Aussensaiter Forum

Diskussionen mit neuen Beiträgen

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Demnächst: CORDUROY bei Musik am Fluss, Blauer Steg, Frankfurt Rödelheim am Samstag, den 25. Mai 2024, gegen 18:00 Uhr.

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abgegleist

Liebe Aussensaiter,

ich bin neu hier und möchte Euch herzlichst in meiner Freizeit begrüßen, -nehmt Euch'n Keks und so...
Ich hab nähmlich nach ausgiebigster Rechererchere festgestellt, dass das hier bei weitem das dynamischste Forum im Net ist und über die MONATE höchst passiver Mitleserschaft sind mir seine Macken und Kanten ebenso ans Herz gewachsen wie seine Direktheit und Offenheit.
Anyway, dass ich mich jetzt doch mal aktiv beteilige liegt an meinem Anliegen das anliegt: Schlaflose Nächte bereitet mir der Gitarrenmarkt der doch mal für Revolution und Fortschritt sich einzusetzen pflegte, der brach mit dem Vergangenen und entschlossenen Schrittes aufbrach in dichtes und unklares Gefilde des Experiments, Duftnoten setzte, die den sicherheitsorientierten Riechkolben der Traditionalisten schwellen ließen bis hin zur Kolbenfresse! Ein Elektrotechniker glaube ich war Leo eigentlich von Beruf, der sich mit seinem Konzept straight in die Avantgarde katapultiziert hat: ist die E-Gitarre nicht eigentlich das allererste richtige Bauhaus Musikinstrument?
Schau ich mich aber heute auf dem Markt um trillert's vintage von allen Dächern und die wenigen wirklich innovativen, die Instrumente nach eigenen Konzepten konstruieren (Teuffel, Pagelli...es gibt noch einige die mir grad nicht einfallen) kann ich an meinen Fingern abzählen (von denen ich übrigens auch nicht mehr hab als anere).
Dass der Musikmarkt komerzgepolt funktioniert ist die eine Sache, der blinde Konsument (das mach ich jetzt bewusst etwas übergebrummt), der nicht viel mehr als Hintergrundberieselung von seiner LieblingsLP erwartet (also Musik, deren wichtigste Eigenschaft darin besteht ein gewisses "Zu-Hause-Moment" zu erzeugen und die vor allem niemals stört!!!) sucht nach seinem NEUEN nicht unbedingt innerhalb der Musik und findet es vielleicht anderswo. Aber wir Musiker, die das ja mehr oder weniger professionell machen, uns also irgendwo auch mit dem Instrument identifizieren selbst wenn wir es nur als Werkzeug betrachten, die Inspiration und einen Schuss Lebensfreude da herausholen, sind wir denn nicht gelangweilt vom ständig pseudo-neuen Aufguss der alten Fender oder Gibson Bohne. Sicher, die eigentliche Innovation soll sich dann natürlich in der Musik manifestieren und dazu braucht man nicht unbedingt ein neues Instrument. Aber wäre ein so Hendrix möglich gewesen, ohne die zufällige Entdeckung der Übersteuerung? Wo also sind die Istrumente heute, die Experimentieren, die neue Spieltechniken und Kolbenfresse provozieren? Die nicht nach Musikgenre, Richtung, Gattung, Style oder Attitude fragen sondern einfach SIND und ein bißchen wieder die Auseinandersetzung mit der Basis, dem Klang und seiner Erzeugung selbst forcieren. Gibt es sowas? Gibt es jemanden, der die Frage versteht?

Lieben Gruß

tom@oh²

Re: abgegleist

Hi.

Gibt es jemanden, der die Frage versteht?

Viele wohl nicht, dafür hat schon die weitscheifige Fragestellung gesorgt, die viele Antworten gleich selbst abnimmt und mich dann zum Schluss erinnert an Monty Python's Hexe-Holz-Brücke-Stein Argument (siehe unten).

Frag mich aber nicht wieso, kam ich irgendwie drauf.

