Liebe Gemeinde!

Was ich jetzt schreibe ist nicht neu, das Thema hatte ich schon einmal. Es wird aber wieder aktuell. Ich habe mittlerweile diverse Versandhäuser für unser geliebtes Equipment kennengelernt. Allesamt billiger als die in meinem Umfeld ansässigen Händler. Mit einer Sammel-Mail alle anmailen und den billigsten Preis erfragen, ordern, glücklich sein?

Gerade große Läden und Internetanbieter leben von Schnelligkeit. Ware rein, anbieten, verramschen, neue Ware. In das Sortiment kommen Produkte, die sicher "laufen". Keine Exoten!

Beim Händler um die Ecke gibt’s den Kaffee umsonst, am Samstag vormittag kann man Nachwuchsklampfer mit den drei mühsam geübten flinken Licks beeindrucken und alle möglichen Neuheiten betatschen. Manchmal sieht man auch Instrumente abseits vom Mainstream und erweitert seinen Horizont. Ein Beispiel: Mal was von Beebird-Gitarren gehört? Ich auch nicht, nur einmal und dann nie wieder. Die einzige Beebird-Gitarre, die ich kenne, habe ich sofort gekauft; sie heißt mit Vornamen Betty und wohnt jetzt in Hamburg. Ein einmaliges Instrument mit einer Menge Charakter. Was bekomme ich statt dessen im Internet? Massenware.

Nur durch das Testen im Laden habe ich doch die Möglichkeit, Instrumente verschiedener Arten, Hersteller, Preisklassen zu vergleichen. Nur durch eigenes Hören und Anfassen kann ich mir ein echtes Bild machen. Und nur durch leibhaftiges In-der-Hand-halten kann ich Verarbeitungsqualität beurteilen.

Der Händler vor Ort KANN wegen seiner Kostenstruktur nicht mit einem Internetanbieter mithalten. Kaufe ich nur nach Preiskriterien, verliert er immer. Ohne Händler vor Ort verlieren wir alle aber viel mehr.

Was meint Ihr?

Matthias

: Was meint Ihr?

Sehe ich auch so. Und gerade Gitarren kaufe ich nur nach intensivem persoenlichen Anfingern. Jede klingt anders, sowas kann man nicht per Versand kaufen...

Cheers, O//i

: Und gerade Gitarren kaufe ich nur nach intensivem persoenlichen Anfingern. Jede klingt anders, sowas kann man nicht per Versand kaufen...

Yep, aber PODs, Effektgeräte, Kabel, Plektren, Saiten etc. Und der Verkauf dieses Zeugs ist eine Lebensgrundlage für Einzelhändler!

Matthias

Hi Matthias,

völlig richtig, Deine Ausführungen.
Wir sind selber schuld, wenn die Händler vor Ort den
Bach runtergehen.
Unser Kaufverhalten hat sich verändert. Wie man es ja
in diesem Forum ausgiebig erwähnt wird, sind wir alle
mehr und mehr G.A.S.-gesteuert.
Ich gehe doch eigentlich nicht mehr in ein Musikgeschäft,
mit dem festen Vorhaben, mir das Instrument XY, auf das
ich schon seit Jahren scharf bin und gespart habe, zu
kaufen, sondern ich setz mich ins Auto, nehm mir ein paar
Stunden frei und denke: Mal gucken, wattet so Schickes
neues gibt...
Dann will ich aber auch Fender, Gibson, Musicman, PRS,
Hoshino und Tamagotchi antesten und bin schon sauer, weil
ich eventuell nicht auf einem Brunelli-Amp mit 8x4er Epifani-Box
testen und noch das neueste Mackiepult anchecken kann.
Zu erwarten, daß ein lokaler Händler für ein megabreites
und megatiefes Sortiment in Vorlage geht, ist ja wohl vermessen.
Also: Anstatt gute Beratung für ein spezielles Instrument
in Anspruch zu nehmen, surfe ich lieber im Online-Shop von
MP und bestell mir mit meiner MP-Finanz-Arschkarte auf Kucki
ein Lustobjekt, das ich dann ein halbes Jahr später wieder
verticke.

Natürlich zeichnet es einen kleinen Händler aus, wenn er
einen derart guten Riecher für seine Kundenwünsche hat,
um mit wenigen Artikeln ausreichend G.A.S.-Potenzial
bedienen zu können. Ist aber leider recht selten.

Gruss, Ralf

: Yep, aber PODs, Effektgeräte, Kabel, Plektren, Saiten etc. Und der Verkauf dieses Zeugs ist eine Lebensgrundlage für Einzelhändler!

Wobei ich gerade damit ein Problem habe: Ich moechte doch nur die kleinen roten Dunlop Jazz III Picks haben. Der nicht gerade kleine Haendler vor Ort hat keine mehr und schafft es irgendwie nicht, neue zu bekommen. Am WE in Hannover: "Ham'wa eigentlich, sind aber gerade aus...". Mein letzter Hamsterkauf (vor Ort gekauft) ist bis auf eins abgeschabt, da werde ich wohl...

Aber jetzt kaufe ich erstmal vor Ort 'nen paar Saiten ;)

Cheerio, O//i

:
: : Und gerade Gitarren kaufe ich nur nach intensivem persoenlichen Anfingern. Jede klingt anders, sowas kann man nicht per Versand kaufen...

Sehe ich prinzipiell auch so, meinen Stick habe ich dann aber doch unbesehen und ungehört bei Herrn Chapman bestellt. Das liegt allerdings daran, daß man die Dinger sonst nirgendwo herbekommt.

:
: Yep, aber PODs, Effektgeräte, Kabel, Plektren, Saiten etc. Und der Verkauf dieses Zeugs ist eine Lebensgrundlage für Einzelhändler!

