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(Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Leute,

mir ist aufgefallen, dass man Robert Johnsons "Sweet Home Chicago" im Internet kostenlos und legal herunterladen kann. Der Autor ist seit mehr als 70 Jahren tot, und ich habe das so verstanden, dass dann die Urheberrechte für diesen Song endgültig abgelaufen sind und der Song dann in den Besitz der Menschheit übergegangen ist. Habe ich das so richtig verstanden?

Bedeutet das weiter, dass ich die Version, die wir mit unserer Bluesband spielen, bedenkenlos in voller Länge auf unsere Homepage stellen kann ohne befürchten zu müssen, dass GEMA oder sonstige Verwerter von Rechten aller Art, uns ans Bein pinkeln können?

Hier gibt es doch bestimmte Rechtsgelehrte in rauhen Mengen, die dazu etwas sagen könnten.

Schon mal vielen Dank.

Helmut


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Guten Morgen, Helmut,

: Der Autor ist seit mehr als 70 Jahren tot, und ich habe das so verstanden, dass dann die Urheberrechte für diesen Song endgültig abgelaufen sind und der Song dann in den Besitz der Menschheit übergegangen ist. Habe ich das so richtig verstanden?

Ja, das hast du vollständig richtig verstanden. Coole Sache, dieses Urheberrecht, nicht wahr?

: Bedeutet das weiter, dass ich die Version, die wir mit unserer Bluesband spielen, bedenkenlos in voller Länge auf unsere Homepage stellen kann ohne befürchten zu müssen, dass GEMA oder sonstige Verwerter von Rechten aller Art, uns ans Bein pinkeln können?

Wiederum "ja", und ihr könnt euer Cover von Beethovens Fünfter gleich daneben stellen. Der ist auch schon so lange tot.

: Hier gibt es doch bestimmte Rechtsgelehrte in rauhen Mengen, die dazu etwas sagen könnten.

Ob in rauhen Mengen, weiß ich nicht. Aber ich sag's mal:

"Etwas."

Viele Grüße und einen schönen Donnerstag wünscht

Michael


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Michael,

Danke für die schnelle und für uns schöne Antwort.

: Coole Sache, dieses Urheberrecht, nicht wahr? :

Na ja, wenn ich die "Erfindung" eines Songs mit der Erfindung irgendeiner technischen Sache vergleiche, die evtl. sogar die ganze Menschheit weiter bringen würde, dann gäbe es nach Patentrecht nicht ein ganzes Menschenleben bis das  Patent abläuft (ist wohl zeitlich sehr unterschiedlich).

Warum eine Erfindung ausgerechnet bei Musik so lange geschützt ist, erschließt sich mir dann gar nicht, denn mMn täten es 20, 25 oder 30 Jahre auch, genau wie bei Patenten.

Aber trotzdem Vielen Dank.

Eine Zusatzfrage: sind Arrangements denn auch geschützt? D.h. wenn wir einen Song ähnlich den Blues Brothers spielen, dürfen wir das dann auch publizieren?

Viele Grüße

Helmut


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Lieber Helmut,

: Warum eine Erfindung ausgerechnet bei Musik so lange geschützt ist, erschließt sich mir dann gar nicht, denn mMn täten es 20, 25 oder 30 Jahre auch, genau wie bei Patenten.

Aber nicht doch: Patente sind was technisches, und Werke sind was kulturelles. Technik schreitet fort, während Kultur (zumindest nach unserem kontinentaleuropäischen Verständnis) an die Person gebunden ist: An den Schöpfer, der eine persönliche Geistesfrucht gebiert und nicht irgendsoeine Laborratte ist wie der Erfinder im Patentrecht. Darum eben im Urheberrecht Alimentierung der Person (und ihrer Erben) versus anmeldungsabhängige objektive Schutzfrist im Patentrecht. Näheres übrigens hier.

: Aber trotzdem Vielen Dank.


Gern geschehen; mich interessiert das Thema ja auch.

: Eine Zusatzfrage: sind Arrangements denn auch geschützt? D.h. wenn wir einen Song ähnlich den Blues Brothers spielen, dürfen wir das dann auch publizieren?

