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(Philosophie) Zukunft der Tonstudiotechnik

Guten Tag zusammen!

Wie sieht's aus mit der Tonstudiotechnk? Gibt's da nun endlich einen Trend? Digital, Analog, Standalone Harddiskmaschinen, DAW, Vollends PC/MAC-Basiert, "richtiges" Mischpult oder nur Kontrollregler?

Es ist so: Ich möchte nun endlich mal wissen, worauf sich der professionelle-, aber auch der amarteur-Studiobesitzer eintichten muss.
Digital wird's wohl in der Zukunft sein, keine Frage. Wo aber fängt das an? Erst bei der Aufzeichnung selbst oder schon im Mixer?
Ich persönlich könnte mich mit einem Digitalmixer der aktuellen Genration nicht so recht anfreunden - Pro Kanal nur Fader für die Lautstärke und evt. noch ein kleines Universal-Poti? Nö. Ist (mir) doch viel zu unübersichtlich, bei den ollen Analog Kisten wusste man auf einen Blick, wie der EQ steht.
Sicherlich lässt sich das ändern, einfach für jeden EQ, jede "alte" Funktion wieder ein Poti einrichten, nur eben auf digitaler Basis.
Oder diese Mixer im Computer, zB Cubase, Logic, ProTools: Eine tolle Idee, sicherlich, aber ist doch auch etwas sehr fisselig und unübersichtlich, selbst mit 2 oder 3 Monitoren. Auch die verfügbaren Hardwarecontroller im Mixerformat verfügen neben Kanalfadern höchstens über ein, zwei weitere Funktionen, dann noch Transporttasten und das war's.

Und dann? Wie wird's aufgezeichnet? Na, allein aufgrund der Praxistauglichkeit wohl auf Festplatte. Schneller zugriff, non-lineares Arbeiten, eine feine Sache. Aber wie denn nun? Auf Standalone 4HE 19" Geräten mit 24 Spuren? Oder aus dem Mixer raus, rein in den Computer mit Multitrackkarte und dann den Luxus der Waveformdarstellung voll ausnutzen können? Kann man ja mittlerweile auch mit den 19zöllern, Monitore sind bei der neuesten Generation anschließbar, von den Funktionen her aber einem PC noch sehr unterlegen. Funktion? Na, wenigstens funktionieren sie, von PC/MAC kann man das ja nicht mehr grundsätzlich erwarten.Wer bekommt also den Punkt?

Gibt es da nun einen Trend? Digitaler Mixer mit analoger Oberfläche in PC mit "eigenem" Betriebssystem als Bandmaschine, Effekte aus PlugIns oder aus digitalen 19zöllern? Oder was? Weil, wenn man sich jetzt falsch entscheidet kommt man schon in fünf Jahren nicht mehr weiter bei der Studioerweiterung...

Rock'n'Roll!
Felix

Re: (Philosophie) Zukunft der Tonstudiotechnik

Hi Felix!

Zur Information vorab: ich war noch nie in einem Ton-Studio. Vielleicht mal ein paar andere Gedanken dazu. Studiobetrieb ist eine Dienstleistung, die mit der Konkurrenz im Wettbewerb steht. Das klingt vielleicht banal, solltest Du aber nicht außer Betracht lassen. Was will also Dein Konsument?

Liesschen Müller erscheint mit einem Anastacia-Playback unter dem Arm und will genauso klingen wie ihre Heldin. Keine Frage, dass die Frau erstens häßlich ist wie die Nacht und zweitens nicht singen kann. Mit welchen Geräten kannst Du jetzt massiv Eindruck machen und wie biegst Du ihren schiefen Gesang zurecht? Womit Du das zauberst, ist der Frau im Zweifel völlig egal.

Wie nimmst Du am besten den Kirchenchor auf, der zu Weihnachten endlich der Gemeinde die erste CD verticken will? Was machst Du mit diesem durchgeknallten Akustik-Duo, dass dünn klingt aber keine weiteren Spuren aufnehmen will, weil es sonst nicht echt klingt? Wo platzierst Du den Hamburger Gitarristen, der seinen Sovtek voll aufreißen will, weil sonst der Sound nicht kommt? Und wie erklärst Du ihm, dass auf Band eigentlich nur die Ergüsse Deines V-Amps landen? Wie bringst Du die vorproduzierten Spuren des Technodeppen zum Knallen?