Gerade Saiten kaufe ich am liebsten bei lokalen Händler, weil ich die meistens eher kurzfristig kaufe und dann auch gleich aufziehen will. Da will ich nicht warten, bis die Post mal geruht, mir das Päckchen zuzustellen
(apropos: Tom, die CD ist noch nicht angekommen)

Johannes

: Wobei ich gerade damit ein Problem habe: Ich moechte doch nur die kleinen roten Dunlop Jazz III Picks haben. Der nicht gerade kleine Haendler vor Ort hat keine mehr und schafft es irgendwie nicht, neue zu bekommen. Am WE in Hannover: "Ham'wa eigentlich, sind aber gerade aus...". Mein letzter Hamsterkauf (vor Ort gekauft) ist bis auf eins abgeschabt, da werde ich wohl...

Wo dann das nächste Problem anfängt: Man hat bei Einzelhändlern oft das Gefühl, in der Planwirtschaft à la Nachkriegszeit zu stecken, die Vertriebe versuchen immer mehr, das Lager auf den Händler zu verlagern. Die lassen sich das verständlicherweise nicht gefallen, darunter leiden dann allerdings die Lieferzeiten.
Ich musste zum Beispiel auf PatchKabel (15cm) 3 Monate warten, auf den Tubeman von Hughes & Kettner 6 Wochen, Behringer braucht allgemein 3 bis 6 Monate!!!

Das verleitet MICH zum Internetkauf!

Gruß
Felix

Hi Matthias, wie so oft ... sehe ich das ein wenig anders:

: Gerade große Läden und Internetanbieter leben von Schnelligkeit. Ware rein, anbieten, verramschen, neue Ware. In das Sortiment kommen Produkte, die sicher "laufen". Keine Exoten!

Also das versteh ich nicht - woher hat den der Einzelhändler die Zeit und das Geld, sich Exoten hinzustellen, die dort Ewigkeiten vor sich hinvegetieren?! Auch der hat Unkosten und unterliegt den Gesetzten der Marktwirtschaft.

Wenn du zu Session IV mal nach Berlin kommen solltest, dann können wir gerne mal einen kleine Shop-Tour machen. Du wirst überrascht sein, was es bei den Einzelhändlern alles an "Hausmannskost" zu sehen gibt. Exoten sind dann bestenfalls Modelle, die so 3 oder 4 Jahre alt sind - zumindest meine Beobachtung - woran das liegen könnte? ... wahrscheinlich der gestiegene Dollar.

: Beim Händler um die Ecke gibt’s den Kaffee umsonst, am Samstag vormittag kann man Nachwuchsklampfer mit den drei mühsam geübten flinken Licks beeindrucken und alle möglichen Neuheiten betatschen.

Na lar ist die Atmo eine andere. Aber willst du kaufen oder Kaffe-Klatsch halten?! Das klingt jetzt härter, als ich das meine. Natürlich weiß ich auch ein kleiens "Fachgespräch" zu schätzen. Aber seit Jahren befinde ich mich anscheinend auf einem Wissensstand, der diese Art von Gesprächen eigentlich nicht mehr zulässt. (Ich will hier nicht angeben - kurz 3 Anekdoten:)

Vor ein paar Tagen geschehen:

(Meinen Mesa-Boogie-20/20-Thread gelesen?!) Nun, jetzt wollte ich mir mal ein paar 3HE-Cases anschauen gehen. Im Internet habe ich nichts nennenswert Günstiges finden können. Also mal eben bei Just-Music in Berlin vorbei geschaut. (Allein der Name verursacht bei mir Übelkeit!)

Ich bin dort schon des öfteren schlecht beraten worden ... Wir stehen am Ende vor ganzen 2 vorhandenen Racks. Ein Warwick Rockbag Soft-Rack sowie ein SKB 4HE Modell - Letzteres besitze ich bereits, dahr meine interessierte Nachfrage nach dem Warwick-Modell. Und jetzt kommt's: Der Verkäufer wollte mir ernsthaft verklickern, dass das Warwick-Teil nur die Tasche für das darüber stehende SKB sei, was ich auf heftigste verneinte ... *pruust*!!!

Ich konnte es mir nicht verkneifen, den Reißverschluss des Racks zu öffnen und und gespielt erstaunt festzustellen, dass sich ja darin tatsächlich Rack-Schienen befinden ... (nein sowas) ... der "Verkäufer" war auch erstaunt!

Fall 2 ist ähnlich gelagert und wurde von mir bereits schon mal an dieser Stelle erwähnt:

Guitar Shop Berlin: Ich befinde mich auf der Suche nach DR-Pure-Blues-Saiten (Pure Nicke Modell) und zwar in der schwer zu bekommenden Stärke .11! Der durchaus dienstleistungsbereite Verkäufer durchsucht eine halbe Stunde lang das Regal und versucht mir Alternativen anzudrehen. Ich hatte aber ca. 2-3 Wochen eben diese Saiten dort bereits gekauft - ein einfaches: "Die sind gerade nicht mehr am Lager ..." hätte mich ja frühzeitig in die Flucht geschlagen ... Monsieur Le Verkaeufer meint aber, dass sie .11er Nickel-Saiten generell selten haben.
Enttäuscht suche ich das Regal noch mal mit meinen Augen auf eigene Faust ab - entdecke besagtes Produkt und meine nur "gib mir doch einfach drei Sätze von denen dort" ... erneut ein sichtlich überraschter Verkäufer.