Ich ahnte, dass es kompliziert werden würde: Das hängt von der Schöpfungshöhe des Arrangements ab und von der Nähe, in der ihr euch zu diesem Arrangement befindet. "Arrangement" ist ja kein musikalischer (und damit auch kein urheberrechtlicher) Begriff; man muss schon genau auf die Töne schauen. Faustregel: Wenn ihr Töne spielt, die von den Blues Brothers sind, und wenn Dan Aykroyd es noch ein bisschen macht, dann müsstest du mit dem Hochladen nach ca. 70 Jahre warten.

Viele Grüße,

Michael (Jacuzzi)


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

: Aber nicht doch: Patente sind was technisches, und Werke sind was kulturelles. Technik schreitet fort, während Kultur (zumindest nach unserem kontinentaleuropäischen Verständnis) an die Person gebunden ist: An den Schöpfer, der eine persönliche Geistesfrucht gebiert und nicht irgendsoeine Laborratte ist wie der Erfinder im Patentrecht. Darum eben im Urheberrecht Alimentierung der Person (und ihrer Erben) versus anmeldungsabhängige objektive Schutzfrist im Patentrecht. Näheres übrigens hier . :


Hallo lieber Michael,

 

ich habe Deine Präse der TU Lautern durchgeblättert. Dass es so ist, wie es ist, kann man nun nicht ändern, aber vielleicht fehlt mir ja in dieser Hinsicht auch der gesunde Menschenverstand.

 

Gehen wir mal von den beiden Männern Mister W. und Herrn B. aus, die am gleichen Tag geboren wurden.

 

Mr. W. erfindet mit 35 Jahren mit viel Gehirnschmalz eine komplizierte Dampfmaschine und meldet sie zum Patent an. Zur gleichen Zeit schmiert Herr B. ein Pfund Margarine in eine Zimmerecke.

 

Mr. W. muss nach zehn Jahren mit ansehen, wie sein Patent erlischt und die ganze Welt seine hochkomplizierte Dampfmaschine einfach kopiert und er keinen Cent dafür sieht. Mr. W. wird 103 Jahre alt und grämt sich sein ganzes Leben, dass er mit seiner Erfindung nicht reich geworden ist.

 

Herr B. dagegen, obwohl mit 45 Jahren gestorben, erfreut seine Nachkommen, weil die GEMA   oder eine ähnliche Gesellschaft ihnen regelmäßig ein schönes Sümmchen Tantiemen überweist, weil es genug Leute gibt, die ebenfalls Margarine in ihre Zimmerecken schmieren. Und das noch ganze 13 Jahre länger als Mr. W. schon tot ist.

 

Hmmm…..

 

Viele Grüße

Helmut


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

: Warum eine Erfindung ausgerechnet bei Musik so lange geschützt ist, erschließt sich mir dann gar nicht, denn mMn täten es 20, 25 oder 30 Jahre auch, genau wie bei Patenten.

Wobei das Patentrecht im Vergleich zum Urherberrecht Dich ja noch zwei Nummern heftiger einschränkt. Hat ein anderer ein gültiges Patent an einer technischen Neuerung, so darf ich diese Technologie gar nicht ohne sein Einverständnis nutzen. Das bekannteste Beispiel sind wohl neue Medikamente.

Hingegen darf ich sehr wohl die neuesten Hits nachspielen, solange ich den Text nicht verändere. Ich muss nur dafür blechen. Ich bin also nicht so stark eingeschränkt wie im Patentrecht - dafür aber länger.

Gruß,

Klaus


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hmmm...........

Lieber Helmut, ich war jetzt längere Zeit mit einer Juristin verbandelt (oder bin es immer noch?) und ich kann Dir nur sagen; vergiss es, das verstehen zu wollen.

Die Welt der modernen Jurisprudenz und Rechtswissenschaften ist ein Konglomerat von verschiedensten Einzelsystemen. Manchmal überschneiden sich diese dummerweise inhatlich und dann wird es schwierig für den Juristen und unverständlich für den Laien. Hier geht es vermutlich mal wieder nicht um Äpfel und Birnen sondern um komplett unterschiedliche Themenkreise.

Obwohl Du natürlich inhaltlich absolut richtig liegst. Nur ficht das den Juristen meist leider nicht. Der verweist Dich dann an seinen Kollegen von der Philosophischen Faktultät.

Liebe Grüsse Manuel


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Gehen wir doch mal von Herrn A und Herrn B. aus.

