Hi Harvey -
: Ansonsten kenne ich überhaupt keine Gitarristen, die "Slide-Lead" in NORMALSTIMMUNG spielen.
Sonny Landreth erzählte mal in einem Interview (ich glaub' Guitar Player war's), das er ursprünglich nur Standard Tuning zum Sliden benutzt hat, da er zu faul zum Umstimmen war.
Tatsächlich gibt es garnicht so wenige Gitarristen, die auf "normalem" Tuning hier und da mal ein Solo mit dem Bottleneck gespielt haben. Im Falle von Solo/Singlenote Lines ist das auch relativ unproblematisch. Spannend (aber eben auch manchmal nervend, wegen der anfänglichen umdenkerei) wird's dann, wenn's akkordisch wird und der Bottleneckspieler schnell an seine Grenzen im Standardtuning gerät (wobei nicht jeder Sonny Landreth ist, der zB gern mal sowohl vor als auch nach dem Bottleneck greift ... eine Technik, die er laut Interview noch zu seinen Standardtuning Zeiten entwickelt hat, und mit Opentunings zur Meisterschaft ausgebaut hat). Andere Gitarristen, die noch "fauler" als Landreth sind (zB. meiner einer) entscheidet sich dann, der Einfachheit halber, zum Sliden ausschließlich Opentunings zu benutzen. Bei mir gings sogar noch einen Schritt weiter: Ich spiele, auch für nicht-slide-Geschichten, inzwischen nur noch Opentuning.
Das birgt natürlich mindestens genausoviele Nachteile wie Vorteile. Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und wenn plötzlich der gute alte E-Dur Akkord nicht mehr da liegt, wo er früher einmal war, und das geliebte Shredder-Lick nur noch unter Riskiko eines Bandscheibenvorfalls zu spielen ist, dann tut man sich erst mal schwer, sich von E-A-D-G-h-e zu verabschieden. Da ich mich aber eh mit meinem Personal-Shredder-Lick (war eh nur die klassische Bluestonleiter) selbst langweilte und es mir schon immer ein Dorn im Auge war wie man E-Dur greift, war in meinem Fall die Umstellung garnicht soooo schlimm (abgesehen davon, war mein erstes Opentuning ein Open E - look, ma, no hands :-)).
Inzwischen möchte ich auch garnicht mehr auf's normale Tuning zurückkehren. Allein die Möglichkeiten abstrusester Chord-Konstrukte (deren Namen ich nicht einmal im Drogenwahn aussprechen könnte) möchte ich nicht mehr missen.
: Hat jemand ein paar Hör-Tips ? Best Slide-Soli of all times ? Best of Slide-Shred ?
Ich muß gestehen, ich spiele zwar viel Slide, aber meine CD Sammlung ist eher slidefreie Zone. Aber so geht mir das auch mit "Rock". Richtig klassischen Hau-Wech-den-Dreck Rock, a la AC/DC hab' ich zB auch so gut wie nichts in meiner Sammlung (obwohl ich mit einer meiner Bands genau in die Kerbe schlage). Trotzdem mal der Versuch ein, zwei kleiner Anspieltipps:
-Junior Wells | Come on in this House
u.a. mit Corey Harris, Alvin Hart, Sonny Landreth, Bob Margolin, John Mooney, Derek Trucks. Die Gitarren/Slidearbeit auf der Scheibe ist durchgehend vom Allerfeinsten.
-John Mooney | Dealin' with the Devil
Son House's texanischer Ziehsohn, live, solo, rauh und ebenso Allerfeinst. Wobei mir Mooney solo besser gefällt als mit seinen Bandaufnahmen. Er kommt allein einfach rauher und stärker rüber.
-David Lindley El Rayo X | El Rayo X Live
Einfach eine tolle Spaß-Live-Scheibe.
-Tronzo/Gabrels | Night in Amnesia
Schräg, schräger, am schrägesten. Nicht wirklich das, was man einem Diehard Blues Fan zu Weihnachten unter den Christbaum legen sollte, aber spannende Musik von einem der abgedrehtesten Slidegitarristen ever (Tronzo) und Gabrels (König der Geräuschemacher, der im Gegensatz zu Adrian Belew sogar noch ein unglaublich guter Techniker ist. Dafür ist Belew einfach der beste gitarrespielende Schlagzeuger ever).
-North Mississipi Allstars | Shake Hands with Shorty
Rein spieltechnisch sicher eher unspektakulär, aber dafür groovt es wie Sau und als Klangfarbe ist das dargebrachte Bottleneckgeschrammel einfach mehr als passend. Ich hab' selten, in den letzten 10 Jahren, soviel Spaß beim hören einer Platte gehabt, wie bei dieser.
Auf Platte eher enttäuschend, aber dafür Live ein Erlebnis: Dave Hole, aus Down Under. Das gleiche gilt für Eric Sardinas. Platte eher gepflegtes Mittelmaß, aber Live ein Orkan auf der Dobro. Ich hab' ihn mal in einer Sportbar nach der NAMM Show in Anaheim gesehen, und bin nach dem Gig ähnlich geplättet gewesen wie nach dem ersten SRV Gig in der Hamburger Fabrik. Leider war Sardinas zuletzt als Support von so'm Frickelkönig unterwegs, und ich hab's einfach nicht übers Herz gebracht mir das anzutun. Sollte er mal Solo unterwegs sein: Unbedingt anschauen.
Und zu guterletzt dann doch noch ein Plattentipp als "Must have!!" Tipp:
Der Mann heißt Junior Brown und spielt meist eine obskure Doubleneck Telecaster mit Lapneck und Sixstring-Normal Hals. Technisch ist er far beyond believe. Ob nun Chicken Pickin', Bottleneck oder Lap ... "genial" wäre reichlich untertrieben. Und so klasse wie Junior Brown spielt, so begnadet ist sein Humor (eine Eigenschaft die gerade im Country/WesternSwing Umfeld sonst eher vermißt wird. Titel wie "My Babe thinks you're dead" oder "Hillybilly Hula Gal" sagen da schon alles. Zumindest die "Guit with it" und die "Semi Crazy" von Junior Brown sollte in keiner gepflegten Bottleneck/Lap/Country und Western-Sammlung fehlen.
slide on ...
bO²gie
: p.s. : Was heißt noch mal NP? Noch ne Platte ?
Noch'n Pils?