern ist der Einstieg und das Fortkommen heute einfacher. Ist aber auch keine Garantie.

Ich weiss ja nun nicht, in welcher Gegend ihr eure ersten musikalischen Gehversuche gemacht habt, aber Probemöglichkeiten haben wir eigentlich immer gefunden (und wenn's in irgendeiner Scheune war).

Scheunen gab es im Herzen des Ruhrgebietes leider nicht. Unser einziger Proberaum waren unsere Zimmer, gelegentlich mal ein leerstehendes Haus.

He, was soll das ???? Kämpfen um des Kämpfen willens ? Provozieren, wen, mit welchem Ziel ?

Oder besser gar nicht mehr kämpfen? Laufen lassen? Is-Doch-Egal-Stimmung? Bisher hat jede Generation mit ihren Altvorderen im Clinch gelegen, die eine mehr, die andere weniger. Dabei ging es um persönmliche Freiheiten, um politische Einstellungen und Programme, um andere Musik. Es gäbe vieles, um das es sich auch heute lohnen würde zu kämpfen. Für eine bessere Umwelt mit weniger Dreck und Müll. Stattdessen schleppen die Kiddies tonnenweise River-Cola in Dosen aus dem ALDI (ich hoffe auf den 1.1.2003 :-)). Um eine Abkehr vom Konsum als Gesellschaftsziel, um eine neue Politik, die den Bürger, nicht den Politiker und die Industrie als Kern hat. Man könnte auch dafür kämpfen, dass Kinder wieder Zuwendung und Würdigung im Elternhaus und in der Schule bekommen, dann hätte PISA so nicht ausgesehen, und Erfurt hätte vielleicht nicht so geschehen müssen.

Stattdessen hat sich aus meiner Sicht eine erschreckende Wischi-Waschi-Mentalität ausgebreitet, die letzte Schulpflegschaft ist mir immer noch ein Grauen (man hatte die Idee, aus Kostengründen nicht mehr so viele Atlanten zu kaufen, sondern Lizenzen von Microsoft Encarta zu erwerben und die Kids noch mehr vor den PC zu setzen).

Doch, Michael, ich sehe viele Fronten, an denen hart zu kämpfen wäre, nicht als Selbstzweck. Und ich habe in den letzten Jahren wieder begonnen zu kämpfen, mich deshalb in der Schule engagiert, spreche mit meinen Kindern über diese Themen. Doch die Resonanz ist gering.

Du hast damals (das entnehme ich jetzt mal deinen Ausführungen, bitte Korrektur, wenn ich falsch liegen sollte), genau das was wir jetzt in unserer Gesellschaft vorfinden, als Ziel deines "Kampfes", deiner "Provokation" gehabt: eine Gesellschaft, die "relativ frei und tolerant" ist, in der (s. auch Ad 2) "alles verfübar, alles machbar" ist.

Ich fühle mich da eher wie der Zauberlehrling. Genau das, was heute statt findet, ist das, was ich eben nicht wollte. Und ich denke, dass eine Kurskorrektur dringend notwendig ist, die aber nicht von selbst geschieht. Wir brauchen wieder eine erkleckliche Gruppe von Leuten, die Finger in Wunden legt, die laut und unüberhörbar ist. Und eine solche weitere Veränderung wäre Sache der Jugend. Aber was macht die? Steht mit Handies am Ohr in der Stadt rum und trägt ihre Arsch-Hänge-Hosen spazieren.

Das das nicht 100% ist, weiß ich auch. Aber es sind zu wenige für einen Neuansatz. Und ich fürchte, es werden immer weniger.

Wir waren auch (historisch im Rückblick betrachtet) im Recht und hatten den unschätzbaren Vorteil, machbare Alternativen aufzeigen zu können.

