Was haltet ihr davon?
Hi Felix,
ich tendiere da in Michael (J.)s und Rollis Richtung, da ich auch nicht unbedingt alles, was Du geschrieben hast, unterstreichen kann.
Grundsätzlich ist es mir zu viel Schwarz-Weiss-Malerei ohne Grautöne, aber auch zu eindimensional und plattitüdenhaft.
Prinzipiell sagst Du (zumindest verstehe ich das zusammenfassend so): Macht aus eurem Auftritt ein Ereignis, baut Spannungsbögen auf, langweilt das Publikum nicht. Diese Aussage finde ich vollkommen ok und leider gibt es wirklich Bands, denen man das immer wieder sagen muss - aber das war's auch schon.
Man kann diese Aussage auch auf vieles anwenden - Theater, Film, Buch bis hin zur Freundschaft / Ehe (wobei das Publikum dann eher die Freindin / Frau ist :-))) und nicht nur der "heiligen Bühne" vorbehalten ist. (Und der Satz "Halt den Mund, wenn du nichts zu sagen hast - naja, der gilt wohl dauernd und überall.)
Du versuchst aber (so lese ich das zumindest), Tipps, wenn nicht sogar Verhaltenmaßregeln zu geben, was man zu tun und lassen hat - und das funktioniert leider nicht so.
Was bei dem einen Gitarristen als schlimmstes Posing angesehen wird, ist bei 'nem anderen total cool, der Roadie, der sich mit anwesenden Gästen unterhält, kann dadurch vielleicht die nächsten 10 Gigs initiieren, bei dem einen Sänger ist der erzählte Witz total langweilig, bei dem anderen Sänger schmeisst sich das Publikum bei dem gleichen Witz weg, bei der einen Band ist das Gitarrenstimmen ein Ereignis, bei der anderen 'ne langweilige Qual, usw. usf.
Ich glaube, ich kann deine Intention für dieses Essay schon nachvollziehen - ich sehe auch oft genug bei Konzerten irgendwelche Bands irgendwelche Sachen tun, die mir nicht gefallen - aber das gilt für diese Band, in diesem Augenblick. Bei 'ner anderen kommt vielleicht genau das Gleiche supergut rüber. DIE Regel, DEN Tipp, DEN Hinweis gibt es einfach nicht. Deshalb funktionieren solche Bücher wie "10 Tipps, wie man Rockstar wird" auch i. A. nicht :-)))
Es liest sich natürlich klasse: seid früh genug da, damit ihr ohne Publikum aufbauen könnt, macht das Saallicht vor eurem Auftritt aus, stimmt die Gitarren nicht auf der Bühne, erzählt keine platten Witze usw.
Ich bin zwar kein Profi, komme aber im Jahr auch auf 50 bis 60 Live-Auftritte (und das geht von der eigenen Band über Aushilfe bei befreundeten Bands bis hin zu Alleinunterhalterunterstützung und Hausband bei regelmäßigen Sessions.) und da sieht die Wirklichkeit ja oftmals ganz anders aus:
"Einlaß für das Publikum ist um 19 Uhr - unser Hausmeister kann euch so um 18.30 aufschließen, ihr könnt dann aufbauen", "das Neonlicht MUSS die ganze Zeit aus Feuerwehrtechnischen Gründen anbleiben", 19 Uhr Bühnentemperatur 14 Grad, 20:15 Uhr eingeschaltete PAR64, Bühnentemperatur 34 Grad, das Haar sitzt, aber die Gitarre ist verstimmt, du kannst über den platten Witz der Band, die du zum ersten Mal siehst überhaupt nicht lachen, aber die meisten Zuschauer brüllen vor Heiterkeit los - isses vielleicht 'n Running Gag für Fans?
Ich könnte ja noch stundenlang weiterschreiben - über Art der Musik, über das "vorhandene" Publikum hin zur "Zielgruppe", über Veranstalter, über falsche und richtige Werbung und und und - und das kann alles wiederum im Zusammenhang mit dem Geschehen und Verhalten auf der "holy stage" stehen - du siehst, obwohl ich oft ein Fan von "Vereinfachungen" bin - das ist in diesem Fall m.E. nicht möglich.
So - genug der vielen Worte - Deine Intention kann ich nachvollziehen, die "Lösungen" eher nicht.
Viele Grüße
Oly