Okay, keine weiteren Horrorszenarien, sondern vielleicht etwas strukturierter mal die nicht immer ausgesprochenen Wünsche eines Konsumenten:

1. Gute Stimmung.
2. Der TonI soll alles tun, was ich will. Nicht unbedingt was ich ihm sage, sondern das, was ich WILL. Er soll mich zu meinem Ergebnis führen.
3. Das soll alles schwer beeindruckend aussehen.
4. Wenn ich keine Idee habe, soll er mir eine unterschieben, die ich dann später als meine rausposaune.
5. Er soll die Spuren für mich einspielen, die ich nicht hinbekomme.
6. Es soll alles hinterher total geil klingen.

: Wie sieht's aus mit der Tonstudiotechnk? Gibt's da nun endlich einen Trend?
: Es ist so: Ich möchte nun endlich mal wissen, worauf sich der professionelle-, aber auch der amarteur-Studiobesitzer eintichten muss.

Mädchen für alles, Beichtschwester, Übervater, Pausenclown, Arrangeur, Mitmusiker, Diplomat, Komponist usw. usf.

Hast Du darüber mal nachgedacht? Die Technik ist imho das kleinste Problem.

Mahlzeit

Matthias

Re: (Philosophie) Zukunft der Tonstudiotechnik

Hi Matthias!

Ja, da stimme ich Dir wie sohäufig absolut zu. Um all die von Dir angesprochenen Dinge geht es wirklich in erster Linie.

Trotzdem muss der angehende Studiobesitzer von Heute wisen, in was er seine Kohle invesrtiert, damit er nicht in 5 Jahren vor dem "dead end" steht, in der totalen Sackgasse landet, weil er in die völlig falsche Technik Geld gesteckt hat. Wenn er's nicht erweitern kann, wenn er es für klug hielt, die Tonspuren auf diesem supermodernen Tesafilm als Speichermedium aufzunehmen wofür es jetzt keine Bänder (zB) mehr gibt...
All das meinte ich eigentlich.

Rock'n'Roll!
Felix

Re: (Philosophie) Zukunft der Tonstudiotechnik

: Hallo Felix!
:
: : All das meinte ich eigentlich.
:
: Das ist mir schon klar. Nur befürchte ich einfach, dass Du gerade dabei bist, Dir ein Studio aufzubauen, auf die aufstrebende Jungband von nebenan zu hoffen - und es kommen dann jede Menge Dumpfbacken in Dein Studio.
:
: Und das tut wahrscheinlich richtig weh!

Na und? Macht er einen Job oder was?

Mal andersherum - wenn die Dumpfbacken kommen, geht es ihm verdammt gut, ich habe mehr Studios schliessen gesehen, als oeffnen, in den letzten Jahren. Und es gibt immer noch unglaublich viele, die eines aufmachen...

Entweder man ist ein richtig guter Menschenkenner und -bearbeiter und ein halbwegs anstaendiger TonI und begreift das als Job, und dann sind die Dumpfbacken das beste was passieren kann, denn denen verkauft man sauber eine mittelmaessige Leistung, so dass sie wiederkommen, und kann sein Studio ausbauen oder sich besaufen...

Oder man ist bloss ein sehr guter TonI, der aus irgendeinem grund seine eigene Suppe kochen will, mit eigenem Risiko dabei, dann tun einem die Dumpfen natuerlich weh und man kriegt ein Magengeschwuer und arbeitet fuer Ralph Siegel um die Miete zu bezahlen.

Oder man ist keines von beidem, dann macht man eh bald wieder zu...

Wenn man auf die Dumpfbacken pfeifen will, und eine guter TonI ist/werden will, und Ideale hat, dann faehrt man Taxi, baut sich ein Studio so wie man es eben selbst gerne haben will und betreibet es fuer sich selbst. Wenn dann, durch die merkwuerdigen Dinge, die so geschehen, jemand anders mal rein will, und man mag ihn/sie und kann gerade, und macht aus Freude einen guten Job, und kriegt Geld dafuer - Geil. Und weitermachen. Aber ein semi-Studio als Business zu bauen, ohne schon ein halb volles Auftragsbuch zu haben, heisst, nach allem, was ich in Europa sehe, eiskalt Dumpfbacken ausnehmen und trotzdem Angst haben...