Ich glaube, man muß sich nicht an den Instrumenten orientieren. Dort fordert die reine Praxis des Spielen gewisse Zugeständnisse an Form und Funktion. Außerdem: Nur futuristisch aussehen, nützt nix. Ich wüßte nicht was an einer Pagelli oder einer Parker Fly per se innovativ wäre, jenseits des interessanten Designs, vielleicht verbesserter Ergonomik und einem Sound der von den bekannten Koordinaten letztlich nicht wirklich weit entfernt ist.

Aber wenn Hendrix überhaupt eine Idee vorangetragen hat, dann wohl die, eine elektrische Gitarre als eigenständiges Intrument und elektrische Effekte als natürlichen Bestandteil dieses Instrumentes zu sehen. Effekte sind auch Instrumente.

Und ich denke, dass DORT und nicht im Gitarrenbau viel interessantere neuere Impulse liegen, wenn man auf Unerwartetes und Interessantes hofft.

Ich beobachte jedenfalls die Internet-Effekte-Szene mit ihren kleinen Untergrundlötern viel lieber als die neuesten "Geschmolzene-Gitarre" Skulpturen von Pagelli oder den letzten Line6 Interport Interface Portface Interinter.


Ist viel spannender.


Gruß,
groby
*




"Es gibt Methoden, um festzustellen, ob sie eine Hexe ist."
- "Welche denn?"
- "He? Sagt es uns! sagt uns, woran man sie erkennen kann!"
- "Was tut man im allgemeinen mit Hexen ?"
- "Verbennen! Verbrennen!"
- "Was ausser Hexen, kann sonst noch brennen ?"
- "Noch mehr Hexen!"
- "Holz!"
- "Gut, warum denkt ihr nun, dass Hexen brennen ?"
- "Äh.... weil ......... weil sie vielleicht.... aus Holz sind?"
- "Guuut! John, das sind 3 punkte. was macht man aus Holz?"
- "Wir bauen eine Brücke aus ihr!"
- "Seeehr gut, aber kann man Brücken nicht auch aus Stein bauen?"
- "Ja, natürlich."
- "Nächste Frage: Versinkt Holz im Wasser ?"
- "nein.. Nein, es schwimmt!"
- "Was. äh, schwimmt ausserdem noch im Wasser ?"
- "Brot!" - "Äpfel!"
- "Kleine flache Steine!"
- "Bahnsteigkarten!"
- "Ich weiss, ein Ersoffener!"
- "Charlies Grossmutter!"
- "Scheisse! Die schwimmt immer oben!"
- "Kalte Ente!"
- "Sehr genau beobachtet!"
- "Also schlussfolgern wir logisch... ?!"
- "Wenn ihr Gewicht das gleiche ist, wie das einer kalten Ente, dann muss sie aus Holz sein."
- "Und das bedeutet was?"
- "Sie wär eine Hexe!"

Re: abgegleist

Hallo Groby,

ich würde noch die Frage hinzufügen, natürlich aus Sicht eines Bassisten:

- Warum sehen aktuelle, neu präsentierte Bässe immer noch oft
aus wie Jazz oder Precision?

Gleiche Frage für Gitarren zu stellen ist müßig, man nehme nur Les Paul oder Strat als Themen. Oder wie sagte schon der alte Sack in "Der Name der Rose"?

"Es gibt keine neuen Erkenntnisse, nur eine ... wundersame Wiederholung."

Recht hat er. Wenigstens bei E-Gitarren und E-Bässen. Was nicht gegen bessere Tuner/Bridges/Pickups spricht. Oder Saiten, die länger halten.

Rainer

Re: abgegleist

: Wo also sind die Instrumente heute, die Experimentieren, die neue Spieltechniken und Kolbenfresse provozieren? Die nicht nach Musikgenre, Richtung, Gattung, Style oder Attitude fragen sondern einfach SIND und ein bißchen wieder die Auseinandersetzung mit der Basis, dem Klang und seiner Erzeugung selbst forcieren. Gibt es sowas?