Fall 3 weicht ein wenig ab: Nur soviel: Ich suchte ja eine Weile nach einer Alternative, in Form eines Combos, zu meinem Rack. Ich wollte def. einen Röhrenamp und hatte den Engl Sovereign Vintage 100 gecheckt und für gut befunden - allerdings brauche ich keine 100 Watt (zumindest nicht mehr in diesem Leben). Monsieur Le Verkaeufer wollte mir dann ernsthaft die Fender-Roc-Pro-Transe andrehen ... das Ding war neu - erhatte es auf Lager und wollte es los werden - nix kundenorientiert!

Was mich in Berlin betrifft: Kein Einzelfall - in den meisten Fällen wird oberflächlich abgfertigt. Viele Verkäufer kennen ihre Ware nicht oder nur ungenügend.

Neuerungen kommen hier in der preussischen Provinz vielleicht so nach 3 bis 4 Jhren mal an. Ein Monster-Kabel habe ich bis heute in keinem Berliner Shop entdecken können - gleiches giltfür die Mesa Boogie Nomad Serie.

Die POD-Family war natürlich sofort überall zu bekommen. Aber selbst der Kauf der Bohne war kein Grund mir einen Kaffee anzubieten :-(

Was Instrumente anbelangt: Natürlich kaufe ich die nicht aus dem Vesandhaus-Katalog - da müsste das Rückgabe-Recht - sagen wir die Rückgabe-Kulanz - großzügigst umgesetzt werden. Ich denke da an 4 Wochen antesten und dann quasi portofrei zurückschicken.

Ich kaufe Instrumente generell nur noch per Zweite Hand. Der Markt ist reichhaltig und bisher hatte ich nie Probleme - was den Service angeht ... was soll an einer Gitarre denn plötzlich kaputt gehen, wenn man beim Kauf ein wenig Erfahrung und Sachverstand mitbringt ... außerdem - was die meisten nicht wissen: Auch hierbei gibt es eine halbjährige Nachbesserungs-Pflicht des Verkäufers - sofern nicht anders vereinbart!

Schließlich und endlich ist wahrscheinlich einfach nur ein Profilierung und Spezialisierung der Händler gefragt. Ähnlich den großen Major-Labels ... denn Szene erfahrene Indie-Labels können Nischen immer noch besser bedienen - dafür wären sie halt mit dem Whitney-Housten-, Madonna- oder Spice-Girl-Ding grenzenlos überfordert.

That's Life - Verändrung bringt auch Einiges an Frische und neuen Ideen mit sich.

Grüße, Clem

Hi Clem,

Ich kann Deine trüben Erfahrungen in B nur bestätigen und bin ja bereits ähnliche Anekdoten hier und an anderer Stelle losgeworden. Der Kunde ist grundsätzlich eine Störung des Betriebsfriedens und wenn er trotzdem ernsthaft versucht, etwas zu erwerben, dann wird er nach Strich und Faden verarscht (so wollte mir ein Ladenschwengel in einem nicht mehr existierenden Geschäft in der Kantstr. ernsthaft weismachen, Mahagony sei anders aufgeschnittenes Palisander). So wird man zwangsläufig zum Versamdhandel oder auf den freien Gebrauchtmarkt getrieben, und das meiste habe ich auf diese Weise erworben (bzw. wieder abgestoßen).

Gurß, stooge

Hi Matthias,

ich teile da eher Clems Meinung.

: Gerade große Läden und Internetanbieter leben von Schnelligkeit. Ware rein, anbieten, verramschen, neue Ware. In das Sortiment kommen Produkte, die sicher "laufen". Keine Exoten!

Hmm, wenn Internetanbieter davon leben können, warum dann nicht auch Vorort-Händler?


: Beim Händler um die Ecke gibt’s den Kaffee umsonst, am Samstag vormittag kann man Nachwuchsklampfer mit den drei mühsam geübten flinken Licks beeindrucken und alle möglichen Neuheiten betatschen. Manchmal sieht man auch Instrumente abseits vom Mainstream und erweitert seinen Horizont. Ein Beispiel: Mal was von Beebird-Gitarren gehört? Ich auch nicht, nur einmal und dann nie wieder. Die einzige Beebird-Gitarre, die ich kenne, habe ich sofort gekauft; sie heißt mit Vornamen Betty und wohnt jetzt in Hamburg. Ein einmaliges Instrument mit einer Menge Charakter. Was bekomme ich statt dessen im Internet? Massenware.
:

Hmm, klingt plausibel, ich habe aber andere Erfahrungen gemacht.
Habe 1984 angefangen, E-Gitarre zu spielen (Squier Strat). Da ich damals Heavy spielte, habe ich sie nach und nach mit SH-6 Humbucker und Rockinger True Tune T ausgestattet (was ich jetzt, da ich ne richtig geile moderne Strat habe, bedauere. Aber damals wars okay).
Ab ca. 1990 habe ich mir überlegt, ne richtig gute Klampfe mit HSH und FR zu kaufen. In alle möglichen Läden geschaut, es gab aber nur die von Dir beschriebene Massenware. Wie heißen die noch? Ibanez? Selbst die Universe, auf die ich damals ziemlich abgefahren bin, habe ich (damals) nirgends gefunden.
1999 (!) habe ich dann in einem Göttinger Laden meine Traumfrau gefunden, eine Washburn MG-94 MPM. Und zwar um 20% reduziert, weil der Laden alle seine Edelteile (u.a. ne Tom Anderson für 4.750 DM) rausschmiss, weil die keiner kauft!!! Meine Bitte, mir die Pickups noch anders zu löten, wurde dann auch nicht erfüllt, ohne mir das allerdings mitzuteilen. Soviel zum Service (okay, ich hör Euch schon: "dafür war's ja auch nen Sonderpreis". hätte er aber auch sagen müssen, wenn ers nicht machen will).

