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(Privat) Gigbericht: feucht muß nicht immer gleich fröhlich sein

Hallo Gemeinde,

lach ich wette, allein durch den Titel bekomme ich mehr Klicks als sonst :-)
Also, beginnen wir von vorn. Wir hatten am Samstag einen Gig in Wuppertal beim "Langen Tisch" der Stadt. Das ist ein Stadtfest entlang der B7 im Tal (jaja irgendwo muss der Ort ja seinen Namen weg haben). Überall Live Musik, und wir hatten das Glück von einem potenten Sponsor zur Primetime auf einer 60er Bühne mit schönem LineArray, ausreichend Licht etc. gebucht zu sein.

Dazu rund 250.000 Menschen in der Stadt. Eigentlich beste Vorraussetzungen, wäre da nicht das bergische Wetter. Den ganzen Nachmittag Regen, und auch am Abend immer wieder leichter Nieselregen.
20:30h Showtime. Schnell füllte sich der Platz und wir spielten ein langes erstes Set. Unsere gute Laune, auf Grund der tollen Bedingungen, Spiellaune etc. übertrug sich recht schnell auf das Publikum. Der Abend wird geil. Ja, ja genau dafür machen wir den Kram :-)

Wie Ihr ja zum Teil alle wisst spiele ich sehr gern Gitarren mit unlackierten Hälsen. Meine Strats und auch meine MusicMan's weisen ja nun alle diese Eigenschaft auf. Ich hatte an diesem Tag meine kürzlich vorgestellte neue, alte Strat und meine recht neue Luke III dabei (ok habe ich noch gar nicht gebeichtet). Beide mit floating Vibrato. Wobei die LukeIII hier werkseitig mit dem Umfang einer kleinen Terz nach oben, das bei .009er Saiten und nur 2 Federn schon Butterweich ist. Man muss hier beim dämpfen schon arg aufpassen nicht out of tune zu geraten. Ist mir "too much" und muss ich dringend ändern.
Die Strat deckt Pop, Soul und Funknummern ab, während die Luke primär bei den Rocknummern eingesetzt wird.

Durch den Nieselregen hatte sich eine Luftfeuchtigkeit von gefühlten 130% aufgebaut, und ich befürchte mittlerweile die Tallage der Stadt hat das ganze nicht verbessert. Schnell fiel mir bei den Gitarrenwechseln ein feuchter Film auf der Halsrückseite auf, aber der Doktorkoffer hatte ja Tücher dabei, also kurz drüber wischen und weiter geht's. So nassfeuchte nur geölte Hälse erzeugen bei mir nämlich immer das Gegenteil von Aquaplaning :-)

Das war schon nervig. Zudem verstimmten sich die Gitarren zunehmend schlimmer, und der Hauptsound an diesem Abend wurde der Tritt auf's Stimmgerät. Denn Crunchsounds mit Terzen oder gar Sexten kommen so gar nicht mit leicht verstimmten Gitarren (danke an die 13 - 19te Obertonreihe :-)

Jetzt wurde es richtig nervig. Tolle Show, gute Stimmung und Du kämpfst da oben nicht mit der Technik sondern deinen momentanen Lieblingsklampfen. Dazwischen mal wieder die nervige Erfahrung, dass man den digitalen Batterieanzeigen von Sendern nicht trauen darf. Von wegen 5h, nach 1h also mitten im Set verabschiedeten sich mal wieder die AA's ... Gut neue lagen bereit nach 15sec gings weiter ... Natürlich mitten im Song *grmpf*.

Pause.

Der eben noch volle Platz leerte sich zunehmendst, und als wir so gegen 22:30h nach ca. 20min das 2te Set begannen, war er fast leer. Aber nach gefühlten 4 Takten der ersten Nummer genauso voll wie vorher .... Wir wussten ja, der Abend wird geil, und jetzt kommen mehr die Rocknummern. Aber schon bei der ersten Nummer wußte ich, mit der Luke stimmt was nicht. Irgendwo wurde der Crunchsound immer unharmonischer und ich dachte auch erst mal wieder an eine sterbende 9V Blockbatterie, die ja die aktive Elektronik der MusicMan versorgt. Also hat Swen unser "BestBoy" mal eben auch diese gewechselt. Doch dann war es klar:
Das System ist durch die Wetterbedingungen so instabil geworden, dass die E,A und D Saite komplett auf den ersten 3 Bünden auflagen. Das ist wie plötzlicher Herztod, und ich glaube für 2sec war ich dem auch recht Nahe. Da stehen weit über 1000 Leute vor der Bühne und dein Hauptinstrument für die kommenden 8-10 Songs gibt komplett den Geist auf. :-)