Hallo Tom,

wie wäre es hiermit?



Gut, ich geb's zu, ganz neu ist das Ding nicht, es wird schon über 25 Jahre verkauft, aber 1. kennen es viele noch nicht und 2. erfüllt es bei mir genau Deine Kriterien. Es zwingt mich, außerhalb bekannter (Gitarren-/Bass-)Klischees zu denken, und mich nicht auf althergebrachte Weisheiten zu verlassen. Sehr erfrischend und dazu noch inspirierend, dieses Instrument.

Viele Grüße,
Johannes

Re: abgegleist

Hi.

- Warum sehen aktuelle, neu präsentierte Bässe immer noch oft aus wie Jazz oder Precision?

Manchmal habe ich allerdings den Eindruck, bei Bässen gäbe es immerhin noch mehr Mut zu unkonservativem Design als bei Gitarren.

Warum? Weiß nich'

Vielleicht - ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster - gibt es unter den Spielern von Gitarre (ein Soloinstrument das immer mehr im Vordergrund steht als Bass) mehr Kunden, denen auch Image und Erscheinungsbild wichtig ist und die deswegen zu etablierten Instrumentenformen neigen, welche schon ein Image per Assoziation mitbringen.

Vielleicht - nochmal großes vielleicht - könnte das erklären, warum es viel mehr und erfolgreichere Signaturegitarrenmodelle gibt als Signaturebassmodelle.

Weiß ich nich'. Kann sein.

Ist zumindest bei mir so. Ein bißchen. Wenn ich ganz ehrlich bin.

Aber sagt es keinem.


Gruß,
groby
*

Re: abgegleist

Hi
ja, weitschweifig...konnt es irgendwie nicht kürzer machen. Vielleicht kann man ja als Antwortender dadurch einige Ansätze mehr finden und weiterführen als bei: Vintage vs. Modern. Darum geht es mir nämlich gar nicht so, denn vintage ist letztlich das, was sich durchgesetzt hat, vielleicht auch weil es gut war. Bei Parker, Pagelli und co. geb ich Dir auch vollkommen recht, das ist kein von der Funktion (also der Musik) kommender Ansatz. Darum frag ich ja hier auch nach ob jemand was kennt, was weiter geht. Teuffel -abgesehen von Designvorlieben- find ich schon etwas interessanter, weil der eben nicht sagt ich mach jetzt mal ne Strat aber mit Mahagony korpus und wraparound bridge, sondern der fragt sich, woraus ist denn 'Gitarre' eigentlich gebaut und wie funktioniert das? Da muss dann plötzlich der Korpus nicht mehr direkt mit dem Hals verbunden sein und die Pickups werden austauschbar und so.

Danke Johannes für den Stick-Beitrag, Du hast da meinen Nagel schon ziemlich gut getroffen. Das ist mal ein eigenständiges Instrument, was aus der E-Gitarre hervorgegangen ist (glaub ich) und sehr inspirierend.

Gibt es denn mehr solcher Konzepte? Und gaaanz ehrlich, ich steck auch gar nicht in einem Kreativloch oder GAS Rausch auf Quick-Fix Suche...

Ich seh das mit den Bässen übrigens auch so, die trauen sich irgendwie mehr, allerdings ist das auch hier vorwiegend Kosmetik. Gut, auch etwas Ergonomie.

Danke für die schnellen Antworten

tom@oh²

Re: abgegleist

Hallo Tom

Ich denke, es gibt viele Musiker, die sich intensiv mit der Basis, dem Klang und seiner Erzeugung befassen. Das Resultat heisst dann vielleicht "Experimentelle Musik", "Free Jazz" weiss der Kuckuck... Das Problem ist nur, dass das die meisten Leute nicht wirklich hören wollen, und da ja professionelles Musik- Machen auch ein Stück weit für die Mitmenschen gedacht ist, ist halt die Akzeptanz beim Publikum wirklich für viele Musiker ein überlebenswichiges Kriterium, oder? Das mit den Instumenten ist IMHO ein separates Thema (experimentelle Musik kann man mit einer 0815 Strat so gut wie mit einer Kettensäge (z.B) machen), grundsätzlich wird es da aber auf dasselbe hinauslaufen: man liefert was die Kundschaft wünscht.... :-)

Gruss! Christoph

Re: abgegleist

Mojn,

Gibt es jemanden, der die Frage versteht?