:Ohne Händler vor Ort verlieren wir alle aber viel mehr.

Tja, dann sag doch mal, bei welchen Händlern Du kaufst. Ich würde Dir gerne glauben. Kenne aber leider kaum die von Dir beschriebenen Händler.

Gruß
Speed

Aloha -

ich versuch mich mal in der Rolle der Advocatus Diaboli der Einzelhändler (ein paar Jährchen Leidenszeit auf der anderen Seite des Verkaufstresens hab' ich ja auch hinter mir):

Stellt euch mal vor, die Creme de la Creme des Grünen rottet sich jeden Tag, gen Schulschluß, zusammen und beschließt über deinen Laden herzufallen. Kaufabsicht=Null (der Händler ist einfach der freundliche Mann, der zuviel Geld übrig hat und der Bagage gern 3 Recto Türme, mehrer Valvestate 200 W Türme und bei bedarf natürlich auch 2 SVT incl Telefonzelle und ein Ludwig All Aluminium Triple Bass Set (mit neuen Fellen) zur Verfügung stellt. "Wie? Es ist 14 Uhr, du hast Nachbarn die jetzt Mittagsruhe machen? Wassen das füa Spießer???")). Okidoki, die Kids schleppen also haufenweise Hundescheiße, Speiseeis, Pommes Rot/Weiß und 2 Zentner Schulranzen rein und du wärst froh, wenn die Phrophezeiung endlich wahr werden würde und ein Heuschreckenschwarm deinem jämmelichen Leben endlich ein gerechtes Ende bereiten würde. Aber nein, statt dessen fragt dich einer der Rotzlöffel (der eben noch, mit dem am Tresen geliehen Plektron, das Enddarmprodukt eines Hundes von seinem Stiefel gekratzt hat) fragt, statt nach Schlägen, nach der original 59'er Les Paul : "Ich will'i Släshgiddare da mal anschäcken. So'ne hab' ich auch von Epihohne, nua mit DiMarzio Suppppadistortion Pickups." ... und bevor er deine Antwort abwartet, reißt er die 25.000,-- Gitarre von der Wand und sorgt, mit seinem Venom-lookalike Gürtel, für feinste Relic Arbeit (warum auch warten bis so'n Instrument echt Vintage wird, die Kids erledigen das in 2 Stunden).

Im schönsten Anfall von Kakophonie (die Kids haben alle brav beim Nachbarladen geübt und spielen sich, gleichzeitig, die neuesten Licks von Metallica (vorzugsweise "Enter Sandman"), Limp Bisquit (vorzugsweise irgendeine Halbton Verschiebung, die eh immer gleich klingt, aufgelockert doch böseste Atonalitäten, weil mindestens 2 Kids probieren die Gitarren um 2 1/2 Töne runterzustimmen) und die ewig gestrigen, die gern ein Medley aus "Welcome to the Jungle" und "Smells like Teen Spirit" anbieten und der geübte Fachverkäufer lernt gleich nebenbei noch wie man den Kurt Cobain Look perfekt hinbekommt. Auf die freundliche Ermahnung: "Bitte nicht die Pommes auf den Leoskin Reußenzehn stellen." lernt er, wie man fettiges Haar in Sekundenschnelle mit ranzigem Look veredelt indem man sich die Rot/Weiß Reste verstohlen in die Haare schmiert und wenn man ganz genau hinhört entfleucht dem Trendling auch noch ein freundliches: "Spießer, geh kacken".... mist, wo war jetzt der Satzanfang? Achso, mitten in diesem Szenario des Grauens taucht dann auch noch dein Lieblingsvertreter auf. Unangemeldet natürlich und gierig in Richtung Kaffekanne schielend. Dein freundlicher Begrüßungssatz: "Wann kommen eigentlich meine, vor 7 Wochen bestellten .009er Sätze, die 6 m Kabel und Snarefelle?" wird durch ein viel freundlicheres: "Vergiß das mal, ich hab hier das Top Angebot, das bekommst nur du und 200 andere Händler im Umkreis von 2 Kilometern. Bei Abnahme von 10 SVT Stacks bekommst du 1 T-Shirt und ein topaktuellen Pappaufsteller: Paul Gilbert in Lebensgröße. Billy Sheehan Pappkameraden sind leider gerade aus, aber ich seh gerade, du hast eh nur noch 2 SVT Stacks, da schreib ich dir gleich mal 10 Stück dazu, oder darf's auch noch das günstige 10 x 7 saitig Bariton von Huschishiguschijama sein? Dann gibts noch 2 % Skonto bei Bankeinzug innerhalb 24 Stunden." Dein Röcheln wird richtig gedeuted (so'n Vertreter ist ja gut geschult) und 2 Minuten später bist du plötzlich kein Fender Händler mehr ("Also, der Stützpunktvertrag sagt aber, das du 100 The Twins an Lager haben mußt und nur 2 SVT Stacks kann ich meinem Chef nicht erklären. Egal, der Nachbarladen macht den Deal bestimmt").