Herr A erfindet für seine Firma X eine neue Schlüsselringhalterung für diese Plastikchipmünzen die man in Einkaufswagen drückt damit man sie benutzen darf aber zurückbringen muss.

Firma X meldet das zum Patent an. Nach 10 Jahren erlischt das Patent und keine Sau interessiert sich mehr für diesen schnelllebigen Gebrauchsgegenstand, der fast nur auf Werbegeschenken Verbreitung fand.

Herr B. sitzt jahrelang in seiner Schreibstube und ringt sich Ton um Ton Melodien ab die er zu großartigen Synphonien verwebt die die Menschen auch nach Jahrzehnten zum Weinen bringen, weil sie ihre Seelen berühren.

Auch: hmmm...., Helmut.

Dass jemand der doch selber Musik macht, die Stellung von Kulturgütern nicht als schützenswerter als Gebrauchs- oder Industriedesign ansieht, macht mich traurig.


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo,

das ist wieder typisch für unsere Gesellschaft, das eine gegen das andere aus zu spielen. Außerdem hinkt der Vergleich von schlechten Erfindungen mit guten Musikstücken und umgekehrt.

Ist es denn wirklich möglich zu unterscheiden, ob dass eine schützenswerter ist als das andere? Warum soll ein Erfinder weniger Leistung bringen können als ein Musiker, oder umgekehrt?

Ich bin dafür, beides einheitlich mit gleichem Zeitraum zu schützen und nicht zwischen künstlerischer und technischer Schöpfung zu unterscheiden.

Thorsten


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

So kanns sein.

Oder A erfindet die neue Solarzelle, die die Energieprobleme der Menschheit lindern hilft, und B ringt sich Ton um Ton Melodien ab, die in den neuen Klingelton "der verrückte Frosch" eingehen, die die Menschen schon nach 5 Minuten zum Weinen bringen, weil sie ihre Seelen terrorisieren.

Man macht sich die Beispiele, wie man sie will. Oder?

Gruß,

Klaus


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Moin Klaus -

das war der naheliegendste Gedanke, klar. Aber, und das mal ganz unabhängig von den konkreten Zeiträumen und Rechten (über deren Legitimität ich mir im einzelnen auch nicht schlüssig bin): Hat eine Solarzelle dich schonmal zum weinen gebracht? Ausser jetzt, wenn sie dir auf den Fuß fällt, meine ich.

Klar hat die Dampfmaschine die Welt verändert, aber heute würde man sie kaum noch einsetzen - den Bach spielt man dagegen noch immer und immer wieder gerne. Dem gegenüber stehen die fantastischen Summen, die du dir mit Lizenzen, die du für die Nutzung von Patenten einholen kannst im Vergleich zu dem, was eine Gesellschaft wie die GEMA abwirft.

Und das Beispiel Monsanto zeigt, wie problematisch so ein Patent schon heute sein kann.

Jetzt mal im Vergleich zwischen den Musikern und den Patentinhabern dieser Welt scheint mir, dass so rein in der monetären Auswirkung letztere eher im Vorteil sind.

Viele Grüße,

Felix


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

: Hat eine Solarzelle dich schonmal zum weinen gebracht? Ausser jetzt, wenn sie dir auf den Fuß fällt, meine ich.

Nein. Mir ist auch noch nie eine auf den Fuß gefallen, aber das war ja ohnehin abzusehen.

: Klar hat die Dampfmaschine die Welt verändert, aber heute würde man sie kaum noch einsetzen

Ja, aber ohne Dampfmaschine keine Industrialisierung, ohne Industrialisierung keine Welt, wie wir sie heute kennen - ob man das nun gut oder schlecht findet. Vor allem: Keine Stromgitarren, da kein Strom.

: Und das Beispiel Monsanto zeigt, wie problematisch so ein Patent schon heute sein kann.

Völlig richtig.

: Jetzt mal im Vergleich zwischen den Musikern und den Patentinhabern dieser Welt scheint mir, dass so rein in der monetären Auswirkung letztere eher im Vorteil sind.

Wobei die Patentinhaber teilweise extrem in die Forschung investieren müssen, um ein patentfähiges Produkt zu entwickeln, ich denke hier wieder an die Pharmaindustrie. Da steckt ein hohes Risikopotential drin, das nun auch nicht unbedingt jeder Komponist durch Komponieren so erfährt.

