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(Amps) Anwendungen der Röhrenheilkunde nach Dr. Ferdi

Hallo Aussies,

nachdem ich Dr. Ferdis Geduld in letzter Zeit bezüglich Röhrenauswahl für meinen Fender Blues Deluxe arg strapaziert habe - er ist wirklich mit einem Hausarzt vergleichbar, der dem Gros seiner Patienten mit immer den gleichen Husten-Schnupfen-Heiserkeit-Problemchen stets mit dem gleichen Hausmittel echt helfen kann - muß ich nun auch mal über die wohltuende Wirkung seines Clean-Sound-Hausmittels (sprich: JAN Philips 12AX7WA mindestens in V1, GE5751 5-Star im Phasendreher) berichten.

"Habe ach nach JAN Philips und 751 durchaus gefischt" (sehr frei nach Dr. Faust) in der Bucht, bin aber erstmal nur erfolgreich gewesen mit:
JAN Philips 12AX7WA, NOS, Baujahr 87
JAN Philips 12AT7WA, NOS, Baujahr 88
JAN GE 12AX7WA, angeblich NOS, Baujahr 76

Die Vorstufenbestückung in meinem BD sah wie folgt aus:
V1: JJ ECC83s (=12AX7)
V1: JJ ECC83s
V3: JJ ECC81 (=12AT7), das ist die Phasendreherstufe.

@ferdi: auf anderen Webseiten fand ich keine Unterscheidung zwischen Phasendreherstufe und Endstufentreiberstufe in einem Röhrenamp, ich denke, mit Beidem ist immer dieselbe Doppeltriode unmittelbar vor den Endstufenröhren gemeint. Guckst du z.B. hier:
Guitaramplifierblueprinting


Als erstes also mal die JAN Philips 12AX7WA in V1 rein und - beim Cleansound-Anspielen zog es auch mir sofort den Mund auseinander: während ich die den JJs nachgessagte "Wärme" eher als "Muffigkeit" empfinde, kommt richtig schöne seidig-perlige Wärme bei der Philips aus harmonischen (Mit-)Schwingungen imho im höheren (!) Frequenzbereich, aber ohne dabei spitz zu klingen! Der Baß ist kräftig, aber dabei knackig-trocken, absolut kein Matsch! Für mich die ideale Röhre für amtlichen Jazzbox-Sound.
Weitere Überraschung: die Lautstärke war bei der Philips deutlich höher! Ich ich hatte streng drauf geachtet, keine Regler an Amp und Gitarre zu verdrehen. Den JJ ECC83s wird ja eine hohe Verstärkung nachgesagt, aber die Philips machte ganz klar mehr Druck.
Sieht man sich die Röhren an, fällt sofort auf, daß die Philips eine "long-plate"-Konstruktion ist, die JJ hat sehr kurze Gitterbleche, eher typisch für eine 12AT7. Ich weiß nicht, ob die Größe der Bleche für den Verstärkungsfaktor wichtig ist, für den "harmonischen Reichtum" glaube ich schon. Für die Mikrophonie-Anfälligkeit ist es jedenfalls wichtig, liest man auch überall. Von JJ gibts ja auch schon eine long-plate-Version ECC803, Ferdi: meintest Du diese, die dich als einzige noch interessiert?
JJ ECC803

Die Philips 12AT7WA war vom Charakter her ansatzweise ähnlich, aber nicht so harmonisch reich in den Höhen wie ihre große Schwester. Vielleicht eine gute Möglichkeit, schönen Cleansound bei geringeren Lautstärken zu kriegen.

Dann noch die JAN GE 12AX7WA. Bei Watford wird sie im Test als noch brillianter beschrieben als die Philips, als DIE Röhre für den richtigen Fender Twang, wohl für Country-Spezialisten das Nonplusultra. Hm. Kann ich nicht unterschreiben. Sie klang gut, auch in den Höhen, aber nicht so perlig wie die Philips, ich finde sie klang etwas dumpfer (zwar für sich genommen ganz und gar nicht dumpf, aber im Vergleich zur Philips). Sie wird zu deutlich höheren Preisen gehandelt als die Philips (Quelle: Watford.com, tubedepot.com), aber mir gefällt die Philips besser.
Sie ist etwa genauso laut wie die Philips, ihre Bleche sind auch fast genauso lang, also deutlich länger als bei der JJ ECC83s.
Der Aufdruck auf den GE ist nicht mehr tiptop sondern hier und da schon verblaßt, vielleicht hat man mir auch keine NOS-Röhren angedreht?