Glaub ich schon. Aber mir brennt sie einfach nicht unter den Nägeln.

Wie sagten doch die genialen, sich ewig gleichen Stones schon vor über 30 Jahren: It's only rock'n roll, but we like it.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: abgegleist


: Gibt es jemanden, der die Frage versteht?

ich versuch es jetzt mal aus der sicht des aussensaiters.
ich spiele jetzt seit 14 jahren mandoline und ich bin von der gitarre gekommen. ich bin und war weder auf der gitarre noch auf der mandoline der virtuose (schreibt man das so??) und ich habe mir oft angehört: das kann man doch auf der mandoline nicht machen. ich habe einfach gemacht. ich wollte erst mal alles was ich auf der gitarre konnte auch auf der mandoline können und das war, mich selber auf am gesang begleiten. heute können alle damit leben. das selbe gilt für stücke die weder für mandoline noch für akustische gitarre noch für mundharmonika oder geige geschrieben sind, wir spielen sie trotzdem und dadurch werden sie zu unseren stücken.
bei der letzten session hat rolli auf der gitarre orgel gespielt (das war eine orgel geil man) und michael sagte nur: der kann das ja auch so, das es wie eine orgel klingt.
ich will damit sagen, wir brauchen keine neuen instrumente, sondern nur neue wege diese zu benutzen und auch das noch nicht mal. man kann auch dieses komplizierte queen stück auf dem quetschebüggel spielen und dadurch entsteht neues.

liebe grüße lothar

Re: abgegleist

Hallo nochmals

War gerade eben mit Manuel an einem Marc Ribot- Konzert. Ziemlich abgefahrenes Trio, haben mit relativ traditionellen Instrumenten (Gitarre, Drums, Bass (alter Preci), Moog, jede Menge Elektronik) ziemlich schräge Musik jenseits (fast) aller Regeln und Mehrheitsfähighkeit produziert :-) Nicht jedermanns Sache, aber extrem interessant :-)
"Marc Ribot and the ceramic Dogs" oder so, falls Dich das interessieren täte :-)

Gruss! Christoph

Re: abgegleist

Hallo Tom,

ich weiß nicht, ob ich die Frage wirklich verstanden hab ... :^)

Jedenfalls - weil Du zB Hendrix ansprichst - diese Art der Innovation hat IMO nix mit dem Instrument an sich zu tun. Wir sprechen da über einen genialen Musiker, der zB die Sounds schon im Kopf hatte - und die Gitarre nur als Vehikel nutzte, diese Sounds zu kreieren. Provokant gesagt: Hendrix hätte auch Orgel lernen können. dann hätte er eben ne Hammond gequält und genauso geklungen (und zum Thema Bühnenshow wär im sicher aus was eingefallen).

Diese Innovative Kraft ist heute nicht mehr so stark in der Musik spürbar, aber das hat nix mit den Instrumenten zu tun. Immerhin gibt es ja zB NuRock (sicher innovativer als Bluesrock ....) oder Jeff Beck. Beides zählt nicht zu meiner favorisierten Musik (obwohl ich Beck ganz gerne im Auto höre) - das ist eben die andere Seite.
Vielleicht gibt es mehr Innovation, als uns bewußt ist, bloß bekommt man sie nicht zu Gehör - Musikindustrie sei Dank ... ?

Aber wie gesagt: das hängt bestimmt nicht mit den Instrumenten zusammen. Obwohl natürlich: in der Regel (keine Regel ohne Ausnahmen) stimmt es schon, daß grad die, die besonders Wert auf "Vintage" legen in der Musik besonders un-innovativ sind .....