Gruß,

Klaus


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Guten Abend, Felix,

: Mr Cliffhanger -

Das habe ich nicht verstanden . ist das schon wieder einer von deinen Kraftausdrücken?

: wo finde ich den zweiten Teil?


Du findest

- das Patentrecht hier,

- das Urheber- und Markenrecht dort,

- und das allgemeine Zivilrecht bei Youtube.

Ne Tüte Chips sollte zur Hand sein.

Viele Grüße,

Michael


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

: Ja, aber ohne Dampfmaschine keine Industrialisierung, ohne Industrialisierung keine Welt, wie wir sie heute kennen - ob man das nun gut oder schlecht findet. Vor allem: Keine Stromgitarren, da kein Strom.

Sehr clever, wie du hier quasi in letzter Sekunde den Bogen zurück zum Musikerforum findest. Hätt's wegen Thread-Hijacking einen saftigen Fisch gesetzt.

Und nochmal ohne Industrialisierung keine Welt, wie wir sie heute kennen

Klar, aber das gilt ja für alles und jeden. Ohne unsere (Welt)Kriege säh's die Welt technologisch heute auch anders aus. Und ohne den Schmetterling, der mit seinem Flügelschlag einen Sturm im Wasserglas...oder wie ging das?

Aber klar, gerade auch die offenen Lizenzen, cc und sowas, werfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, warum jemand dann doch lieber gleich auf das Urheberrecht verzichtet, bzw viel mehr was das auf Dauer für Folgen hat, wirtschaftlich. Wird das Urheberrecht als solches einer neuen Prüfung unterzogen?

: ich denke hier wieder an die Pharmaindustrie. Da steckt ein hohes Risikopotential drin,

Ein Reizthema, das mich beinahe zu Kraftausdrücken verleitet. Die Pharmaindustrie. Dazu schreibe ich hier nichts.


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Halt -

: Aber klar, gerade auch die offenen Lizenzen, cc und sowas, werfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, warum jemand dann doch lieber gleich auf das Urheberrecht verzichtet, bzw viel mehr was das auf Dauer für Folgen hat, wirtschaftlich.

Das ist natürluch unfug. Da wird ja nicht auf das Urheberrecht als solches verzichtet. Sorry. Streich' das.

Ich begebe mich zurück in die Küche. Wo ich hingehöre. Zum Brokkoli.

Gruß,

Felix


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

: Dass jemand der doch selber Musik macht, die Stellung von Kulturgütern nicht als schützenswerter als Gebrauchs- oder Industriedesign ansieht, macht mich traurig.:

Hallo groby,

dann hast du den Fred nicht von Anfang an richtig gelesen.

Und auch nicht jede geschaffene Musik ist in meinen Augen ein schützenwertes Kulturgut nur weil es Musik oder Kunst im Allgemeinen ist, sondern es gibt ne ganze Menge Müll davon, und jede technische Erfindung kann zum Kulturgut werden, wie ganz um meine Ecke eine alte Tuchfabrik mit einer Dampfmaschine zeigt, die zum Industreillen Kulturgut erhoben wurde, ganz zu schweigen von der Zeche Zollverein, Bauwerke, AUTOS (oh, das hatten wir ja schom im JAM-Fred) etc. Es ging mir bei meiner Bemerkung zu Michaels Antwort um die unendlichen Zeitspannen, wann ein geistiger Erguss eines Einzelnen zum menschlichen Allgemeingut wird.

Viele Grüße

Helmut


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Helmut!

 Und auch nicht jede geschaffene Musik ist in meinen Augen ein schützenwertes Kulturgut nur weil es Musik oder Kunst im Allgemeinen ist, sondern es gibt ne ganze Menge Müll davon, und jede technische Erfindung kann zum Kulturgut werden, wie ganz um meine Ecke eine alte Tuchfabrik mit einer Dampfmaschine zeigt, die zum Industreillen Kulturgut erhoben wurde, ganz zu schweigen von der Zeche Zollverein, Bauwerke, AUTOS (oh, das hatten wir ja schom im JAM-Fred) etc.

Da gibt's imo ein Problem: woran willst Du festlegen was schützenswertes Kulturgut an Musik ist und was nicht? Über Geschmack lässt sich ja kein objektives Urteil bilden, also schützt man entweder alles, oder gar nichts imo.