Ja, und da triffst Du genau den Punkt! Wir haben Alternativen angeboten, haben gefragt 'Könnte man das nicht auch so machen?'. Wir haben aktiv an einer Veränderung gearbeitet, und haben sie auch erreicht, nur nicht so, wie wie uns das gedacht hatten. Ich pinkle auch beliebig unserer Generation an Bein und Schlimmeren: wir sind es, die unsere Kids so eingelullt haben, die kaufen sich ja Handies und Gameboys nicht vom Taschengeld. Und ich selbst könnte mir manchmal in den Hintern beißen.

Nur: jede Generation steht vor anderen Problemen und muss auch andere Lösungen/andere Alternativen entwickeln.

Tut diese junge Generation das? Sieht mir nicht so aus.

In Anbetracht der heutigen, auch globalen Probleme, vor denen wir stehen (Arbeitslosigkeit,wirtschaftl. Globalisierung, Klimaveränderung, Terrorismus, etc.) lebten wir damals doch auf einer Insel der Glückseligen (globalpolitisch alles im Griff: Kalter Krieg, aber geordnet; wirtschaftlich auch so weit alles in Ordnung; Zukunftsängste irgendwelcher Art: ach was).

Und deshalb gerade. Vielleicht ist es an der Zeit, mal wieder ein bisschen Randale zu machen. Kann ich nur leider nicht, mein Rheuma ... :-))

Damals musste in unserer Gesellschaft etwas verändert werden, da war "Kämpfen", "Provokation" ein durchaus probates Mittel, nur: müssen die Ziele der damaligen Generation auch die der jetzigen sein ?

Nö. Aber was sind deren Ziele? Neue Handygeneration mit Farbdisplay und MP3-Player? Lullis ...

Randbemerkung: So wie du dich über "Slipknot, Rammstein, Marilyn Manson" aufregst, taugt das durchaus als Provokation.

Nur nicht bei denen, die es betreffen würde ...

Kannst du dich an die Äusserungen unserer älteren Mitbürgern vor 30 Jahren erinnern ? "Diese Negermusik gehört verboten..., alle Langhaarigen müsste man...., etc." Merkst du eigentlich nicht, dass du genau das gleiche machst ?

Nein, weil ich nicht die bin. Solange sich mein Sohnemann Platten von Rammstein und Linkin Park holen darf, trifft mich der Vorwurf der Intoleranz nicht wirklich.

Die andere Version, nämlich die endlose und grenzenlose Toleranz und das Wegsehen, wäre keine Alternative. Meinungsäußerung an sich ist noch kein Grund für Unterstellung, genau so wenig wie es ausreichend ist, mir den Holocaust anzuhängen nur weil ich Deutscher bin.

Im HipHop, Rap, Techno (Ambience, Trance, etc.) gibt es hervorragende ernstzunehmende Musiker (das Zeug klingt halt ein bischen anders, als du alter Sack das gerne hätten - wie es damals in den Sechzigern anderen alten Säcken gegangen ist :-)).

Hätte man mit mir diskutiert, wäre es das eine erste Basis gewesen. Hat man aber nicht. Du meinst jetzt aber nicht das, was auf MTV und VIVA so läuft?

Auch beeinflussen diese Musikstile immer mehr andere Musiker (als eines von vielen Beispielen mal unbedingt anhören: "Khmer" von Nils Petter Molvaer, einem norwegischen Jazztrompeter).

Mir bekannt. Ist aber nicht das Gleiche. Beeinflussung ist die eine Geschichte. Simple Übernahme undendloses Nachproduzieren ist eine andere. Zappa und Emerson sind auch beeinflusst worden. Die 17.899te HipHop-Pladde bring aber keine neuen Aspekte mehr.

So, das war's erst mal (ich zieh' schon mal den Kopf ein)

Ich habe keineswegs behauptet, früher wäre alles besser gewesen, nichts lag mir ferner. Was ich gesagt habe (oder wenigstens habe sagen wollen :-)) ist, dass es eine gute Grundlage für eine offene, tolerante Gesellchaft und Musik gegeben hätte. Warum es zu einer gleichgültigen und oberflächlichen Gesellschaft geführt hat, kann auch ich nicht erklären.

