Liebe Aussensaiter,
mit großem Interesse habe ich die Sessioneindrücke und -bemerkungen von Uli (Muelrich) gelesen, und wenn er nicht schon in diese Richtung geschrieben hätte, hätte ich es ohnehin getan. Darum von mir auch eine Anmerkung (auf die Gefahr hin, dass der Text viel zu lang wird & ihn ohnehin niemand mehr liest):
Mein Eindruck ist, dass wir uns - zumindest im elektrischen Raum - ein wenig in Richtung auf eine 2-Klassen-Gesellschaft hin entwickeln. Es gibt eine Handvoll Leute, die sitzen (wenn ich das Bild mal benutzen darf) oben auf dem Affenfelsen, und die anderen hüpfen ein Stockwerk tiefer herum. Das ist in einer Gitarristen- und (hauptsächlich) Männercombo ja auch nicht wirklich zu vermeiden. Trotzdem nehme ich da einen Prozess wahr, und an dem könnten wir vielleicht ein wenig arbeiten: Die ohnehin vorhandenen Unterschiede werden nämlich noch durch das Equipment (im Wortsinn:) "verstärkt". Wir entwickeln unsere GAS-Anfälle ja gemeinsam, und wenn ich mir anschaue, was wir inzwischen anschleppen, dann sehe ich auch da eine Entwicklung. (Man muss nur mal die Photos mit denen von früheren Sessions vergleichen.) Gutes Equipment will natürlich gespielt werden, und es will laut gespielt werden. Etwas weniger gutes Equipment gehört i. Zw. auch keinem von den Chefaffen, und der Betreffende reißt entsprechend weniger auf (wenn er überhaupt den Stecker reintut).
Das alles ist gar nicht weiter schlimm. Es könnte aber passieren, dass wir hier eine fortschreitende Entwicklung beobachten, und dass man vielleicht irgendwann darüber nachdenken möchte, ob das eine gute Entwicklung ist.
"Entwicklung" sage ich vor allem, wenn ich an vorherige Sessions denke: Mein Einstieg zu den Aussensaitern in Siegen war, da bin ich mir allerdings sicher, wesentlich einfacher als der Einstieg heute für Neuankömmlinge ist. Wir sind seinerzeit auch wesentlich unbefanger an das jeweils andere Equipment gegangen als wir das heute tun: Kein Wunder - es ist auch etwas anderes, sich mal schnell irgendeine Epi-Axt zu schnappen und über einen Mittelklasse-Combo laufen zu lassen, als sich von den mitgebrachten (fremden) Paulas einfach mal die schönste rauszusuchen. Und an einen Amp, der nur mit einem Grundkurs in Midi- und Effektkunde funktioniert, traut sich auch niemand. Das Ergebnis ist, dass jeder (fast) ausschließlich an seinen eigenen Geräten hängt, überspitzt ausgedrückt: Die Chefs am großen Besteck, und die Neuen am kleinen. (Oder sie gehen in den Akustikraum, wo es keinen Affenfelsen gibt. Oder besser: Auf dem Akustik-Affenfelsen sitzen alle Affen auf Augenhöhe.)
Ich habe das in der Eifel schon mal angesprochen, und irgendjemand hat mir davon erzählt, wie Oly auf einer früheren Session mal alle Neuen der Reihe nach auf die Bühne dirigiert und zum Spielen gebracht hat. Das ist eine beeindruckende und schöne Geschichte. So etwas müsste man machen. (Ich hätte es machen müssen, aber ich war viel zu beschäftigt damit, meine Paula und meine SG durch meinen Amp zu jagen ...) Damit könnte man ein Stück weit vermeiden, dass Neuankömmlinge entweder gar nicht spielen oder aber, wenn sie es tun, im Unhörbaren verschwinden. Gilt übrigens nicht nur für Neulinge, sondern auch für Andere, die es noch nicht bis auf die Spitze des Felsens geschafft haben - die werden nämlich auch immer besser, aber es geht irgendwie unter. Ich möchte darum Ulis Bemerkung mit Nachdruck unterstützen.
...
So, das war das Wasser und jetzt kommt literweise Wein: Für einen Pavian wie mich war es nur noch schön. Ich habe in der ganzen Session von der ersten bis zur letzten Sekunde gebadet. Was Brizawi, Lothar, Peter & Konsorten auf die Beine gestellt haben, ist einfach unglaublich! Die Eifel ist rauh, und darum muss man ständig im Elektroraum die Amps heißlaufen lassen, damit es schön kuschelig wird. Der Bahnhof ist ein idealer Sessionort, und ich will da unbedingt wieder hin. Und zwar morgen! Zur Not auch im nächsten Sommer, aber allerspätestens.
Ein paar herausragende Erlebnisse waren für mich:
1. Lothy rockt.
2. Lothy rockt.
3. Lo ... etc.
Ansonsten nenne ich paar Namen, aber nur ein paar: Rainer hat unglaubliche Photos gemacht. Ich kann überhaupt nicht glauben, wie jemand, der selbst nicht Gitarre spielt, mit einem so sensiblen Blick auf die Leute (und die Instrumente!) schaut. Lieber Rainer, ich weiß nicht, ob du hier mitliest und ob du dich dazugehörig fühlst - du bist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, und für mich gehörst du (auch ohne Photos) dazu.
Rolli: Elke und du, ihr seid doch nicht verheiratet, oder? Dann könnten wir (du und ich) nämlich mal an die Eintragung einer Lebenspartnerschaft denken, was meinst du? Wir würden den ganzen Tag Chromatik dudeln, wir hätten das herrlichste Leben, du müsstest nur kochen und aufräumen, und ich würde dich (du bist ja etwas älter als ich) irgendwann im Rolli rumschieben .... Denk mal drüber nach. (Achtung: Wenn du nein sagst, frag ich Christoph. Und als nächsten Präsi.)
Uli (Chicago) und Hendrik: Ihr seid ja irgendwie die Zukunft, nicht wahr? Also macht so weiter, alle beide. Ihr wart eine echte Freude.
Es gäbe noch eine Menge mehr: Ich habe, vor allem natürlich (wie Alle) von Andreas, viel gelernt. Und ich genieße das Zusammensein mit jedem Einzelnen von euch. Ihr seid mir Freunde und Familie. Music is the best, um diesen abgedroschenen Satz mal loszuwerden. Machen wir einfach weiter!
In allumfassender Zuneigung
Michael