Hallo zusammen,
hier wie versprochen noch ein kleiner Nachbericht unseres Betriebsausflugs nach Frankreich.
Nachdem wir durch unseren französischen Harper und allgemeine Frankophilie schon des öfteren im Proberaum beim Bier über eine gemeinsame Tour durch Frankreich sinniert hatten, wurden die Überlegungen Ende letzten Jahres konkreter und durch einen in der Betragne beheimateten Schwiegersohn dann auch tatsächlich möglich. Irgendwann war ein Zeitraum gefunden, wo alle frei nehmen konnten, der erste konkrete Gig war da, es folgten weitere, es wurde also ernst.
Eine Unterbringung war vorhanden, Schlagzeug und PA sollten auch vor Ort sein, prima, wenig Geschleppe. Dummerweise sprang Anfang des Jahres dann unser langgedienter Drummer ab, so dass wir kurzfristig Ersatz suchen mussten und auch fanden. Als nächstes verflüchtigte sich dann die zugesagte PA, anschließend das französische Schlagzeug. Was solls, nehmen wir eben wie immer einfach alles mit, dann weiß man wenigstens, was man hat und alles funktioniert. PA und Drums schlucken nur leider ziemlich viel Platz und zu allem Überfluss mutierte unser größter Band(Dienst-)wagen aufgrund eines abgelaufenen Leasingvertrags 14 Tage vor Tourstart zu einem zwar schönen, dafür aber auch deutlich kleinerem A6 Kombi. Dazu kamen noch ein Astra Kombi und ein Dacia Duster. Folgendes galt es in diesen drei Fahrzeugen unterzubringen:
- 5 Bandmitglieder durchschnittlicher Statur
- 1 Sohn des Franzosen als Roadie, Fotograf und Übersetzer
- 1 Ehefrau und 1 Freundin, zusammen also 8 Leute
- komplette PA nebst 2 Subs / Tops / Mixer / Monitor und Zubehör
- komplettes Drumkit
- 4 Amps, 3 Effektcases, diverse Koffer mit Zubehör, usw.
- 3 Gitarren, 1 Bass, 2 Dutzend Harps
- Gepäck für 8 Leute (davon wie gesagt 2 Frauen!)
- 4-Mann-Hauszelt samt Isomatratzen usw. (just in case ...)
Wir können nicht her genau sagen wie, aber irgendwie schafften wir es, alles in den drei Autos unterzubringen und so brachen wir an einem schönen Donnerstag gegen 9:00 Uhr in Krefeld auf. Einige Tank- und Pippistopps später kamen wir nach gut 1000 km abends am französischen Basislager in Kreizh-Breizh, der Zentralbretagne mit ihrem recht eigenwilligen Charme und der noch eigenwilligeren Sprache an. Wir wurden freundlich empfangen und waren guter Dinge, es gab gegrilltes, Bier und Wein das Leben war schön.
Am nächsten Abend gab es auch gleich den ersten Gig. Halb deutsch und pünktlich schlugen wir um 18:00 Uhr in einer Kneipe mitten im nirgendwo auf. 20:00 sollte es ja losgehen ... Ok, wir waren in Frankreich, im TV lief noch ein Länderspiel France vs. Weißrussland (1:1) also ging es erst kurz vor zehn zur Sache. Es wurde spät, der vor, während und nach der Wartezeit konsumierte Alkohol forderte erste Opfer ...
Im Licht des grauenden Folgetages entpuppte sich die Unterkunft als ziemliche Ranzbude, alternativer Öko-Schimmel ist halt auch nicht besser als schöner, ordentlicher Konsumentenschimmel, da beißt die Maus keinen Faden ab. Man zog also teilweise ins Zelt (just in case, siehe oben), mangels adäquater Winterausrüstung (nachts so um die 5-6 Grad und nasskalt) verfiel nahezu die Hälfte aller Mitreisenden einer ordentlichen Erkältung. Nur diejenigen, die zur Abwehr von Grippekeimen zu jeder Tages- und Nachtzeit dem Alkohol erheblich zusprachen, wurden wie durch ein Wunder verschont. Der bretonische Gott des Vollsuffs hat wohl ein weiches Herz gegenüber den teutonischen Hobbytrinkern.
Nach einigen Apotheken- und Arztbesuchen flüchteten die letzten Überlebenden schließlich in ein Ferienhaus mit fließend Warmwasser und Doppelbetten. Welch einen Luxus unsere alltäglichen Zivilisationsgegenstände bedeuten, vermag man wirklich erst dann zu erkennen, wenn man sich diesem einige Tage entledigt.
Die Gigs liefen dann aber doch alle ganz gut. Der gemeine Zentralbretone hat scheinbar nicht allzu viel Abwechselung vor seiner Jurte und so tummelten sich einige sehr merkwürdige, wenn gleich auch amüsante Gestalten bei unseren Auftritten. Einen der Gigs mussten wir leider absagen, da das zugewiesene Etablissement viel zu klein und der anwesende Gastwirt bereits vor dem üblichen Mittagsrausch dermaßen hinüber war, dass er kaum noch reden konnte nicht mal mehr bretonisch.
Alles in allem eine lehrreiche Tour, aus der wir einiges gelernt haben: - Raum ist in der kleinsten Hütte - Alkohol ist keine Lösung - pas de problème heißt auf deutsch Achtung, es geht schief - Wir machen so was bestimmt noch mal, dann aber in Eigenregie - Unser Equipment funzt einwandfrei, keine Ausfälle - Die Band funzt fast einwandfrei, ein Ausfall - Wir suchen ab sofort einen neuen Drummer Viele Grüße und ein schönes WE
Steffen