Was ich für notwendig halte ist ein Neuorientierung. Die können wir Altsäcke aber nicht mehr gut einleiten, weil unser Zug schon reichlich abgefahren ist. Umso erschreckender finde ich, dass Jugendliche unseren Spuren folgen, die ja nicht ihre eigene sind, statt eigene zu formen.

In einem Punkt tun mir Jugendliche heute besonders leid: die Zuwendung und Beschäftigung mit ihnen, in welcher Form und Richtung auch immer, ob als Kritik oder als langes Gespräch, findet nicht mehr statt. Als Ersatz wird Konsum als Seelentröster angeboten, und die Folgen für die Qualität des Ergebnissen scheinen niemanden ernsthaft zu stören.

Spricht man das aber so an, kriegt man zu hören, man sei intolerant oder hätte den Zug der Zeit verpasst. Das sehe ich nicht so ...

Rainer

Re: Widerspruch !!!! (auch lang aber schon nicht mehr ganz so)

Hi.

Ich sehe das Problem eher darin: Das was man so gemeinhin als das "Notwendige und ganz gesunde Aufbegehren" von Teenagern bezeichnet, wird heute grösstenteils nicht von den Kids selbst geformt. Es wird der Jugend schon vorab suggeriert, wie ihre Revolution auszusehen hat.

Die Industrie hat erkannt: Jugendliche haben Geld und wollen ganz toll rebellisch sein. Also verkaufen wir ihnen die Produkte und die Musik dazu. Revolution als prêt-à-porter.

Aber ein Che-Guevara-T-Shirt von Benetton und NuMetal als Industriezweig sind nur für sich keine inhaltvollen Statements. Sie kläffen rebellisch aber sie beissen nicht.

Nicht, dass es früher immer durchdachte Alternativpläne gab. Ich glaube die Goldschicht mit der oft die Vergangenheit überzogen wird ist nur nostalgisch-verblendende Patina. Es gab immer schon Trittbrettfahrer und Gruppenzwang und viele Phrasen waren genauso leer wie heute.

Aber es hat sich seinen eigenen notwendigen und manchmal unbeholfenen Weg bahnen dürfen bevor es als Wirtschaftszweig endeckt und kanalisiert wurde.

Und was früh absorbiert wird, kann keine eigene Kraft und keine eigenen Ziele entwickeln.

D würde ich den Kids keinen Strick draus drehen. Die können es den Älteren sowieso nicht recht machen. Dem Einen sind sie zu bockig, dem Anderen zu unterwürfig.


Meine Meinung.

Gruß,
groby
*

.....man lernt doch nie aus........

hi groby,

ich hab nie behauptet, dass ich ne antwort darauf habe.
die hausaufgabe übers wochenende ;o) habe ich mir selbst
gestellt und zwar vor jahren schon, seit ich über diesen
satz grüble.

war doch mal ganz interessant, diverse reaktionen hier
im forum darauf zu bekommen. denn je mehr aspekte und
sichtweisen dazukommen, desto breiter wird das spektrum
über das man vielleicht doch irgendwann mal auf nen grünen
zweig kommt.

mein ziel, reaktionen zu provozieren, habe ich erreicht
und weiss jetzt auch schon wieder etwas mehr, nicht zuletzt
dank deiner abhandlung. war sehr aufschlussreich.

und das thema kommunikation mit- und untereinander, sprache
und dann machtspielchen einfliessen zu lassen, ist mit eines
der spannendsten gebiete überhaupt.

liebe grüsse
johNson

Re: etwas spät, aber die antwort kommt............

Tag zusammen,
hier folgen jetzt auch noch meine 0,02 Eypo.

Von irgendwo kömmt der Satz in meine Bewusstsein:

"Es ist unmöglich nicht zu kommunizieren!"