Eine technische Erfindung KANN Kulturgut werden, muß es aber nicht. Und auch hier ist dann die Frage, ab wann ist es Kulturgut? Die Tuchfabrik erfüllt ja eher museale Zwecke, Mozarts Requiem hingegen wird ja immer noch "benutzt" und hat ein praktischen kulturellen Wert, neben dem emotionalen, wenn man es denn mag.

Aber: auch nicht alle Musik, die wir heute als Kulturgut betrachten war zur Zeit seiner Entstehung ebenso als das betrachtet worden sondern hat sich im Nachhinein dazu entwickelt.

Wenn schützenswertes Kulturgut daran gemessen würde, wie sehr es unser Leben beeinflusst hat (ausf welche Weise auch immer) würde immer noch eine Mnege unter den Tisch fallen.

Es ist halt eben, wie gesagt, die Schwierigkeit zu sagen, was Kulturgut ist und was nicht.

Zu den Patenten: ich kenne mich da ja mal gar nicht aus, aber hier wurde geschrieben, man darf bestimmte Erfindungen nicht verwenden, weil patentiert und kann so eine Arbeit nur schwer fortsetzen u.U..

Nehmen wir mal an, ich höre ein Musikstück mit einem neuen Sound oder einer neuen Machart.   Und ich finde das toll. Jetzt darf ich das Stück ja nicht nachspielen ohne dafür zu bezahlen, aber ich kann die Sounds bzw. die Anregung benutzen, und etwas neues machen, ganz umsonst. Ist doch ne feine Sache. 

Der Patentinhaber würde kassieren im Falle der Verwendung seins Patents, egal wofür es verwendet wird und was daraus entsteht, der Musiker in dem Falle ja nur, wenn exakt sein Stück benutzt wird, für die Verwendung von Teilen seines Stückes (Klänge z.B.) kassiert er nichts. Gleicht sich doch irgendwo aus, oder?

Mach's gut! 


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Jonas,

100%

Ging ja jetzt gar nicht schützenswert/ nicht schützenswert. Wenn Du im Netz recherchierst, wer alles Geld an den Tantiemen von Robert Johnson verdient hat, wird dir schlecht. Leute, die mit dem Komponisten rein gar nichts zu tun hatte. Und das alles wegen der Spanne nach dem Tod, die ich in Frage stelle.

Außerdem sollte ich jetzt froh sein, dass R.J. 1938 von jemandem vergiftet wurde, weil ich jetzt seine Mucke nachspielen darf ohne dafür belangt zu werden?

Grobys Meinung verstehe ich nicht, klingt so nach Todschlagargument. Mein Gott, ich verdiene nicht mit Musik meine Kohle, sondern kann mir meine Brötchen eben nur als Ingenieur verdienen und nebenbei bezahl ich damit noch mein Hobby Musikmachen, das außer riesigem Aufwand nur den Spaß an der Sache bringt. Ich bin deshalb wahrscheinlich gar kein Musiker, weil ich ja nur nachspiele, zum Selberkomponieren bin ich zu doof. Aber da teile ich das erbärmlich Los mit den vielen Klassikern, die ja auch nur nachspielen, und ausgerechnet richtig olles Zeug...

Aber, ey, Stopp! Wo führt der Fred eigentlich hin? Ich wollte mich doch nur versichern, dass ich das kleine Liedchen ohne Gefahr auf die HP stellen kann...

Viele Grüße

Helmut


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Sers Helmut!

 Ging ja jetzt gar nicht schützenswert/ nicht schützenswert. Wenn Du im Netz recherchierst, wer alles Geld an den Tantiemen von Robert Johnson verdient hat, wird dir schlecht. Leute, die mit dem Komponisten rein gar nichts zu tun hatte. Und das alles wegen der Spanne nach dem Tod, die ich in Frage stelle. : Außerdem sollte ich jetzt froh sein, dass R.J. 1938 von jemandem vergiftet wurde, weil ich jetzt seine Mucke nachspielen darf ohne dafür belangt zu werden?

Also, wäre ich Musiker der Geld mit seinen Werken verdient, dann wäre ich sehr froh über das deutsche Recht, denn das schützt den Urheber eines Werkes wesentlich mehr, als es - soweit ich weiß, und ich weiß darüber nicht viel - in den meisten anderen Ländern der Fall ist.