Habe ich nebenbei erwähnt, das einer der Pommeskiddies gerade den Tubescreamer + Kabel in seinem Schulranzen hat verschwinden lassen? Was dich aber nicht weiter stört, weil in dem Moment Meister Althippie den Laden betritt und dich ungeachtet der Kakophonie und dem Vertreter (der gerade eh auf deine Telefonkosten beim Vertrieb in England anruft um nachzufragen wann denn die Saiten kommen und ganz nebenbei ob die blonde Sekretärin wirklich so willenlos ist wie der Chef behauptet und ob das Wetter ....) ... egal, Meister Althippie schwallt dich jedenfalls voll, er habe 'ne voll coole Oakland Stratopaul und die habe schon George Harrison nicht gespielt und überhaupt haben die Troggs, ehj Alder, die Troggs, echt, Jimi Hendrix alles beigebracht und dann kommt zur Krönung, aus dem etwas übel riechenden Mund ('ne gute Mischung aus Zahnfäule, Schwarzen Krauser, Knoblauch und Kameldung) die alles entscheidende Frage: "Kann ich mal die Hohner Bluesharp antesten? Am besten die Meisterklasse, die hab' ich auch. Hab ich vor 15 Jahren bei dir gekauft und is noch voll gut, ehj, echt, ehj..."

Ach, und dann war da noch dein Vermieter, der dummerweise mit deiner Sachbearbeiterin der Hausbank poppt und seit 14 Tagen auf die angemahnten Schallschutzmaßnahmen wartet. Großzügigerweise hat er dir 7 Tage Frist eingeräumt. Wobei dir die 7 Tage Frist so bekannt vorkommen ... ach ja, das Schreiben deiner Hausbank. Derweilen baut einer der Pommeskiddies seinen Joint auf der Standtom des Ludwigsets und brutzelt dabei schön das Schlagfell an ... macht nichts, weil sowieso gerade der freundliche Wachtmeister hereinkommt und dir freundlich eröffnet, das er es Leid sei jedesmal drüber hinwegzusehen das die Behörde solange mit dem Anwohnerparkausweis brauche. Jetzt sind täglich 30 Mark fällig.

Plötzlich hat dann doch jemand Gnade mit dir. Der freundliche Gitarrenlehrer, der sein Schüler immer in deinen Laden schleppt um, gegen die freundliche Vermittlungsgebühr von 15 %, seine Schüler mit Marathon 295,-- Marks Strats einzudecken, bedankt sich bei dir, das du so eine tolle Auswahl hast. Doch das war's dann schon mit der Gnade ... im nächsten Atemzug erklärt dir der freundliche Gitarrenlehrer: "Du mußt mal ins Internet, ich krieg da alle Gitarren 20% günstiger, sogar die die ich hier für meine Schüler anteste. Toll, ne? Achso, einen Satz Saiten brauch ich noch, die gibt's wieder umsonst, oder?".

Als Meister Althippie dann zur Melodie von "Spiel mir das Lied vom Tod" ansetzt, weißt du, du bist noch nicht in der Hölle. Es ist erst Montag, eine ganz normale Woche hat gerade erst begonnen ....