Ok also alles auf die Strat umstellen ... jetzt Sounds korrigieren (was bin ich froh das ich nun keine AXE oder Kemper vor mir habe). Ein paar Drehs hier ein paar Drehs da, und ich konnte mich durch den Abend retten. Nur Entspannt ist irgendwie anders :-)

Gut jetzt musste ich zwar nicht mehr wischen, dafür aber aber umso mehr Stimmen. Mann - bis zu einem Halbton auf der g-Saite innerhalb einer Nummer. Und das Ding ist eigentlich recht stimmstabil, auch die Saiten waren bereits 2 Tage drauf und eingespielt.

Trotzdem war es ein richtig geiler Gig .......

Bin mal gespannt wer schon ähnliches in feuchten Umgebungen erlebt hat :-)

liebe Grüße
Jens

PS: Am nächsten Tag meinte die LukeIII schon beim Auspacken aus dem Koffer so zu tun als wäre nix gewesen. Nix da am Donnerstag geht's zu meinem Gitarrendoc :-) 
Dabei viel mir ein, vor rund 2 Jahren hatten wir schon mal so ein Sauwetter, aber da war waren wir in Köln, es schüttelte aus Eimern, und Ulf unser Sänger und ich standen  auf so einer Art Catwalk für Arme (das Ding war so groß wie ein Bühnenpodest also 2x1m) und haben abgerockt. Das hat der LukeII mal eben gar nix gemacht.     

Wer die Bildchen dazu sehen will der klickt einfach hier

 


Re: (Privat) Gigbericht: feucht muß nicht immer gleich fröhlich sein

::: ... Wobei die LukeIII hier werkseitig ... war es klar ... Das System ist durch die Wetterbedingungen so instabil geworden, dass die E,A und D Saite komplett auf den ersten 3 Bünden auflagen. Das ist wie plötzlicher Herztod ... 

 

Hallo Jens,

die Luke hat doch, wie alle Musicman Gitarren&Bässe, extra für diese Problematik die riesengroße Einstellschraube am Halsende um einen solchen mehr oder minder plötzlichen Halsverzug nachstellen zu können. Da passen allerlei Größen von Imbusschlüssel, größere Nägel, dünnere Schraubenzieher, Stricknadeln, der beiliegende Einstellstift oder sonstige Metallstifte rein. Schraube gelockert und gut ist's.

Die MM sind für plötzlichen Halsverzug berühmt und berüchtigt, vor allem die Bässe und da insbesondere die mit Vogelaugenahorn am Hals. Zwei Ursachen konnte ich feststellen:

1.) Unlackierter Halsfuß. Hier dringt Feuchtigkeit in die Stirnfläche des Material (im Gegensatz zur Halsrückseite) schnell ein oder aus. Wird es feucht, geht der Hals "nach hinten" und die Saitenlage wird zu flach, wird die Luftfeuchtigkeit trocken, passiert das Gegenteil. Meine Instrumenten haben deshalb nicht nur eine lackierte Kopfplatte, sondern auch einen lackierten Halsfuß, um die Stirnfläche aus eben diesem Grund zu versiegeln.

2.) Sind deren Bundschlitze zu schmal, die Bünde üben eine Keilwirkung auf den Hals und somit eine unnötige Spannung auf denselben aus. Spannung jeglicher Art ist aber schon immer eine unerwünschte Eigenschaft im Instrumentenbau. Neu bundierte MM mit extra breiter aufgesägten Bundschlitzen hatten nach meiner Erfahrung nämlich diese Verzugseigenschaften plötzlich nicht mehr oder nur noch schwach ausgeprägt.

Also beim nächsten tollen Konzert mit ungünstigen Bedingungen nicht in Panik verfallen und einfach kurz an der Schraube drehen. Die andere Alternative wäre z.B. eine weitgehend holzfreie Parker oder Steinberger.