Bleibt noch zu sagen: bitte nicht innovativ mit kreativ verwechseln oder gar als Gütsiegel verstehen.
Ich bekenne mich zB dazu, die musikalischen Innovationen der letzten 30 Jahre zu ignorieren, so sie denn stattgefunden haben. Ich stehe auf 60ies Bluesrock. Diese Musik spricht mich innerlich an, wenn ich sie höre. Dieses Erlebnis der inneren Rührung war und ist für mich der Anlaß, Musik zu machen, von der ich mir wünsche, ähnliche Auswirkungen auf den Zuhörer zu haben. Ich mache Musik nicht, um demnächst den Musikinnovationspreis zu gewinnen. So geht es wahrscheinlich vielen .....

Als, damit vor erst mal Schluß :^)

LG,
Wolfgang

Re: abgegleist

Hallo Wolfgang,

Provokant gesagt: Hendrix hätte auch Orgel lernen können. dann hätte er eben ne Hammond gequält und genauso geklungen (und zum Thema Bühnenshow wär im sicher aus was eingefallen).

Was dann Keith Emerson in genau diesem Sinne übernommen hat. :-)

Diese Innovative Kraft ist heute nicht mehr so stark in der Musik spürbar, aber das hat nix mit den Instrumenten zu tun.

Innovation kann mit neuen Instrumenten verbunden sein (siehe Johannes und Stick). Viele innovativen Entwicklungen in den sechziger und siebziger Jahren, siehe JazzRock, ProgRock, Avantgarde, der morderne Jazz, kamen trotzdem mit konventionellen Instrumenten zurecht. Innovation beginnt im Kopf, nicht im Instrument.

Nun gut, ja, ich habe Robert Moog vergessen, der hat aber im Grunde auch nur konsequent die Entwicklungen seit Trautonium und Theremin zu Ende gedacht und realisiert.

Rainer

Re: abgegleist

Hallo,

also wenn ich jetzt mal für mich Zwischenbilanz ziehe muss ich schlicht sagen 'Rock On' heißt den alten bröckelnden Stein bloß weiter im Kreis zu rollen. Wenn man in einem Rocker Forum die Frage nach der Progression stellt bekommt man vorwiegend Antworten aus den 60/70ern und mir scheint, da hat Rock begonnen und da ist Rock noch immer. Ich wollte mal sehen, wo denn dieser Geist ist, der zerstört um zu erschaffen. Eure Antworten: Na irgendwo im Free-Jazz (70er...). Und Prog-Rock, sorry aber da war Wagner Ende des vorletzten Jahrhunderts schon sowas von viel weiter. Oder Varese, oder Stravinski. Und die sind sogar noch neo-romantisch wenn man sie mit Schönbergs Schule vergleicht (die auch bald hundert Jahre zurückliegt).
Sicher, man muss als Musiker auch Geld verdienen und das kann man nich so gut an den Erwartungen des Marktes vorbei. Aber dass da in den Antworten kein Fünkchen von diesem Geist durchschimmert...
Ich weiß noch dass Friedlieb hier irgendwo im Forum mal schrob, dass er es so toll fände "unser Feuer von damals" heute in der Jugend zu entdecken. Eure Antworten haben das ganze jetzt in etwas anderes Licht für mich gerückt. Unser Feuer von DAMALS eben!
Es geht nicht darum, NEU zum Qualitätsurteil zu machen. Aber dass einfach gar nichts Neues kommt, da wo es auf dem Etickett steht (so groß im Rock) find ich schade. Und ja, wahrsceinlich soll Musik berühren. Mich berührt aber der x-te Aufguss einfach nicht mehr so. Wenn ich vorher schon weiss, welche Note als nächstes kommt, egal ob auf der Mandoline, Gitarre oder Orgel gespielt, dann langweile ich mich. Diese permanente Bestätigung, dass alles in ORDNUNG ist. Sicher braucht man keine neuen Instrumente um neue Musik zu machen, aber dass sie keinem Musiker! unter den Nägeln brennen... Oder werd ich alt und stumpfe etwa ab, dass mich die kleinen Überraschenden Wendungen hier und da kalt lassen? Trugschlüsse sind aber eben keine mehr, wenn man sie gewohnt ist (Wagner wieder). Und so krieg ich glänzende Augen und spitze Ohren, wenn ich eine Rebecca Saunders oder einen Helmut Oehring hoere.
Und Rock, (mit einer Träne im Auge) -been there, done that. War ne schöne Zeit. Auf zu neuen Ufern, da wo's tatsächlich noch brennt.