bO²gie

: Aloha -
:
: ich versuch mich mal in der Rolle der Advocatus Diaboli der Einzelhändler (ein paar Jährchen Leidenszeit auf der anderen Seite des Verkaufstresens hab' ich ja auch hinter mir):
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: Stellt euch mal vor, die Creme de la Creme des Grünen rottet sich jeden Tag, gen Schulschluß, zusammen und beschließt über deinen Laden herzufallen. Kaufabsicht=Null (der Händler ist einfach der freundliche Mann, der zuviel Geld übrig hat und der Bagage gern 3 Recto Türme, mehrer Valvestate 200 W Türme und bei bedarf natürlich auch 2 SVT incl Telefonzelle und ein Ludwig All Aluminium Triple Bass Set (mit neuen Fellen) zur Verfügung stellt. "Wie? Es ist 14 Uhr, du hast Nachbarn die jetzt Mittagsruhe machen? Wassen das füa Spießer???")). Okidoki, die Kids schleppen also haufenweise Hundescheiße, Speiseeis, Pommes Rot/Weiß und 2 Zentner Schulranzen rein und du wärst froh, wenn die Phrophezeiung endlich wahr werden würde und ein Heuschreckenschwarm deinem jämmelichen Leben endlich ein gerechtes Ende bereiten würde. Aber nein, statt dessen fragt dich einer der Rotzlöffel (der eben noch, mit dem am Tresen geliehen Plektron, das Enddarmprodukt eines Hundes von seinem Stiefel gekratzt hat) fragt, statt nach Schlägen, nach der original 59'er Les Paul : "Ich will'i Släshgiddare da mal anschäcken. So'ne hab' ich auch von Epihohne, nua mit DiMarzio Suppppadistortion Pickups." ... und bevor er deine Antwort abwartet, reißt er die 25.000,-- Gitarre von der Wand und sorgt, mit seinem Venom-lookalike Gürtel, für feinste Relic Arbeit (warum auch warten bis so'n Instrument echt Vintage wird, die Kids erledigen das in 2 Stunden).
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: Im schönsten Anfall von Kakophonie (die Kids haben alle brav beim Nachbarladen geübt und spielen sich, gleichzeitig, die neuesten Licks von Metallica (vorzugsweise "Enter Sandman"), Limp Bisquit (vorzugsweise irgendeine Halbton Verschiebung, die eh immer gleich klingt, aufgelockert doch böseste Atonalitäten, weil mindestens 2 Kids probieren die Gitarren um 2 1/2 Töne runterzustimmen) und die ewig gestrigen, die gern ein Medley aus "Welcome to the Jungle" und "Smells like Teen Spirit" anbieten und der geübte Fachverkäufer lernt gleich nebenbei noch wie man den Kurt Cobain Look perfekt hinbekommt. Auf die freundliche Ermahnung: "Bitte nicht die Pommes auf den Leoskin Reußenzehn stellen." lernt er, wie man fettiges Haar in Sekundenschnelle mit ranzigem Look veredelt indem man sich die Rot/Weiß Reste verstohlen in die Haare schmiert und wenn man ganz genau hinhört entfleucht dem Trendling auch noch ein freundliches: "Spießer, geh kacken".... mist, wo war jetzt der Satzanfang? Achso, mitten in diesem Szenario des Grauens taucht dann auch noch dein Lieblingsvertreter auf. Unangemeldet natürlich und gierig in Richtung Kaffekanne schielend. Dein freundlicher Begrüßungssatz: "Wann kommen eigentlich meine, vor 7 Wochen bestellten .009er Sätze, die 6 m Kabel und Snarefelle?" wird durch ein viel freundlicheres: "Vergiß das mal, ich hab hier das Top Angebot, das bekommst nur du und 200 andere Händler im Umkreis von 2 Kilometern. Bei Abnahme von 10 SVT Stacks bekommst du 1 T-Shirt und ein topaktuellen Pappaufsteller: Paul Gilbert in Lebensgröße. Billy Sheehan Pappkameraden sind leider gerade aus, aber ich seh gerade, du hast eh nur noch 2 SVT Stacks, da schreib ich dir gleich mal 10 Stück dazu, oder darf's auch noch das günstige 10 x 7 saitig Bariton von Huschishiguschijama sein? Dann gibts noch 2 % Skonto bei Bankeinzug innerhalb 24 Stunden." Dein Röcheln wird richtig gedeuted (so'n Vertreter ist ja gut geschult) und 2 Minuten später bist du plötzlich kein Fender Händler mehr ("Also, der Stützpunktvertrag sagt aber, das du 100 The Twins an Lager haben mußt und nur 2 SVT Stacks kann ich meinem Chef nicht erklären. Egal, der Nachbarladen macht den Deal bestimmt").
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: Habe ich nebenbei erwähnt, das einer der Pommeskiddies gerade den Tubescreamer + Kabel in seinem Schulranzen hat verschwinden lassen? Was dich aber nicht weiter stört, weil in dem Moment Meister Althippie den Laden betritt und dich ungeachtet der Kakophonie und dem Vertreter (der gerade eh auf deine Telefonkosten beim Vertrieb in England anruft um nachzufragen wann denn die Saiten kommen und ganz nebenbei ob die blonde Sekretärin wirklich so willenlos ist wie der Chef behauptet und ob das Wetter ....) ... egal, Meister Althippie schwallt dich jedenfalls voll, er habe 'ne voll coole Oakland Stratopaul und die habe schon George Harrison nicht gespielt und überhaupt haben die Troggs, ehj Alder, die Troggs, echt, Jimi Hendrix alles beigebracht und dann kommt zur Krönung, aus dem etwas übel riechenden Mund ('ne gute Mischung aus Zahnfäule, Schwarzen Krauser, Knoblauch und Kameldung) die alles entscheidende Frage: "Kann ich mal die Hohner Bluesharp antesten? Am besten die Meisterklasse, die hab' ich auch. Hab ich vor 15 Jahren bei dir gekauft und is noch voll gut, ehj, echt, ehj..."
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: Ach, und dann war da noch dein Vermieter, der dummerweise mit deiner Sachbearbeiterin der Hausbank poppt und seit 14 Tagen auf die angemahnten Schallschutzmaßnahmen wartet. Großzügigerweise hat er dir 7 Tage Frist eingeräumt. Wobei dir die 7 Tage Frist so bekannt vorkommen ... ach ja, das Schreiben deiner Hausbank. Derweilen baut einer der Pommeskiddies seinen Joint auf der Standtom des Ludwigsets und brutzelt dabei schön das Schlagfell an ... macht nichts, weil sowieso gerade der freundliche Wachtmeister hereinkommt und dir freundlich eröffnet, das er es Leid sei jedesmal drüber hinwegzusehen das die Behörde solange mit dem Anwohnerparkausweis brauche. Jetzt sind täglich 30 Mark fällig.
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: Plötzlich hat dann doch jemand Gnade mit dir. Der freundliche Gitarrenlehrer, der sein Schüler immer in deinen Laden schleppt um, gegen die freundliche Vermittlungsgebühr von 15 %, seine Schüler mit Marathon 295,-- Marks Strats einzudecken, bedankt sich bei dir, das du so eine tolle Auswahl hast. Doch das war's dann schon mit der Gnade ... im nächsten Atemzug erklärt dir der freundliche Gitarrenlehrer: "Du mußt mal ins Internet, ich krieg da alle Gitarren 20% günstiger, sogar die die ich hier für meine Schüler anteste. Toll, ne? Achso, einen Satz Saiten brauch ich noch, die gibt's wieder umsonst, oder?".
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: Als Meister Althippie dann zur Melodie von "Spiel mir das Lied vom Tod" ansetzt, weißt du, du bist noch nicht in der Hölle. Es ist erst Montag, eine ganz normale Woche hat gerade erst begonnen ....
:
: bO²gie

: ... außerdem - was die meisten nicht wissen: Auch hierbei gibt es eine halbjährige Nachbesserungs-Pflicht des Verkäufers - sofern nicht anders vereinbart!

Jeppa - und wartet erstmal ab, bis die Schuldrechtsreform durch ist. Dank Druck aus Brüssel sollte das nämlich bis Anfang 2002 der Fall sein - dauert erfahrungsgemäß ein wenig länger, aber nicht viel. Dann habt ihr nämlich zwei Jahre Zeit.

Nos vemos en infierno, Pepe

PS: Trotzdem immer mal im Laden umgucken, ob da nicht so ein komisches Schild hängt "Gewährleistung ausgeschlossen, außer bei Vorsatz". Dann sieht's nämlich dumm aus. Der Satz auf der Rückseite des Kassenzettels reicht aber nicht, den können die Jungs sich einrahmen und das war's. Kommt drauf an, ob man VOR Vertragsschluß die Möglichkeit hatte, den Gewährleistungsausschluß zur Kenntnis zu nehmen.