Das trifft natürlich auf Bayrische Landgemeinden besonders zu (nicht hauen, kruder Kalauer),
allerdings trete ich doch mit jedem Menschen, den ich wahrnehme (nicht, den ich sehe), sofort in Interaktion.
Geht er/sie aufrecht,
hält er/sie meinem Blick stand,
wie tief geht ihr Ausschnitt (cnr),
ich beginne sofort, mir ein Bild von einem Gegenüber zu machen, ihn einzuordnen. Das gibt dem Gegenüber natürlich auch Möglichkeiten, sich zu inszenieren, e.g. grüne Haare, oder Nadelstreifenanzug.
Da fällt mir noch die Formulierung ein vom "ansprechenden Äußeren"...
Stay tuned,
Woody

.....man lernt doch nie aus........

hi groby,

ich hab nie behauptet, dass ich ne antwort darauf habe.
die hausaufgabe übers wochenende ;o) habe ich mir selbst
gestellt und zwar vor jahren schon, seit ich über diesen
satz grüble.

war doch mal ganz interessant, diverse reaktionen hier
im forum darauf zu bekommen. denn je mehr aspekte und
sichtweisen dazukommen, desto breiter wird das spektrum
über das man vielleicht doch irgendwann mal auf nen grünen
zweig kommt.

mein ziel, reaktionen zu provozieren, habe ich erreicht
und weiss jetzt auch schon wieder etwas mehr, nicht zuletzt
dank deiner abhandlung. war sehr aufschlussreich.

und das thema kommunikation mit- und untereinander, sprache
und dann machtspielchen einfliessen zu lassen, ist mit eines
der spannendsten gebiete überhaupt.

liebe grüsse
johNson

Re: Widerspruch !!!! (eher kurz)

Ich sehe das Problem eher darin: Das was man so gemeinhin als das "Notwendige und ganz gesunde Aufbegehren" von Teenagern bezeichnet, wird heute grösstenteils nicht von den Kids selbst geformt. Es wird der Jugend schon vorab suggeriert, wie ihre Revolution auszusehen hat.

Dann habe ich mich wohl doch nicht so unverständlich ausgedrückt.

Die Industrie hat erkannt: Jugendliche haben Geld und wollen ganz toll rebellisch sein. Also verkaufen wir ihnen die Produkte und die Musik dazu. Revolution als pret-à-porter.

Danke, groby, so meinte ich es auch.

Da würde ich den Kids keinen Strick draus drehen. Die können es den Älteren sowieso nicht recht machen. Dem Einen sind sie zu bockig, dem Anderen zu unterwürfig.

Na ja, ein leichter Vorwurf kann doch nicht schaden. Sie hören doch eh nicht zu :-))

Rainer

Re: etwas spät, aber die antwort kommt............

Von irgendwo kömmt der Satz in meine Bewusstsein:
:
: "Es ist unmöglich nicht zu kommunizieren!"


Und damit das ganze endlich doch noch den Hauch von Fachlichkeit bekommt, hier noch den passenden Link, zwecks argumentatorischer Aufmunitionierung

...oder doch lieber gleich richtig Böse ? :-))

Auf auf Jungs, zur zweiten Runde.....


Gruss, Manuel (41 und Altsack, der sich kürzlich von seinem Chef erklären lassen musste wie das damals war, '82, als Zürich brannte und irgendwelche Chaoten "freie Sicht aufs Mittelmeer forderten")

Ja ja, früher war alles besser, sogar die Zukunft

Moooment, Moooment

Hallo Rainer,

also: auf ein Neues !!!!

Mir fällt auf, dass du dich bei deiner Kritik an der jüngeren Generation doch sehr bei belanglosen Äusserlichkeiten aufhältst:
"Handies am Ohr..", "und trägt ihre Arsch-Hänge-Hosen spazieren...", "Handies und Gameboys...", "Neue Handygeneration mit Farbdisplay und MP3-Player...."
Ist doch ok, dass es das Zeug jetzt gibt (hätte ich damals auch mit Handkuss genommen, du doch wohl auch :-)).

Nur, und das ist jetzt sehr wichtig, gab es dieses Zeugs - wir dürfen da auch nicht PCs, Internet, etc. vergessen - noch nicht. Hätte uns damals (sagen wir mal 1972/73) jemand vorausgesagt, dass wir 30 Jahre später diese Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung hätten, dann wäre das von uns als Science-Fiction (oder als: der hat wohl ein paar zu viel eingeworfen...) abgetan worden.