In V1 waren die Neubestückungen am deutlichsten spürbar. In V2 nur noch wenig, genauso wie im Phasendreher. Die von Ferdi empfohlene GE 5751 im Phasendreher konnte ich (noch) nicht testen, da bin ich noch in der Bucht am Fischen. Mangels Röhrenprüfer kann ich auch nicht sagen, ob irgendein Exemplar meiner Neuerwerbungen sich durch besondere Symmetrie der Doppeltrioden (= Selektion auf "balanced") auszeichnet.

Über die Wichtigkeit dieses Symmetriekriteriums im Phasendreher findet man relativ wenig im Internet, am deutlichsten (neben Ferdi) beschreibt das noch der hier, auf den ich oben schon verwiesen habe:
Guitaramplifierblueprinting
Dieser Kollege meint aber, die Selektion auf Symmetrie durch die Händler würde sich auf Abweichungen < 10 % beschränken was er für zuwenig hält. Allerdings habe ich auch nirgendwo (außer bei Ferdi) handfeste Aussagen darüber gefunden, welche Röhrentypen besonders geeignet für die Phasendrehstufe sein sollen, außer einer unklaren Andeutung im Watford 12AX7-Röhrentest, daß z.B. die 5751, die eine komplett neu entwickelte und verbesserte 12AX7 mit etwas weniger Gain (70%) sein soll, speziell auf Symmetrie hin konzipiert wäre. Auch bei dieser Röhre ist wohl Selektion nötig, entweder durch den Händler oder durch den Hersteller GE, der das mit der Anzahl der Sterne (bis zu 5 Sterne) aufgedruckt auf der Röhre getan hat - allerdings nur für die freie handelsware, nicht für die JAN-Ausführung der GE5751.


Das Fazit meines ersten Röhrentests: Lieber gleich auf Dr. Ferdi hören als viel rumzuprobieren (werde ich für den Phasendreher auch noch beherzigen!). Ich hab zwar nur zwei weitere Alternativen probiert und die waren auch mit als hochwertig einzustufenden Röhren. Aber auch Soundgeschmäcker sind verschieden und man glaubt (leider) erst nur das, was man selber probiert hat.
Und ich war überrascht, daß selbst ich, der ich mich nicht als Gras-wachsen-Hörer einstufe, die Unterschiede deutlich wahrgenommen habe.

(Fortsetzung der Heilungsgeschichte folgt - wahrscheinlich)


Noch eine Frage, über die womöglich viele die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden: Ich hab zum Wechsel der Vorstufenröhren den Amp immer ganz ausgeschaltet, dann gewechselt, Amp ein auf Standby zum Aufheizen, nach einer halben Minute auf "ganz ein". Das dauernde komplett-Ein/Aus kam mir auch nicht so schonend vor. Kann man Vorstufenröhren im laufenden Betrieb oder in Standby-Schaltung wechseln ohne daß der Amp schaden nimmt? (Bei Endstufenröhren würde ich das nicht machen). Was passiert, wenn man die Pins nicht gleich richtig sondern verdreht erwischt und das eine oder andere Röhrenpin schräg im Sockel den falschen Kontakt hat?

Groovigen Gruß vom neuen Philips-Fan
Kurt

Re: (Amps) Anwendungen der Röhrenheilkunde nach Dr. Ferdi

Moin Kurt,

: Das Fazit meines ersten Röhrentests: Lieber gleich auf Dr. Ferdi hören als viel rumzuprobieren

Das gilt nicht nur für's Thema Röhren. Ich werd mir den Spruch mal ausdrucken und anstelle von "Trautes heim - Glück allein" über den Herd hängen.

Gruß Falk

PS.: 2 ganz tolle W*b*r 10A150, 16 Ohm, 25 Watt zu verkaufen - gerne auch einzeln.

Re: (Amps) Anwendungen der Röhrenheilkunde nach Dr. Ferdi

Tag,

ich gebe idR nur weiter, was ich selber (teuer) ausprobiert habe. Die bezeichnung "Endstufentreiber" mag missverständlich sein, dem ein oder anderen mag "zweite Gainstufe" lieber sein. Egal wie, ich bezeichne damit die V4 des klassischen 7ender-Layouts.

Siehe hierzu zB
http://kcanostubes.com/content/newsletter_details.asp?ArticleID=5

Die Philips 12AX7-WA und die GE5751 sind für mich die besten Vorstufenröhren der Welt. Will man aber den SRV-Sound, kommt man um eine Vorstufenbestückung mit ausschließlich GEs nicht drumrum. Die GE5751 musst du unbedingt auch in V1 probieren, ich habe zZt wieder eine drin (Normalkanal des Twins - im Leadkanal, MKIIc mod, sitzt eine Philips).


Und ich wechsele Röhren im Standby-Betrieb, allerdings mit Handschuhen.

Und Danke für die Blumen. Ich bin Lob nicht gewohnt, muss am Job liegen.

cu, ferdi