: : ... außerdem - was die meisten nicht wissen: Auch hierbei gibt es eine halbjährige Nachbesserungs-Pflicht des Verkäufers - sofern nicht anders vereinbart!

Die Nachbesserungspflicht gibt's natürlich nur beim Versand - beim Kauf im Laden ist das der Kauf DER angetesteten Klampfe, und die Nachbesserungspflicht gibt's nur als AGB (Allgemeine Geschäftsbedingung) - ist zwar Usus, gilt aber nur, wenn die AGB-Klausel auch zur Kenntnis genommen werden konnte (s. mein früheres Posting), ansonsten gibt's nur Wandelung (Geld gegen Klampfe) oder Minderung (Klampfe ist objektiv weniger wert - Minderwert wird erstattet).

So. Aber in einem Jahr ist eh alles anders.

...(ein paar Jährchen Leidenszeit auf der anderen Seite des Verkaufstresens hab' ich ja auch hinter mir) ...

Hi Stefan, ausser das dein Quote (Zitat des vorhergehnden Beitrags) etwas lang ausfiel (k/T stimmt da nicht ganz, oder? ;-)), sei mir noch eine klitzekleine Bemerkung erlaubt:

DAS war keine Satire, sondern Alltag. Namen und Produkte sind natürlich frei hinzuerfunden. Fender, Ampeg, Huschimuschijamagama und andere Produktnamen sind natürlich frei austauschbar und Vertriebe gibt es nicht nur in England, sondern auch zB in Holland. Die, sich so tatsächlich täglich abgespielten Szenen, haben sich natürlich nie mit einem Vertreter angespielt, der Fender und Ampeg vertritt. Aber das ist auch so ziemlich das einzige satirische Element in der Geschichte.

slide on ...
bO²gie

Phew!

Habe ich jemals behauptet, Zyniker zu sein? Wenn ja, habe ich es verdient? Wenn nein, Entschuldigung ...

Egal, morgen gehe ich wie immer zum Laden um die Ecke (naja, immerhin 30 Minuten Busfahrt - hey, in Trier ist das 'ne Weltreise!) und werde mir neue Saiten kaufen. Dank Spezialpreis (Auf Wiedersehen, Rabattgesetz) nur 160,- statt 177,- für drei Sätze.

OK, mein Lieblingsdealer mit guter Beratung lebt vom Kleinkram. Wenn ich aber ein Viertel des Preises über den Versand sparen kann (und ich mit meinem derzeitigen Equipment vollauf zufrieden bin) - muß mich das interessieren? So, und jetzt bin ich wieder zynisch ...

Nos vemos en infierno, Pepe

Hallo Bo²gie

Da hatte ich damals "meine Jung's" aber besser im Griff...

Viele Grüße

André (selten so gelacht!)

Das ist besser als Ze Do Rocks "fom winde verfeelt" und "UFO in der Küche"! Bitte Boogie schreib ein Buch! Lass mich dein Lektor sein! ;-)

Mehr davon bitte! ;-)

Grüße, Clem

(sorry, was very off-topic)

Hi bO²gie,

irgendwann meinte ich mal, dass ich in diesem Forum auch nicht unbedingt literaturnobelpreiswürdige Beiträge in Kauf nehmen würde. Meine Geduld wird belohnt - ich wische mir noch die Lachtränen ab ...

write on ...
stooge

: Hi Stefan, ausser das dein Quote (Zitat des vorhergehnden Beitrags) etwas lang ausfiel (k/T stimmt da nicht ganz, oder? ;-)), sei mir noch eine klitzekleine Bemerkung erlaubt:
nun ja, es war ja kein Text von MIR, oder? :)


: DAS war keine Satire, sondern Alltag. Namen und Produkte sind natürlich frei hinzuerfunden. Fender, Ampeg, Huschimuschijamagama und andere Produktnamen sind natürlich frei austauschbar und Vertriebe gibt es nicht nur in England, sondern auch zB in Holland. Die, sich so tatsächlich täglich abgespielten Szenen, haben sich natürlich nie mit einem Vertreter angespielt, der Fender und Ampeg vertritt. Aber das ist auch so ziemlich das einzige satirische Element in der Geschichte.

jaja, glaub ich schon, richtigerweise hätte ich schreiben müssen das ist Realsatire, nur, wenn man gerade von Lachkrämpfen geschüttelt wird, dann denkt man da oft nicht dran, gölle? :)

: slide on ...
: bO²gie

CRasta,Stefan
PS: Irgendwie veregesse ich manchmal, das ich ja eigentlich nur noch stefan heißen wollte...
NP: The Donnas: "40 Boys in 40 Nights"!!!!!!!! :)

ahja, hehe....du Onkel Boogie, der da oben, der Andre, der hat dat (k/t) nicht weggegeben, obohl er was geantwortet hat!
keep on petzing, Minirasta

: ahja, hehe....du Onkel Boogie, der da oben, der Andre, der hat dat (k/t) nicht weggegeben, obohl er was geantwortet hat!

Onkel André darf das ;-) Er ist sozusagen das realexistierende Beispiel eines Leidensgenossen. Wobei ich vielleicht anmerken sollte, das Jas (Gitarrenbauer von Drajas Guitars) immer sagt: "Eigentlich bin ich als Gitarrenschrauber priviligiert." (Was aber eigentlich nur satirisch klingt, wenn man seinen Leidensweg durch deutsche Patentämter kennt ;-))

slide on ...
bO²gie

Hi Sven,

: ich versuch mich mal in der Rolle der Advocatus Diaboli der Einzelhändler

Genialer Text? Ich hoffe, Fortsetzung folgt? Hast Du schon mal dran gedacht, dem Text ne Webseite drumherum zu spendieren?

