Re: P.A.F.-Vergleichstest in der aktuellen G&B


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von burke vom Januar 26. 2005 um 17:36:40:

Als Antwort zu: Re: P.A.F.-Vergleichstest in der aktuellen G&B geschrieben von LoneStar am Januar 26. 2005 um 16:50:25:

Moin,

nach Deiner Theorie wären dann NoName und zB Häusel gleich "billig" wenn die Produktionsstätte nicht eingeht?
Rein vom Material ist da wohl nicht besonders viel Unterschied. Wie präzise und konstant da gearbeitet wird, das dürfte schon unterschiedlich sein. Kupferdraht bleibt Kupferdraht, da passiert nix spektakuläres. Das _bisschen_ mehr in PUs (Kunststoffe, Magnete/ Polepieces, Baseplates, Anschlußleitungen inkl. Isolation etc) bewegt sich in Spannen, wo vielleicht 2 Dollar statt 50 Cent bezahlt werden. Immerhin das Vierfache, aber sicherlich kein alleiniger Faktor für die enormen Preisspannen.

Wenn das so ist, dann können Seymour Duncan, L.Fraylin, Häusel und Konsorten in den Tisch beissen vor Lachen...
...wenn sie ihre Kosten nicht hätten, sicherlich. Aber eine kleine Klitsche in den USA mit fachlich ausgebildetem Personal ist nun mal kapitalintensiver als ein Großbetrieb in Tschiina, bei dem nur auf eine Maschine aufgepaßt wird. Eine "Sozialversicherung" in Asien fließt sicherlich nicht so relevant in den Warenpreis, wie bei einem Kleinbetrieb in den US of A.

Zum Holz: die Pickups können nur das aufnehmen was sie "anschwingt"
Richtig. Aber unmittelbar "schwingen nur die Saiten an". Nur diese bewegen sich im Magnetfeld der PUs hin- und her, und nur dadurch entsteht ein elektrisch induziertes Signal. WIE die Saiten schwingen, das wird sicherlich vom Holz mitbeeinflußt (Stichwort Resonanzen). Aber das passiert nur mittelbar. Da gibts nix zu rütteln. Daß es gerade diese "kleinen" Unterschiede sind, die das Musikerohr erfreuen, ist rein technisch von geringerer Bedeutung und geht mehr in den Bereich ästhetisches Empfinden - und das ist höchst subjektiv. Da können kleine Veränderungen als enorm empfunden werden.

Das Problem ist, heute sind Seriengitarren insgesamt so schlecht, das sie eigentlich eine gleiche schlechte Qualität bieten (was ansich gut wäre wenn schlechte Gitarren brauchbar wären)
Ehrlich gesagt bin ich bei hier erhältlichen Seriengitarren die man sich leisten kann, oft überrascht, wie gut die sind (zB Yamaha). Seriengitarren im ähnlichen Preisrahmen waren da doch bedeutend schlechter (Hertiecaster?!). Allerdings finde ich hochpreisige Serien(!)-Gitarren stellenweise richtig schlecht (Fender CS, Gibschon). Da zahlt man tatsächlich beim Gitarrenbauer weniger und geht mit einer besseren Planke nach Hause. Aber das ist ja bekannt.

belegen lässt sich das mit Pickup-Tausch. Normalerweise müssten nach Deiner Theorie auch schlechte Gitarren mit "guten" Pickups besser werden !
Nee, aber anders. Vorausgesetzt, die Pickups sind technisch auch verschieden genug. Wenn alle ähnlich herstellen, also mit ähnlichen technischen Daten, wird man auch kaum Unterschiede hören.

Genauso kannst Du eine sehr gute (Holzbassis) Gitarre mit Pickups nicht viel verschlechtern oder eben nur minimal verbessern
Das mag sein, aber wenn man weiß, wie ein PU funktioniert, kann man viel verändern. Man kann an der kapazitiven Belastung was machen und die Resonanzspitze verschieben. Man kann die Resonanzüberhöhung verändern (all das klingt recht drastisch). Man kann allein mit Potis und Kondensatorwerten gravierende Unterschiede rausholen, wenn man in das technische System Pickup="gedämpfter Schwingkreis und Tiefpaß" eingreift.

Ob das geschmacklich "besser" wird, das ist gar nicht Gegenstand meiner Ansicht (das haut einfach nicht hin; jeder hört anders). Hier ist viel zu viel Emotion im Spiel. Rein objektiv und technisch passiert nicht viel Spektakuläres. Aber darum geht es beim Musikmachen ja eigentlich nicht. Wenn jemand durch Gitarre X mit Tonabnehmern von Y über Amp Z besonders inspiriert wird - dann ist das ja alles legitim (und es ist so viel Wert, wie man bereit ist, dafür zu investieren).

Schlecht finde ich allerdings, daß technisches Unwissen/ Unverständnis gerne mißbraucht wird, weil man eine Menge Reibach damit machen kann, wenn man gezielt emotional manipuliert (siehe HiFi "HiEnd").

Wenns allein um (objektive) Soundunterschiede geht, traue ich eh keiner Aussage ohne blinden A/B-Test mehr. Insofern finde ich die "Testmethode" des bereits erwähnten Blättchens wenig aussagekräftig (auch die WAV-Files).

Daß das beim emotional-schöpferischen Prozeß des Musizierens wieder ganz anders aussehen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Gruß
burke


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.