Re: abgegleist

Ach ja,

"Innovation beginnt im Kopf"

genau! Und manchmal auch im Bauch und manchmal bringt sie der Zufall mit sich und manchmal beginnt sie im Instrument und manchmal beginnt das Instrument im Kopf eines Musikers oder in der Musik oder es entsteht zufällig wenn man Augen und Ohren offen hällt wenn Kinder spielen, aber dafür sind wir eh zu alt.

scnr

Gruß

tom@oh²

Re: abgegleist

Moin Tom,

Und Rock, (mit einer Träne im Auge) -been there, done that.
War ne schöne Zeit. Auf zu neuen Ufern, da wo's tatsächlich
noch brennt.


Das freut mich für dich. Schick uns doch mal 'ne Ansichtskarte,
wenn du die brennenden Ufer erreicht hast...

Grüße,

Andreas


Re: abgegleist

Hi.

Jetzt mal Tacheles: Watt willze?

Wenn Dich da alles anödet und Du in allem Angebotenen nur den Aufguß bereits Bekannten zu finden glaubst, wird das Leben ein ödes Jammertal. Letztlich war nämlich alles schon mal da. In der einen oder anderen Form. Neu ist höchstens die Verbindung von vorher disparaten Elementen oder das Übertragen einer Idee oder eines Ansatzes auf eine andere Form.

So kann man sich alles zurecht-gähnen und bei jedem Einwand weltmüde abwinken.

Auch Pat Metheney's Zero Tolerance for Silence kann man als Aufgebratenes entlarven und keck behaupten, sowas hat Jackson Pollock schon viel früher gemacht. Nur mit Farbe halt.

Ehrlich gesagt: Diese Forderung nach Neuem und Innovation wirkt auf mich immer etwas gequält und leidend. Niemand der nach Neuem schreit, kann definieren wovon er da redet oder kann darlegen, wie man die Qualität des "Neuen" intersubjektiv festellen könnte, wenn man es denn irgendwo fände. Aber es muss ganz dringend her und es muß ganz toll und aufregend sein. Neu, eben.


Dann - mit Verlaub - *mache* die Musik die Du selber forderst und gerne hören möchtest und schicke mir den Link dorthin. Ich möchte es nämlich auch gerne mal hören.



Gruß,
groby
*




Re: abgegleist

Mojn,

also wenn ich jetzt mal für mich Zwischenbilanz ziehe muss ich schlicht sagen 'Rock On' heißt den alten bröckelnden Stein bloß weiter im Kreis zu rollen.

Begriffen, Glückwunsch!
Du bist fast so schlau wie Rolli. Oder trinkst denselben Wein.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: abgegleist

Hi,
: "Jetzt mal Tacheles: Watt willze?
: Ehrlich gesagt: Diese Forderung nach Neuem und Innovation wirkt auf mich immer etwas gequält und leidend."

Wir leben um zu leiden, Buddha.

"Niemand der nach Neuem schreit, kann definieren wovon er da redet oder kann darlegen, wie man die Qualität des "Neuen" intersubjektiv festellen könnte, wenn man es denn irgendwo fände.

