Hi Matthias!
deine Argumentation kann ich nachvollziehen. : Es gab mal einen Philosophen, der über mehrere Wege der Erkenntnisgewinnung geschrieben hat. (ferdi, hilf!) Irgendwie war die Rede davon, dass der edelste Weg der über das Nachdenken sei - das sei quasi hochwertiger als Probieren. Mittlerweile halte ich das für Unsinn.
Es ist die Mischung aus nachdenken (Fakten einschätzen) und probieren. Zuerst würde ich mir einen Überblick verschaffen, was es so gibt. Dann würde ich sehen, was in meinem Preisbereich liegt. Dann würde ich die Spezifikationen vergleichen, der einzig einigermaßen objektive Faktor beim Gitarrenkauf. Die Specs einschätzen zu können verlangt ein wenig nach Wissen, was man haben sollte um eben zu wissen, was das alles heißt, was da steht und worauf das TENDENTIELL schließen lässt.
Dann kann man probieren. Problem: ich kann mir ja nicht alles kommen lassen zum probieren, deswegen treffe ich eine Vorauswahl durch Vergleich der Spezifikationen und evtl. Erfahrungen mit diesen oder jenen Spezifikationen. Erfahrung ist alles und nichts beim Instrumentenkauf, Klang ist ein höchst subjektives Empfinden, ebenso Bespielbarkeit (krasse Dinge wie nicht entgratete Bundstäbe oder so mal außen vor), was bleibt ist Qualität der Materialien und der Verarbeitung, das sollte man halbwegs einschätzen können, wenn man die Specs kennt.
Und dann kommt die Psyche in's Spiel.
Niemand weiß, wieviel Auswirkung ein long tenon hat. Ein A/B-Vergleich mit demselben Hals ist einfach nicht möglich und auch in der Halstasche müsste noch gearbeitet werden. Das funktioniert nicht.
D'Accord.
Was dagegen funktioniert ist das Ausprobieren von Gitarren mit und ohne Long Tenon und sonstigen Sozialleistungen. Dafür plädiere ich. Viel weniger denken, viel weniger diskutieren oder sonstwas. Ausprobieren und Hören.
Da bin ich nicht bei Dir. Man hat meist nicht die Zeit - ode rnimmt sie saich halt nicht, weil es wichtigeres gibt - soviel auszuprobieren. Richtig ausprobieren heißt mindestens bei einer Probe das Ding benutzt zu haben, besser noch bei einem Gig, alles andere ist Schmarrn, wie das Ding im Laden klingt sagt nix aus darüber, wie's am Ende beim proben klingt. Wo kann man denn biddeschön eine Gitarre für eine Probe oder einen Gig ausleihen zum Antesten??? Genau. Und die Internet-Nummer mit 2 Wochen Rückgaberecht ist auch schön, solange keine Macke im Instrument ist o.ä.. Bei Proben und bei Gigs ist die Wahrscheinlichkeit hoch macken reinzuhauen, und wenn man aufpasst, das nix passiert, ist man mit seinen Gedanken woanders.
Stellen wir uns mal vor, da stehen zwei Paulas, die gleich viel kosten. Beide bildhübsch. Beide toll bespielbar. Paula A klingt total geil, Paula B schlechter. Jetzt hat Paula B den Long Tenon. : Welche würdest du kaufen?
Bei mir ist das einfach, ich kaufe tendentiell die, die hübscher ist. Eigentlich nicht tendentiell sondern sogar ganz sicher, Optik ist alles. Das bischen Unterschied im Klang (wir reden hier ja von gleich guter Bespielbarkeit, d.h., so unheimlich grottig kann die andere gar nicht sein) hört am Ende keine Sau live. Aber ich bin da auch etwas speziell, wie gesagt, Optik und so, wenn ich ne Geige nach Bespielbarkeit und Klang aussuchen würde, würde ich nie glücklich werden und mich totsuchen. Da nehme ich lieber eine hübsche mittelmäßige und pimpe sie, das macht nämlich auch Spaß. Und ich kenne auch wenige Leute, die eine superduper Geige gekauft haben und nicht mindestens 1 Sache getauscht haben. Soviel zum Thema superduper Gitarre.
Ist halt auch eine psychische Sache, eine Gitarre, die hässlich aussieht, mag ich nicht spielen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass sowas klingen kann und umgekehrt. Das ist vllt. extrem, aber ich kann gut damit leben.
Und zum long neck tenon: ich freue mich, wenn meine Gitarren einen haben, es war aber kein auschlaggebender Grund sie zu kaufen. Aber die meisten Gitarren, die mich interessieren haben nunmal einen long neck tenon, da kann ich nix machen.
Mach's gut!