Keep rockin'
Friedlieb

Super, super, super. Doller Text.
Ich habe zwar nur ein halbes Jahr und in einem weniger stark frequentierten Laden hinter dem Tresen gestanden (zum Glück war keine Schule in der Nähe), kann aber die Tendenz Deines Beitrages voll bestätigen.
Es kommt einiges an Kleinkram (gerne beispielsweise die Paulaknöpfe) abhanden und überfallähnliche Vertreterbesuche sind die Regel. Auch Wohnungslose, Sinti (oder waren es Roma? k.A.) und das bunte Völkchen vom nahegelegenen Kirmesplatz schauten gerne mal herein: immer auf der Suche nach einem warmen Platz, einer kleinen Spende oder einer Tasskaff.
Warum ausgerechnet ein Gitarrenladen als Bahnhofsmission agieren soll, habe ich bis heute nicht verstanden.
Anyway, damals gab´s noch nicht diese weit verbreitete Nutzung des Internets, es kam aber oft genug vor, daß Kunden nach einer mindestens halbstündigen, intensiven Beratung ihr Instrument bei einem deutlich größeren Händler in der Nachbarstadt kauften und dann - im Extremfall - ihr Instrument bei uns einstellen lassen wollten. RAUS!

Solidarnosc,
Juergen

: Es kommt einiges an Kleinkram (gerne beispielsweise die Paulaknöpfe) abhanden und überfallähnliche Vertreterbesuche sind die Regel. Auch Wohnungslose, Sinti (oder waren es Roma? k.A.) und das bunte Völkchen vom nahegelegenen Kirmesplatz schauten gerne mal herein: immer auf der Suche nach einem warmen Platz, einer kleinen Spende oder einer Tasskaff.

Aloha Juergen -

das war sicher keine Absicht, daß das "abhanden kommen" und "Sinti und Roma" in einem Absatz stehen (zumindest habe ich in meiner, fast 10 jährigen Zeit keinen Sinti beim zocken erwischt, mich dafür umso mehr an so manchen spielenden Sinti Gitarristen musikalisch erfreut.) Überhaupt habe ich im Musikbereich so gut wie nie Probleme mit ausländischen Kunden gehabt (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, aber Ladendiebstal ist kein Nationalitätenproblem).

Dafür vielleicht eine Anekdote aus umgekehrter Tendenz. Wir hatten mal einen Aushilfsverkäufer, der oft in Schlips und Anzug erschien (er hatte noch einen zweiten Aushilfsjob mit Anzugszwang und kam oft von einem Job zum anderen). Der kam natürlich klasse an bei Müttern mit reichen Sohnemännern, die eh schon Probleme hatten den Kiez auf St. Paili zu besuchen (für Nichthamburger: die sündigste Meile der Welt, die Reeperbahn, ist eine Nebenstrasse der Talstraße, wo ich damals arbeitete .. ok, die Talstraße ist die Nebenstraße, aber vom Aufkommen der Hundescheiße her ist es nach dem Ku'damm die Hauptstrasse der Hundebesitzer). Solch' eine Mutter mit Sohnemann hatten wir eines Tages wieder im Laden (klassischer Elbchaussee Chic, Hamburger Geldadel) und unsere Aushilfe beriet sie in Sachen Edel Les Paul mit Birdseyemaple Decke, Preis damals ca. 6.500,-- (war irgendein Sondermodell von der NAMM). Oki, Muttern beschied, das das Instrument genau das richtige für ihren (offenbar völlig desinteressierten) Sohn sei und meinte: "Ich habe extra kein Bargeld und Karte mitgenommen, da man in dieser Gegend ja nie sicher sein könne..." aber sie komme am Montag mit ihrem Mann und würde das Instrument dann erstehen wollen. Gesagt getan, am Montag kam sie incl. Mann im Anhang und fragte mich, ob sie den Geschäftsführer sprechen könne. Ich wiederum fragte, ob ich ihr vielleicht helfen könne (ich war ja bei der Auswahl der Gitarre auch dabei), aber sie beharte darauf, das sie den Geschäftsführer sprechen möchte, sie habe nämlich ein wichtiges Geschäft zu tätigen. Oki, wenn Madame ihr Geld nicht mir anvertrauen mag, dann ruf ich eben den Chef zur Hilfe. Vic, ein älterer Engländer mit starkem Akzent, langer schwarz grauer Matte und dem Gesicht eines alten Indianers erschien also auf der Bildfläche und fragte, ob er helfen könne. Daraufhin zupfte Madame an meinem Ärmel, zog mich beiseite und meinte, sichtlich indigniert: "Nicht den alten Türken. Den Geschäftsführer möchte ich sprechen!"....

slide on ...
bO²gie

: das war sicher keine Absicht, daß das "abhanden kommen" und "Sinti und Roma" in einem Absatz stehen (zumindest habe ich in meiner, fast 10 jährigen Zeit keinen Sinti beim zocken erwischt, mich dafür umso mehr an so manchen spielenden Sinti Gitarristen musikalisch erfreut.)
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Die Verquickung von "Sinti" und "Ladendiebstahl" war höchst unglücklich und keinesfalls beabsichtigt.
Und: Einige der besagten Sinti konnten dermaßen gut mit der Gitarre umgehen, daß ich mir beim Zuhören oft die Frage gestellt habe, ob ich mich mit gutem Gewissen überhaupt als Gitarrist oder gar als Musiker bezeichnen darf.

Heftig zurückrudernt,
Juergen

PS: Belew gutt?