Es ist ja nun deutlich schwerer von seinen Kompositionen im U-Bereich zu leben, als dass noch vor 30 Jahren der Fall war, ich denke, da kann man auch mal gönnen können,-))

Außerdem erfüllen die 70 Jahre nach dem Tod ja noch einen ganz praktischen Zweck: in dieser Zeit darf das Werk ohne die Zustimmung des Rechteinhaber nicht verwurstet und evtl. entstellt werden (na gut, Flugzeuge im Bauch und Oli P. zeigen, dass es sogar möglich ist solange der Urheber noch lebt,-)). bzw. bleibt das Werk vllt. gänzlich unverfälscht, weil es a) entweder nach 70 Jahren keinen mehr interessiert oder b) das als so genial erachtet wird wie Werke aus Barock/Klassik/Romantik und man es daher nur so originalgetreu wie möglich wiedergeben will.

Zudem regt es ja evtl. zu eigenen Kompositionen an (das kann jeder, das hat mit Intelligenz weniger zu tun als mit Herz imo).

Du kannst ja auch ein Soundalike machen, dann bist Du rechtlich auf der sicheren Seite, soweit ich weiß auch in Deutschland. Zumindest kenne ich das auch von in Deutschland produzierten Notenbüchern mit Playbacks so.

Du schreibst Du bist "nur" Hobbymusiker. Da könnte ich dann ganz böse nachfragen, warum Du dann überhaupt Coverversionen online stellen willst oder evtl. CD's verteilen damit? Es könnte ja auch reichen das Zeug einfach zu Hause, beid er Probe oder auf der Bühne zu spielen. Und für den Fall, dass Du auf einer Bühne spielst gibt's ja oft auch mal ne Gage (jaaaaaha, ich weiß, die ist meist ein Witz), d.h., wenn Du die Gema Gebühren abführst (bzw. der Veranstalter natürlich) kassierst Du doch auch mit an den Werken anderer strenggenommen, oder?

Aber das ist wie gesagt nur böse nachgefragt (Schelm ich,-))).

Mach's gut!


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo, Helmut.

Ich habe schon richtig gelesen, bereue es aber mich eingeprisselt zu haben. Ich sollte es eigentlich gelernt haben, jetzt. Egal.

Ich bin jedenfalls - auch wenn es so wirken mag - nicht an einer Diskussion interessiert, ob Wick Vaporub und die Dampfmaschine oder aber Beethoven und Fips Assmussen besser für die Menschheit sind.

Ich bin aber im Gegenzug froh, dass jeder Mensch andere kulturelle Bedürfnisse hat - zwischen Deinem und meinem Geschmack scheint es keine Schnittmenge zu geben - und daher dass was Du als "Müll" titulieren magst, mir trotzdem erhalten bleibt.

Auch, weil es geschützt wird und durch Tantiemenzahlungen seinen Schöpfern ihr Arbeiten ermöglicht wird.

Tschüß.


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt


Ja Robert, so ist sie, die Welt da draußen, kalt und herzlos. Berechnend.
Der Wert einer technischen Erfindung läßt sich relativ leicht in Mark und Pfennig messen. Der materielle Wert eines Kunstwerkes wie auch der des Werkes eines Journalisten, Redakteurs, Schriftstellers, Architekten, Ingenieurs, Grafikers usw. ist dagegen kaum bestimmbar. Insbesondere die Nichtgreifbarkeit der gedanklichen Arbeit ist es, die viele unwissende Zeitgenossen zu der Annahme verleitet, derartige Werke haben eigentlich nur geringen Wert und werden in aller Regel völlig überteuert angeboten. Daß solche Arbeit, die viele Stunden, Tage, Wochen in Anspruch genommen hat, einfach mal eben geklaut wird, halten solche Mitmenschen dann meist auch noch für ein Kavaliersdelikt.
Diese eigenartige Denkweise ist übrigens ganz typisch für diese, sich dem Gelde völlig unterordnende Gesellschaft. Hier zählt nur der Fertigstellungstermin und der Preis - und nicht die Tatsache, ob ein Werk wirklich fertig ist, durchdacht, ausgereift, ob es die ihm zugedachte Funktion auch wirklich gut erfüllen kann. Und an den „Ergebnissen“ dieses stiefmütterlichen, berechnenden Umgangs mit geistiger Arbeit dürfen wir uns tagtäglich erfreuen, sofern wir mit offenen Augen durch diese merkwürdige Welt gehen.
Gruß Falk


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Halo Falk,

natürlich ist "die Welt" berechnend. Aber:

: Hier zählt nur der Fertigstellungstermin und der Preis - und nicht die Tatsache, ob ein Werk wirklich fertig ist, durchdacht, ausgereift, ob es die ihm zugedachte Funktion auch wirklich gut erfüllen kann.