gut Ton!
ullli

Re: (Philosophie) Zukunft der Tonstudiotechnik

Lieber Felix - eigentlich muss ich dem Aussensaiter im Moment entsagen, aber da ich ohnehin selten was sinnvolles tippe, und Zusagen an Dich speziell eh nie einhalte, habe ich nach dem Lesen zwischen Dir und Matthias so ein Kribbeln inne Fingern, das wirds also fuer diese Woche evtl - here goes:

Trend? Trend sind die Dinger, die sich im nachhinein gerne als etwas anderes herausstellen. Was ich Dir erzaehlen kann, ist, was zur Zeit so rumrennt:

Es ist wohl offensichtlich, dass jeder, der heute noch Band-basiertes Aufnahmegeroedel anschafft, entweder Nostalgiker ist, oder leicht zu beschwatzen. Zu einem derartig guenstigen Preis, wie ihn die Computerindustrie anbietet, laesst sich kaum noch vernuenftig herstellen im mechanischen Bereich, und netterweise hat das in diesem Fall irgendwie dazu gefuehrt, dass es mittlerweile akzeptables Festplattengeraffel gibt.

Trend? Natuerlich geht auch im Studiobereich die Flagge immer hoch, wenn es um Zahlen geht, daher lacht man Dich unter 20bit und 96kHz aus, 24bit sind cool, und wenn Du Dich mit einer etablierten Firma anfreunden kannst, ist das Zeug vielleicht auch noch expandierbar, wenn obige In-Marken wieder Altglas sind. Nur keine Missverstaendnisse, in einem Sub-Pro Studio wird man die vier Bit extra evtl. genauso wenig ausmachen wie ein sattes 2"-Band von der grossen Studer. Aber es glaenzt auf ewig das Etikett, ni'wahr?!

Zur Zeit scheint das ADAT-Format (8-Kanal optical) als ww-meistgeliebtes Interface zu gelten. Guenstig, expandierbar und ubiquitaer sollte es auch an dem Geraet Deiner Wahl nicht fehlen, denn Studios zu "hoppen" ist in, und was man irgendwo raus- und woanders wieder reinkriegt, ist da sinnvoll. Was man als Studio-Besitzer eigentlich nicht will - sind die Kunden in der Falle, soll ihnen das rausgehen so schwer wie moeglich gemacht werden, sagt mein Prof! Aber, dazu spaeter, das ist auch die Frage, auf wen das Studio zielt!
Interfaces an anderen Stellen sollten von grossen Jungs wie der IEE oder AES gesegnet sein, dann a) funktioniert es wirklich, b)bleibt es ein wenig bei uns und c) wird wahrscheinlich sogar noch verbessert ¦¬]

Grossflaechenmembran Mikros haben sich gerade von Ihrem angeblichen Totenbett erhoben, und wer sich kein Freud'sches Bruel&Kjaer leisten kann, freut sich - aber da hat die Mode auch schon haeufig die Seiten gewechselt.

Zum Glueck hat die Voll-Digitale Produktion auch dem Unwesen Einhalt geboten, alles halbe Jahr das komplette Studio umkrempeln zu muessen, weil auf der NAMM neue 19"-Effekte verkauft wurden, ohne die man keinen Produzenten in's Studio locken konnte. Es gibt das so ein bisschen natuerlich immer noch, und wer geile Plug-Ins oder die nostalgischen Roehrenkompressoren hat, kriegt Brownie-Punkte. Aber ich kriege mit, dass zunehmend die Qualitaet der Technik-Betreibenden wieder leicht in den Vordergrund geraet, gegenueber reinem Materialdenken bei den Entscheidern.

Mixen ist rein eine Frage des Geldes, und ist in Semi-Kreisen auch nur digital zu machen, ohne sich totzuzahlen.

Aber ob jetzt eine integrierte Loesung wie ProTools oder ein Modular-Ansatz wie von Mackie eher davongallopiert? Mal ehrlich, Hengst, nicht nur kann man das nicht vorhersagen, auch ist viel wahrscheinlicher, dass es beides und noch mehr geben wird, nebeneinander her, man denke an den Computermarkt...