Dieser Wandel in den Gesellschaften von der Industriegesellschaft zur Kommunikationsgesellschaft; die dadurch erst möglich gemachte wirtschaftliche Globalisierung; das Zusammenbrechen einer unserer theoretischen Alternativen (Sozialismus); das Zusammenwachsen Europas mit einer gemeinsamer Währung; die drohenden Gefahren aus dem unkontrollierten Wirtschaftswachstum für das globale Klima; die ersten Anzeichen dafür, dass auch die Zeit für einen Wandel im Kapitalismus gekommen ist:
das alles hat eine ungeheuere weltweite Dynamik, die für uns damals vollkommen unvorstellbar war.

Wir konnten so richtig betulich vor uns hin demonstrieren; der Feind war klar erkennbar: dazu gehörte z.B. der lokale Miethai, dessen Häuser man besetzten konnte; die Lebensalternativen konnte man weitgehendst ungestört ausleben (ob in alternativen Projekten in den Grosstädten oder in irgendeiner LandWG), aber: letztendlich fand das alles mehr oder weniger in dem Bewusstsein statt, dass sich an unseren äusseren Lebensumständen (politisch, wirtschaftlich) in den nächsten Jahrzehnten nichts weltbewegendes ändern wird und es ausreicht, alles auf ein neues besseres kulturelles Niveau zu hieven (wenn man als Kultur als die, nicht durch Gesetze u.ä. reglementierten Normen definiert, die das Zusammenleben von Menschen erst ermöglicht), was uns aber leider im Rückblick nicht sonderlich gut gelungen ist. Die paar Hardcore-Politgruppen, die es da gab und die für einen neuen Stalinismus usw. kämpften, hatten weniger Einfluss, als sie es im Rückblick gerne hätten.
So - mag auch der verklärte Rückblick das in den Augen manch einem meiner Altersgenossen etwas heroischer erscheinen lassen - sah der historische Hintergrund aus, von dem aus wir "aufopfernd kämpften" und "unerschrocken provozierten".
Ausserdem wurde uns ja auch heftig Theoriematerial an die Hand gegeben: Marcuse, Adorno usw. für die Hardcorefraktion; Leary und all die anderen Amerikaner wie Kerouac, Ginsburg für die eher den Rauschmitteln Zugeneigten unter uns; kurz: für jede Frage gab's eine (ob in der Praxis funktionierend ist wieder eine ganz andere Sache) Antwort. War ja auch relativ überschaubar die ganze Lage.

Das Problem der heutigen Zeit ist, dass wir im Gegensatz zu unserer Jugendzeit nur eines ganz genau wissen: in spätestens 15 Jahren sieht's wieder komplett anders aus. Wie, und das ist die Crux dabei, kann sich halt keiner vorstellen.
Es gibt keine Utopien mehr, denen man nacheifern könnte.

Wer formuliert heute die Alternativen für die oben genannten Probleme ? Wir hatten damals die Vordenker, mit denen wir uns auseinandersetzen konnten. Da sieht es aber im Moment ganz mau aus.
Die Vordenker der Anti-Globalisierungskampagne (da ist ja nun wirklich was los - siehe Genua; mit Rheuma nicht zu empfehlen :-))) ) haben da auch so ihre Probleme, das Ganze inhaltlich und begrifflich auf die Reihe zu bekommen.