 

Viele Grüße

André

 


Re: (Privat) Gigbericht: feucht muß nicht immer gleich fröhlich sein

Hi,

interessanter Bericht, ist (wie schon geschrieben wurde) schön zu lesen :-)

Ich selbst konnte mit solchen Gegebenheiten bislang keine Erfahrung machen, ich kenne das nur durch Sonneneinstrahlung bei ein paar Gigs aus der Vergangenheit, das die mir Stimmungsschwankungen meiner Saiten beschert hatten.

Wir hatten mal einen Proberaum, wo es recht launische Verhältnisse gab (keine richtige Isolierung gegen Kälte/Wärme und Belüftung auch nur mäßig.

In Zeiten von Winter zu Frühjahr sammelte sich dort gern wärend einer Probe die Feuchtigkeit, die sichauch überall niedergeschlagen hatte. Durch Außentemperatur wärmer als in dem unisolierten Raum.

Allerdings interessierte es meine Epiphone LesPaul nicht sonderlich, was die Saitenlage betrifft, was wahrscheinlich daran liegt, das die mehr oder weniger mit dicken Lackschichten nahezu versiegelt sind.

Nur bei Hohen Temperaturen im Sommer waren die Saiten schonmal etwas launischer.

viele Grüße

Olli


Re: (Privat) Gigbericht: feucht muß nicht immer gleich fröhlich sein

Kennen wir alle dein Problem... :-((

Neulich in einem ungewohnten Proberaum: Gitarren schön aus dem Köfferschen gepackt, noch ein bisschen Wasser (es war morgens) durch die Kehle rinnen lassen und losgelegt.

Preisfrage: Wann waren die Gutsten am meisten verstimmt: immer vor dem Solo.

Nachher die Aussage: Ach, dass ist bei allen Gitarristen so, dass die hier kämpfen. Vielleicht mal einen Lufttrockner aufstellen.  Das wäre auch für die die Möglichkeit gewesen open-air. Brauchst eben einen "großen Lufttrockner" :-)) oder alternativ einen Roadie der dir taktweise die gestimmte Klampfe herreicht oder wirklich eine Gutste ohne Holz.

Schade ist dabei nur, dass diese Probs nur die Musiker (Gitarristen) im Publikum verstehen. Andere denken was spielt denn der für einen M....t.


Re: (Privat) Gigbericht: feucht muß nicht immer gleich fröhlich sein

Hallo Jens,

interessanter Beitrag. Das Problem hatte ich in dieser Form glücklicherweise noch nie.

Bei zweifelhaften klimatischen Verhältnissen nehme ich immer meine alte Squier Strat mit aufliegendem Vibrato. Die nehme ich aus dem Koffer und muß sie fast nie nachstimmen.

Ein gemeines Erlebnis mit verstimmter Gitarre hatte ich mal vor vielen Jahren auf einem Open Air (mit glücklicherweise etwas weniger Zuschauern als Ihr, wenn's hoch kommt waren es vielleicht hundert :-)

Unmittelbar bevor wir die Bühne betraten ist mir meine Gretsch umgefallen und war total verstimmt. Ich habe sie schnell wieder gestimmt und dann rauf auf die Bühne.

Der Bühnensound war wirklich schlimm, da viel zu laut und der Bassist ist uns geschwindigkeitsmäßig abgehauen.

Aber mit meiner Gitarre stimmte auch irgendetwas nicht. In den hohen Lagen klang sie absolut verstimmt, beim Nachstimmen war aber alles in Ordnung.

Irgendwie haben wir dann diesen Horrorgig noch halbwegs mit würde über die Bühne gebracht.

Erst später bemerkte ich, dass sich der nicht befestigte Steg der Gitarre beim Umfallen verschoben hatte und die ganze Oktavreinheit hinüber war. Da ich im Trio gespielt habe und dazu noch der Leadsänger war konnte ich mich während des Gigs einfach nicht so um die Gitarre kümmern, als das mir die Verschiebung aufgefallen wäre.

Daraufhin habe ich den Steg übrigens mit dem Zorn des Gerechten auf die Decke geschraubt!!!

Gruß

Dan