Soweit mein Blick durch das Glas-Ei - Heute Hopp, Morgen Flop, und man steht immer in der falschen Schlange, wie kommst Du nur auf die Idee, das sei hier anders? ¦¬]

Denn mal zu Deinen persoenlichen Geschmaeckern, die ja auch cniht unwesentlich sind...

Ich kenne jetzt das ProTools-Pult, das Mackie D8B und die alten Yamaha-Decks ausreichend, um ein wenig dazuzu sagen: Live wuerde ich immer noch keines Nutzen moegen, der Griff zum EQ ist der Griff zum EQ. Selbst im Studio geht es mir noch so, und wenn es denn erst an die AUX geht - aua. Der Weg der Produktion hat sich aber eben auch von der Live-Band-Aufnahme zum pusseln verlagert, und da kommen die alle zum glaenzen, mehr oder weniger. Das Mackie ist da noch am ehesten als "herkoemmliches" Pult zu betrachten, die vier Faderbaenke a 24Kanaele sind schon ausreichend fuer die meisten Anwendungen. Das die Mathematiker, die nach 40bit schreien mit 127 Faderstufen gluecklich werden, macht mich etwas baff, aber bitte sehr, die Fader sind relativ gut zu fassen - kein Vergleich zu den 15cm-Schiebern auf unserem alten Trident, aber ueber Bezahlbarkeit habe ich ja schon was angemerkt. Ueberhaupt ist das "mal eben zum x greifen" nur der halbe Jammer - das Gefuehl, an einer kalten Ente zu drehen, haben sie alle durch die Bank!

Das ProTools ist sehr frei konfigurierbar, wenn man also sein persoenliches Arbeiten gefunden hat, kann man sich ein paar Griffe sparen. Es ist ausserdem klein genug, um auch in enge Verhaeltnisse zu passen. Die alten Yamahas sind mittlerweile billig und auch nicht von schlechten Eltern, allerdings nicht gerade Zukunftsfest, tiefere Menu-Buddeleien habe ich allerdings verdraengt, damals fand ich sie, glaube ich, ertraeglich, heute sind meine Ansprueche gestiegen. Wer eines mit extra I/O-Boards von Uli Schierbeckecker, Hamburg, erwischt, hat wenigstens keinen Mangel an Klasse Wandlern!!

Es fuehrt meiner Meinung anch keine Weg an einer Volldigitalen Aktion vorbei, Habe ich schon gesagt - schuld ist das Aufnahme-Medium. Wer seinen Originalsound gluecklich auf Platte hat, der sollte nur das feinste Wandlerzeugs, die reinsten OpAmps und das wirklich gute Outboard Gear drauf matschen oder? Und wer kann sich das leisten? Wer 24Spuren mischen will, muss gleichzeitig 24AD und 24DA Wandler crunchen haben, und das ist noch nicht die teuerste Investition. Servicekosten fuer Analog-Kram, Zeit fuer Brummschleifenjagd und kalte Loetstellen, Patchbays, auch nur ein paar Zig-Tausend Mark, immer noch nicht das dicke Ding. Das dicke Ding waere dann schon ein verdammt gutes Pult und eben der Rackspace voll mit Effekten. Koennte ich es mir kaufen, waere ich evtl. dumm genug und taete es.

Aber so ein Mackie hat einen Kompressor fuer jeden der 96Inputs, und ein Gate, und einen vernuenftigen EQ etc...

Waveform angucken und editieren tut mittlerweile jedes anstaendige HD-System. Sorry, ich hab jetzt den original Faden verloren und picke die Kruemel auf, grins...

Also, es kann Dir immer vorkommen, dass Du in 5Jahren neu ausbaust, weil der Kram ebr billiger wird, ist das evtl. gar nicht so schlimm - nur musst Du neuen Kram lernen, da ist normalerweiese der Haken - wer genug Arbeit hat, bleibt also bei seinem Krims... Aber wenn Du mal einen Listenpreis eines Neve-Desks mit dem vergleichst, was ein "Pro" Pult heute kostet, ist das Auswechseln auch nicht mehr so uebel.

Es gibt ja uebrigens auch Digi-Pulte mit mehr Knoepfen - SolidStateLogic z.B., aber das ist wirklich Oberschicht, da muss man auch den Lehrgang fuer Buchen :0)

Hoffe, ein paar Worte mit Aussagekraft untergebracht zu haben!

gut Ton!
ullli