Unserer Generation, die eigentlich das Wissen, die Erfahrung haben sollte, Vordenker zu sein, bleibt bei dieser Veränderungsdynamik, die wir momentan erleben, anscheinend nichts anderes übrig, als mit den Schultern zu zucken und zu den Jungen zusagen: hey, nun macht ihr mal und tragt nicht eure "Arsch-Hänge-Hosen spazieren".
Das ist ein bischen wenig.
Sätze wie ".. Um eine Abkehr vom Konsum als Gesellschaftsziel, um eine neue Politik, die den Bürger, nicht den Politiker und die Industrie als Kern hat..." klingen zwar schön, sind auch aller Ehre wert, nur: wo ist die Alternative, wie soll es gemacht werden, was soll dann dabei herauskommen und die Antworten hätte ich gern unter Einbeziehung aller oben genannten Probleme (und das sind weiss Gott noch lang nicht alle).
Anmerkung: Irgendwie kenne ich diese Sätze aber auch aus uralten Diskussionen nacht um 3 an irgendeinem WG-Tisch in den siebzigern. Das alles haben wir uns doch schon damals bis zum Erbrechen gegenseitig vorgekaut. Wenn man genau drüber nachdenkt, passte das bestimmt auch schon im alten Rom zur Zeit Augustus: ist also so neu nicht und hilft uns in dieser Beliebigkeit weiss Gott nicht dabei, die heutigen Anforderungen zu stemmen.

Mag sein, dass das ein wenig resigniert klingt, ist aber gar nicht so gemeint: weitergehen wird's immer und spannend ist's allemal.

Man könnte da noch ewig und wirklich genussvoll debattieren (und ich hoffe, dass wir das irgendwann mal in echt machen), aber
jetzt reicht's erst mal

jetzt mal zur Gitarre greifend

Michael

Re: Moooment, Moooment

Hi Michael,

: Man könnte da noch ewig und wirklich genussvoll debattieren

also ich persönlich hab ja wegen Überfluß an Zeitmangel diesen erneuten Exkurs nur lesend verfolgt, fand auch, daß damals bereits alle Argumente ausgetauscht wurden (frei nach Karl Valentin: Es wurde schon alles gesagt. Nur noch nicht von jedem), trotzdem hat es wieder Spaß gemacht. :-)

Wie auch immer, auch als gerade-40-Gewordener sage ich: 1. Du bist so alt wie Du bist, 2. Du kannst nichts dafür oder dagegen tun. 3. so what?

Keep rockin' (was dann die Hauptsache ist)
Friedlieb

Re: .....man lernt doch nie aus........

Hi Rainer,
aus diesem Buch versucht mir Carline andauernd etwas vorzulesen. Sie muss sich mächtig anstrengen dabei... :-))


Das Buch muss man mit Humor nehmen, ich halte einiges für arg vereinfacht und überzogen. Aber trotzdem ganz lustig. Sieh es als Unterhaltung mit einem gewissen Informationswert.

Rainer

Re: .....man lernt doch nie aus +@ilChefe...

Hi Rainer!

: Sieh es als Unterhaltung mit einem gewissen Informationswert.

Jau, das tu ich wohl! :-) Diese Überspitzten Darstellungen haben ja auch ihr Gutes, zumal sie hier mit offensichtlichem Gelächter dargeboten werden: sie weisen deutlich auf ihren Kern hin und mit dieser humorigen Distanz ist man eher geneigt, grinsend sich selber wieder zu erkennen. (Wie ja echter Humor auch nix Anderes ist, als dass man über sich selber lacht. Auch wenns weh tut. :-) )

Juten Morjen aussenseits!
Micha

@ilCheffe: Carline liess Gnade vor Recht walten - ich durfte ins Haus. :-))))


Re: etwas spät, aber die antwort kommt............

ich überlege noch, ob ich das romantisch fínde oder wie...

Ja Falke, meldet mir mein online CD-shop doch just per eMail, dass sie nach monatelangem Suchen, die von mir bestellte "Schröder Roadshow" mit "Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer" nachliefern können.





Muss auch einer dieser ganz sentimentalen Augenblicke gewesen sein, als mir diese Bestellung durch die Tastatur geflutscht ist, vermutlich war Alkohol im Spiel :-)))


und dazu noch passend ein link auf die 80'er in der Schweiz

War es nicht schön :-)))



Und die Gitarren waren immer noch teuer und schlecht, aber das war egal weil wir die ja sowieso nur hatten, um Mädchen zu beeindrucken und Punk war eh geil :-))))))))))))


auch Gruss, Manuel :-)))