Aber es muss ganz dringend her und es muß ganz toll und aufregend sein. Neu, eben. "

O.k.
Ich hab ja meine Musik, und ich bin zufrieden. Das mich bestimmtes langweilt was andere aufregend finden, kennt jeder von sich schätz ich. Das ist ja auch nicht das Problem. Ich find nicht alles öde und zum gähnen langweilig. Im Gegenteil. Und ich liebe Rock. Warum glaubt ihr wohl poste ich hier? Weil es mir halt am Herzen liegt. Ich will hier niemandem sagen, was er oder sie mögen soll oder nicht. Es geht nicht um Geschmäcker. Ich schrei nicht danach, dass Neues her soll, sondern nach der Neugier, die ich um mich einfach nicht wahrnehme. Ihr könnt mir ja gern sagen, dass es bei Euch anders aussieht, da muss sich doch keiner auf sein o getreten fühlen wie andi. Um alles in der Welt neu sein zu müssen find ich genauso lächerlich. Aber wenn es als Nebeneffekt von Neugier daherkäme... Ich würd hier ja nicht posten, wenn ich resigniert den Deckel zumachen würde, ich frage mich aber wie's andere sehen.

Und ursprünglich hab ich nach Instrumenten gafragt. Ich interessiere mich für abgefahrene Instrumente. Nicht weil die Welt sie unbedingt braucht, sondern weil's Spaß macht und ich ziemlich lange gesucht und gesucht hab und festgestellt hab, dass der Markt da ganz dünn besiedelt ist.

Ich hab mich dann gefragt, warum das so ist. Und hab festgestellt (welch Erkenntniss),dass das kommerzielle Musikbusiness eben nicht danach fragt, wie auch an der Musik allgemein ersichtlich. Bloß,
-und hier mein jumping point-,
das Muckegeschäft orientiert sich nach dem Hörer und der braucht tatsächlich keine besonderen Instrumente. ABER: unter Musikern dachte ich, wär doch bestimmt Interesse an verrücktem Instrumentarium, so meine naive These.
Und da hat Johannes mit dem Stick geantwortet, Maddin mit der Pedalsteel, Groby mit den Untergrundlötern und ne Mandoline war auch dabei... Also, kennt jemand vielleicht noch was?

Sorry, wenn ich mich zu weitschweifig ausdrücke. Daran arbeite ich seit meiner Schulzeit...

Versöhnlichste Grüße:)

tom@oh²

PS
Christoph, marc ribbot find ich übrigens auch Klasse:)

Re: abgegleist

Moin Tom,

da muss sich doch keiner auf sein o getreten fühlen wie andi

Lustige Formulierung ;-) Nö. Ich fühl mich weder auf's "o" noch
auf den Schlips getreten - sagen wir einfach ich fand dein(e)
Posting(s) etwas ...hmmm....überambitioniert! (Wenn ich mich
wirklich über etwas/jemanden ärgere, dann sag' ich das deutlich.)

Grüße,

Andreas

Re: abgegleist

Moinmoin,

hab ja auch 'n böschn übergeambitionisiert mit dem 'rock is dead' Ding da oben.

Diese Antwort soll dann auch mein erster Versuch sein mich etwas kürzer zu halten.

Größchen

tom@oh²

da muss sich doch keiner auf sein o getreten fühlen wie andi
Lustige Formulierung ;-)

Re: abgegleist

Moinmoin,

hab ja auch 'n böschn übergeambitionisiert mit dem 'rock is dead' Ding da oben.

Diese Antwort soll dann auch mein erster Versuch sein mich etwas kürzer zu halten.

Größchen

tom@oh²

da muss sich doch keiner auf sein o getreten fühlen wie andi
Lustige Formulierung ;-),
Danke:-)

Re: abgegleist

Hallo Rainer,

hm, Keith Emerson? Kenn ich nicht - klingt aber fast wie eine Empfehlung :^)

Und ja, klar KANN ein Instrument Innovationen begünstigen. Aber die elektrische Gitarre wohl kaum mehr. Es müßte schon was wirklich neues sein - siehe Stick, siehe Moog, ..... glaube ich zumindest, vielleicht auch deshalb, weil mir die Phantasie fehlt, mir diese eGitarre vorzustellen, die die Innovation wesentlich fördert.
Ich frag mich aber gerne auch selbst: würde ich das Instrument, meinetwegen die eGitarre, das Innivationen herausfordert üverhaupt erkennen, wenn ich es sehe?