Das empfinde ich anders. Wenn ich etwas kaufe, dann achte ich nicht nur auf Preis, sndern auch auf Funktionalität und Qualität. Und wenn ich etwas selbst fertigstelle - was oft mit dem Schreiben von Texten zu tun hat - dann erwarten meine Abnehmer Termintreue, aber auch Qualität.

Viele Grüße,

Klaus


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Klaus
: Das empfinde ich anders. Wenn ich etwas kaufe, dann achte ich nicht nur auf Preis, sndern auch auf Funktionalität und Qualität. Und wenn ich etwas selbst fertigstelle - was oft mit dem Schreiben von Texten zu tun hat - dann erwarten meine Abnehmer Termintreue, aber auch Qualität.

Das kommt natürlich auch auf die Branche an. Es gibt gerade auch bei den freien Berufen durchaus Bereiche, in denen der Auftraggeber - weil Laie - die Qualität des Werkes nicht wirklich einschätzen kann. Insofern kann er sie theoretisch zwar erwarten - sofern er den Preis zuvor zu sehr gedrückt hat, wird er sie aber nicht zwangsläufig auch bekommen.
Gruß Falk


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Moin Falk -


: Das kommt natürlich auch auf die Branche an. Es gibt gerade auch bei den freien Berufen durchaus Bereiche, in denen der Auftraggeber - weil Laie - die Qualität des Werkes nicht wirklich einschätzen kann. Insofern kann er sie theoretisch zwar erwarten - sofern er den Preis zuvor zu sehr gedrückt hat, wird er sie aber nicht zwangsläufig auch bekommen.

Das kann ich nur unterschreiben. Zumindest in der deutschen Videospielebranche zählt für 80-90% der Auftraggeber ausschließlich Zeitrahmen und Budget. Was genau da inhaltlich von Grafikern und Designern geliefert wird, ist egal. Die Zeitrahmen lassen dann auch meist nichts Herausragendes mehr zu, egal wie sehr sich die Künstler auf den Kopf stellen. Die Auftraggeber sind aber nicht nur Laien, sondern teils einfach zu gierig oder kurzsichtig. Die Musik-Dienstleister und TV-Produktionsfirmen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, liessen allerdings prinzipiell das gleiche Schema durchblicken. Qualität ist nicht relevant. Und das schon so lange nicht, dass immer weniger Menschen sie überhaupt zu erkennen in der Lage sind.

Die Folge? Die Verkaufszahlen knicken ein, die Branche krankt weiter. Klare Sache: Die Endverbraucher sind Schuld...

Gruß,

Felix


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Falk

: Es gibt gerade auch bei den freien Berufen durchaus Bereiche, in denen der Auftraggeber - weil Laie - die Qualität des Werkes nicht wirklich einschätzen kann.

Stimmt, da hast Du natürlich völlig recht. Auch bekannt als das Saure-Gurken-Problem, das letztlich dazu führen kann, dass die qualitativ hochwertigen Anbieter allesamt aus dem Markt gedrängt werden.

Da kann man nur durch den Aufbau eines guten Rufs gegensteuern - was eine Menge Zeit kostet - oder durch Prüf- und Qualitätssiegel, so sie denn praktikabel sind und ihren Namen verdienen.

Viele Grüße,

Klaus


Re: (Sonstiges) an alle Musik-Rechtler da draußen in der Welt

Hallo Klaus,

das ist ja wirklich einer der interessantesten Threads in der letzten Zeit, auch wenn er nur peripher mit Musik zu tun hat. Ich habe nicht nur eine Menge über Urheberrecht gelernt (unter anderem dank Michaels Vorlesung), jetzt fängst Du auch noch mit interessanten wirtschaftswissenschaftlichen Themen an.

Früher fand ich Jura und Wirtschaft ja immer stinklangweilig, aber davon bin ich zum Glück schon länger kuriert.

Viele Grüsse!
Johannes