Allerdings kann ich mich aufgrund all dieser Gedanken jetzt köstlich über mich selbst amüsieren. Da war ich jetzt immer der Meinung, die Vintage-Liebhaber und -Verfechter sind die ewig gestrigen, die wirklich glauben, der Sinn liegt darin, die Musik der 50er, 60er und 70er inkl. genauer klanglicher Reproduktion wieder aufleben lassen.
Und was bin ich denn im Vergleich modern.
Hahahahahaha - ich spiele ja auch nur Blues oder Bluesrock und das mit Strat und Fender-Amp - seeeehr modern *LOL* - nur weil die Pups brummfrei sind und der Amp nen Zerrkanal hat - hahahaha - ich bin ja genauso ein altmodischer Sack .....

Aber ich fühle mich wohl dabei :^)

LG,
Wolfgang

Re: abgegleist

Also hör'n Se mal, junger Spund ;-))),

Das Original ist übrigens von Tim Hardin, aber den kennt Ihr Rotärsche ja eh' nicht mehr ... :-))

Und ob ich den kenne! Und keiner bringt seine wunderbaren todtraurigen Balladen so wunderbar todtraurig wie er selber.

ne schöne Jrooß, Mathias

NP: T.H., The Lady came from Baltimore

Re: abgegleist

Und ob ich den kenne! Und keiner bringt seine wunderbaren todtraurigen Balladen so wunderbar todtraurig wie er selber.

Und Pete York, lieber Mathias, der ist Schirmherr eines jährlichen Drum-Events hier im Herzen Ostwestfalens. Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein:

Einer der Junior-Drummer dieser Gegend bekam Pete im Forum zu fassen und fragte Pete, was er denn tun müsste, damit er so gut spielen könnte wie er. Worauf Pete in seinem unvergleichlichen britischen Akzent antwortete: "Da musst Du immer schön Dein Drumkit putzen ...".

Ja, so ist er, der alte Pete.

Rainer

Re: abgegleist

Mojn Rainer,

Einer der Junior-Drummer dieser Gegend bekam Pete im Forum zu fassen und fragte Pete, was er denn tun müsste, damit er so gut spielen könnte wie er. Worauf Pete in seinem unvergleichlichen britischen Akzent antwortete: "Da musst Du immer schön Dein Drumkit putzen ...".
:
Ja, so ist er, der alte Pete.


Ich habe ihn mal live mit New York in Bonn gesehen, ein großartiges Konzert und danach konnte man noch enstspannt ein Bierchen mit ihm an der Theke schlabbern. Rundum sympathisch und ein toller Unterhalter. Ich ärger mir jetz noch ein Loch in den Arsch, dass ich keine Karte für seine Tournee mit Helge Schneider gekriegt habe.

ne schöne Jrooß, Mathias

Aber mit Tim Hardin hat er AFAIR nie zusammengespielt, sondern mit Eddie.

Re: abgegleist

Hallo, Tom,

ich versteh Dich so: Du bist unzufrieden, obwohl die heutigen Möglichkeiten des Musizierens und der Pool anspruchsvoller Musik zum bersten gefüllt sind.
Das heißt schmerzlicherweise auch, daß der Einzelne nicht mehr an großartigen Innovationen teilnehmen kann, denn Rock rollt schon lange und Jazz kommt immer noch nicht aus der Mode.


Für jeden ist etwas dabei, man muß nur danach greifen. Was kümmern Dich die anderen, mach Dein Ding. Da ich mich mit dem Musizieren noch relativ in den Startlöchern befinde, macht mir jeder weitere Schritt Richtung Erfolg einen Riesenspaß - und es wird wohl nie enden, neues hinzuzulernen und die Musik als eine Sprache zu sehen, durch die man kommuniziert.

Viele Grüße,
Joachim